eigentlich ist das gerade im Elektronischen Bereich ziemlich gängig. Heute vielleicht nicht mehr so sehr, da Plugins schon sehr kaputte Sounds bzw. auch Bitcrusher etc. bieten, aber als die Techno Welle losging, hat man sehr oft Synths durch Pedale geschickt
Das gab's schon
lange vorher und nicht nur mit Synthesizern.
Jean Michel Jarre hat seine berühmten Strings gespielt auf einer Heimorgel, einer Eminent 310 Unique. Als Stereo-Banddelay hat er zwei Revox B77 verwendet und das Band von der einen Maschine (die aufnahme) zur anderen (die abspielte) geführt. Die Delayzeit wurde geregelt über den Abstand, in dem die beiden Maschinen zueinander standen. Die berühmten Schwebungen kamen von einem Electro-Harmonix Small Stone, der da wohl sein wichtigstes Einsatzgebiet gefunden hat. Ich hab selbst zwei von den Dingern und kann im Gegensatz zu Jarre gar nicht Gitarre spielen. Wahrscheinlich sind längst mehr Small Stones in Elektroniker- als in Gitarristenhänden.
In "Oxygène 4" (wo er auch die obigen Tricks angewendet hat) hat er den sitarartigen Leadsound mit einem frühen hybriden Additivsynthesizer erzeugt, einem RMI Harmonic Synthesizer, den er heute noch hat. Der lief durch eine Electro-Harmonix Electric Mistress der ersten Generation, die ziemlich anders klingt als die Deluxe- oder Stereo-Versionen – leider, denn diese Version wurde nicht mal zwei Jahre gebaut und ist inzwischen eine Rarität.
In Deutschland haben Keyboarder in Krautrockbands noch ganz andere Tretminen verwendet, als Phaser beispielsweise den Gerd Schulte Compact Phasing A, der besonders auch durch sowohl die Düsseldorfer (Kraftwerk) als auch die Berliner Schule (Tangerine Dream, Klaus Schulze) so populär wurde, daß es mindestens zwei Nachbauten gibt (Mode Machines KPR-1, Jürgen Haible Krautrock Phaser).
Tony Banks von Genesis wollte immer ein Rhodes. Es reichte aber nur für ein RMI Electra-Piano. Weil das fürchterlich dünn klang, jagte er es durch eine Unzahl an Gitarrentretminen, bis der Sound einigermaßen passabel war.
Als Florian Schneider-Esleben bei Kraftwerk anfing, war er besonders dafür bekannt, daß er seine Querflöte abmikrofonierte und durch ein buntes Bouquet an Tretminen spielte. Bei Kraftwerk selbst passierte das herzlich wenig, wenn überhaupt; da stieg er auf Vollelektronik um bzw. spielte auf der
Autobahn Quer- und Blockflöte (!) noch clean.
Timmy Thomas spielte sein Demo von "Why Can't We Live Together" zu Hause mit einer Hammond B3 und als Klopfgeist einem Maestro Rhythm King ("Funk Box" —
Sly Stone) ein. Beide liefen über einen Gitarrenamp. Zum Anfetten hing dann auch noch eine mir unbekannte Zerre dran, die er bei den kurzen minimal-instrumentalen Zwischenspielen einschaltete, die dann natürlich sowohl die Orgel als auch das Rhythmusgerät verzerrte. Thomas wollte eigentlich das Stück bei einer Plattenfirma richtig professionell von Studiomusikern aufgezogen haben, aber die Leute von der Plattenfirma fanden sein Demo so rattenscharf, daß sie es so, wie es war, in Vinyl preßten.
Jon Lord von Deep Purple hat seine C3 auch in der einen oder anderen Nummer (vor allem "Black Night") knallhart übersteuert gespielt.
Das war alles noch vor 1980.
Martman