also ich muss sagen,
der S 90 XS hat in meinen Augen keine Chance gegen das RD700GX
Beim Testspielen am Kopfhörer hören sich die Sounds des S 90 XS / Motif XS besser an als auf dem Roland.
aber im Live Einsatz muss man sagen, dass der RD 700 GX eindeutig die Nase vorne hat.
Die Preset-Sounds klingen bei weitem nicht so synthetisch wie die des S 90 XS.
Außerdem ist beim RD 700 GX die Bedienung eindeutig besser.
Besitze eine Kombination aus RD 700 GX und Motif XS 7 und werde die auch nicht so schnell hergeben
Da muss ich als rd700gx Besitzer jetzt auch etwas sagen:
Der s90xs ist durchaus vergleichbar mit einem rd700gx. Zu sagen das der s90xs keine Chance hat, finde ich weit, weit übertrieben.
Ich nenne mal ein Paar Dinge, die mir am Roland sehr negativ auffallen:
1. Speicherplatz ist auf jämmerliche 100 Plätze begrenzt. Ich erstelle mir 1 oder mehrere Setups für einen Song und 100 ist zu wenig. Roland lebt - was Speicherplatz angeht - immer noch in der Zeit wo Bill Gates meinte das Computer nie mehr als 640 Kilobyte an Speicher brauchen werden.
S90xs bietet das Fünffache!
2. Sounds: ist subjektiv. Viele Sounds am rd sind super, natürlich und druckvoll. Insgesammt aber gibt es auch unverzeilich dünne Sounds. Die akkustische Gitare ist ein Witz. Der Tropetensound auch. Überhaupt ist die Soundauswahl im Vergleich zum S90XS sehr dünn. Gerade die von mir erwähnten Einzelsounds klingen synthetisch weil sie viel zu kurze Samples haben. Der Yahama basiert rundum auf einem großen Samplespeicher. Der RD hat eine Auswahl von sehr guten Samples für Pianos, Streicher, einige Bläser, Voices, und der Rest ist dann durchschnittliche bis unterdurchschnittliche GM Qualität.
3. Editieren
Da liegen Welten zwischen Beiden:
Beim RD ist man auf ein Paar Parameter beschränkt. Klar, ist keine Workstation. Das heißt aber nicht, das ich nicht über die 5 Parameter manchmal hinausgehen will oder muss, um den Sound zurechtzubiegen. Yamaha bietet Editing bis zum Samplinglevel. Wie kommt z.B. Roland auf die blöde Idee, das ich beim Akkordeon oder Mundharmonika Sound bei Betätigung der Modulation über den Pitchbender einen Vibratoeffekt will? Eine wahartige Filtermodulation wäre da viel natürlicher. Lässt sich beim s90 einstellen. Beim RD eben nicht. Habe mir 2 Expansionboards für den RD gekauft mit denen ich jene Sounds abdecke, die sich im s90xs werkseitig befinden. Diese kann ich überhaupt nicht editieren. Da ist z.B. ein Sound, der Pseudostereo ausgelegt ist. Es werden 2 verschiedene Samplevariationen für den rechten und den linken Kanal verwendet. Klingt zu Hause im Studio gut, auf der Bühne, wo die Boxen mehr als 15 Meter auseinander gelegt sind völlig daneben. Und keine Möglichkeit das zu beheben weil der RD nicht editierbar ist. Nicht mal über Software.
4. Funktionalität
Da macht sich Roland eine Ehre und verpatzt wo immer es möglich ist. Einzelsounds vom USB Stick laden? Fehlanzeige. Effekte von einem Sound zum anderen kopieren? Fehlanzeige. Echtzeitsteuerung von Effekten? Völlig undurchsichtig implementiert und im Manual gar nicht richtig erklärt. Ich weiß immer noch nicht welchen Effekt der Poti verändert, da jeder der vier Sounds im Setup einen veränderbaren Parameter hat, und das lässt sich nicht mal abstellen. Welcher spricht nun auf das Regeln des Potis an? Wird im Handbuch nicht erklärt. Zudem, die Veränderung von Parametern bei Effekten mit einer Modulationsquelle ist völlig idiotisch gelöst. Wenn ich z.B. den Effektanteil von Reverb über eine Schwellpedale regeln will, dann verändert sich beim Betätigen der Pedale der ganze Wert von 0 bis 100%. Das heißt, wenn die Pedale nicht getreten wird, gibt es keinen Reverb, und wenn ich die Pedale vollständig öffne, schwimmt der Sound in einem Hallmeer. Völlig unakzeptabel, denn im Livebetrieb kann ich nicht noch darauf aufpassen, ob ich die Pedale einen halben Zentimeter zu viel gedrückt habe. Logisch wäre es, wenn ich den Prozentanteil zwischen gedrückt und nicht gedrückt wählen könnte. Würde dan z.B. folgendes heißen: bei einer Wahl von z.B. 50% würde es bedeuten, dass bei nichtgedrückter Pedale der Reverbanteil z.B. 20% ist wenn ich das so voreingestellt habe, und beim vollständigen öffnen der Pedale um 50% Erhöht wird - also auf 30%. Das würde Sinn machen.
5. Allgemeine Daten
Wenn man die Instrumente miteinander vergleicht, sieht man auch bei den Features ganz klare Unterschiede. Der interne Speicher beim S90XS beträgt 192 Mb. Beim Roland sind es wiederum stolze 4Mb. Alle Samples die ich während meiner Show beim RD vom USB Stick abfeuere würden problemlos in den Speicher des S90XS passen. Die Effekte sind beim Yahama zahlreicher da jeder Part neben zwei Inserteffekten auch einen eigenen Part EQ hat. Die Zahl der Arppegios ist auch ungemein größer als die beim RD.
Ach ja, die Arpeggios im RD sind ein ganz besonderer Leckerbissen: die melodischen Patterns unterscheiden nicht zwischen Dur und Moll, egal welchen Akkord man drückt! Sehr musikalisch.
Einfache Bedienung ist für diesen Instrumententyp sicher ganz wichtig, aber ich würde sagen, das der S90XS da im Vergleich zum RD700GX rundum die Nase klar vorne hat. Das werden vor allem jene merken, die neben Piano auch weitere Sounds verwenden. Wer nur 2-3 Pianosounds auf der Bühne verwendet, der braucht weder den S90XS noch den RD700GX. Da bieten beide Firmen alternativen (P-Serie bei Yamaha oder FP-Serie bei Roland).
Mein Fazit:
Der RD700GX ist eine kosmetische Aufputschung des Vorgängers. Sicherlich besser als der Vorgänger, aber die Tatsache, dass Roland über drei Generationen hinweg den Speicherplatz nicht um eine Location aufgebessert hat, sagt mir ganz klar wie bühnenfremd die Entwickler bei Roland sind. Außerdem ist mir die Marktpositionierung des Instrumentes völlig unklar. Es ist weder ein reines, klassisches Stagepiano mit 12 Supersounds, noch ist es ein richtig editierbarer Synthesizer. Die Erweiterbarkeit des Instrumentes durch Expansionboards ist ebenso fraglich. Der RD Besitzer zahlt dasselbe Geld für die Erweiterungen wie der Fantom X Besitzer, der RD Besitzer bleibt aber auf den werkseitig programmierten Patches für immer und ewig sitzen.
Der S90XS wird als Synthesizer vermarktet, besonders auf die Liveperformance zugeschnitten, und diese Aufgabe erfüllt das Instrument auch ganz klar.