Hier mal ein Review des Montage:
http://www.keyboardmag.com/gear/1183/review-yamaha-montage/57488
Erfreulich: Faders als Drawbar; Leslie leider immernoch auf Motif-Qualität.
Dennoch ließt sich das schon sehr verheißungsvoll.
Das liest sich so verheißungsvoll, weil es einer der hoffnungslos schönfärberischen Art von Artikeln ist, die das Magazin Keyboards so berüchtigt gemacht haben: als Industrie-abhängige Lobhudel-Zeitschrift, deren "Testberichte" zwar immer einige interessante Informationen aus den jeweiligen Firmenprosekten und Werbekampagnen haben, aber ansonsten offenkundig keinem anderen Zweck dienen, als den Musikindustrie-Umsatz von Keyboards zu hypen, um selbst am Leben zu bleiben. Als Abbonent dieses Blättchens lese ich inzwischen nur noch die Artikel, die sich aufs Musikmachen (Workshops, Interviews etc.) beziehen.
Stephen Fortner, der als Chef diesen Artikel rausgehauen hat, schreibt hier mal wieder völlig kritikunfähig und unbedarft unterhalb jedes Standards für guten Journalimsus vor sich hin. Ein Beispiel von vielem, was man in diesem Artikel nennen könnte: Da wird als einziger Vorgänger für seamless sound switching allen Ernstes nur Kurzweil genannt, als ob nicht Roland (unvollkommen) und Korg (sehr gelungen) es seit vielen Jahren ebenfalls längst vorgemacht hätten. Und anstatt ehrlich zu schreiben, dass es höchste Zeit war, dass Yamaha als letzter von den Großen hier endlich mit erheblicher Verspätung nachgetrottet kommt, wird einfach frech behauptet, sie hätten es als erste (im Gegensatz zum einzig erwähnten Kurzweil) richtig smooth gemacht. Kompletter Unfug: das (richtig smooth) macht der Kronos seit fünf Jahren.
Weiter: die eklatanten Schwächen des Motif-Orgelklanges (der nicht nur ein schwaches Leslie hat, sondern auch sonst mit dem Klang und der Flexibilität guter B3-Clones nicht annähernd mithalten kann) werden allen Ernstes schöngeredet zu: man müsse nur ein besseres Leslie dranhängen, dann könne man den kompletten speziellen B3-Bedarf ganze Abende lang überzeugend von hier aus bedienen.
Weiter: das nicht bestreitbare schmerzliche Fehlen weiterer Engines neben AWM2 und FM (VAs, B3 etc.) wird mit einer Nebenbemerkung und der schwachsinnigen Behauptung abgetan, der Soundvorrat des Montage sei so universell, gutklingend und modulierbar, dass die fehlenden Soundengines überhaupt nicht fehlen würden.
Weiter: über motion sequencing wird ahnungslos dahergeschwafelt, als wäre es Raketenwissenschaft und als gäbe es nicht längst Karma, Vector-Joysticks und wave-sequencing im Verbund. Insgesamt labert Fortner rum, als hätten die Yamaha-Leute jede ihrer vom Kronos abgekupfterten Ideen (Setlist-Funktionalität, wirklich smoothe Soundtransition, Karma im Verbund mit vector-controlling etc.) gerade strahelnd neu erfunden.
Und dann wird es richtig lächerlich: die modulierten Klänge werden als völlig neue Evolutionsstufe von Sounds angepriesen, wie sonst nur eine ganze Reihe von parallel laufenden Omnispheres(!) erzeugen könnten, bei denen "gleichzeitig Brian Eno, Deadmau5, und John Williams über die Schulter in das eingreifen" würden, was geschieht.
Ich weiß nicht, was Stephen Fortner nimmt, aber das möchte ich unbedingt auch.
Als erstes und wichtigstes von zweieinhalb überhaupt noch auftauchenden Mankos taucht im Fazit dann allen Ernstes auf: keine Möglichkeit, Benutzer-Arpeggios am Gerät zu erstellen! Und über das eklatante Fehlen jeder nützlichen der Rede werten Sequencer-Funktionalität heißt es sofort beschwichtigend: "Einige" User könnten das "vielleicht" vermissen. Natürlich fällt hier kein einziges Wort über das Hammer-Gewicht und die völlig unhandlichen Maße der 88er.
Abgerundet wird diese ganze schleimende Vanille-Soße dann noch von völlig übertriebenen globalen Soundqualitäts-Behauptungen, die man in mehr als einer Hinsicht nicht unbedingt nachvollziehen kann.
Sorry, aber einen solchen Artikel kann man getrost ungelesen in die Tonne kloppen, wenn man sich wirklich über Stärken UND Schwächen eines Gerätes informieren möchte. Diesen "Testbericht" hätte man auch direkt bei der Yamaha PR-Abteilung beziehen können. Gäbe es nur die Testberichte, würde ich kein Keyboard-Abo aufrechterhalten.