Ich wäre nämlich für mich sehr viel einfacher, wenn ich meine Gitarre nicht aus mehreren Exemplaren raussuchen müsste, weil sie doch alle gleich klingen.
Wenn du weißt, wie sehr du den Klang einer Seriengitarre durch die richtigen Einstellungsarbeiten, auch dem Feilen des Sattels oder einem Tausch der Brücke, beeinflussen kannst, suchst du beim gleichen Modell zwangsläufig nur noch nach Optik, Gewicht und Verarbeitungsqualität aus.
Dass man darauf Vertrauen kann, hat auch viel damit zu tun, wie oft man selber Setups durchgeführt und Bünde abgerichtet hat. Es schadet auch nicht, schon einmal Potis getauscht zu haben und sich darüber bewusst zu sein, wie man mehr Höhen in den verstärkten Klang bekommen kann, ohne gleich die Pickups zu wechseln.
Die Gitarren klingen verstärkt immer noch anders? Sicherlich, lässt sich schon aufgrund der Toleranzen der Hardware nicht ganz vermeiden, aber wirklich radikal anders, vielleicht sogar deutlich schlechter bis unbrauchbar?
Wieviele Gurken mögen da unterwegs sein, die eigentlich nur den Einsatz von Feilen, Inbusschlüsseln und Schraubenziehern brauchen und keine verdrehten Hälse, lockere Bünde oder falsch montierten Brücken oder sogar Hälse haben?
Darüber hinaus kann man sich anhand der verschiedenen Gitarrenmodelle, aufgrund der unterschiedlich verbauten Pickuptypen, Pickuppositionen, Brückentypen, durchaus für bestimmte Klangfärbungen entscheiden, wenn das erwünscht ist. Ich hatte schon desöfteren das Beispiel Les Paul vs. SG mit den unterschiedlichen Pickuppositionen gebracht, ähnlich verhält es sich bei Humbuckern gegen Mini-Humbucker oder P90. Eine grobe Sustainvorauswahl kann man anhand des Bodys (solide oder nicht) und der Brückentypen treffen. Hier kommt übrigens der Prof ins Spiel, der sich einmal die Arbeit gemacht hat, die Brückenkonstruktionen bezüglich Resonanzfrequenzen genauer unter die Lupe zu nehmen und dabei u.a. feststellte, dass die getestete Strat ein längeres Sustain als die Les Paul hatte..
Oder keine Kondensatoren tausche, weil das sowieso nichts bringt.
Wenn man aber selbst andere Erfahrungen gemacht hat, die den von dir genannten vermeintlichen "Beweisen" widersprechen, was soll man dann deiner Meinung nach tun?
Es spricht nichts dagegen Kondensatoren zu tauschen, wenn es dir Spass macht. Dafür Unsummen in die Hand zu nehmen und den Tausch vielleicht sogar machen zu lassen, ist zwar fragwürdig und Seitens des Anbieters Geschäftemacherei, aber wenn's ein Hobby ist und man relevante Unterschiede wahrnimmt (oder das zumindest glaubt, weil man es unzählige Mal gelesen hat)...
Es spricht bezüglich der Erfahrung aber hoffentlich auch nichts dagegen, sich wenigstens einmal zu überlegen, ob man wirklich 1:1 Vergleiche gemacht hat (mit Loops und Vorher/Nachher-Tonaufnahmen), bevor man anschließend von großen Unterschieden berichtet, die man wahrgenommen haben will. Findest du nicht?
Einfach die günstigere der beiden Gitarren des gleichen Modells aus der gleichen Baureihe kaufen, obwohl der Klang einem schlechter gefällt als beim 200 Euro teureren Exemplar (verschiedene Anbieter mit verschiedenen Preisen)?
Was spricht dagegen, das teurere Exemplar zu nehmen und sich z.B. oben Genanntes (Setup und weitere Arbeiten) vorab zu ersparen? Nichts. Ich war auch noch nie jemand, der von hochpreisigen Gitarren abgeraten hätte, wenn die Technisch in Ordnung sind, optisch und haptisch gefallen und derjenige Käufer dafür keinen Kredit aufnehmen muss, warum denn nicht? Ob der Klang den Preis rechtfertigt, ist ein Feld für Blindtests, der Klang alleine immer noch Geschmackssache.
Einen Amp, den man komplett mit teuren Sozo Kondensatoren ausgestattet hat, nicht wieder auf andere Kondensatoren umrüsten, wenn er mit den Sozos leider nicht die erhoffte klangliche Verbesserung erfahren hat, sondern im Gegenteil damit einfach mies klingt?
Das ist Psychologie: Wie oft mag es vorkommen, dass das teuer Gekaufte als etwas schlechteres erkannt wird und das sogar offen zugegeben wird?
Darf das Billige überhaupt gut klingen - und wenn ja, wie gut im Vergleich zum Teuren?