Glücklicherweise ist die Welt der Musik bunt und vielfältig.
An den jeweiligen Borniertheiten, die es in jedem Bereich gibt, der mir aber gerade unter Musikern besonders verbreitet scheint und mit gehöriger Sturheit betrieben wird (das geht von den Glaubenskriegen über Röhre vs. Transe bis hin zu so urdeutschen Spaltungen von Kunst vs. Handwerk / songwriting vs. covern, Spaß vs. Professionalität oder dem beliebten Ballern von Gitarristen und Sängern gegenüber Bassern, drummern und keyboardern bis hin zum Aufbau von Scheinwidersprüchen wie Technik vs. Kreativität / Können vs. Genie), mag ich mich nicht beteiligen.
Zu der bunten und vielfältigen Welt der Musik gehören für mich auch Bands und Musiker, die von Theorie keine Ahnung hatten/haben (dazu zähle ich grob den Bereich Blues und etliches aus dem Rockbereich) und dennoch sowohl erfolgreich wie auch stilprägend waren, dazu kommt eine Haltung, wie man sie im Punk findet oder in den Zeiten, als die Stooges groß waren oder Musiker, die nicht durch ihre musikalischen Techniken glänzen wie etwa die Neil Young, Lou Reed oder meinethalben Bob Dylan.
Die brauche ich doch nicht zu verachten, bloß weil es ebenfalls Musiker wie Zappa, die Beatles oder die Prog-Rock-Bands oder Jazz-Größen gibt, die ausgewiesene Virtuosen und Techniker waren/sind, sich in der Musik-Theorie auskennen und ausgesprochen Komplexe Werke geschaffen haben.
Und die brauche ich auch nicht auszuspielen gegen versierte Musiker, die ein Publikum gekonnt mit covers unterhalten und begeistern, zum Tanz aufspielen, dem Affen Zucker geben oder in einer Kneipe oder Bar für eine prima Atmosphäre sorgen.
Und ich habe noch nie begriffen, warum "handgemachte" Musik einer Band per se besser sein soll als wenn sich Leute zu Hause in Mike Oldfield-Tradition hinsetzen und Techno-, Ambient- oder House-Musik machen.
Soll sich doch jeder aus dem Bereich bedienen, der ihm zusagt und sich in dem Bereich aufhalten, der ihm wohltut, Ich würde die Mukke, die ich vor 20 Jahren machte, heute nicht mehr machen, aber ich schäme mich dafür auch nicht und jeder Nachwuchsmusiker soll sich ausprobieren, wo und wie aucher immer er oder sie will. Sucht sich ja auch jede/r aus, wem er oder sie zuhören mag oder auch nicht. Jeder trifft da seine Entscheidungen und als ich nach aufmerksamen Ausflügen in die Welt der Profi-Musik(er) die Entscheidung getroffen habe, dass Musik nicht mein Beruf werden soll, war das meine Entscheidung, die ich im Übrigen nie bereut habe. Andere treffen andere Entscheidungen, machen andere Erfahrungen und werden damit zu leben wissen.
@ zum threadersteller:
Versuch macht kluch ... mal Erfahrungen zu sammeln, wie es ist, für Geld ein Repertoir zu spielen, was beim Publikum ankommt, ist aus meiner Sicht das verkehrteste nicht. So entscheidet es sich fundierter und wer weiß, was sich daraus ergibt.
Dem Musik-Projekt oder der Band, mit der man eigene Sachen macht, die genau das eigene Ding sind, einen anderen Namen zu geben als der Band, mit der man ein Publikum unterhält macht Sinn - der Unterschied hilft auch der eigenen Klarheit.
Ansonsten: Ob´s Dein Ding ist oder ob Du das Gefühl hast, Du verrätst Deine Seele, ist etwas, was nur Du für Dich entscheiden kannst. Das kann Dir die Band oder können Dir Deine Mitspieler nicht abnehmen. Allerdings ist es sinnvoll, mit denen zu sprechen und denen zu sagen, ob Du es prinzipiell nicht machen willst oder ob Du es erst mal ausprobieren und dann schauen willst oder was auch immer. Klarheit und Transparenz bilden die Basis von Vertrauen, Respekt und Zusammenarbeit - und das sollte, wie immer Deine Entscheidung aussieht, zur Geltung kommen.
Mit herzlichen Grüßen
x-Riff