Wiedereinstieg - Wie vorgehen?

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Hallo Ihr!

Mich hat aktuell wieder die Lust am Klavierspiel gepackt und ehe ich mich wieder verrenne und frustriert alles hinschmeiße, frage ich mal hier nach euren Ansichten und Tipps :)

Kurz zur Vorgeschichte: Ich bin 34 Jahre alt. Ich habe vor 6 Jahren Klavierunterricht gehabt für zwei Jahre. Im ersten Jahr habe ich jeden Tag gespielt und bin schnell vorangekommen. Es gab zwar Schwachpunkte, wie etwa hauptsächlich aus dem Gedächtnis spielen und wenig vom Blatt, aber an sich hat es ganz gut geklappt. Dann ist das mit dem jeden Tag spielen eingerissen und im zweiten Jahr wurde mein Fortschritt sehr, sehr langsam. Ein Grund war natürlich mangelnde Diszipin, aber der Hauptgrund war der: Ich hatte irgendwie keine Ahnung, wie ich weiter vorgehen sollte oder wollte (ich habe "Klavierspielen - mein schönstes Hobby" Band 1 komplett durchgearbeitet, Band 2 etwa ein Drittel oder die Hälfte).

Meine Anforderung, bzw. das, was ich mir vom Klavierspielen erhoffe, lässt sich etwa so zusammenfassen:
Ich möchte durchaus ein paar klassische Stücke spielen können, habe allerdings nicht den Anspruch, komplexe, anspruchsvolle Klassik-Stücke herausragend herunterzuklimpern. Vielleicht packt mich irgendwann mal der Eifer, aber bis dahin bin ich mit Stücken wie "Für Elise" oder der Mondscheinsonate zufrieden. Darüber hinaus möchte ich das Instrument aber auf jeden Fall auch zum "Selbstausdruck" benutzen, und genau da hadert es (und da kam ich auch damals nicht so recht voran). Auch hier muss es kein absolutes Top-Level sein, was Klavierskills angeht. Aber wenn ich etwas eigenes gespielt habe, lief es meistens darauf hinaus, dass ich ein paar Standard-Akkorde (etwa Am - F - C - G) gespielt habe und dazu eine Melodie improvisiert habe. Für durchdachte Akkordfolgen, schöne Begleitharmonien (ich singe auch sehr gerne) oder aufwendigere Stücke hat mir da immer das notwendige Know-How gefehlt. Wie gesagt, auch hier will ich kein Mozart sein - aber ich denke an Stücke wie "Zzyzx Rd." von Stone Sour, "Home" von den Foo Fighters, "Walking in Memphis" von Marc Cohn, "Le Onde" von Ludovico Einaudi - wenn ich die Noten dazu habe, kann ich diese Stücke spielen (wenn auch mit etwas Übung, nicht flüssig vom Blatt) - aber wie komme ich dahin, solche Sachen irgendwann einmal selbst zu schreiben?

Natürlich lautet die Antwort "durch Übung". Aber um mal Vince Lombardi zu zitieren: "Practice does not make perfect. Perfect practice makes perfect!" Genau hier ist m.M.n. der Punkt, weshalb ich damals das Handtuch geworfen habe und mein Übungseifer eingerissen ist - ich habe mich durch die Bücher gehangelt und die Stücke gespielt, die dort vorkamen. In Bezug auf kreative Eigenleistungen kam ich aber gefühlt keinen Schritt weiter - da blieb es bei Grundakkorden und simplen Melodien.

Bevor es also wieder genauso läuft, hoffe ich, dass irgendjemand das Problem nachvollziehen kann und vielleicht ein paar Tipps hat, wie "perfect practice" in dem Falle aussehen kann - lohnt es sich, "Klavierspielen - mein schönstes Hobby" komplett durchzuarbeiten und erst von da aus weiterzumachen? Gibt es Themen / Bücher, mit denen ich mich parallel befassen kann? Gibt es Übungen / Vorgehensweisen, die mich ans Ziel bringen?

Vielen Dank schonmal im Voraus für jeglichen Rat!
 
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Aber wenn ich etwas eigenes gespielt habe, lief es meistens darauf hinaus, dass ich ein paar Standard-Akkorde (etwa Am - F - C - G) gespielt habe und dazu eine Melodie improvisiert habe.
"Le Onde" von Ludovico Einaudi - wenn ich die Noten dazu habe, kann ich diese Stücke spielen (wenn auch mit etwas Übung, nicht flüssig vom Blatt) - aber wie komme ich dahin, solche Sachen irgendwann einmal selbst zu schreiben?

Diese Standardakkordfolgen findest Du beim Einaudi übrigens alle wieder. ;)

Wenn Du wirklich so etwas wie Einaudi selber machen willst, würde ich els erstes empfehlen: Kopier ihn, mach ihn nach. Nimm seine Akkordfolgen und mach es irgendwie ein bißchen anders. Ändere die Tonart, ändere das Tempo, ändere die Taktart, mach z.B. aus einem 4/4-Takt einen 6/8-Takt. Mach aus Am - F - C - G die Akkordfolge C - G - Am - F oder G - Am - F - C oder F - C - G - Am. Ändere seine Begleitfiguren leicht ab, wenn er eine aufsteigende Melodie spielt, mach eine absteigende draus u.s.w.

Analyse der Stücke hilft. Untersuche seinen Aufbau: Wann wiederholt sich welcher Teil, wieviele Takte haben seine Abschnitte (4 - 8 - 16 etc.)

Daraus lernst Du am Ende mehr als aus Büchern. Im Laufe der Zeit wächst dann mit der Erfahrung ein eigener Stil.

Grundlagen in Harmonielehre solltest Du haben: Stufendreiklänge, Kadenzen, Quintfallsequenz, alle (oder möglichst viele) Tonarten kennen. Und alles immer an Stücken manifestieren.

Viele Grüße,
McCoy
 
"ractice does not make perfect. Perfect practice makes perfect!" Genau hier ist m.M.n. der Punkt, weshalb ich damal"

Sowas wuerde mich auch abschrecken.
Das ist halt nur n Spruch bzw mag fuer manche Profis die richtige Haltung sein, aber wohl auch eher in der Klassik.

fuer Rock Pop Jazz gilt fuer mich lieber Miles Davis: es gibt keine falschen Toene, nur scheiß Uebergaenge.

und dann lernen, wie man die "scheiß Uebergaenge" so kompensiert, als wäre es Intention gewesen.

Qualitaet ja, Perfektion nein.
Manchmal geht es eher um Ausdruck und Attituede (Punkmusik)

und nochmal Qualitaet: Als Elton John zur Beisetzung von Lady Di sang, haette es ihm irgendwer veruebelt, wenn er zwischendurch mal die Fassung verloren haette? Wohl im Gegenteil. Musik trifft eben auch mal auf harten Alltag und dann passiert sowas.

Joan Baez soll irgendwie die Fassung verloren haben als sie fuer (oder etwas von) Bob Dylan sang (wurde mir nur erzaehlt daher weiß ich nicht genau was da war)

Mit meinem Gospelchor uebe ich die Lieder bis sie zu ca 90 % sitzen und dann werden sie aufgefuehrt. Soo bleibt es spannend.



Hast du schon ein Uebungsinstrument?
 
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Wenn du talent hast, wirst du einen weg finden, dich selbst auszudrücken, wenn du weiter wursteln willst, auch gut!
Musik hat viel mit "handwerk" zu tun, und das will gelernt werden.
 
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Vielen Dank schonmal im Voraus für jeglichen Rat!
Wenn Du Schreiben willst, geht das m.E. über Festgehalten und Ausarbeiten von musikalischen Ideen und Improvisationen.

Um in dieser Hinsicht etwas aufzubauen, gibt es verschiedene Techniken.
Eine m.E. grundlegende Technik ist es, die Stücke auswendig spielen zu können, die Du magst. Das macht jeder mir bekannte Musiker.
Eine weitere ist das Üben von Improvsationsbausteinen. Das sind Akkorde, Akkordverbindungen und "Licks". Die Beschäftigung mit Akkorden in Verbindungen hilft dir, sie in Stücken wiederzuerkennen.
Licks sind meist kurze melodische Fragmente, die du bei deinen Lieblingsmusikern hörst und die dich ansprechen. Analysiert bestehen sie überwiegend aus Akkordbrechungen, Akkordtonumspielungen und Tonleiterausschnitten. Falls dir das Heraushören von Musik am Instrument nicht geläufig ist, sollten die Vorlagen am Anfang wirklich kurz und einfach sein, weil Du damit dein musikalisches Hören ausbilden willst.
Unter Umständen kann ein kleiner Umweg hilfreich sein: das Lick erst mitsingen, dann unbegleitet nachsingen (gut intoniert), dann nachspielen. Schließlich kontrollieren, ob deine Version dem Original entspricht und dann erst aufschreiben.
Beim Üben ist es gut, mit dem Material zu arbeiten. Viele licks lassen sich auf verschiedene Akkordtypen anpassen (maj,7, min, aug, dim) oder auf verschiedene Modes in Dur und Moll. So etwas zu üben öffnet die Ohren. Auf jeden Fall ist es nützlich, ein Lick in mehreren Tonarten zu üben. Weil es hintereinander ziemlich ermüden kann, würde ich solche Transponierungen über die Tage verteilen, z.B. nur drei oder vier Tonarten am Tag. Wenn man im Kopf transponiert statt mit dem Notationsprogramm hat das auch einen Übungseffekt.

Literatur dazu, die mir gefallen hat habe ich in früheren Beiträgen schon genannt. Du kannst dazu die Suchfunktion benutzen oder eine PN an mich senden, damit hier keine Wiederholungen stören.

Falls das schon zu weit für dich war: Grundlagenlagentechniken sind Akkordübungen Übungen zu shell chord voicings, drop... voicings und später könnten auch auch rootless voicings sowie shearing voicings zum Übungsprogramm gehören. Dazu natürlich Tonleiterübungen (Pentatonik, Blues, Dur & Moll, spezielle Skalen sowie Triad Pairs).

Gruß Claus
 
Herbert Wiedeman:"IMPULSIVES KLAVIERSPIEL", leider ohne CD, und "KLAVIER, IMPROVISATION, KLANG" +CD

sowie "DAS AKKORDBUCH" von Peter M. Haas
 
ich habe mich durch die Bücher gehangelt und die Stücke gespielt, die dort vorkamen. In Bezug auf kreative Eigenleistungen kam ich aber gefühlt keinen Schritt weiter
Daraus lernst Du am Ende mehr als aus Büchern.
Genauso geht es mir mit der Jazzharmonik, zu der ich inzwischen auch einige Bücher habe, mich aber sehr schwer tue. Man liest die Sachen, versteht eigentlich alles, viele Bücher sind auch gut geschrieben, aber die Umsetzung und der praktische Nutzen sind einfach ein komplett anderes Paar Stiefel. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich nicht mehr Anfang 20 bin :D.

aber wie komme ich dahin, solche Sachen irgendwann einmal selbst zu schreiben?
Gibt es Themen / Bücher, mit denen ich mich parallel befassen kann? Gibt es Übungen / Vorgehensweisen, die mich ans Ziel bringen?
Grundlagen in Harmonielehre solltest Du haben: Stufendreiklänge, Kadenzen, Quintfallsequenz, alle (oder möglichst viele) Tonarten kennen.
Eine weitere ist das Üben von Improvsationsbausteinen. Das sind Akkorde, Akkordverbindungen und "Licks". Die Beschäftigung mit Akkorden in Verbindungen hilft dir, sie in Stücken wiederzuerkennen.


Ein Buch zur klassischen Harmonielehre, das mir früher sehr gut gefallen hat, ist die Harmonielehre von Dachs-Söhner. Zu relativ kurz gehaltenen theoretischen Abschnitten gibt es jeweils eine Unmenge an Übungen in allen Tonarten. Für den Pop/Rockbereich muss man sicher nicht alles durcharbeiten. Aber wenn man die ersten Kapitel samt allen Übungen erst auf dem Papier und auf jeden Fall auch am Klavier (dass man auch hört was man da macht) durchackert, hilft das m.E. sehr dabei, Kadenzen und Akkordfolgen in beliebigen Tonarten aus dem Stegreif parat zu haben, das Gehör zu trainieren, vielleicht noch was über Melodieführung mitzunehmen und sich im besten Fall eigene harmonische Bausteine anzueignen.

Die z.T. ungewohnte Notation (viele Übungen mit ausnotierten Basslinien und Ziffernangaben für den Sopran) und die vielleicht etwas altbackenen Beispiele sind vielleicht nicht jedermanns Sache, ich habe die Bände (vor langer Zeit) trotzdem mit viel Spass durchgeackert, für mich ein super Verhältnis von kleinen Theorieeinheiten mit einem Riesenanteil an praktischen Übungen.

Meine Ausgabe ist noch aus den 80ern, habe aber gerade mal geguckt, ist noch für einen ziemlich schmalen Kurs online zu erwerben. Vielleicht ist es ja was für dich.

Gruß,
taste89
 
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Die von mir oben genannten Buecher sind echt praxistauglich!

Dann faellt mir noch "Die Pop-Formeln" ein.

und jetzt ran an die Tasten!
 
lohnt es sich, "Klavierspielen - mein schönstes Hobby" komplett durchzuarbeiten und erst von da aus weiterzumachen

Wenn Du fest steckst - und sei es nur von der Motivation her - ist es nicht sinnvoll, mehr vom Gleichen zu machen. Das Buch kannst Du zur Seite packen, denn es wird ja nicht schlecht. Mache etwas anders wie Bar-Piano, Liedbegleitung oder Jazz-Harmonien, was Dich momentan mehr begeistert, um wieder Schwung zu bekommen. Die bisherigen Tipps finde ich ganz prima.
 
Wow, vielen Dank für so viele Ratschläge und Empfehlungen!

Sowas wuerde mich auch abschrecken.
Das ist halt nur n Spruch bzw mag fuer manche Profis die richtige Haltung sein, aber wohl auch eher in der Klassik.
fuer Rock Pop Jazz gilt fuer mich lieber Miles Davis: es gibt keine falschen Toene, nur scheiß Uebergaenge.

Mir ging es dabei nicht darum, perfekt sein zu wollen - ich hatte nur das Gefühl, festzustecken und immer das gleiche zu tun, wenn ich am Klavier sitze. Und diese Form der Übung bringt einen nicht weiter. Wenn ich ein Stück falsch spiele und es 5.000 Mal so übe, spiele ich es am Ende ja immer noch falsch - ich muss also etwas ändern, um das Stück zu verbessern. Mir gefällt aber die Herangehensweise von Miles Davis und der etwas kreativere, weniger leistungsorierte Blick auf das Ganze :-D

Die Ansätze von McCoy und Claus klingen ebenfalls interessant und ich werde sie definitiv ausprobieren. Das ist jede Menge neuer Input und ich habe das Gefühl, dass das sehr hilfreich ist um nicht wieder im selben alten Trott zu landen.

@stuckl und taste89 - die Bücher schaue ich mir auch mal an, hört sich sehr vielversprechend an!
 
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Im Alter von 20 kam ich auch nicht recht weiter *habe mit 15 begonnen.

Habe dann erstmal n Jahr gesungen und mich mit Akkord-styles begleitet.
 
Hi Mauspat,

mir geht es ähnlich - ich bin Anfänger, der im Selbststudium mittlerweile die meisten Akkorde auf dem Klavier findet und auch Akkordfolgen (relativ) flüssig spielen kann, aber wenn es dann hakt, spiele ich lieber wieder was mir bekanntes, damit man wenigstens ein Lied nicht verlernt. ;)

Bei mir ist es der Fall, das ich selten lange Zeit am Klavier verbringen kann, von daher ist es schwer mal ordentlich eine Melodie oder Akkord Progression auszuarbeiten, weshalb ich zurzeit eher einfache Sachen nach Videos lerne. (Weihnachtslieder um genau zu sein)
ABER: ich habe auf meiner To-Learn liste noch unzählige Sachen vor mir... :)

Zudem habe ich letztens festgestellt, das es sich schon lohnt von einem 'Lehrer' geführt zu werden - auch wenn es nur per Youtube Tutorial ist...
Es gibt ja unzählige Tutorials online und wenn du ein ein bestimtmes Lied hast und ein Video dazu findest, nutze die Möglichkeit es so zu lernen (auswendig, nicht vom Blatt, am besten nicht nach so Synthesia-balken-runterfallen Video)

Viel Erfolg wünsch ich dir auf jedenfall!
 

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