Jo, reißt Euch aber nicht sämtliche Haare raus, wenn es bei höheren Geschwindigkeiten nicht mehr zu 100% passt. Petrucci haut, obwohl er ja als der Koordinationsking gilt, öfter auch bei niedrigeren Geschwindigkeit Fehler rein. Letztlich zählt auch nur der Sound der Originalgeschwindigkeit, und irgendwann ist auch die Grenze erreicht, ab der man koordinationsschwächen nicht mehr hören kann. Ungeübte Ohren versagen da schon mal mindestens bei 180bpm. Es heißt doch immer, dass Präzision nur dafür da ist, um die Gefühle richtig ausdrücken zu können, die beim schnellen Gitarrenspiel entstehen. Wenn man dennoch Präzisionsfehler haben sollte (nicht allzu gravierende wie beispielsweise bei Rusty Cooley) und es trotzdem sauber klingt, ist das nach meiner Meinung völlig akzeptabel. Ich find's halt irgendwie affig, wenn man versucht, bei Geschwindigkeiten von 200bpm und mehr immer noch wie ein Wahnsinniger versucht, Ton für Ton absolut perfekt zu spielen. Das macht in meinen Ohren keinen Sinn, und hat dann für mich auch nur noch etwas mit einem Wettkampf zu tun. Das wirkt sich natürlich auch auf die Zuhörer aus, denn wenn ich ein Petrucci-Solo höre, dann achte ich nur noch darauf, wie sauber er denn nun wirklich spielt, und im Grunde geht die Musik dabei völlig flöten. Und vergesst eines bei dem ganzen Geschwindigkeitsrausch nicht: möglichst viele Töne in einem Takt zu spielen ist ja wirklich ganz nett, aber wenn der Sound bzw. der Attack nicht richtig stimmt, kann man sich die Soli auch als Midi im Guitar Pro anhören. Ein geiler Sound, der beim Shredden aus den Fingern kommt, macht erst dieses Speed-Feeling aus. Das vermisse ich unter anderem bei Petrucci (ja, ich bin kein Petrucci-Fan obwohl ich ein Shred-freak bin
): Speziell das As I Am-Solo finde ich zum Einschlafen, weil eben alles gleich und wie von einer Maschine gespielt klingt. Ich weiß wirklich nicht, was alle Leute mit Petrucci wollen. Wenn Ihr richtigen Shred hören wollt, der auch ordentlich Attack und Feeling hat, empfehle ich die Sachen von Jason Becker (speziell von seiner Band Cacophony). Der Junge hat mit 17 Jahren Sachen gespielt, die nicht nur mal hier und da ein String Skipping-Lick wie Petrucci drin haben. Da geht's mal richtig zur Sache! Speziell seine Arpeggioläufe mit den für ihn typischen Lagenwechseln und Slides sowie seine Läufe, die nicht nach dem allgemeinen chromatischen Vorwärts/Rockwärts-Muster sondern mit richtigen Paganini-Style aufgebaut sind, wäre zumindest mal einen Blick auf den Tabulatur-Zettel wert. Und vor allem ist alles richtig gefühlvoll gespielt. Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt Vibratos und Bendings...bei ihm hatte einfach jeder einzelne Ton seiner 200bpm-läufe einen eigenen Charakter.
Aber trotzdem geiles Tutorial ^^