Ist die Suche nach dem Heiligen Gral des Sounds bei Gitarren, Amps und Zubehör gerade im Metal überhaupt aktuell?
Mir ist der Gitarrensound im Metal extrem wichtig. Das geht sogar so weit, dass ich manche Alben allein deswegen nicht hören mag, weil mir der Gitarrensound nicht gefällt - egal, wie die Songs sind ... Das finde ich manchmal selbst übertrieben, kann es aber nicht ändern ;-) Ohne einen Gitarrensound, der mir gefällt, kickt mich eine Produktion nicht.
Andererseits könnte allgemein für Deine provokante These sprechen, dass sich die Gitarrensounds "moderner" Metal-Produktionen oft ähneln. In den 80ern/frühen 90ern war das noch anders, viele Bands (Metallica, Slayer, Anthrax, Pantera, Prong usw.) hatten einen unmittelbar zu identifizierenden Gitarrensound.
Meine - bauchmäßige - Erklärung dafür: Es gab damals noch weniger "metaltaugliches" Equipment, die Musiker mussten auf der Suche nach extremeren Sounds einfach viel mehr experimentieren. Heute geht man in den Laden, kauft einen der "amtlichen" Amps (z.B. 6505, diverse Engl) und stellt dessen Sound auch anschließend nicht in Frage - schließlich benutzen das ja alle ... Im Ergebnis haben viele Bands dann aber für meinen Geschmack sehr ähnliche Gitarrensounds - und insofern könnte an Deiner These was dran sein, dass ein spezieller, unverwechselbarer Sound im Metal (heute) nicht mehr so wichtig ist.
Im Jazz ist das klar, im Cleanbetrieb kommen kleinste Nuancen raus und es macht schon einen Unterschied wenn etwas besseres Holz verwendet wird, bestimmte Tonabnehmer etc.... aber inwieweit höre ich solche Unterschiede im (High)Gainbereich überhaupt noch?
Jaja: Jazz = Anspruch, Metal = Stumpfsinn. Gähn.
Aber im Ernst: Ich habe neulich zufälligerweise einen sehr, sehr guten Jazzgitarristen beim Anchecken diverser Amps zuhören dürfen. Was für mich marginale, wenn denn überhaupt zu hörende Unterschiede waren, machte für ihn Welten aus.
Für mich wiederum liegen zwischen diversen, durchweg guten High-Gain-Amps klar hörbare Unterschiede, die mich einen Amp mögen oder ablehnen lassen. Losgelöst vom Sound kann gerade das Spielgefühl sehr unterschiedlich sein, wenn man z.B. einen eher komprimierenden oder einen dynamisch reagierenden High-Gain-Amp (die gibt es tatsächlich ...) hat!
Schlussfolgerung: Kennt man sich in einem Metier aus, hört man Unterschiede. Für die jeweils andere "Sportart" kann man es mangels Kenne schwer einschätzen ;-)
Ich habe mehr und mehr das Gefühl dass es kaum lohnt immer mehr Aufwand und Ausgaben zu treiben, mehr Effekte auszuprobieren, doch das teurere Modell zu nehmen (nat. gibt es Grenzen, v.a. nach unten) ...
Alles eine Frage des Anspruchs und individuellen, subjektiven Hörempfindens.
Ich selbst habe just in den letzen paar Jahren die Erfahrung gemacht, dass zwischen an sich schon sehr ordentlichem Equipment und "echten High-End-Teilen" tatsächlich noch mal riesige Unterschiede sein können, bei Amps genauso wie bei Gitarren (wobei man die Unterschiede zwischen Gitarren überhaupt nur an einem dynamischen, ehrlichen Amp hört ...) Ob es für einen persönlich Sinn macht, für die letzten paar Prozent an Qualität noch zusätzlich Geld auszugeben, muss jeder selbst entscheiden.