Hi Marcus,
ich glaube, wir meinen das gleiche, aber es hat eine andere Bedeutung für uns.
Wobei ich aber denke das Musiker die dieses Feeling nicht haben zwar perfekt covern können aber evtl. nie etwas eigenes erschaffen werden was so klingt.
Voraussetzung ist immer das die Technik sitzt und zwar richtig. Aber das ist erlernbar...
Das ist exakt das was ich meine.
Technik ist beschreibbar, erlernbar und anwendbar ... und damit sind alle cover beherrschbar - wie die Techniken selbst.
Feeling wäre das, was es braucht, um auf Basis dieser Techniken eigene songs zu erschaffen.
Ich selbst werte dabei, wie (leider) oft üblich, nicht. Ich halte auch nichts davon, sich über Defizite zu beschreiben (das kann ich nicht ...) - wenn, dann wäre es eher beschreibend: das kann ich gut / fällt mir leicht - das habe ich noch nicht drauf / fällt mir schwer.
Für manchen ist es gut, sich an seinen Stärken zu orientieren und diese auszubauen, der andere sieht die Herausforderungen darin, sich Neues, Unbekanntes anzueignen.
Beides ist okay.
Ich glaube auch nicht an die Aufteilung in absolute Lager, wie nurundimmer-Techniker versus nurundimmerkreativküstler, ich glaube nicht an absolute Festlegungen.
Das mag für eine Diskussion oder abstrakte Betrachtung hilfreich sein, um die verschiedenen Aspekte deutlich unterscheiden zu können.
Im realen Leben gibt es meiner Beobachtung immer Mischformen. Und es gibt Übergänge.
Ein cover zu nehmen und an einer Stelle dies leicht zu variieren, wäre eine Möglichkeit. Ein Teil des Solos festzulegen, einen anderen Teil für Improvisationen offen zu lassen, eine weitere. Jammen eine dritte. Es gibt etliche Übergänge, wie man vom 100%-cover zu so etwas wie einer individuellen Coverversion kommt. Oder zu einem coverähnlichen bzw. genretypischen song. Und von da aus zu einem eigenen Stil.
Wobei: das
muss keiner anstreben.
Was wichtig ist und meiner Erfahrung nach zu Verwirrung führt, ist dass es ein grundsätzlich anderes Herangehen und in gewisser Weise auch andere "Tugenden" erfordert, das eine zu erlernen und das ander zu ermöglichen:
Beim Technikerlernen soll man sich konzentrieren, mit eingeschaltetem Kopf arbeiten, diszipliniert sein, den Erfolg kontrollieren, sich auf den Willen fokussieren etc.
Beim Improvisieren oder bei kreativen Prozessen soll man loslassen, den Kopf ausschalten, frei werden und dem Grundsatz folgen, dass der Weg das Ziel ist und es so etwas wie Scheitern nicht gibt: es gibt nur Erfahrung - und der unbedingte Wille ist eher hinderlich als förderlich.
Aus meiner Erfahrung heraus scheitern viele an dem Sich-Erschließen von Improvisation, weil sie dabei mit den gleichen Mitteln und Vorstellungen herangehen wie bei dem disziplinierten Üben von Techniken, während das genaue Gegenteil von Nöten wäre.
Dazu kommt die Hemmung, sich in so Gefilde einzulassen. Dabei ist nichts natürlicher als erst mal unsicher zu sein beim Betreten von Neuland. Es gibt Legionen technisch sehr guter Musiker und vom-Blatt-Abspieler, die quasi in Panik geraten, wenn sie kein Notenblatt vor sich haben. Und sehr erstaunt gucken, wenn man ihnen sagt, dass das völlig okay ist. Und dass sie halt trotzdem spielen sollen. Und auf die Frage, was denn wäre, wenn sie etwas falsches spielen, sagt, dass das dann halt so ist und ein bug manchmal ein feature sein kann. Und dass es darauf gar nicht ankommt. Sondern darauf, es einfach zu tun.
Hat jetzt vielleicht etwas weggeführt von KR, außer, dass er wahrscheinlich eine sehr gute Mischung von beidem ist. Und sich schon lange keine Platte mehr um so Sachen macht.
x-Riff