Ich schätze, Du solltest Deine Musikalität entwickeln. Skalen, die Harmonielehre dahinter, die Songstrukturen, die Rhythmik usw. sind ja streng genommen nur Werkzeuge.
Ein wichtiger Teil ist sicherlich, dass Du Dir ein Vokabular an stiltypischen Licks draufschaffst. Das ist, als wenn Du fürs Sprechen Redewendungen lernst. Oder glaubst Du, dass man jedes Mal, wenn Du etwas formulierst, Du Worte aneinanderreihst? Nein, es ist eher so, dass man größere Bausteine zusammen fügt, die aber klein genug sind, dass man für das, was man aussagen will, flexibel genug bleibt.
Ein überaus wichtiger Punkt hierbei ist, Dir auch Rhythmen draufzuschaffen. Also ein Lick immer im rhythmischen Kotext zu üben und Dir darüberhinaus "tonlose" Rhythmen draufzuschaffen, die Du dann -nahezu, denn Harmonielehre hat ja auch ein Stimmrecht- beliebig mit Noten füllen kannst.
Zur Musikalität:
Ich bin gerade heute auf ein Lehrvideo gestoßen, das ich Dir sehr ans Herz legen würde. Hierin wird gezeigt, wir schwer vermeintlich einfache Lagerfeuergitarre eigentlich ist. Der gute Mann erklärt es hervorragend (einzig bei dem Teil mit dem Walzertakt habe ich eine andere Sicht.. Dreivierteltakt ist etwas grundsätzlich anderes als Swing oder ternäre Subdivisionen.. aber ansonsten ist es ein tolles Video)
Er zeigt hier, wie wichtig es ist, Teile zu automatisieren. Bezogen auf Dein "anfängerhaftes" Spiel würde ich zu 99% darauf tippen, dass Du sehr stark fokussiert auf die reine Ausführung der Töne, die Du spielst, bist. Alles andere gerät dadurch in den Hintergrund und Du bist nicht mehr in der Lage, Dein Spiel in den musikalischen Kontext einzubetten. Also in Deiner eigenen Wahrnehmung. Typisch ist, dass es sich dann vielleicht doch irgendwie ok anhört, wenn Du es von außen hörst, bei Aufnahmen oder so. Aber halt mit Abstrichen und es entspricht oft nicht dem, was Du als Vorstellung hattest, als Du es spieltest.
Im Video wird gezeigt, wie man Unabhängig schafft zwischen Gitarrenbegleitung und Gesang. Aber es ist auch auf andere Dinge anwendbar. Wenn es Dir gelingt, Dein eigenes Spiel nebenbei zu hören und Deine Aufmerksamkeit auf z.B. die Harmonien zu legen, dann hörst und empfindest Du Musik insgesamt ganz anders, als wenn Du eindimensional unterwegs bist.. also auf einen einzigen Aspekt fokussiert bist.
Also: Du hast meine dringende Empfehlung, das hier durchzuarbeiten
Wer will, kann das hier auch als meinen Beitrag zur ewigen Diskussion "sofort E-Gitarre vs. lieber erst A-Gitarre" sehen :-D
Grüße Thomas