Ich denke nicht, dass man mit der Frage evtl eine Tendenz finden kann. Jeder macht das so wie er Lust und Geld hat, sowie den Sinn und Zweck(Proberaum, zu Hause, Studio, Live) darin sieht.
Aber fehlt nicht manchmal irgendwie die Würze? Ein klein wenig Slapback, etwas Compressor, etwas Chorus und ein bisschen Boost, wenn das Solo laut und tragend werden soll? Nur mit dem Volumenpoti ist die Lautstärkesteigerung relativ begrenzt, wenn man ohnehin schon im Crunch unterwegs ist.
Es kommt doch immer auf die Band darauf an, was man mit dem Material macht. Man kann ohne Effekte genauso tragende Sounds erstellen. Man muss nur wissen wie und vor allem, muss man wissen wie man sich auch anhören möchte. Möchte man sich eher nach Garage bzw. roh anhören oder nach Sophisticated Rock, experimentell?
Man kann auch ohne einen Effekt mit einem 2 Kanalverstärker 4+Sounds abrufen. Das geht beispielsweise mit Probanden, die einen FX-Loop haben und einen Returnregler im Loop. Heißt schon mal zwei Lautstärke-Modi pro Kanal. Mit einer Gitarre mit zwei Volumepotis und einem 3-Wegeswitch hat man pro Kanal noch einen Cleankanal oder einen zurückgedrehten Semi-Crunch. Das ist schon mehr als viele tatsächlich benutzen.
Einen Amp zu boosten bringt mit den modernen Amps eigentlich nix. Kolorierung ja, evtl auch Bass-Cut(Tubescreamer). Jedoch ist der Booster aus einem ganz anderen Grund entstanden, weil einfach die Zerrintensität damals gefehlt hat, dass dabei neue und kolorierte Sounds entstanden sind, liegt doch eher dem Zufall nahe.
Ich benutze einen Booster um das Gain gewisser Gitarren auszugleichen und eine gleiche Zerrintensität zu bekommen.
Fuzzes werden auch oft recht "falsch" gehandhabt und vor einen cleanen Amp gespeist. Wie man das macht bleibt sicherlich jedem überlassen, aber einen erdigen dicken Fuzzsound geht einfach nur im Distortionkanal, man muss einfach nur das Volume und Gain der Vorstufe runtersetzen.
Ich bin so der Typ, der schon ganz zu anfangs viel mit Multi-Effekten herumexperimentiert hat. Ebenso viel mit Fuzzboxen. Aber bin immer wieder zurückgekommen auf den rohen Sound des Amps, ohne Effekte. Heute benutze ich aber Systeme wie das Soundsculpture Switchblade GL, um meinen Sound so pur wie möglich zu halten und das im Bi-Ampingmodus, um einen Signatureton zu bekommen. Aber meine Effekte, die ich dann noch zusätzlich dazu schalten kann, nicht missen möchte. Weil auch ein Delay ein Instrument sein kann, indem man es rhythmisch anpasst. Auch mein Hush Ultra route ich nicht bei Clean in den FX-Loop der Amps. Ich habe somit zwei Welten, die ich abrufen kann. Das ist Luxus, aber ich möchte es nicht missen. Ebenso dient mir die db-Anpassung des Switchblades und ein Xotic RC für Cleansounds und Pegelanpassungen, weil immer zwei Amps an sind und einer davon zwei Distortionkanäle hat.