Also um ehrlich zu sein, sehe ich persönlich das Video etwas kontrovers. Es klingt fast so, als soll man die anfangs vorgestellten Bewegungen (erste paar Minuten) meiden wie der Teufel das Weihwasser. Sehe ich (und viele andere, unter anderem mein KL) nicht so. Die Muskulatur eines Anfängers ist die Bewegung der Arme/Hände in dieser Art überhaupt nicht gewohnt, kein Standard-nichtPianist-Mensch nutzt seine Hände und Finger, wie sie beim Klavierspielen benutzt werden. Es ist also schon wichtig, diesen Teil des Bewegungsapparats mit zu trainieren - nur eben in Maßen. Wie schon vor einigen Seiten geschrieben, solche Übungen sind nicht dafür gedacht sie stundenlang und womöglich noch täglich zu machen, es reichen ein paar Minuten zB als Aufwärmübung. Die Beweglichkeit des ganzen Systems soll damit optimiert werden und da finde ich es unentbehrlich auch mal die einzelnen Partien zu trainieren. Es ist alles eine Frage der Dosis, wenn man es übertreibt, gibt es immer die Quittung, egal ob Musik, Sport, Genussmittel etc...
Solche Übungen muss man auch immer an die eigene Anatomie bzw. Ausdauer anpassen, jeder Mensch ist ja anders. Das haben allein schon die "isolierten Fingerübungen" bei mir gezeigt, linke Hand machte das unproblematisch und als wäre sie dafür gemacht, rechte Hand war schwierig bis mühsam - und warum? Weil die linke bereits durch Gitarrespielen an vieles gewohnt war. Jemand der bereits ein anderes Tasteninstrument spielt, wird da auch weniger Probleme haben. Auf sowas muss man eben individuell eingehen und ein guter KL sollte da auch den Bedarf und Intensität der Übungen erörtern und im Verlauf anpassen.
Sicher hat der Kollege im Video mit vielem recht, aber für mich ist es eben zuviel "nur so ist es richtig". Die Vielfalt verschiedener Ansätze die heutzutage bekannt sind und praktiziert werden, dürfte das "nur so und nicht anders" weitestgehend relativieren.
Entspannung geschieht eher unbewusst - vielleicht weniger denken? Weniger darauf konzentrieren und einfach laufen lassen? Klar muss man sich bewusst machen, wie die entspannte Haltung funktioniert, aber es sollte dann nichts sein, worauf man aktiv achten muss, sondern "von inneren heraus" kommen. Ich kanns dir nicht beschreiben, aber ich mache mir da keine Mühe in dem Sinne. Wenn ich mich ans Piano setze, stelle ich mir erst den Sitz richtig hin, schaue dass der Abstand passt, lege die Finger auf die Tasten (meistens C Akkord), lasse sie ganz langsam sinken dass nur ein Hauch von Ton kommt, schließe die Augen und atme ein paar mal locker durch, während alle Muskulatur entspannt ist. Grundlegend fange ich mit ganz langsamen Übungen / Stücken an, um mich warm zu machen (meist auch mit geschlossenen Augen), nichts technisch anspruchsvolles, nichts schnelles / hektisches, einfach nur "fließend reinkommen".
Es ist eben situationsbedingt und individuell, wir sind keine Roboter und vieles hängt vom Pianisten, Piano, Stück, Ausdruck etc. ab. Mach dir mal den Spaß und vergleich mal verschiedene Videos (von verschiedenen Pianisten) die alle das selbe Stück spielen - es wird definitiv Gemeinsamkeiten geben, aber auch ebenso viele Unterschiede. Jeder findet seinen Weg und auch du wirst deinen finden - wenn die Sache mit den Schmerzen mal beseitigt ist.