Hallo Tom,
Auch wenn ich dich nerve - da würde ich doch gern noch etwas zu sagen.
Du beschreibst das Problem - in dessen Definition wir gar weit auseinander liegen. (Was du dann noch schreibest - so nach dem Motto auch das, was mir als gut angeboten wird, ist eigentlich doch schlecht, weil... kannst du selbstverständlich so sehen. Es ist aber eben nur eine - deine - Sichtweise.)
Das Problem ist und bleibt, wie ich es schon versucht habe auszuführen, folgendes:
99% der Menschen haben im Vergleich zu den schlechte Chören, den schlechte Streichquartetten, den schlechte Rockbands, den schlechten ... auch mindestens schon mal einen guten Chor, ein gutes Streichquartett, eine gute Rockband, eine gute ... gehört.
.....
Da ich ein sehr durchschnittlicher Mensch bin und feststellen muss, dass mir sehr oft das gefällt, was auch gerade die Mehrheit als angesagt ansieht, nun meine weitere Argumentation:
Die Mehrheit der Menschen schließt leider fast immer erst mal von der Wirkung auf die Ursache. Daher muss das dann ja wohl alles am Instrument liegen. Vor allem, wenn man so häufig schlecht gemachtes Akkordeon hört. Beim Feuerwehrfest, bei der Oma im Altenheim, in der Fußgängerzone
Eine Lösung hast du auch:
Daher die Diskussion und daher schreibe ich hier und darum bitte ich Euch darüber nachzudenken.
PS: Bevor es wieder heißt ich kann aber keine A7(#9)-Akkord spielen. Ich kenne eine sehr gute Musikpädagogin (nicht Akkordeon, leider), die vor ihrem Ruhestand an der Hochschule München gelehrt und viele weithin anerkannte Profis ausgebildet hat. Sie sagt immer, Qualität im Amateurbereich hat nichts mit schweren und supervirtuosen Stücken zu tun. Man sollte lieber etwas leichtere Stücke als man glaubt zu können, dann aber richtig ausgearbeitet und dafür schön spielen. Das wäre Qualität. Man kann sich davon bei ihren Schülerkonzerten, sie kanns nicht lassen, in beeindruckender Weise überzeugen und Sie unterrichtet jeden der bei ihr mag.
Das heißt dann: Leute, merkt endlich, dass Orchester nicht gut klingen können und lernt endlich mal richtig spielen. Und "richtig spielen" ist nur allein oder höchstens mit anderen Instrumenten und möglichst frei. Du verbindest das mit der richtigen Ausssage, dass Qualität nichts mit "superschwer" sondern mit schönspielen zu tun hat und sprichst allen Orchesterspielern indirekt dadurch ab, dass sie sich genau darum bemühen.
Dadurch ist mir klarer geworden, warum Akkordeon in naher Zukunft nicht mit größerer Akzeptanz rechnen kann - auch nicht, wenn es als Einzelinstrument in Bands auftaucht und dort auf neue Zuhörer trifft. (Zu den Solokonzerten richtig guter Könner z.B. aus Russland, aber auch von hier gehen nämlich auch höchstens Insider). Wie soll sich Akzeptanz von "außen" ergeben, wenn Akkordeonisten wie du sich von so gut wie jeder Art von Akkordeonmusik abgrenzen? Wer soll sich denn unbefangen auf Akkordeonmusik einlassen, wenn ihm ein "Fachmann" schon von vornherein bestätigt, dass fast alles " auch meinen Fluchtinstinkt erregt und das bessere halt bemüht ist" (A-Train)?
Es wird immer Menschen geben, die den Klang nicht mögen. es wird immer unterschiedliche Geschmäcker bei der Musikrichtung geben. Nicht jeder möchte Akkordeon+Zither+Hackbrett darbieten und hören, noch weniger Hippes Experimentiermusik. Klassik auf dem Akkordeon wird auch immer unterschiedliche Reaktionen hervorrufen.
Aber es muss doch möglich sein, wenigstens untereinander anzuerkennen, dass es in jedem Bereich gute und schlechte Darbietungen gibt - egal ob als Solo- oder Orchesterinstrument. Und es muss möglich sein, das genau so mit Anerkennung für das "Spielfeld" anderer zu sagen, damit Zuhörer sich ihrer eigene Meinung bilden und nicht von vornherein durch das "Wissen" des Insiders abgehalten werden. Bei keinem anderen Instrument schlagen sich die Spieler ihre persönlichen Meinungen so gnadenlos um die Ohren. Kannst du dir z.B. einen Pianisten vorstellen, der sagt: ins Kaffee mit Kaffeehausmusik braucht ihr gar nicht zu gehen - das Klaviergedudel - schrecklich! Dein Argument, das Menschen über das Klavier ja wissen, dass es so oder so gespielt werden kann, wohingegen Akkordeon... betont das eher: umso wichtiger finde ich es, auch für (Akkordeon)musikformen zu werben, die ich persönlich nicht so gern mag (für mich vielleicht Hackbrett oder auch Musette) und darzustellen, dass sich gerade im Akkordeonbereich vieles im Umbruch befindet und es in jedem Musikgenre inzwischen auch Gutes zu hören gibt. (Leider auch in jedem Genre - nicht nur bei Orchestern weniger Gutes)
Ich schrieb schon mal, dass ich eine zeitlang bei der Bigband meines Betriebes mitgemacht habe. Die wurde von einem Vorstandsmitglied unterstützt und hatte dementsprechend Mittel zum Zukauf guter Musiker zu Verfügung. So kam es, dass Mitglieder der NDR Bigband ausgeholfen haben. Ich hatte dadurch das Vergnügen Ladi Geisler kennenzulernen, der öfter dabei war - aber eben zusammen mit blutigen Hobbymusikern. Nach einem Auftritt haben wir ihn mal gefragt, wie er es denn fand. Seine Antwort: "Ganz angenehm". Sicher hatte er andere Standards im Ohr, sicher hätte die gesamte NDR-Bigband mehr geswingt, aber er konnte anerkennen, dass alle ihr bestes gegeben hatten und
aktiv waren und hat uns nicht nur des Geldes wegen weiter unterstützt. Und nun lese noch einmal deinen Kommentar zu A-Train, der mich gern einmal hören lassen würde, was du mit deinen Mitspielern für Musik machst.
AkkordeonTom schrieb:
Solange das Akkordeon noch so schlecht gelitten ist, so wenig angekommen ist, so oft belächelt wird, wir alle irgendwie auch immer Botschafter sind, ob wir das wollen oder nicht.
Dieser Satz von dir gefällt mir sehr gut und ist eigentlich ein schöner Schlusssatz. Ich möchte hinzufügen: Fangen wir damit an, dass wir uns selbst nicht gegenseitig belächeln.
Grüße
bemolle