Was macht einen Musiker aus? Ab wann ist man einer?

  • Ersteller ninanna
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Interessante Frage. Ohne Anspruch auf Richtigkeit:

Ich denke, als Musiker wird sich die/derjenige bezeichnen, dem es gelingt, eine eigene musikalische Sprache zu finden. Deshalb hinkt die Frage "Wer ist besser, der Klassiker oder der Rockstar oder der Jazzer?" ja auch so.
Wer hat denn mehr gerissen, Beethoven, die Beatles, Hendrix oder Charlie Parker? Entscheidend ist dabei, daß man allen Genannten bzw. ihren Werken anhört, daß sie Musiker waren.

Das Ganze hört sich aber viel einfacher und beliebiger an, als es ist. Wenn sich jemand entscheidet, als Konzertpianistsein Glück zu suchen, wird er nicht umhinkommen, sich das auch technisch draufzuschaffen - und - Ausdruck zu entwickeln. Wenn jemand ausdrucksvoll Rock spielen möchte, mag es vielleicht sein, daß er nicht zwingend die selben instrumentalen Fähigkeiten entwickeln muß wie der Konzertpianist, vielleicht würde übertrieben zur Schau gestellte Virtuosität sogar an einigen Stellen langweilen. Er wird aber gezwungen sein, seinem Spiel auf jeden Fall Überzeugungskraft zu geben. Angus Young verfügt wohl sicher nicht über die technischen Fertigkeiten eines Julian Bream, ist aber aufgrund seiner Originalität nicht deshalb automatisch ein schlechterer Gitarrist. Denn viele bekommen bei ihm genauso eine Gänsehaut wie andere beim Spiel Breams.

Eigentlich ist es schade, daß die gegenseitige Anerkennung oft bei den Gruppen fehlt. Ich habe haufenweise Leute getroffen, die sich um nichts in der Welt ein Klassik Konzert anhören würden. Und einen nicht minder großen Haufen, die alles jenseits von Bach und Mozart nicht einmal ansatzweise als Musik akzeptieren mögen. Oft unter Musikern. Noch mehr aber unter Nicht-Musikern.
 
Das sehe ich ähnlich, dieses typische Schubladendenken und die Unterscheidung in E(rnste)- Musik und U(nterhaltungs)- Musik, die völlig blödsinnig ist, gibt es wohl immer noch recht häufig. Gleichzeitig geht damit in der Regel auch ein Ranking einher: Alles, was zur "U- Musik" gehört, ist musikalisch zumindest nicht so hochwertig wie die Kompositionen der "E- Musik".

Allerdings gibt es erfreulicherweise ja auch Gegenbeispiele wie den bekannten Geiger Nigel Kennedy u.a.

Ab wann ist man Musiker? Eigentlich eine Frage, die man nicht zufriedenstellend beantworten kann, aber man kann es umreißen und da gab es mMn schon ein paar gute Beiträge hier.
Ein gutes Handwerk (hinsichtlich Instrumentalspiel oder auch Gesang) zählt für mich schon dazu. Die Freude am Musizieren, kreativ zu sein, natürlich etwas zu tun für die Musik=Üben, üben, ausprobieren etc. Dass es genau wie in anderen Bereichen Unterschiede im Niveau gibt, spielt doch keine Rolle dabei.
Für ganz wichtig halte ich aber, dass man nicht stehenbleibt auf einer Stufe, dass man nicht zu selbstgenügsam ist, dass man sich fortentwickelt. Dazu gehört natürlich auch eine gewisse Disziplin und die Neugier auf das, was man sich noch erarbeiten kann.
Ein Musiker wird niemals von sich behaupten, er könne schon alles.
Auch wenn es kitschig klingt: Leidenschaftliche Liebe zur Musik zeichnet meines Erachtens einen wirklichen Musiker aus.
 
Leidenschaftliche Liebe zur Musik zeichnet meines Erachtens einen wirklichen Musiker aus.

... nenne ich mich mal Musiker. Das ist aber für mich eher eine Haltung als eine Definition ;)

That's it :great: so definierte ich das oben auch. Und nach dieser Definition ist es für mich auch unerheblich, ob der Musiker nun ein Instrument spielt, singt oder evtl. sogar nur passiv Musik konsumiert.
 
Musiker ist eigentlich ein beruf, den man ehemals in stadtpfeifen, jetzt auf konservatorien oder hochschulen lernt(e) und nach dokumentierter abschlussprüfung ausübt, eine wertung ist damit nicht verbunden, es gibt alle schattierungen, und auch die leidenschaftlichste liebe könnte durch langen orchesterdienst leiden.
Volkstümlich gibt es noch den "musikanten", wobei "musikantisch" wieder eine positive färbung hat.
Eine regel möchte ich nicht aufstellen, der begriff ist weit gefächert, aber ohne eigenes tun geht es nicht: stöpsel in den ohren machen keinen musiker.
 
Hallo,

interessante Diskussion. Bisher habe ich mir noch nie Gedanken gemacht ob ich ein Musiker bin oder nicht. Jetzt mach ich mir gerade Gedanken :D.

Ich Denke es kommt auf den an der einen betrachtet.
-In den Augen von den Omas und Opas im Altersheim bin ich einer der besten Sänger überhaupt. Ein Vollblutmusiker.
-In den Augen von einem befreundetem (Profi)Konzertpianist von mir bin ich einer der Hobbymäßig singt und ab und zu auch mal einen Ton trifft.

Wie bei allem muß man sich bei Mitmusikern erst gegenüber dem anderen beweisen, daß man auch was "drauf" hat und es Ernst meint mit der Musik. Ich habe noch keinen seriösen musizierenden Menschen getroffen der mich als Hobbymusiker nicht akzeptiert hätte oder gar fertig gemacht hätte. Im Gegenteil, ich habe immer viel Spaß mit anderen seriös musizierenden Menschen vom Amateur bishin zum Vollprofi und schätze auch immer deren (konstruktive) Kritik.

Allerdings habe ich auh schon so manche Begegnungen mit möchtegern Musikern gehabt, die an mir herumkritisiert haben (destruktiv). Mit denen war dann aber meist bei näherer Betrachtung Musikalisch -oder/und auch psychisch- einiges im Argen.

Gruß

Fish
 
Eine etwas andere Definition dessen, ab wann man als Musiker oder auch Musikliebhaber gilt:

"Ein Musikliebhaber ist ein Mann, der sein Ohr an das Schlüsselloch der Tür legt, hinter der ein hübsches Mädchen in der Badewanne singt.";:D
 
Während hier der "musiker" als ehrentitel gilt, empfinden ihn andere als schmach und wollen "künstler" sein. Manchmal landet man in der rauhen wirklichkeit und legt jeden hochmut ab: ein gastspiel auf dem lande, da höre ich einen einheimischen zum anderen sagen "Du, der Circus ist da", "Ja, die klohvens (clowns) ziehen sich schon um". Da hatten meine töchter ihre helle freude, einen "klohven" zum papà zu haben, was sie natürlich schon lange gewusst hatten, und der begriff wurde sprichwörtlich.
Nebenbei: die meister ihres fachs sind meist bescheiden und verstehen einander, komödianten und musikanten sind ein buntes völkchen, und wenn eine schauspielerin auf "Duse" macht, hat sie es schwer unter kollegen.
 
Dass musiker musiker großartig finden, ist verständlich, aber wie ist die sicht seitens des publikums? Sobald vokales im spiele ist, richtet sich die aufmerksamkeit darauf, und die instrumentalisten werden als bloße "begleiter" empfunden. Es gab extremfälle, wo "große" sänger verlangten, die vor- und nachspiele wegzulassen, sie störten "den applaus" und "was mache ich so lange?" In "gala-super-monster-shows" kommt instrumentales als play-back, musiker und komponisten werden kaum erwähnt.
Ich kannte sänger, die sich bei instrumentalmusik sterblich langweilten (wie viele andere auch), zu Wilhelm Piecks trauerfeier spielte man den trauermarsch aus der "Eroica", hei, ist der lang, und die gesichter der "trauernden" waren sehenswert.
Hintergrundsmusik ist immer instrumental, vokales würde zuviel aufmerksamkeit erregen.
Wie oft wurde ich ersucht, eine feierstunde oder die gegenwart eines "hohen" gastes zu "umrahmen", aber da mir ein gewisser ruf anhaftete, sicherte man sich ab "Aber bitte nicht zu lang, Sie wissen ja, die kollegen - - - - !"
 
Zuletzt bearbeitet:
Wahre Musiker geben damit nicht an. Sie denken zwar den ganzen Tag an nichts anderes, aber nur weil es für Sie das größte auf der Welt / die Welt selbst ist. Musik kommt VOM Herzen anstatt FÜR den Geldbeutel. (Gruß an all die Trittbrettfahrer)
 
Klingt romantisch ist aber leider nicht wahr. :D
 
interessante ansichten... ich geb mal meinen senf dazu:


meiner ansicht nach gibt es "musiker" und "musiker".

der eine ist der professionelle musiker, der ein riesiges repertoire hat, vom blatt singen oder spielen kann, improvisiert wie eines 1 und... na ja, profi ist.

der andere ist der unprofessionelle musiker, der deswegen aber nicht auf den anspruch verzichten muss, ein künstler zu sein. auch ein schüler, der ein instrument erst 4 jahre lernt, kann ein stück interpretieren, dass einem die tränen kommen... ist es deswegen schlecht, bloß weil er anfänger oder hobbymusiker ist?

was beiden "musikern" gemein ist, ist meiner ansicht nach die bereitschaft, immer an sich zu arbeiten und sich zu verbessern - und die eigenen leistungen kritisch zu betrachten. und spaß zu haben :D


lg lana
 
Amen... Das Schlußwort ist die ultimative Zusammenfassung. Ich find es gut wenn es solche Meinungen gibt. Wenn diese Leute dann auch noch im Publikum stehen, kann man sich als Musiker freuen.

peace:great:
 
Ich weiß, eine große Frage, die hier andernorts schon erörtert wurde, aber ich muss mir jetzt doch mal Luft machen und hoffe der eine oder andere kann mir Mut machen.

Also ich bin 33 und spiele seit meinem 16 Lebensjahr Gitarre und auch etwas Bass, beides elektrisch, wie akustisch. Ich hatte das Glück, das meine Eltern mir zwei Jahre lang Privatunterricht bezahlt hatten.
Was nun mein Können angeht zweiffel ich gerade etwas. Meine Technik kann sich, meiner Meinung nach, durchaus sehen lassen. Ich hatte meistens nur Interesse an Rock und spiele leidenschaftlich gerne Blues. Somit habe ich selten auch etwas anderes gespielt.
Ich sags gleich vorne weg: ich habe nie gelernt nach Noten zu spielen. Ich kann gut nach Tabs spielen und kann mit Tonleitern etwas improvisieren. Da fehlt mir allerdings noch die Übung. Auch bei schwierigeren Solis habe ich nie kapituliert. Oder um es mal von der anderen Seite anzugehen: Rhythmusgitarre oder Akkorde nachschrammen mach ich blind.
Ich habe nie in einer Band gespielt, sondern meistens nur mit Freunden gejamt. Mittlerweile suche ich aber wieder neue Leute mit denen ich spielen kann.

Nun zum eigentlich Kern. Heute hatte ich ein Gespräch mit jemanden, der wohl jahrelang als Musiker sein Geld verdient hat und er fragte mich heute nach "welcher Schule" und "welchem Lehrmaterial" ich gelernt hätte. Ich erklärte ihm also, dass ich Privatunterricht gehabt hätte und lange Zeit meistens nur Dinge nachgespielt hätte oder mit Freunden etwas gejamt hätte. Offensichtlich aber schien meine Antwort eher belustigend zu sein. Ganz durchgefallen war ich dann, als ich nicht in der Lage war ihm die genaue Modellbezeichnung meines Basses zu nennen. Mehr als Ibanez steht nun mal nirgendwo auf dem Ding drauf, aber offensichtlich machte ich mich schon zum Idioten, weil ich die verschiedensten Stil- und Modellarten nicht kannte.

Ich bin weiß Gott kein Anfänger mehr und konnte schon den einen oder anderen "Nichtmusiker" zum Staunen bringen, aber ich bin eben lange kein Profi. Das weiß ich. - Was macht nun einen Musiker aus und wie schlecht bin ich wirklich? - Das hat heute jedenfalls echt an meinem Ego gekratzt.

Schon mal Danke fürs Lesen

Kris
 
Also: Musik ist Spaß! Und Spaß hat kein festes Muster. Ich kenen genug sehr gute Musiker, die sich selbst kaum mit ihren Instrumenten beschäftigen und Noten nur aus Legenden kennen. Deswegen sind sie nicht schlecht.
Solange du deinen Spaß und dein Hobby nicht zum Beruf machst, hat überhaupt niemand das Recht Ansprüche an dich zu stellen. Schule, Lehrmaterial? Ich hab Gitarristen kennengelernt die nur für sich ohne irgendwas spielen und trotzdem besser sind als manche ausgebildete Musiker. Modellbezeichnungen beim Equipment? Du sollst das Ding spielen, nicht definieren. ;)
Bei Gitarristen ist es eine Art Volkskrankheit aus jedem Aspekt der Gitarre eine Wissenschaft zu machen. Ich persönlich denke, das man die Zeit lieber mit Spielen verbingen sollte.

In diesem Sinne: Nimm es dir nicht zu Herzen. Da wichtigste ist, das DU Spaß hast. "Just play!"
 
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Hi kris79,
in meinen Augen ist jemand Musiker wenn er 1. ein Instrument spielt und 2. (der wichtigere Teil) Spaß daran hat.
Natürlich sind wir alle, die wir hier im Forum oder auch woanders sind unterschiedlich....mhhhh, ich sag mal begabt an unserem Instrument. Und der eine Investiert zig Std. am Tag in seine musikalische Ausbildung und der andere vllt nur 15min.
Aber das was uns alle verbindet, ist, oder sollte doch, der Spaß an der Musik sein.

Wie gut oder schlecht bist du nun?
Ich glaube das kannst nur Du Dir beantworten. Wenn Du deine Gitarre in die Hand nimmst und Du dann spielst und es Dir einen Kick gibt, Dich glücklich macht, Dir ein lächeln auf den Mund zaubert oder Du vor lauter Groove Dir fast in die Hosen pinkelst dann bist Du ein guter Musiker. Ganz unabhängig davon was jmd. anderes dazu sagen würde, weil Du die Musik in erster Linie für Dich selbst machst. (Wenn es noch anderen gefällt freuen wir uns natürlich immer ;))
Wenn Du die Gitarre in die Hand nimmst und technisch das anspruchvollste Zeugs spielst mit three-nose-tapping und allem pi pa po ,Du dabei aber Gefühlsmäßig total unberührt, tot und leblos bleibst dann bist Du in meinen Augen ein schlechter Musiker auch wenn du die techniken der Gitarre vllt beherrscht.

Also mach weiterhin Musik wenns Dir Spaß macht, bleib Dir selbst Treu bzw. Authentisch.
Ich finde zu einem guten Musiker gehört eben mehr als nur die reine Spieltechnik.

Laß Dich nicht unterkriegen nur weil Du ein Modellnamen nicht weißt, oder nicht mit einer musikalischen Ausbildung auf Diplom niveau prahlen kannst. Das zählt alles nix, sondern der Spaß ist wichtig.

In diesem Sinne hoffe ich das ich nicht zu Predigermäßig geklungen habe ;)

Gruß wannenkind....
 
Hi kris79, willkommen im board :)

ja, ich mußte gerade auch herzlichst lachen über Deinen beitrag - und zwar über den simpel, von dem Du da erzählst...

wenn mir einer so kommen würde, würde ich etwas in der art "ja weißt, mit nebensächlichkeiten geb ich mich halt nicht ab..." antworten. dazu fällt mir auch gerade ein basserwitz ein, der ganz gut passt: zwei basser hocken da und spielen. der eine mehr töne pro sekunde, als die stunde minuten hat. der andere ganz lässig durchgehend ein a. meint der erste "hey du - spielst Dich warm und stimmst hmm ?". der zweite "ne Du. Du suchst noch, ich bin schon da..." (so ähnlich habe ich ihn hier mal gelesen. die pointe war aber besser, ich kann mich aber nicht mehr genau erinnern. ich denke aber, es wird deutlich, wie er gemeint ist :))

so wie Du es schilderst, machst Du für mich einiges "richtiger", als derjenige mit seinem "dummgeblubber". laß Dich auf keinen fall von so etwas runterputzen ! zieh einfach Dein ding durch und achte nicht auf das geschwätz anderer "musiker". letztendlich entscheidet immer der geneigte zuhörer über erfolg und mißerfolg. der wichtigste zuhörer dabei ist man selbst.

gruß
 
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Es gibt auch viele prominente Beispiele, die Profimusiker sind, und keine Ahnung von Theorie und ihren Equipment haben.
Ich nehme mal als Beispiel Robb Flynn, den Rhythmusgitarristen und Sänger von Machine Head. Irgendwann stand mal in der guitar, dass er die kleine Terz als "traurigen Ton drei Bünde weiter" bezeichnet und überhaupt keine Ahnung von Theorie hat. Obwohl er davon keine Ahnung hat, ist er trotzdem Musiker. Und zwar ein so guter, dass er von der Musik gut leben kann und noch wichtiger, dass er wirklich schöne Stücke schreiben kann wie Who We Are (https://www.youtube.com/watch?v=2lY2J4KUDAs ) oder Darkness Within (https://www.youtube.com/watch?v=ZQO_ZFxQYls ), um nur einige zu nennen.
 

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