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"Das elfte Gebot: Israel darf alles":
- Klartexte über Antisemitismus und Israelkritik

Autorin: Evelyn Hecht-Galinski

Verlag: Palmyra Verlag, Heidelberg (1. Auflage März 2012)

ISBN-13: 978-3-930378-86-9

broschiert, 250 Seiten, 17,90 €


Text zum Buch von der Verlagsseite:

Die systematische Entrechtung der Palästinenser durch Israel in nahezu allen Lebensbereichen ist seit vielen Jahrzehnten das Kernproblem in der ungelösten Palästinafrage. Bis zum heutigen Tag bildet Israels völkerrechtswidrige Besatzungspolitik im Westjordanland und im Gazastreifen (Siedlungsexpansion, Landbeschlagnahme, Mauerbau, Annexion Ostjerusalems, politische und wirtschaftliche Unterdrückung u. a.) das Haupthindernis auf dem Weg zu einer gerechten und dauerhaften Friedenslösung.

Berechtigte Kritik an dieser Politik Israels ist auch im deutschen Sprachraum oft noch ein Tabuthema und wird immer häufiger gar als antisemitisch diffamiert.

Mit aller Entschiedenheit treten die Klartexte von Evelyn Hecht-Galinski dieser Instrumentalisierung des Antisemitismus als politische Waffe entgegen; sie wenden sich vehement gegen jeglichen Versuch, Israelkritik einzuschüchtern oder zum Schweigen zu bringen. Unmissverständlich macht die Autorin hierbei deutlich, dass gerade der Holocaust lehrt, historische Verantwortung zu übernehmen und gegen jedes Unrecht die Stimme zu erheben.

Ebenso nachdrücklich kritisiert Hecht-Galinski die deutsche Nahostpolitik und Medienberichterstattung als zu proisraelisch und einseitig. Ausführlich beschreibt sie zudem ihre Auseinandersetzungen mit der jüdisch-israelischen Lobby - vor allem dem Zentralrat der Juden in Deutschland, den sie als »Sprachrohr der israelischen Regierung« kritisiert - sowie ihren vieldiskutierten Rechtsstreit mit Henryk M. Broder um seine gegen sie gerichteten absurden Antisemitismusvorwürfe.

Evelyn Hecht-Galinski zeigt sich in all ihren Positionen als unerschütterliche und unbequeme Querdenkerin. Sie schreibt offen an gegen jede Form von Geschichtsklitterung und Mythenbildung. Ihr sehr persönliches Bekenntnis ist mutig und aufrüttelnd.

Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zu einem tieferen Verständnis des israelisch palästinensischen Konflikts und seiner Wahrnehmung in Deutschland und anderswo.


über die Autorin:

Evelyn Hecht-Galinski, geboren 1949 in Berlin, ist Tochter des langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski (1912-1992). Die Menschenrechtsaktivistin und Publizistin ist Gründungsmitglied der deutschen Abteilung der Organisation 'Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost'.

Informationen zur Autorin bei Wikipedia - klick

KenFM im Gespräch mit Evelyn Hecht-Galinski am 12.4.2012
- bitte unbedingt hören !!!

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Inhaltsverzeichnis:

Vorwort von Ilan Pappe ……………S. 12

Antisemitismus ist nicht gleich Antizionismus, 26. September 2008 ……………S. 15

»Operation Gegossenes Blei« oder: »Aktion Vergossenes Blut«
Rede auf der Demonstration gegen den Gaza-Krieg am 17. Januar 2009 in Stuttgart ……………S. 19

Der Lügenbaron, 16. Dezember 2009 ……………S. 24

Gegen den Missbrauch des Holocausts, 3. Februar 2010 ……………S. 27

Die Schleimspur der Israel-Unterwürfigkeit zieht sich durch alle Parteien, 24. Februar 2010 ……………S. 29

Und stündlich droht die Abrissbirne, 24. März 2010 ……………S. 34

Happy Birthday, Israel!, 28. April 2010 ……………S. 37

Besatzung und Unterdrückung müssen beendet werden, 8. Mai 2010 ……………S. 42

Die Welt als Israels Tanzbär am Nasenring, 14. Juli 2010 ……………S. 47

Der Duft des Kriegs liegt in der Luft, 11. August 2010 ……………S. 54

»Israel spricht nicht in meinem Namen«, 12. Oktober 2010 ……………S. 62

Eine Drohne geht auf Reisen oder: Kein Blankoscheck für Israel, 13. Oktober 2010 ……………S. 65

Maulkorberlass für Israel-Kritiker oder: Propagandabriefing der Israel-Solidaritäts-Lobbyisten, 6. November 2010 ……………S. 71

Zwei »Beutedeutsche« auf Safari von Dachau nach Auschwitz, 10. November 2010 ……………S. 82

Der Unterschied zwischen Antizionismus und Antisemitismus
Rede auf der Palästina-Solidaritätskonferenz in Stuttgart (26. bis 28. November 2010), ……………S. 85

Boycott, Divestment, Sanctions (BDS), 8. Dezember 2010 ……………S. 96

Feigheit vor dem Freund und zweierlei Maß, 5. Januar 2011 ……………S. 104

Dieter Graumann als Sprachrohr der Israel-Lobby, 29. Januar 2011 ……………S. 109

Lizenz zum Töten, 8. Februar 2011 ……………S. 111

Die »einzige Demokratie im Nahen Osten«, 2. März 2011 ……………S. 114

Die »Koscher«-Macher und ihre Helfer, 13. März 2011 ……………S. 122

Kriegsverherrlicher und Zensoren, 30. März 2011 ……………S. 125

Lobbyistische Hilfstruppen, 4. Mai 2011 ……………S. 128

Verlogene Gründungsfeiern und Verbot des Nakba-Gedenkens, 18. Mai 2011 ……………S. 132

Seite an Seite mit der Israel-Lobby, 22. Mai 2011 ……………S. 136

Ausgewogene Verdreher, 20. Juni 2011 ……………S. 140

Wolffsohn und die Diaspora-Brigaden, 6. Juli 2011 ……………S. 145

Das Schein-Heilige Land, 13. Juli 2011 ……………S. 149

Broder und sein mörderischer Fan, 25. Juli 2011 ……………S. 153

Beispiele jüdisch-israelischen Terrors, 3. August 2011 ……………S. 156

Die Unbelehrbaren implodieren: »Wutbürger« in Israel, 10. August 2011 ……………S. 160

Terroristen und Antisemiten, 7. September 2011……………S. 163

Wie viel Israel-Kritik darf es denn sein? Rede auf den Palästina-Tagen in
Freiburg (11. September 2011) …………… S. 167

»Angie« und »Bibi« über Gilo und den »Frieden«, 5. Oktober 2011 ……………S. 174

»Kleine Davidsterne« als Trostpreise auf dem Israelkongress, 12. Oktober 2011 ……………S. 178

Gilad Shalit als Ablenkungsmanöver, 19. Oktober 2011 ……………S. 182

Mehr Zivilcourage gegen Philosemitismus, 26. Oktober 2011 ……………S. 185

Von der Entnazifizierung zur Entantisemitisierung, 2. November 2011 ……………S. 189

Der Philosemitismus von Philipp Mißfelder und anderen, 17. November 2011 ……………S. 192

Genug von zweierlei Maß, 23. November 2011 ……………S. 198

Ein Preis der Schande für den »Pornoverfasser«, 14. Dezember 2011 ……………S. 200

Wer bestimmt Antisemiten?, 21. Dezember 2011 ……………S. 202

Die Jewish Voice eines Musterjuden, 18. Januar 2012 ……………S. 205

Deutsche Staatsräson für Israels Angriffskriege?, 8. Februar 2012 ……………S. 210

Nachwort von Gilad Atzmon ……………S. 215

Literaturempfehlungen ……………S. 219

Angaben über die Autorin ……………S. 223


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Leseprobe:
Das Vorwort
(geschrieben von Professor Ilan Pappé)


Unverblümt und eindringlich,
mutig und wahrhaftig

Die in diesem Buch veröffentlichten Texte sind ein sehr wichtiges Dokument, nicht nur wegen der persönlichen Geschichte, die sie erzählen, sondern auch wegen ihrer Bedeutung für die Palästinafrage und deren zukünftige Lösung. Nur sehr wenige deutsch-jüdische Kritiker Israels sprechen mit solcher Autorität und Entschlossenheit über Israel, Palästina und das Judentum.

Dass wir hier ein so beeindruckendes Zeugnis vor uns haben, liegt in erster Linie an Evelyn Hecht-Galinskis unverblümter Haltung und ihrer eindringlichen Sprache. Ob in Form einiger weniger Sätze oder in Texten von Artikellänge - sie duldet nicht, dass der Diskurs der Komplexität, der in Deutschland vom offiziellen Israel und seinen Vertretern so oft benutzt wird, die simple und brutale Realität vor Ort verdeckt.

Diese direkte Haltung der Autorin entlarvt die Doppelmoral und die beschämenden Positionen deutsch-jüdischer Organisationen wie des Zentralrats der Juden in Deutschland - Einrichtungen, die niemand besser kennt als Evelyn Hecht-Galinski. Es ist ihrem Mut und ihrer Wahrhaf tigkeit zu verdanken, dass solche Organisationen in diesem Buch als das bloßgestellt werden, was sie sind, nämlich das »Sprachrohr« der verschiedenen israelischen Regierungen.

Als Jude, dessen Eltern aus Deutschland stammen, ist mir vollkommen bewusst, wie schwer es ist, zu solchen Schlussfolgerungen zu kommen und sich nicht von der Animosität, den oft hasserfüllten Anfeindungen und den Einschüchterungen abschrecken zu lassen, die auf solche Enthüllungen unvermeidlich folgen.

Das Ausmaß der Ablehnung, die von ihren Kritikern benutzte Sprache - die an die erinnert, die von den politischen Kräften während Deutschlands schlimmster und dunkelster historischer Periode gegen Juden verwendet wurde - sind Zeugnis dafür, wie groß Evelyn Hecht-Galinskis Einfluss auf die öffentliche Diskussion über Israel und Palästina in Deutschland mittlerweile ist. Wann immer sie sich mündlich oder schriftlich geäußert hat, hat sie eine Unrechtspolitik als kriminelle Politik sowie Menschen-und Bürgerrechtsverletzungen als genau das bezeichnet. Das stellt die Verantwortlichen dieser Politik und dieser Rechtsverletzungen vor die unmögliche Aufgabe, sie menschlich und moralisch zu rechtfertigen. Als die Regie rung Israels und ihre Lobby in Deutschland dadurch ge zwungen waren, sich direkt all dem zu stellen, hatten sie keine Antwort auf Eve lyn Hecht-Galinskis Kritik und moralische Verurteilung. Also blieb ihnen nur der Versuch, sie zu dämonisieren und einzuschüchtern. Damit sind sie völlig gescheitert, und dieses Buch ist der Beweis dieses kläglichen Versagens.

Wenn es um die Kritik an Israel geht, hinkt Deutschland aus verständlichen Gründen den zivilisiertesten und fortschrittlichsten Nationen hinterher. Verständlich waren diese Gründe allerdings nur in der Vergangenheit - im 21. Jahrhundert werden sie immer weniger akzeptabel. Die deutsche Schuld und der Wunsch, sie wiedergutzumachen, wurden von den israelischen Regierungen missbraucht und zur Rechtfertigung der Enteignung, Kolonisierung und ethnischen Säuberung der Palästinenser instrumentalisiert. Dabei sollten Schuld, ihre Anerkennung und der Wunsch zur Wiedergutmachung bleiben - aber nicht um den Preis, dass diese Haltungen in eine niederträchtige und unmoralische Waffe gegen ein anderes Volk verkehrt werden.

Man hätte erwartet, dass die deutschen Juden als erste diesen Missbrauch und diese Manipulation bemerken und anderen in Deutschland helfen würden, den richtigen Weg in die Zukunft zu gehen. Aber das war nur bei überraschend wenigen, wie Evelyn Hecht-Galinski, der Fall. Was sie deswegen erdulden musste, erklärt, warum es so wenige waren, aber das rechtfertigt es nicht.

Außerhalb Deutschlands steht sie jedoch nicht allein da. Tatsächlich gibt es jeden Tag mehr Juden wie Evelyn Hecht-Galinski und mich. Leider hilft uns die kriminelle israelische Politik vor Ort bei unserer Arbeit. Im Licht der Überfälle auf den Libanon 2006, auf den Gaza-Streifen 2008/09 und die Hilfsflotille für Gaza 2010 wurde es für die Menschen leichter, unseren Standpunkt zu verstehen. Aber unsere Zahl ist auch deshalb gewachsen, weil eine ihrem Gewissen verpflichtete, jüngere Generation versteht, dass die Menschlichkeit, das Judentum und jede andere der Welt religionen uns nicht zu schweigen erlauben, wenn in unserem Namen schwerwiegendste Untaten begangen werden. Genau darum genießt Evelyn Hecht-Galinski solchen Respekt, und genau darum ist es so wichtig, dass sie ihre unschätzbare Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit in Palästina fortsetzt - zum Nutzen sowohl der Palästinenser als auch der Israelis.

Exeter (England), Oktober 2011

Informationen zum Verfasser des Vorwortes Professor Ilan Pappé bei Wikipedia - klick http://de.wikipedia.org/wiki/Ilan_Pappe

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eine brilliant analytische Rezenzion von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann:

'Es wird darin die Wirklichkeit beschrieben.' So charakterisiert Evelyn Hecht-Galinski selbst ihr Buch DAS ELFTE GEBOT: ISRAEL DARF ALLES. Das klingt einfach, ist aber ein extrem hoher Anspruch. Denn dessen Einlösung setzt voraus, dass die Gehirnwäsche, die auf uns seit Jahrzehnten einwirkt, ausgeschaltet wird. Und in der Tat: Evelyn Hecht-Galinski unternimmt einen Angriff auf diese Gehirnwäsche. Es ist zu wünschen, dass das Buch so viele Menschen erreicht, dass es zur Keimzelle einer geistigen Revolution wird, die das durch Gehirnwäsche geschaffene Gebäude einer zionistischen Ideologie zum Einsturz bringt und eine Gesellschaft entstehen lässt, die als menschenwürdig bezeichnet werden kann.

Was macht die Gehirnwäsche aus, der Evelyn Hecht-Galinski zuleibe rückt? Die Gehirnwäsche hat es sehr weitgehend geschafft, Nationalismus und Rassismus, ja vielleicht sogar Faschismus im Falle Israel als etwas Positives oder zumindest zu Tolerierendes erscheinen zu lassen. Das ist phänomenal. Und die Gehirnwäsche hat zum Ergebnis, dass Gleichheit und Brüderlichkeit im Falle Israel als etwas vollkommen Abwegiges empfunden werden. Auch das ist verblüffend. Menschen, die sich ansonsten als Humanisten verstehen, werfen, wenn es um Israel geht, alle ihre Prinzipien über Bord. Nicht so Evelyn Hecht-Galinski.

Sie macht in sehr klaren Worten deutlich, wie absurd die Verkehrung der Werte ist. Es gehe um die Frage, wie 'man den Palästinensern zu Gerechtigkeit verhelfen kann, dass sie frei und demokratisch leben können, wie es jedem jüdischen Israeli zugestanden wird. Und das ist nach realistischer Sicht der Dinge nur noch in einem Staat Palästina/Israel möglich - mit Gleichberechtigung für alle Religionen, Rassen und politischen Weltanschauungen.' 'Richtig, richtig! Also die Einstaatenlösung, ein Staat für alle Völker, Rassen und Religionen, demokratisch.' Das, was heute in Israel/Palästina herrscht, ist demgemäß alles andere als eine Demokratie. Es ist absurd, ein Regime, wenn es sich auch noch so oft als die 'einzige Demokratie im Nahen Osten' bezeichnet, als solche gelten zu lassen. 'Merke, was also unterscheidet die 'einzige Demokratie' und eine Diktatur voneinander? NICHTS! Beide unterdrücken unrechtmäßig mit aller Willkür und Macht.'

Um einer Gehirnwäsche entgegen zu wirken, ist es wichtig, der anderen Seite die Begriffe zu entreißen und sie neu zu besetzen. Genau das tut die streitbare Publizistin Evelyn Hecht-Galinski.

Bewusst spricht sie immer wieder vom 'israelischen Regime', um dessen menschenverachtendes Verhalten deutlich werden zu lassen - z.B. auch in folgendem Zusammenhang: 'Das israelische Regime hat es von Beginn an verstanden, die Opferrolle zu spielen, umzingelt von Feinden. Denn merke: 'Wer auf einer Insel lebt, sollte sich das Meer zum Freund machen'. Genau das Gegenteil ist der Fall! Der jüdische Staat hatte und hat nur eine Intention: Israel muss 'araberrein' werden. Dem müssen wir entgegenwirken und es nicht weiter tolerieren, dass Israel mit einem Tsunami von unzumutbaren Maßnahmen auch den letzten Palästinensern jeglichen Lebensraum entzieht.'

Oder ein weiteres Beispiel: 'Das israelische Regime... führt einen Krieg 'mit Gottes Hilfe', der Geheimdienst Mossad führt Aktionen mit dem Namen 'Zorn Gottes' durch... So war es nur folgerichtig, dass israelische Journalisten den ehemaligen Geheimdienstchef Dagan fragten, ob vielleicht 'Gott' bei den vielen 'Unfällen' rund um das iranische Atomprogramm seine Hand im Spiel hatte. Dagan bejahte das. Der heimliche 'Gotteskrieg' [gegen Iran] mit bei Attentaten zu Tode gekommenen Atomforschern ist voll im Gange, ebenso der Computerkrieg; jetzt fehlt Israel nur noch der 'richtige' Krieg zu seiner 'Endbefriedigung'.'

Die Bezeichnung 'Zorn Gottes', die Evelyn Hecht-Galinskis aufgreift, ist ein Codewort für die mörderischen Aktionen, die vom Geheimdienst Mossad nach dem Attentat von München 1972 durchgeführt worden sind ' ein Ereignis, das mit seiner spezifischen Interpretation ähnlich wie die Operation 9/11 in die Gehirne der Menschen gehämmert worden ist. In diesem Zusammenhang kennzeichnet sie beiläufig das Olympia-Attentat, das der palästinensischen Sache schweren Schaden zugefügt hat, als von 'palästinensischen Freiheitskämpfern' verübt. Dass bei einem solchen Attentat ebenfalls 'Gott' seine Hände im Spiel gehabt haben könnte, scheint selbst Evelyn Hecht-Galinski nicht in den Sinn zu kommen. Dabei gibt es durchaus Indizien, die das nicht abwegig erscheinen lassen (siehe 'Das machen wir selbst' oder 'False Flag Terror").

Ein weiterer Begriff, der Teil der Gehirnwäsche ist, ist der Begriff 'Verteidigung', wenn Angriff gemeint ist. Auch in dieser Hinsicht nimmt Evelyn Hecht-Galinski kein Blatt vor den Mund, z.B. im Falle des von Israel geplanten Angriffs auf den Iran, der als (präventive) Verteidigung verbrämt wird. Sie spricht ohne Umschweife von einem 'völkerrechtswidrigen Angriffskrieg' und lässt sich nicht durch die Propaganda aufs Glatteis führen, die der Öffentlichkeit weismachen will, der Iran wolle Israel (mit Atomraketen) auslöschen. Sie macht die immer wieder propagierte Verkehrung der Bedrohungssituation nicht mit. So wie es Günter Grass erkannt hat, ist auch für Evelyn Hecht-Galinski klar: die Bedrohung geht von Israel aus, nicht vom Iran.

'Warum dämonisiert man immer den iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad, der nur unbequeme Wahrheiten ausspricht?' 'Da wird dann mit den altbekannten Stereotypen von Falschaussagen gearbeitet wie: 'Wenn Iran die Atombombe hat, wird es das vollenden, was Hitler nicht geschafft hat?' Eine Attacke wird gerechtfertigt, mit dem Satz: 'Was lehrt der Holocaust? Wir müssen leben!' Oder es wird mit den bekannten Unwahrheiten und bewussten Falschübersetzungen von Reden von Ahmadinedschad gearbeitet wie: 'Auslöschung von der Landkarte' und anderem Schwachsinn. Hier wird also eine gezielte Rhetorik - den Holocaust missbrauchend - eingesetzt. Erfunden von Israel-Lobbyisten und Thinktanks weltweit. Nicht der Iran als Atommacht ist die Bedrohung, sondern Israel mit seinen mindestens 200 Atomwaffen am Boden, zur See und in der Luft - zu benutzen um Iran, oder andere Gegner zu vernichten... Das Aufputschen und Anheizen der Kriegstrommel gegenüber dem Iran mit falschen Behauptungen und Unwahrheiten muss endlich aufhören. Lassen wir uns durch die Gehirnwäsche gewisser Medien und Politiker nicht mehr 'verbrodern' und verblöden.'

Evelyn Hecht-Galinski stellt sich kompromisslos der Instrumentalisierung des Holocaust und dessen Missbrauch für die Rechtfertigung neuer Verbrechen entgegen. Auch der trickreichen Argumentation, besonders Deutsche dürften wegen ihrer Vergangenheit nicht zum Boykott gegen Israel aufrufen, leistet sie keine Folge. Sie hat sich das Motto ihres Vaters, des ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland zueigen gemacht: 'Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen.' Deshalb plädiert sie ohne wenn und aber für BDS (Boykott, Kapitalentzug und Sanktionen) gegen Israel.

'Wir alle sollten uns ein Beispiel nehmen an den Aktivisten, die anlässlich des Konzertes 'Last Nights of the Proms' den Auftritt des israelischen Orchesters massiv störten und es zum Abbruch brachten. Überlassen wir das 'Boykottfeld' nicht allein dem Zentralrat und Israel und seinen Lobbyisten und Diasporabrigaden. Soll Boykott immer nur ein Tabu-Thema sein, wenn es Israel betrifft? Ist das die 'werteorientierte Politik' der wir dank Graumann (Dieter mir graut vor Dir) verbunden sein sollen und müssen? Ich sage nein und nochmals nein!!!!'

'Unverblümt und eindringlich, mutig und wahrhaftig' - so beschreibt der ins Exil getriebene israelische Historiker Ilan Pappe das Buch von Evelyn Hecht-Galinski im Vorwort. Und der israelische Musiker Gilad Atzmon, der das Nachwort geschrieben hat, sieht, dass sich in ihrem Werk 'die unschätzbare Stimme einer Humanistin' Ausdruck verschafft.

Ilan Pappe: 'Evelyn Hecht-Galinski duldet nicht, dass der Diskurs der Komplexität, der in Deutschland vom offiziellen Israel und seinen Vertretern so oft benutzt wird, die simple und brutale Realität vor Ort verdeckt. Diese direkte Haltung der Autorin entlarvt die Doppelmoral und die beschämenden Positionen deutsch-jüdischer Organisationen wie des Zentralrats der Juden in Deutschland... Das Ausmaß der Ablehnung, die von ihren Kritikern benutzte Sprache ' die an die erinnert, die von den politischen Kräften während Deutschlands schlimmster und dunkelster historischer Periode gegen Juden verwendet wurde ' sind Zeugnis dafür, wie groß Evelyn Hecht-Galinskis Einfluss auf die öffentliche Diskussion über Israel und Palästina in Deutschland mittlerweile ist.'

Gilad Atzmon: 'Letztlich definiert sich Israel... als jüdischer Staat, ein Staat, der aus Flugzeugen, die mit jüdischen Symbolen versehen sind, Bomben auf unschuldige Zivilisten abwirft, und als wäre das noch nicht genug, begeht Israel solche grässlichen Untaten im Namen des jüdischen Volkes. Diese beunruhigenden Tatsachen dürfen wir nicht ignorieren, und deshalb müssen jetzt gerade Juden Stellung gegen Israel beziehen. Und das ist exakt die Rolle, die Evelyn Hecht-Galinski auf sich genommen hat. Sie verzichtet auf alle Privilegien, die sich aus ihrer familiären und ethnischen Herkunft ergeben. Sie lotet ihr Recht aus, die schwierigsten Fragen aufzuwerfen. Sie stellt humanistische Erwägungen über jüdische Interessen. Das ist eine äußerst ungewöhnliche Haltung, die unter den Juden alles andere als populär ist... Evelyn Hecht-Galinski... ist ganz sicher zuallererst Humanistin. Sie ist eine unschätzbare Stimme und gesellt sich zu der wachsenden Zahl von Juden, die sich von 'Stammesdenken', Chauvinismus, Überlegenheitsdünkel und Auserwähltsein verabschiedet haben. Evelyn Hecht-Galinski ist eine entscheidend wichtige Stimme am richtigen Ort und zur richtigen Zeit. Trotz aller Widerstände kämpft sie für eine bessere Welt ' und dafür bewundere ich sie.'

Das sind zwei Einschätzungen, die Evelyn Hecht-Galinskis ELFTES GEBOT sehr weitgehend und zutreffend charakterisieren.

Mittlerweile sind zahlreiche weitere Texte entstanden ' zum großen Teil wie die, die in das Buch eingeflossen sind, für die NRhZ. So hat sie zum Fall Günter Grass Stellung genommen und, nachdem der wegen seines Warnschreis zur Verhinderung des Überfalls Israels auf den Iran von Israel zur persona non grata erklärt worden ist, diesen Vorgang wie folgt kommentiert:

'Günter Grass hat nur gesagt, was gesagt werden muss und was alle demokratischen Deutschen schon lange sagen sollten. Also trifft uns alle der israelische Propaganda-Bann. Gerade wir in Deutschland wissen, wohin das führt. Diese zionistische Regierung steht in der Nachfolge einer unsäglichen Tradition der Vergangenheit, die längst überwunden sein sollte. Nicht wir, die die israelische Politik kritisieren, begehen Unrecht, sondern das rassistisch-faschistische Regime der Liebermäner, Jischais, Netanjahus und anderer israelischer Extremisten. Unerwünscht sollten diese Politiker in Deutschland sein und nicht mit allen Ehren empfangen werden. Diesen Politikern des israelischen Unterdrückungs-Systems sollte man die rote Karte zeigen und nicht den roten Teppich ausrollen' Betrachten wir also uns alle als in Israel unerwünschte Personen und boykottieren wir Reisen in dieses 'Scheinheilige Land''.

Ein weiterer Band gegen die Gehirnwäsche könnte also entstehen. Zu hoffen ist das nicht. Zu hoffen ist, dass Evelyn Hecht-Galinskis vorliegendes Buch in einer Weise wirkt, dass ein zweites überflüssig wird.


Infos zu den beiden Rezensenten:

Anneliese Fikentscher (Jahrg. 1953) ist Fotoingenieurin und hat Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte in Köln studiert. Sie arbeitet als Kamerafrau für Fernsehproduktionen. Seit 1981 ist sie Mitglied in der Kölner Gruppe Arbeiterfotografie und seit 1987 verantwortliche Redakteurin der Zeitschrift Arbeiterfotografie. 1990 war sie maßgeblich an der Gründung der 'Galerie Arbeiterfotografie - Forum für Engagierte Fotografie' in Köln beteiligt.

Andreas Neumann (Jahrg. 1951) arbeitet nach seinem Ingenieurstudium der technischen Informatik und Diplomarbeit zur Bilddatenreduktion, als Systemanalytiker. Er ist Mitglied der Kölner Gruppe Arbeiterfotografie seit 1975 und Gründungsmitglied des Bundesverbands Arbeiterfotografie. Seit 1987 ist er Mitarbeiter in der Redaktion der Zeitschrift Arbeiterfotografie und verantwortlich für die Gestaltung. Er war maßgeblich verantwortlich für Konzeption, Recherchearbeit und Leitung zahlreicher Ausstellungen im Rahmen der Arbeiterfotografie.

Beide sind neben der Arbeiterfotografie für zahlreiche Veröffentlichungen bekannt und beide leben im Großraum Köln. Hier ein Interview mit den beiden: - klickt hier


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Mal den Thread wieder ausgraben :)

Ich lese (u.a. - hab mir einen eBook-Reader angeschafft, da ist es ein Vergnügen, mehrere Bücher "parallel" zu lesen) grade die Biographie von Keith Richards "Life" - ein Muss für Stonesfans, ebenso für Musikfans überhaupt und auch eine besondere Empfehlung für diejenigen, die in Keef nur den drogensüchtigen Rocker sehen. Eine Menge aufschlussreiches und sehr persönliches, was der Herr Altrocker da geschrieben und erzählt hat.

It's not only Rock'n'Roll ...
 
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Jerome Charyn - Das Isaac Quartett :great:

Sammelband mit den ersten vier Isaac Sidel- Krimis. Ziemlich fiebrige, zynische und hoffnungslose Darstellung der New Yorker Polizeiarbeit fernab von klaren Strukturen, modernen Fahndungsmethoden oder sachlicher Ermittlungsarbeit. Statt dessen persönliche Fehden, Sex, Neid und Korruption, wohin man blickt. Die Stadt ist ein süßlicher, klebriger, verdorbener, stinkender, schmieriger Sumpf. Fälle werden, wenn überhaupt, durch Glück, Zufall, Erpressung, Bestechung oder pure Willkür abgeschlossen. Der sagenumwobene Namensgeber, zutiefst amoralisch und fast genausosehr Gangster wie Bulle, ist im ersten Band noch eine strippenziehende Hintergrundfigur als suspendierter Deputy Chief Inspector, rückt dann aber Stück für Stück ins Erzählzentrum. Dabei verteilt und entzieht er seine Loyalitäten, manipuliert und opfert Vertraute nach undurchschaubaren persönlichen Maßstäben, vereinsamt im gleichen Maße, wie er karrieremäßig aufsteigt und buchstäblich von innen zerfressen wird - einer seiner Erzfeinde infiziert ihn mit einem Schweinebandwurm. Dazwischen geraten Figuren wie Manfred "Blue Eyes" Cohen, der "weiße Nigger" Wadsworth oder der "Lollipop"- Gangster Rupert Weil, welche daran zugrunde gehen, den Ränken des wahnhaft wütenden Sidel und seiner jeweiligen Gegenspieler nicht gewachsen zu sein. Inzwischen umfasst die Reihe zehn Bände, in denen es Isaac Sidel bis zum Vizepräsidenten der USA bringt. Ich bin erst in Band vier, habe mir die anderen Bände aber schon auf den Wunschzettel gesetzt. Meine bisherige Lieblingsfigur ist der riesige irisch- jüdische Hilfsgangster und Expolizist Patrick Silver, welcher stets auf Socken und mit leerem Pistolenhalfter unterwegs ist, dafür aber immer ein paar Flaschen Stout dabei hat. Aber auch die sechsköpfige Marranensippe der Guzmanns, die Pornoqueen Odette, Isaacs unzähmbare Tochter Marilyn, der kreolisch- chinesische Taxibandit Chino und der verzweifelt ehrgeizige Inspector Pimloe, dem es partout nicht gelingt, aus Isaacs Schatten zu treten, sind absolut faszinierende Figuren... und es gibt noch einige mehr.

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Alex
 
Ich habe heute für die ersten neun Isaac Sidel- Krimis einen Satz Amazon- Rezis geschrieben. Wer mag, ist eingeladen, sie zu bewerten: http://www.amazon.de/gp/cdp/member-..._pr_auth_rev?ie=UTF8&sort_by=MostRecentReview :great:

Ich bin ein Fan der Reihe geworden. Jerome Charyn schreibt einfach großartig und schafft es, den beruflichen Aufstieg seines Protagonisten mit gleichsam wachsenden Fällen und Schwierigkeiten zu begleiten. Auch tauchen in jedem Band neue denkwürdige Figuren auf, die teilweise dauerhaft erhalten bleiben. So befindet sich der baseballverrückte Sidel zu Beginn des neunten Bandes als New Yorks Bürgermeister in einer Dauerfehde mit dem Gouverneur "Billy the Kid" und dem skrupellosen FBI- Mann LeComte, während er in einem labilen Gleichgewicht mit dem Mafiapaten Jerry, drei mächtigen Baulöwen, seinem Polizeinachfolger Sweets und der Schulbehörde schwankt und vor Sehnsucht nach seiner großen Liebe Anastasia innerlich beinahe verzweifelt. Näheres lässt sich in meinen Amazon- Rezis nachlesen. Ich hab allen Bänden die Höchstnote gegeben.

Alex
 
Der disziplinierende Staat

Eine kritische Auseinandersetzung mit Sanktionen bei Arbeitslosengeld II-Empfängern aus der Sicht der Sozialen Arbeit und der Menschenrechte

Autor: Nicolas Grießmeier

Verlag: USP Publishing Kleine Verlag, Grünwald b. München (2012)

ISBN-13: 978-3-937461-52-6 , Softcover kartoniert, 108 Seiten, 14,95 EUR


Infos zum Autor:


Dipl. Sozialpädagoge (FH) Nicolas Grießmeier ist Sozialarbeiter (Master of Social Work). Er ist in der Praxis Sozialer Arbeit und als Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München tätig. Seine Arbeits- und Interessensschwerpunkte sind: Armut, Migration und Flucht, Sinti und Roma, Diskriminierung, Menschenrechte und kritische Soziale Arbeit.


Klappentext:

Sanktionen bei Arbeitslosengeld II - Empfängern sind keine Randerscheinung. Allein im Zeitraum von Januar bis September 2011 wurden über 660.000 Kürzungen der Sozialhilfe wegen "fehlender Mitwirkung" verhängt. Durchschnittlich sind 10.000 Bürger von Totalsanktionen auf 0 betroffen. Sanktionen stellen in der Sozialgesetzgebung ein Instrument der Disziplinierung dar. Die Einführung von Sanktionen ist eng verknüpft mit dem neoliberalen Menschenbild, welches sich auch in der Sozialpolitik und der Sozialen Arbeit durchgesetzt hat - frei nach dem Motto "Jeder ist seines Glückes Schmied" - mit der Folge einer massiven Abwertung Arbeitssuchender.

Nicolas Grießmeier zeigt nach Erläuterung der aktuellen Rechtslage unter Verweis auf existierende Forschungsstudien und Praxisbeispielen auf, welche fatalen sozialen, psychischen und gesundheitlichen Auswirkungen diese Sanktionen bei den Betroffenen haben - bis hin zur Wohnungslosigkeit und dem Verlust des regulären Krankenversicherungsschutzes. Es wird dargestellt, in welchen Aspekten (höherprozentige) Sanktionen gegen das Grundgesetz und die internationalen Menschenrechtskonventionen verstoßen und welche Handlungsspielräume und Interventionsmöglichkeiten die einzelnen Akteure - MitarbeiterInnen von Jobcentern, Betroffene und SozialarbeiterInnen - besitzen. Im zweiten Teil des Buches setzt sich Nicolas Grießmeier mit der Profession "Soziale Arbeit" auseinander.

Ausgehend von der Feststellung, dass sich Soziale Arbeit im 21. Jahrhundert zunehmend auf Individuen und somit auf monokausale Erklärungsmuster konzentriert, beschreibt er historische Traditionsbestände und auch gegenwärtig vorhandene Strömungen die, die gesellschaftliche Einbettung des Individuums berücksichtigen. Konkret werden Handlungsmöglichkeiten auf der Meso- und Makroebene zur effektiven Lösung Sozialer Probleme aufgezeigt und beschrieben, wie eine wissenschaftsbasierte, kritische Soziale Arbeit aussehen könnte, die Soziale Probleme nicht nur verwaltet, sondern offensiv zu ihrer Lösung beiträgt.

Dieses Buch richtet sich insbesondere an SozialarbeiterInnen, Betroffene, WissenschaftlerInnen im Bereich der Arbeitsmarktforschung sowie in der Lehre und Forschung tätige Personen.


Inhaltsverzeichnis:

Einführung ……………1

1.1 Vorwort ……………1
1.2 Aufbau der Arbeit ……………2
1.3 Vorbemerkungen und Begriffsklärungen ……………5

2. Ursprünge, Inhalte und Auswirkungen des neoliberalen Weltbildes ……………6
2.1 Historischer Abriss: Entstehung und Durchsetzung neoliberaler Ideen ……………6
2.2 Einige Grundrisse neoliberaler Politik ……………8
2.3 Das Individuum im neoliberalen Weltbild ……………9
2.4 Gerechtigkeit im neoliberalen Weltbild ……………10
2.5 Ausgewählte Entwicklungen in der BRD, die in Zusammenhang mit der Durchsetzung des neoliberalen Paradigmas stehen ……………13
2.6 Die Entstehung von "Hartz IV" und des Sanktionsparagraphen im Kontext des "Neoliberalismus" ……………15
2.7 Missbrauchsdebatte und Stigmatisierung der Arbeitslosen ……………16
2.8 Der Sanktionsparagraph als Instrument der Disziplinierung ……………19

3. Total- und Teilsanktionen ……………22
3.1 Rechtliche Grundlagen ……………22
3.1.1 Rechtslage bis Dezember 2010 ……………22
3.1.2 Die Gesetzesreform 2011 ……………26
3.2 Statistiken ……………27
3.3 Forschungsstand ……………28
3.3.1 Sanktionsursachen ……………30
3.3.2 Effektivität von Sanktionen 33
3.3.3 Rechtsumsetzung ……………35
3.3.3.1 Ungleichverteilung nach Altersklasse 36
3.3.3.2 Regionale Ungleichverteilung ……………36
3.3.3.3 Ungleichverteilung innerhalb einer Behörde ……………37
3.3.3.4 Rechtliche Bestandskraft von Sanktionsbescheiden ……………37
3.3.3.5 Zusammenfassung und Bewertung ……………38
3.3.4 Auswirkungen von (Total-)Sanktionen ……………38
3.3.4.1 Probleme bei der Gesundheitsversorgung ……………39
3.3.4.2 Probleme mit der Versorgung von Lebensmitteln ……………41
3.3.4.3 Psychische Auswirkungen ……………41
3.3.4.4 Drohender Wohnungsverlust, Wohnungslosigkeit ……………44
3.3.4.5 Kleinkriminalität ……………46
3.3.4.6 Verschuldung ……………47
3.3.4.7 Aspekt der Sippenhaft ……………50
3.3.4.8 Zusammenfassung ……………51

4. Die Sanktionen aus ethischer und rechtlicher Sicht ……………53
4.1 Grundgesetz ……………53
4.1.1 Sanktionen und das Grundgesetz ……………54
4.1.2 Resümee 574.2 Menschenrechte ……………58
4.2.1 Sanktionen und die Kinderrechtskonvention ……………59
4.2.2 Sanktionen und die Europäische Sozialcharta ……………61
4.2.3 Sanktionen und der UN-Sozialpakt ……………62
4.2.4 Resümee ……………65

5. Folgerungen für die Praxis zum Umgang mit Sanktionen ……………66
5.1 Zielformulierung ……………66
5.2 Handlungsmöglichkeiten ……………67

6. Individuum und Gesellschaft als Ursache Sozialer Probleme ……………71
6.1 Persönliche Erfahrungen des Autors - Gesellschaft als Ursache sozialer Probleme ……………71
6.2 Traditionsbestände gesellschaftsberücksichtigender Sozialer Arbeit ……………76
6.3 Folgerungen für die theoretische Herangehensweise an Soziale Probleme ……………80
6.4 Interventionsformen Sozialer Arbeit der Meso- und Makropraxis ……………82
6.5 Überlegungen zur Mandatierung ……………84

7. Zusammenfassung, Rückblick und Ausblick ……………85
7.1 Eine Zusammenfassung ……………85
7.2 Ein Rückblick ……………87
7.3 Ein Ausblick ……………88

Literaturverzeichnis ……………90

Anhang - Gesetzestext vom § 31 SGB II ……………103



Eine ausführliche Rezension von Prof. Dr. Dr. Arnold Schmieder mit Informationen zum Autor, dem Entstehungshintergrund, dem Aufbau, Inhalt und einem pos. Fazit – gefunden bei socialnet.de


ein kurzes privates YouTube-Video eines Lesers über das Buch: klick hier

Nicolas_Grießmeier_Der_disziplinierte Staat.jpg
 
Hallo zusammen :)

Mal wieder was Neues von mir, was gleichzeitig in eine Empfehlung überführt.

Gerade fertig gelesen hab' ich die Trilogie von Haruki Murakami mit dem Titel "1Q84". Es geht um einen jungen Schriftsteller namens Tengo, der von seinem Journalisten-Kollegen zu einer Sache überredet wird. Und zwar adaptieren und korrigieren sie die geschriebene Geschichte eines jungen Mädchens, das prompt auf der Bestseller-Liste landet. Während Fukaeri (so heisst das junge Mädchen, dass die Geschichte verfasst hat) von der Öffentlichkeit gefeiert wird, sind Tengo und sein Kollege drauf und dran, die Tatsache, dass sie die Geschichte überarbeitet haben, zu verheimlichen. Die Geschichte des jungen Mädchens handelt von einer Religionsgemeinschaft, die unter der Führung eines "Leaders" und unter Einfluss der "Little People" Botschaften aus dem Jenseits entgegennehmen und an ihre Glaubensgemeinschaft weitergeben. Was nach der Fantasie des kleinen Mädchens aussieht, entpuppt sich schnell als die "Wirklichkeit." Und zwar dann, als die Glaubensgemeinschaft Leute auf Tengo und sein Umfeld ansetzt, weil Tengo mit der Veröffentlichung dieses Buches deren Geheimnis ausgeplaudert hat. Parallel dazu wird die Geschichte von Aomame erzählt, einer Jugendfreundin von Tengo. Sie arbeitet für eine reiche, alte Frau als Auftragsmörderin und erhält den Auftrag, den "Leader" der Glaubensgemeinschaft umzubringen. Was erst nach zwei eigenständigen Geschichten aussieht entpuppt sich schon bald als ein zusammenhängendes Schicksal, so dass Tengo und Aomame unwissentlich vor denselben Leuten flüchten und später hinter denselben Leuten her sind. Gleichzeitig hat sich nach Veröffentlichung des Buches auch die Welt von Aomame und Tengo verändert. Am offensichtlichsten ist dies, weil seit Veröffentlichung des Buches von Fukaeri plötzlich zwei Monde am Himmel stehen. Und zwar ein weisser und ein grüner. Gefangen in dieser Parallelwelt des Leaders und der little People versuchen Tengo und Aomame, den "Vorreitern" (so heisst die Glaubensgemeinschaft) und gleichzeitig der Geschichte von Fukaeris Buch zu entkommen.

Die Tatsache, dass ich hier nur mit Mühe und Not die Handlung des Buches wiedergeben kann, spricht denke ich für die aussergewöhnlichen Ideen und für die Aussergewöhnlichkeit an sich dieser Geschichte. Man muss es wohl gelesen haben, ehe man es versteht.
Und was auf den ersten Blick ziemlich wirr erscheinen mag ist tatsächlich eine unglaublich ausgedachte Geschichte, wie ich sie noch nie gelesen habe. Auf das Buch gestossen bin ich, weil ich im Neon ein Interview über Haruki Murakami gelesen habe. Der gute Mann ist Japaner und bereits über 60 Jahre alt, geht jeden Morgen joggen und schreibt jeweils von 03 bis 08 Uhr in der Früh an seinen Büchern, ehe er sich schlafen legt. Er lebt und ernährt sich nach strengen, japanischen Traditionen und scheint ein sehr interessanter Mensch zu sein.
Wer seine Bücher liest hat tatsächlich das Gefühl, in die Welt eines sonderbaren Menschen blicken zu können. Seine Erzählungen gehen leicht von der Hand, sind aber mit höchst komplexen Ideen und Fantasien ausgekleidet. Das Erstaunlichste an 1Q84 ist, dass sich die äusserst verstrickte und komplizierte Handlung, die aus der Sicht von drei völlig unabhängigen Parteien erzählt wird, langsam und klug ausgedacht ineinander verstrickt. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wie kompliziert das Mind-Map ausgesehen haben muss, nach dem Haruki Murakami seine aussergewöhnliche Geschichte zusammen gesetzt hat.

Buch 1 & 2 zusammengefasst zählen gut 1000 Seiten. Buch 3 noch einmal 570.
1q84.jpg

Geradezu verschlungen habe ich folgendes Buch, das ich innert 2 Tagen durch hatte:
pauchardjenseits.jpgEsther-Pauchard-Autorin-Foto-1.jpg
Endlich mal wieder ein gut durchdachter und kluger Krimi, der nicht mit den üblichen, stereotypen Krimi-Klischees aufwartet. Ausserdem scheint die Autorin (die in Wirklichkeit Psychiaterin ist) eine ziemlich gewiefte und sympathische Frau zu sein.
Die Geschichte handelt von einer Psychiaterin, die eines Tages eine Patientin überstellt bekommt, die an entgleister Schizophrenie leidet. Sie erzählt der Therapeutin (Kassandra), dass ihr Mann ihre gemeinsame Tochter für Sex an seine Arbeitskollegen verkauft habe. Der Mann und die Tochter streiten dies vorerst ab. Als sich die Patientin schliesslich das Leben nimmt und Kassandra auf eigene Faust zu ermitteln beginnt, entdeckt sie Ungereimtheiten in der Geschichte der verstorbenen Patientin.

Eine wirklich brilliant erzählte Geschichte, in die viele Elemente des Psychiatrie-Alltags einfliessen. Ausserdem schliesst man die Protagonistin schon nach den ersten Seiten tief in's Herz. Und mit ihr auch die Medizin-Studentin (Kerstin), die ihr zugewiesen wird. Die Dialoge sind spritzig, kurz und sehr bildhaft. Man kann sich den Schlagabtausch unter den Protagonisten förmlich vorstellen. Die Handlung baut sich klug auf und endet nicht (wie üblich in Krimis) in einem völlig überzogenen Ende. Mag ich!


Ebenfalls empfehlenswert:
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Eine herrliche Liebesgeschichte, nach der ich mir gewünscht habe, sie hätte noch einmal 300 Seiten mehr gehabt :redface: Einfach schön!


... und momentan stecke ich bei "Wachstumsschmerz" von Sarah Kuttner.
040085539-wachstumsschmerz.jpg2011_Sarah_Kuttner_c_Marcus_Hoehn.jpg
Entweder, man mag Sarah oder man mag sie eben nicht. Ich persönlich mag sie ;)
Ihr Buch erzählt von einem jungen Paar, insbesondere von einer jungen Frau (Luise), die sich immer wieder die Frage stellt, was sie in ihrem Leben eigentlich erreichen will. Luise ist dreissig, fühlt sich aber noch immer wie 16 und hat grosse Mühe, sich endlich an's Erwachsenenleben zu gewöhnen. "Weil es auch andere so machen", zieht sie schliesslich mit ihrem Freund (Flo) zusammen, in der Hoffnung, endlich mal ein bisschen erwachsener zu werden. Doch schon kurz nach der gemeinsamen Wohnung merkt sie, dass sie mit Flo nicht so richtig glücklich wird. Hinzu kommen Stagnation in Familie und Beruf.

Eine sehr rührend und unglaublich realistisch erzählte Geschichte einer jungen Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht so richtig gefunden hat. Die kecken Berliner-Dialoge und die sehr eingängige Sprache bringen einen immer wieder zum Schmunzeln. Ausserdem hat Sarah ein unglaublich scharfes Auge für Dinge im Alltag, so dass kaum eine Seite vergeht, auf der man nicht denkt: "Alte, wie Recht sie doch hat!" Ausserdem für jeden ein Spass, der selber mal an diesem Punkt im Leben gestanden hat und/oder sich öfters mal überlegt, was das Leben eigentlich von einem will. Herrlich!


Alles Liebe,

Lim
 
Keine Macht den Doofen!

Eine Streitschrift (Genralabrechnung mit dem globalen Irrsinn)

Autor: Michael Schmidt-Salomon

Verlag: Piper-Verlag, München (März 2012)

ISBN 978-3-492-27494-4

128 Seiten, Preis € 5.99 / eBook: € 4,99

Finanzakrobaten, die mit Milliarden jonglieren, aber das kleine Einmaleins nicht beherrschen. Politiker, für die nur Stimmen zählen – statt Argumente. Religiöse Fanatiker, die uns mit modernsten Waffen ins Mittelalter zurückbomben wollen: Hinter der globalen Misere steckt, so Michael Schmidt-Salomon in seiner mitreißenden Streitschrift, eine einzigartige, weltumspannende Riesenblödheit. Ein Aufruf zum Widerstand gegen den Irrsinn unserer Zeit.


Hier ein paar mitgeschriebene Aussagen von Dr. phil. Michael Schmidt-Salomon:

„Politisch wirksam ist Dummheit nur, wenn sie epidemische Maße annimmt. Wenn der Irrsinn so allgegenwärtig ist, daß er als solcher nicht mehr zu erkennen ist. Der ehene Zusammenhang von Macht und Dummheit ist aber erhalten geblieben. Der eigentliche Grund für die globale Misere liegt nicht in der gestiegenen Biomasse des Menschen, sondern in der zuwenig genutzten Hirnmasse“.

„Jede ökologische Nische veträgt nur ein gewisses Maß an Blödheit, und der Mensch überspannt den Bogen in dieser Hinsicht gewaltig“.

„Religiotie, Ökologiotie und Ökonomiotie, all diese Schwachsinnsformen vereinigen sich auf politischer Ebene zu einer all umfassenden Mega-Blödheit, der Politiotie. Was ist denn verdammt noch mal in unserer Entwicklung so schrecklich schief gelaufen, dass wir diesen Stumpfsinn zulassen? Warum ist ein Ende dieser Farce noch immer nicht in Sicht?“



Aus dem Inhalt:

Vorwort: Wenn Dummheit epidemisch wird ….. 7

Homo demens: Warum ich mich schäme, Mensch zu sein ….. 12

Die wundersame Welt der Religioten: Heilige Einfalt und ihre Folgen ….. 14

Schwarmdummheit: Wie Ökonomioten die Welt zugrunde richten ….. 45

Die Torheit der Regierenden: Politioten an der Macht ….. 69

Willkommen in der Matrix: Auch Dummheit will gelernt sein ….. 90

Keine Macht den Doofen! Ein Aufruf zum Widerstand ….. 103

Anmerkungen ….. 113


Das komplette Vorwort als Leseprobe – hier bitte weiterlesen


Schmidt-Salomon liest aus diesem Buch - YouTube Video (18 min)


Schmidt-Salomons Webseite mit Vita und vielen Infos – klick hier


Michael_ Schmidt-Salomon_Keine_Macht_den_Doofen.jpg
 
Joseph Conrad - Heart of Darkness

Bin doch mal gespannt WIE tief es in die seelischen Abgründe geht, hab einige Erwartungen und die Seitenzahl find ich auch schonmal sehr symphatisch. ;-)
 
Mal ein Bericht von mir:

Sehr lange mit mir rumgetragen habe ich Bram Stokers Dracula. Knapp 450 Seiten, zwischendurch entsteht der Eindruck von Zähigkeit, wenn der liebe Van Helsing endlos monologiert, was jeder heutzutage in zwei Sätzen sagen könnte: Dadurch aber ein sehr schöner Spiegel der als damals als gebildet geltenden und hoch angesehen Sprache der gesetzten Herren und Oberschicht.
Natürlich ist die Wirkung, die das Buch damals hatte, heutzutage nicht mehr nachzuempfinden, da sind wir zu abgehärtet. Doch gerade auf dem Weg zum großen Finale wurde es tatsächlich sehr spannend.
Nebenbei habe ich mir die Frage gestellt, wie viele eigentlich die wahre Dracula-Geschichte kennen (also die von Stoker ausgedachte, nicht die ganz wahre). Es dürften wohl erschreckend wenige sein. Und wie man auf die Darstellung des uns aus dem Film bekannten Van Helsing kam, ist mir auch ein Rätsel.
Ach ja, natürlich auf Englisch lesen!

Danach folgte "Latein ist tot, es lebe Latein" von Wilfried Stroh, eine erbauliche Zeitreise gemeinsam mit der Lateinischen Sprache, die vor allem denjenigen ans Herz gelegt sei, die selber Latein in der Schule hatten, und den Zauber der Sprache schon erkannt haben. Überzeugt werden hiermit Latein-Gegner sicher nicht, dafür ist seine Argumentation zu einseitig und unmotiviert, ich selber habe aber Sehnsucht bekommen, und bedaure es sehr, dass ich den Großteil schon wieder vergessen habe.

Es folgte "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonason. Sehr kurzweilig, war in wenigen Tagen durch, und die ganze Zeit beneidet man Herrn Karlson ob seiner Unbekümmertheit. Da recht schnell klar gestellt wird, das jedweder Realismus hier missachtet wird, kann sich der Autor einige irrsinnige Kapriolen erlauben, der Leser freut sich und lernt die wichtigsten politischen Begebenheiten des 20 Jhd. kennen und begreift, das meistens Herr Karlson damit zu tun hat, ob er wollte, oder nicht - meist wollte er nicht, aber es hat sich halt so ergeben. Aus dem Fenster ist er übrigens tatsächlich gestiegen, viel interessanter ist allerdings das, was in 100 Jahren davor geschehen ist, was ja, wie der Titel verrät, genau Karlsons Lebensspanne ist.
Empfehlung auf jeden Fall für jeden, der eine kurzweilige Lektüre sucht.

Heute angefangen: Ödön vön Hörvörth - Jugend ohne Gott.
 
Gerade durchgelesen:

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Robert Zubrin - The Case For Mars

Aus aktuellem Anlass (siehe Landung des Mars-Rovers "Curiosity"), aber nicht nur, habe ich vor wenigen Monaten beschlossen, mich erstmals ausführlich mit einer Frage auseinanderzusetzen, die ich mir als Kind oft gestellt habe: Können wir irgendwann den Weltraum besiedeln? Gibt es sogar schon konkrete Pläne dafür? Nun, Pläne gibt es, was die menschliche Raumfahrt zu unserem Nachbarplaneten Mars angeht und die allgemein verständliche Darlegung desselben ist Ziel des Autors mit diesem Buch.
Hierbei handelt es sich übrigens um ein Buch, an dem man kaum vorbeikommt, wenn man sich, wie ich, ernsthaft die obigen Fragen stellt. Robert Zubrin ist ein bekannter und sehr eifriger Verfechter der baldigen Landung von Menschen auf dem Mars, was letztendlich zur Besiedlung des Planeten führen soll. In seinem Buch setzt er alle Mittel ein, um die Leser von seiner Position zu überzeugen. Er stellt einen machbaren Plan vor, entkräftet (teils sarkastisch-humorvoll, aber immer angemessen) die Stimmen der Gegner mit Fakten, aber argumentiert immer in seinem Ziel dienlicher Weise, was sich darin zeigt, dass er nicht nur seinen Plan gelten lässt. Bemerkenswert ist dabei die Breite der Themen, die er anspricht - von den Schwierigkeiten des Einigens auf einen gemeinsamen Plan, nötige Vorbereitungen auf den ersten Flug, dem Flug zum Mars samt Gefahren, was die ersten Menschen auf dem Planeten tun sollten, über die Entwicklung und Erhaltung der ersten Kolonie bis hin zu Terraforming (wozu er viele handfeste Fakten liefert und nicht nur sagt "es ist möglich"). Historische Vergleiche und Analogien finden sich zuhauf in dem Buch, ebenso wie persönliche Anekdoten des Autors bei dem Kampf um sein Ziel.
Ärgerlich ist allerdings, dass die 2011 überarbeitete Ausgabe des zuerst 1996 erschienenen Buchs Fehler aufweist - so heißt es im Vorwort, die Apollo-Mondlandungen feierten ihren 25. Geburtstag. Außerdem fehlen bei manchen Sätzen - vielleicht 10 verteilt über das Buch - die Satzzeichen, was es nicht gerade für Nicht-Muttersprachler einfacher macht. Darüber hinaus sind für den interessierten Laien wahrscheinlich zu viele technische Erläuterungen in manchen Kapiteln. Dies hat allerdings auch den Vorteil, dass Zubrin damit sehr viel überprüfbare Fakten für seine Position liefert - und davon gibt es in The Case For Mars mehr als genug.

Die Zielgruppe für das Buch bilden wohl jene, die interessiert und offen gegenüber den Themen bemannte Raumfahrt und Weltraumkolonien sind, sich aber bisher nicht damit auseinandergesetzt haben und glauben, dass in dieser Hinsicht in nächster Zeit kaum etwas erreicht wird: Dieser Zielgruppe werden nach Lektüre des Buchs Lichter aufgehen (so wie mir). Aber jene, die ablehnend gegenüber bemannter Raumfahrt sind, werden auch kaum durch das Buch überzeugt werden (dazu ist die Frage "Weshalb müssen wir?" ungünstigerweise erst im letzten Kapitel richtig aufgegriffen und das auch nicht ausführlich genug) - und solche, die ohnehin überzeugt sind, dass sich in den nächsten Jahren/Jahrzehnten viel verändern wird, werden zu allem Ja und Amen sagen.
 

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Kartoffeln und Computer. Märkte durch Gemeinschaften ersetzen

Autor: P.M.

Verlag: Edition Nautilus, Hamburg (Aug. 2012)

ISBN-13: 978-3-89401-767-5

76 Seiten, Preis 6,90 €

Während schon fast ein Konsens darüber besteht, dass wir aus dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem heraus müssen, ist noch nicht klar, wie das geschehen soll. Der Kapitalismus kann nicht einfach durch ein anderes System, eine Alternativökonomie, ersetzt werden, denn einer seiner Fehler ist ja gerade, dass er ein einheitliches System ist, das sich über alle natürlichen und menschlichen Besonderheiten hinwegsetzt und alles über denselben Kamm schert.

Der Autor plädiert statt dessen für ein Besinnen auf die Gemeinschaften: Leben kann nur gemeinsam gestaltet werden. Die Zukunft liegt in den Commons, also in Arrangements zur Herstellung und Erhaltung von gemeinsam genutzten Ressourcen. P.M. zeigt sehr konkret und detailliert, wie der Kapitalismus abgelöst werden kann, wie Gemeinschaften Märkte ersetzen können: eine Gebrauchsanweisung für das Gemeinglück.

»Solch ein kultureller Pluralismus wird unsere Überlebenschancen drastisch erhöhen und ganz nebenbei viel mehr Freude in unser Leben bringen. Die nötigen Investitionen sind minimal: Es kostet uns nur den Verzicht auf simple Weltbilder und lieb gewonnene Überzeugungen.« P.M.

Der Autor über sein Buch:

Es geht darum, ein schönes Ende für den Kapitalismus zu finden, und zwar über «commons», also Gemeingüter. Man geht davon aus, dass es eigentlich genug für alle auf dem Planeten hat, und man ein System finden muss, um es gerecht zu verteilen. So kommt man schnell auf die Genossenschaften, die den Vorteil haben, dass sie weder staatlich noch privat sind. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet - 03.09.2012)


Inhalt:

Die Marktwirtschaft ist am Ende - was nun? ……………5

Die Commons: Zugang zu Land und Wissen ……………8

Kooperation und Nachbarschaft: Zusammen gut leben ……………13

Was bedeutet »1.000 Watt«? ……………15

Souveränität in der Versorgung: Abhängigkeiten minimieren durch Relokalisierung ……………25

Stadtteile und Kleinstädte ……………27

Großstädte und Regionen ……………30

Ein Patchwork von Territorien statt Großnationen ……………32

Subkontinentale Zweckverbände ……………34

Planetarische Organisation ……………36

Die drei Sphären der Commons ……………38

Vom Tausch zur Versorgung ……………45

Demokratische Planung als ökologische Notwendigkeit ……………49

Szenarien des Übergangs: Basisbewegungen oder Politik? ……………54

Ein Green New Deal 2.0 made in USA? ……………58

Handlungsfelder für einen Neustart ……………64

Zusammenfassung ……………70

Jenseits der Systeme: kultureller Pluralismus ……………71

Literaturliste ……………75


Leseprobe:

Die Marktwirtschaft ist am Ende - was nun?

Es ist heute nicht mehr nötig zu beweisen, dass unser Wirtschaftssystem langfristig nicht funktioniert und darüber hinaus nicht umweltverträglich und lebensfeindlich ist.

Selbst rechte Ökonomen haben sich vom Kapitalismus verabschiedet; Wissenschaftler wie Claus Leggewie erklären, dass es nur noch darum geht, seine »Abwicklung« möglichst schonend zu organisieren. Die Ratlosigkeit der Kapitaleigentümer selbst drückt sich aktuell darin aus, dass sie 4 Milliarden Euro zu einem Negativzins von -0,07 Prozent in deutschen Staatsanleihen angelegt haben (8.1.2012). Angesichts der Selbstverspottung des Systems lohnt sich eine Kritik nicht mehr.

Gemäß einer Studie der BCC glauben nur noch 11 Prozent der Weltbevölkerung, dass der Kapitalismus gut funktioniert. In Frankreich, Mexiko und der Ukraine verlangen mehr als 40 Prozent, dass er durch etwas gänzlich anderes ersetzt werden sollte. Es gibt nur zwei Länder, wo mehr als ein Fünftel der Bevölkerung glaubt, dass der Kapitalismus in seiner heutigen Form gut funktioniert: 25 Prozent in den USA und 21 Prozent in Pakistan.

Die auf Wachstumslogik basierende Marktwirtschaft ist nicht fähig, sich auf eine endliche Umwelt einzustellen. Zugleich führt sie nicht zu allgemeinem Wohlstand, sondern zu immer größerer sozialer Ungerechtigkeit. Die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung besitzen inzwischen 85 Prozent des Vermögens. Das reichste Prozent besitzt immerhin 40 Prozent davon. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung verdient nur 1 Prozent des Gesamteinkommens, die andere Hälfte 99 Prozent. 1960 lebte das reichste Fünftel von einem 30-mal höheren Einkommen als das ärmste Fünftel, im Jahr 2000 hatte es schon 80-mal mehr. Womit wir es zu tun haben, ist nicht einfach eine »Wirtschaftsform«, sondern ein strukturelles, allerdings außer Kontrolle geratenes Machtsystem einer globalen Oligarchie. Diese Tatsache, und nicht wissenschaftliche Meinungsverschiedenheiten über »unsere« Wirtschaft, machen die heutigen Auseinandersetzungen so gehässig.

Während schon fast ein Konsens darüber besteht, dass wir aus dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem heraus müssen, scheint es noch nicht so klar zu sein, wie das geschehen soll. Die Frage, was denn den Kapitalismus ersetzen soll, ist jedoch falsch gestellt. Er kann nicht einfach durch ein anderes System, eine Alternativökonomie, ersetzt werden, denn einer seiner Fehler ist ja gerade, dass er ein einheitliches System ist, das sich über alle natürlichen und menschlichen Besonderheiten hinwegsetzt und alles über den gleichen Kamm schert. Der Kapitalismus wird durch eine Vielfalt von Kreisläufen transformiert werden, die regional und funktional so gestaltet sind, dass punktuelle Probleme sich nicht als Laufmaschen durch das ganze Gewebe fressen
können.

Heute halten sich Ängste vor Chaos, Barbarei und einem Absturz ins Elend die Waage mit der Lust auf Neues, auf eine neue Welt, wo alle gut leben können und keinen Grund mehr haben, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Dieser Mut zur Wende, zum Wandel, kann gefördert werden, wenn wir konkrete Konzepte des Umbaus entwickeln und Abstand nehmen von zwar gut gemeinten, aber nicht anwendbaren allgemeinen Dogmen,Werten und Schlagworten. Es könnte sogar sein, dass der Postkapitalismus immer noch Kapitalismus heißt, aber im Kern schon etwas ganz anderes ist. Es geht nicht um Worte, sondern um die Sache.

Wahrung der Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaat sind für eine postkapitalistische Gesellschaft unverzichtbar. Ohne eine andere Wirtschaftsordnung, die auf sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Ressourcennutzung beruht, bleiben sie jedoch illusorisch. Der losgelöste Kampf für diese Rahmenbedingungen wird daher immer im Katzenjammer enden. Ohne ein neues Gesellschaftsmodell gibt es keinen Ausweg.

In der Folge versuche ich ein paar Vorschläge zu machen, wie wir jenseits von Wachstum, Profitzwang und oligarchischer Erpressung unser Leben gestalten könnten, und zwar global. Es wird darum gehen, einen Prozess zu befördern, der nicht nur eine kleine Bewegung, sondern vielfältige gesellschaftliche Akteure und Institutionen, Parteien, Regierungen, Verbände einbezieht und sogar den der »alten Welt« Verhafteten klarmacht, dass auch ihr Leben sicherer und glücklicher wird, wenn ihre oligarchischen Privilegien verschwinden. Es gibt auch ein gutes Leben ohne Privatjets.

Wenn es gelingt, den Wandel als einen integrativen, demokratischen Prozess zu gestalten, dann wird es vielleicht möglich sein, ihn ohne den Preis gewaltsamer Konflikte zu erreichen.

Je genauer wir wissen, was wir wollen, umso weniger unnötiges Leiden wird es geben. (P.M.)


Infos zum Autor:

Das Pseudonym P. M. (die häufigsten Initialen im Schweizer Telefonbuch; meist in Kleinbuchstaben geschrieben: p. m.) wird von einem anonymen Schweizer Autor und Philologen (* 1946) verwendet, der vor allem durch seine 1983 erschienene anarchistische und antikapitalistische soziale Utopie bolo'bolo bekannt geworden ist.

Daneben war P. M. in der Hausbesetzer- und Kommune-Szene in Zürich aktiv. Bis heute ist er in der von ihm 1995 mitgegründeten Bau- und Wohngenossenschaft KraftWerk1 aktiv, die heute als modellhaft für ökosoziale Stadtkommunen gilt.
 

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Einbruch in die Freiheit

Originaltitel: Freedom from the Known (1969)

Autor: Jiddu Krishnamurti

Verlag: Lotos Verlag / Verlagsgruppe Random House GmbH, (Neuausgabe Mai 2009)

ISBN: 978-3-7787-8034-3

Paperback, Broschur, 176 Seiten, 7,95€


"Mein einziges Interesse besteht darin, den Menschen absolut, unbedingt frei zu machen." (Krishnamurti)

Das Werk des großen indischen Meisters, das unter seinen vielen Werken die größte Verbreitung fand und die nachhaltigste Wirkung erzielte. In keinem seiner Werke wird Krishamurtis Wunsch, den Menschen zu innerer Freiheit zu verhelfen, so deutlich wie in diesem Buch. Wirkliche Freiheit bedeutet, jeden Tag als etwas Neues, Unbekanntes und Vollkommenes zu erleben. So ist der direkte Weg in die Freiheit immer auch der Weg ins Leben.


Inhalt:

Vorwort ……………11

Der Mensch und die Welt ……………13
Nichts Ursprüngliches ist am Menschen, der blind der Tradition folgt
Wir sind der konventionellen Ehrbarkeit verfallen
Jeder ist für den Krieg verantwortlich
Nur der Einzelne kann sich aus den Fesseln der Umwelt befreien
Nur der Furchtlose ist großer Liebe fähig
Jeder Tag muss sein wie der einzige Tag

Selbsterkenntnis ……………29
Wir müssen unser eigener Lehrer und Schüler sein Leben ist Beziehung
Wir lernen uns nur im gegenwärtigen Geschehen kennen
Selbstsicherheit verhindert Selbsterkenntnis
Voreingenommenheit beschränkt alles Tun
Jedes Gefühl der Störung zeugt von unserer Abhängigkeit
Unvoreingenommenes Sehen ist befreiende Handlung

Achtsamkeit ……………41
Das Bewusstsein ist Speicherstätte aller Erfahrung
Sich uneingeschränkt zu sehen, offenbart die Wahrheit
Achtsamkeit ist ohne Furcht · Achtsamkeit ist geballte Energie
Im unmittelbaren Gewahrsein öffnet sich das Tor zu einer anderen Dimension

Glückseligkeit ……………49
Sinnengenuss ist das Grundelement der Gesellschaft
Der Lust folgt das Leid
Erinnerung verkrüppelt den Geist
Es gibt keine Freiheit des Denkens
Nur unmittelbare Gegenwärtigkeit kennt ungetrübte Freude

Egozentrik ……………55
Jeder ist nur an sich selbst interessiert

Furcht ……………59
Wir fürchten uns davor, ein »Niemand« zu sein
Furcht ist ein Produkt der Gedanken
Wer gegenwärtig lebt, kennt keine Furcht

Gewalt ……………71
Ohne Gewalt zu sein, öffnet eine neue Lebenssphäre
Der Gewalt ungeschützt zu begegnen, heißt, sie aufzuheben
Ideale schaffen eine heuchlerische Welt
In der Fülle des Augenblicks zu leben, heißt, ohne Ideale zu sein

Abhängigkeit ……………83
Das Leben ist ein Spiel der Beziehungen
Leitbilder verfälschen unsere Beziehungen
Nur innere Armut führt zur Wahrheit
Jeder Konflikt ist Energieverschwendung
Abhängigkeit zerstört die Lebenskraft
Vergleiche mit anderen verderben uns
Das Wunschdenken ist Ursache aller Widersprüche

Freiheit ……………95
Jede Revolte endet im Bürgerlichen
Freiheit ist ein Zustand innerer Abgeschiedenheit
Befreiung ist keine Frage des Zeitablaufs
Freiheit liegt jenseits des Bewusstseinsraumes

Zeit ……………101
Die Zeit bringt uns keinen Frieden
Furcht erzeugt den Zeitablauf
Zeit ist Leid

Tod ……………105
Wir beginnen zu leben, wenn wir innerlich zu sterben wissen
Wer sterben kann, dem ist jeder Tag voll Zauber
Zu lieben, heißt zu sterben
Tod ist Erneuerung
Freiheit vom Ballast der Vergangenheit ist Tod und neues Leben

Liebe ……………111
Die Suche nach Sicherheit zieht Unsicherheit herbei
Wer Gott anbetet, betet sich selbst an
Wer Sexualität verurteilt, verbannt die Schönheit
Unsere Tränen sind Ausdruck der Selbstbemitleidung
In der Liebe gibt es weder Achtung noch Missachtung
Liebe kennt keine Pflicht
Die Liebe löst alle Probleme
Liebe ist völlige Selbstpreisgabe

Schönheit ……………123
Gedanken und Worte verhindern unmittelbares Sehen
Nur in vollkommener Preisgabe sehen wir Schönheit
Die innere Stille ist Schönheit

Leitbilder ……………129
Unsere Beziehungen werden durch Leitbilder bestimmt
Leitbilder sind Vorurteile

Trennender Raum ……………133
Das Ichzentrum ist Ursache allen Missverstehens

Der Beobachter und das Beobachtete ……………135
Der Beobachter ist ein Bündel aller vergangenen Erfahrungen
Das höhere Selbst ist eine Denkerfindung
Im unmittelbaren Schauen sind der Beobachter und das Beobachtete eines
Der von allen Bildern freie Geist sieht die Wirklichkeit

Das Denken ……………141
Gedanken sind angehäufte Erinnerungen
Denken ist Materie
Unser kleines Gehirn lebt von Konflikten
Denken kann das Lebensproblem nicht lösen
In vollkommener Achtsamkeit schwindet das Denken dahin, und das Schauen beginnt

Das Schweigen ……………149
Wir tragen die Last der Vergangenheit mit uns
Wir können nur wachsen, wenn weiter Raum in uns ist
Eines der größten Hindernisse ist unser Kampf um den Erfolg
Innerer Raum und Schweigen führen über die Grenzen des Bewusstseins hinaus
Verneinung aller traditionellen Werte ist ein positiver Akt

Erfahrung ……………157
Keine Erfahrung ist ursprünglich
Unser Verlangen nach Wohlsein bestimmt die Erfahrung
Wer sich selbst kennt, sucht nicht mehr

Meditation ……………163
Meditation heißt, seiner Gedanken und Gefühle gewahr zu sein
In der Meditation wird der Mensch seiner Vergangenheit ledig

Religiöse Revolution - Leidenschaft ……………167
Wir haben durch unser Tun den chaotischen Zustand der Welt verursacht
Der Einzelne muss beginnen
Der religiöse Mensch hat keinen Glauben
Alles Tun, alles Leben ist Energie
Reibungen verschwenden Energie
Unsere Voreingenommenheit aufzuheben, ist das einzige Problem
Ohne Leidenschaft finden wir nicht zur Wahrheit


Leseprobe Vorwort:

Krishnamurti wurde 1895 als achter Sohn einer Brahmanenfamilie in Indien geboren. Sein Name ist von Shri Krishna abgeleitet, einer göttlichen Inkarnation des Hinduglaubens. Krishna war selbst der Achtgeborene seiner Eltern.

Krishnamurti kam schon sehr jung nach Adyar, dem Hauptsitz der Theosophischen Gesellschaft. Er wurde dort im theosophischen Sinne erzogen. Seine persönliche Ausstrahlung und sein verhaltenes Wesen beeindruckten seine Lehrmeister so stark, dass sie bereits 1911 für ihn den "ORDER of the STAR of the EAST" gründeten und den Sechzehnjährigen zum Haupt dieses Ordens machten.

Die Jahre vergingen für ihn lernend, reisend, lehrend bis zu jenen Tagen der Stille, da eine innere Verwandlung ihn von jeder Bindung löste und er folgerichtig den Orden am 3. August 1929 auflöste. Es war für die Theosophen ein Erdrutsch, eine Katastrophe. Was sie in Jahren in begeisterter Hoffnung aufgebaut hatten, brach mit einem Schlag zusammen. Welche gewaltigen Kräfte müssen Krishnamurti zu diesem Schritt bewogen haben, und welche Erkenntnis und tiefe Einsicht muss dieser Entscheidung vorausgegangen sein!

Er verkündete damals der Welt, dass die Wahrheit ein pfadloses Land sei, grenzenlos, dem man sich nicht durch irgendeine festgelegte Religion nähern kann. "Mein einziges Interesse", so sagte er, "besteht darin, den Menschen absolut, unbedingt frei zu machen." Damit war das Grundthema angeschlagen. Seit jenem Tage bereiste Krishnamurti unermüdlich den Erdball und sprach zu den Menschen aller Nationen. Es war sein leidenschaftlicher Wunsch, den Menschen zu dieser inneren Freiheit zu verhelfen. Er fand für dieses ewige Thema immer neue Formulierungen, mit denen er die grenzenlose Fülle des Lebens von vielen Seiten beleuchtete.


Leseprobe aus dem Kapitel »Der Mensch und die Welt«

Der Mensch hat zu allen Zeiten etwas gesucht, das über ihn und sein materielles Wohl hinausgeht - etwas, das wir Wahrheit oder Gott oder Realität nennen, einen zeitlosen Zustand -, etwas, das nicht durch Umstände, durch Gedanken oder durch menschliche Verderbtheit beeinträchtigt werden kann.

Der Mensch hat ständig die Frage gestellt: Worum geht es eigentlich? Hat das Leben überhaupt einen Sinn? Er hat die heillose Unordnung des Lebens vor Augen, die Rohheiten, die Revolten, die Kriege, die religiösen, ideologischen und nationalen Spaltungen, die nie aufhören, und mit einem Gefühl tiefer Enttäuschung fragt er, was er tun soll, was denn das ist, was wir Leben nennen, und ob es etwas gibt, das darüber hinausgeht.

Und da er dieses Unbeschreibliche, das tausend Namen trägt und das er immer gesucht hat, nicht finden konnte, hat er den Glauben entwickelt - den Glauben an einen Erlöser oder an ein Ideal -, und jeder Glaube erzeugt unabänderlich Gewaltsamkeit.

In diesem ständigen Kampf, den wir Leben nennen, versuchen wir einen Kodex des Verhaltens aufzustellen, der der Gesellschaft entspricht, in der wir aufgewachsen sind, ganz gleich, ob es sich dabei um eine kommunistische oder sogenannte freie Gesellschaft handelt. Wir akzeptieren eine genormte Lebenshaltung als Bestandteil einer Tradition, der wir als Hindus, Moslems oder Christen oder was wir sonst zufällig sein mögen, angehören. Wir schauen nach jemandem aus, der uns sagt, was rechtes oder falsches Betragen, was rechtes oder falsches Denken ist, und indem wir uns nach dieser Norm ausrichten, wird unser Verhalten, unser Denken mechanisch, werden unsere Reaktionen automatisch. Wir können das sehr leicht an uns beobachten.

Seit Jahrhunderten sind wir durch unsere Lehrer, durch unsere Autoritäten, durch unsere Bücher und unsere Heiligen gegängelt worden. Wir erwarten, dass sie uns alles offenbaren, was hinter den Hügeln, den Bergen und der Erde liegt. Und wir sind mit ihrer Darstellung zufrieden, das bedeutet, dass wir von Worten leben und unser Leben hohl und leer ist. Wir sind Menschen aus zweiter Hand. Wir haben von dem gezehrt, was man uns gesagt hat, und ließen uns entweder durch unsere Neigungen und Absichten leiten oder durch das, was uns durch die Umstände und die Umwelt aufgezwungen wurde. Wir sind das Resultat aller möglichen Einflüsse. In uns ist nichts Neues, nichts, das wir selbst entdeckt haben, nichts Ursprüngliches, Urtümliches, Leuchtendes.

Während der ganzen theologischen Vergangenheit ist uns von religiösen Lehrern versichert worden, dass wir, wenn wir bestimmte Riten verrichten, bestimmte Gebete oder Mantras wiederholen, uns gewissen Normen anpassen, unsere Wünsche unterdrücken, unsere Gedanken kontrollieren, unsere Leidenschaften sublimieren, unsere Triebe eindämmen und uns sexueller Ausschweifungen enthalten, dass wir - wenn Geist und Körper ausreichend gefoltert sind - dann etwas jenseits dieses bedeutungslosen Lebens finden werden. Und das haben Millionen sogenannter religiöser Menschen Jahrhunderte hindurch getan, entweder in der Abgeschiedenheit, indem sie in die Wüste oder in die Berge oder in eine Höhle gingen oder mit der Bettelschale von Dorf zu Dorf wanderten oder sich in einem Kloster als Gruppe zusammenfanden und ihren Geist zwangen, sich einem festgelegten Vorbild anzupassen. Aber ein gequälter Mensch mit einem zerbrochenen Geist, ein Mensch, der diesem ganzen Tumult zu entrinnen trachtet, der der äußeren Welt entsagt hat und durch Disziplin und Anpassung abgestumpft wurde, solch ein Mensch, wie lange er auch suchen mag, wird nur finden, was seinem irregeleiteten Geist entspricht.

Um nun zu entdecken, ob es tatsächlich etwas jenseits dieses unruhigen, schuldvollen, furchterfüllten, ehrgeizigen Daseins gibt oder nicht, scheint es mir, dass man einen ganz anderen Weg gehen muss. Nach der traditionellen Einstellung geht man von der Peripherie nach innen, um im Laufe der Zeit durch Übung und Verzicht allmählich zu jenem inneren Erblühen, jener inneren Schönheit und Liebe zu kommen -in Wirklichkeit aber tut man alles, um engherzig, unbedeutend und minderwertig zu werden. Man löst Schicht um Schicht ab, man lässt sich Zeit, man erwartet alles vom Morgen, vom nächsten Leben - und wenn man schließlich zum Zentrum gelangt, entdeckt man, dass dort nichts ist, weil unser Geist unfähig, stumpf und unempfindlich gemacht worden ist.

Wenn man diesen Prozess wahrgenommen hat, fragt man sich, ob es nicht einen ganz anderen Weg gibt, ob es nicht möglich ist, vom Zentrum her durchzubrechen.

Die Welt akzeptiert den traditionellen Weg und folgt ihm. Die eigentliche Ursache der Unordnung in uns ist das Suchen nach einer Realität, die uns von einem anderen versprochen wurde. Wir folgen mechanisch dem, der uns ein wohltuendes spirituelles Leben zusichert. Es ist höchst seltsam, dass, obgleich wir uns der politischen Tyrannei und Diktatur widersetzen, wir innerlich die Autorität, die Tyrannei eines anderen hinnehmen, die unseren Geist und unser Leben verwirrt. Wenn wir nun jede sogenannte spirituelle Autorität mitsamt allen Zeremonien, Riten und Dogmen verwerfen, nicht intellektuell, sondern tatsächlich, bedeutet das, dass wir allein stehen und uns damit bereits in Konflikt mit der Gesellschaft befinden. Für die Gesellschaft hören wir auf, geachtete Menschen zu sein. Doch ein von der Gesellschaft geschätzter Mensch kann unmöglich dieser unendlichen, unermesslichen Realität näherkommen.

Sie haben nun damit begonnen, etwas absolut Falsches zu verneinen, den traditionellen Weg. Doch wenn diese Ablehnung eine Reaktion ist, werden Sie eine andere Schablone geschaffen haben, in der Sie wie in einer Falle festgehalten werden. Wenn Ihnen Ihr Verstand sagt, dass diese Ablehnung ein guter Gedanke ist, Sie aber nichts daraus machen, kommen Sie nicht weiter. Wenn Sie das Falsche jedoch verneinen, weil Sie den Stumpfsinn, die Unreife der gesellschaftlichen Konvention verstehen, wenn Sie sie aus tiefer Einsicht verwerfen, weil Sie frei sind und sich nicht fürchten, werden Sie eine große Unruhe in sich und um sich hervorrufen; aber Sie wer den aus der Falle konventioneller Ehrbarkeit herauskommen. Dann werden Sie entdecken, dass Sie nicht länger suchen. Und das ist das Erste, das zu lernen ist: nicht zu suchen! Solange Sie suchen, machen Sie nur einen Schaufensterbummel. […..]


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Ein Kriminalroman, der in der norwegischen Black Metal Szene spielt. Heute zu Ende gelesen und ich habe mich stets gut unterhalten gefühlt. Neben allem Krimigenre ist auch reichlich "Metal" dabei und trotz aller Düsternis gibt es auch was zu lachen. Kann ich echt empfehlen.

Details:


  • Autor: Berni Mayer (nein ich bin das nicht, dieser Familienname ist nur leider ein "Sammelbegriff")
  • Taschenbuch: 384 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag (12. November 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3453409523
  • ISBN-13: 978-3453409521
  • Preis: 8,99 €
 
Ich lese grade die "der dunkle Turm" Serie von Stephen King. Braucht man glaube ich garnicht mehr viel zu sagen.

Für die, die es nicht kennen, das ist Kings Antwort auf den Herrn der Ringe. Spielt nicht in Mittelerde, sondern in einem Wild-West Szenario, und behandelt die Suche vom Protagonisten Roland nach dem dunklen Turm.

Stecke grade noch in "Drei" und bin kurz vorm Ende. "Tod" liegt auch schon bereit.
 
Ich lese grade die "der dunkle Turm" Serie von Stephen King. Braucht man glaube ich garnicht mehr viel zu sagen.

Für die, die es nicht kennen, das ist Kings Antwort auf den Herrn der Ringe. Spielt nicht in Mittelerde, sondern in einem Wild-West Szenario, und behandelt die Suche vom Protagonisten Roland nach dem dunklen Turm.

Stecke grade noch in "Drei" und bin kurz vorm Ende. "Tod" liegt auch schon bereit.

.. und ich bin gerade bei 80% von "ToT" :) ...
... ansonsten würde ich nicht umbedingt von "wild-West-Scenario" sprechen, eher von Postapokalypse, aber das ist eher nebensächlich...
Ansonsten: Das 1. Buch ist ein wenig langatmig aber ab Buch 2 geht es richtig ab! :great:
 
Zuletzt bearbeitet:
Tommy Jaud: Hummeldumm

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... ansonsten würde ich nicht umbedingt von "wild-West-Scenario" sprechen, eher von Postapokalypse, aber das ist eher nebensächlich...

Das erste Buch war für mich auf jedenfall zum Großteil Western, die Geschichte um Tull, die Reise durch die Wüste, etc. pp. Aber ich verstehe auch was du mit Post-Apokalypse meinst. Nennen wir es einfach das Post Apokalyptische Western Szenario. :D

Habs leider nicht mehr geschafft "Drei" gestern fertig zu lesen, aber die 40 Seiten krieg ich heute auf jeden Fall irgendwie untergebracht. :)
 
Uwe Timm - Freitisch

Lässt eine Ahnung vom "Bewusstseinsstrom" aufkommen, handelt zu großen Teilen von Arno Schmidt, ist also nicht zufällig.
Quasi in einem weggeschrieben, allerdings keine großen Brüche mit der Deutschen Rechtschreibung, dadurch sehr gut lesbar, vor allem aber sehr schwer aus der Hand zu legen. Bis jetzt eine Empfehlung wert!
 
Ulrich Ritzel - Der Hund des Propheten :great:

Kommissar Berndorf zum Vierten. Inzwischen ist er pensioniert, ermittelt aber privat weiter. Wie "Die schwarzen Ränder der Glut" ist auch dieses Buch im Präsens verfasst, was etwas Eingewöhnung erfordert. Aber der Leser wird dafür entschädigt. :)

Alex
 

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