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Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialismus
Autor: Gert Franz-Joseph von Paczensky
Verlag: Orbis Verlag Publizistik (2000) - genehmigte Sonderausgabe
ISBN-10: 3-572-01177-9 ..../....
ISBN-13: 978-3-572-01177-3
gebunden, 544 Seiten
der Originaltitel der Erstauflage:
Teurer Segen. Christliche Mission und Kolonialismus
Verlag: Albrecht Knaus Verlag (1. Aufl. 1991 / 2. Auflage 1995)
ISBN-10: 3-813-52255-5 …/….
ISBN-13: 978-3-813-52255-6
gebunden, 544 Seiten
Fromm, gütig, segensspendend, fürsorglich, väterlich - so ist das traditionelle Bild christlicher Missionare in der farbigen Welt.
Doch der Schein trügt.
Missionare waren Verbündete des Kolonialismus, oft sogar grausame. Sie halfen, alte Kulturen zu zerstören, Menschen zu entwurzeln, Familien und ganze Völker zu spalten. Sie förderten und billigten ein System, das unzählige Millionen in drei Erdteilen verelenden ließ, ihnen Hunger und Krankheiten brachte. die vielgepriesenen Missionsschulen erzogen die "Heiden" zu Menschen zweiter Klasse, anstatt sie auf Selbstverantwortung, Unabhängigkeit und die moderne Welt vorzubereiten. An der Fehlentwicklung Lateinamerikas, Afrikas und Asiens, dem Hauptproblem der Gegenwart, tragen Missionare und Kirchen aller Richtungen und Konfessionen Mitschuld.
Gert von Paczensky gibt in seinem Buch einen Überblick über die Geschichte der christlichen Mission. Nicht immer ging sie mit der Kolonisation eines Landes einher, mancherorts waren die Missionare zuerst im Land und bereiteten die Kolonisierung vor, mancherorts kamen die Misionare mit den Besatzern oder aber im Gefolge von Kaufleuten. Oft, nicht immer, ging die Missionierung mit der Kolonisierung Hand in Hand, auch Missionare betätigten sich als Besatzer. Es wird geschildert, wie die "Landnahme" vor sich ging, mit welchen Methoden - hauptsächlich strengste Strafen und Folter - sich die Menschen gefügig gemacht wurden, wie restlos ihre Kultur, ihre Identität, letztlich auch ihr Land (beispielsweise durch willkürliche Grenzziehungen, gerade in Afrika) zerstört wurde.
Kapitel wie "Die moralische Botschaft" beschreiben, was nach Meinung der Missionare bekämpft werden mußte: kultisches "Heidentum", unsittliches Verhalten, Bekleidung oder vielmehr Nicht- Bekleidung der "Eingeborenen", Initiationsriten - alles mußte weggeputzt und durch das Christentum, europäische Vorstellungen von Arbeit, Moral und Sitte ersetzt werden.
Das Kapitel "Werke der Wohltäter" entlarvt auch das, was gerne als positiv an der Missionierung fremder Völker aufgeführt wird - endlich fester Schulbesuch, medizinische Wohltaten, Entwicklung und Versorgung - als Schein: der Schulbesuch - hauptsächlich natürlich Religionsunterricht - sollte keinesfalls der Bildung und Weiterbildung der Afrikaner dienen, sondern ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu billigen Arbeitskräften und willenlosen Untergebenen sein. Die vielgepriesene medizinische Hilfe war eine Farce schlechthin: schleppten doch die Siedler und Missionare viele der Krankheiten erstmal ein, die man dann "siegreich" bekämpfte!
Das Kapitel "Konkurrenzkampf um Seelen" ist besonders interessant: nicht nur Katholiken und Protestanten konkurrierten fortwährend um die Bekehrung der "Heiden" zum "richtigen" Glauben, auch einzelne Missionsstationen der gleichen Richtung oder Missionare einer Station lieferten sich Gefechte. So wurde den "Heiden" gleich ein endrucksvolles Bild von dem "einen Gott" vermittelt. Zumal die Afrikaner ja schon genug Probleme damit hatten, das Wissen um christliche und sittliche Lebensführung, Gnade und Vergebung, das ihnen im Unterricht vermittelt wurde, mit dem oft ganz und gar nicht im Einklang damit stehenden Verhalten der Missionare zusammenzubringen.....
Gert von Paczensky stützt sich in seinem Buch auf vielfältige Quellen, u.a. auf Missionsberichte und Tagebücher einzelner Missionare. Eine Zeittafel und eine ausführliche Literaturliste runden das Buch ab.
Rezension v. Horst Goldstein:
"Eine in der Tat erschreckende Bilanz, welche die Kirchen nur zu einem Schuldbekenntnis gegenüber Indianern und Afrikanern, Indern und Chinesen, Madegassen und Südseebewohnern bewegen kann. Christinnen und Christen, denen an einer ernsthaften, kritischen Betrachtung der Missionsgeschichte ihrer Kirchen liegt, werden schwerlich an dem vorliegenden Buch vorbeikommen".
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nachdem ich das Buch oben letzte Woche gelesen habe und schwer begeistert war, bin ich derzeit an diesem Buch von gleichen Autor dran: (beide Bücher kriegt man gebraucht für ganz wenige € - auch deshalb ein TOP-TIPP)
Die Weißen kommen. Die wahre Geschichte des Kolonialismus
Autor: Gert Franz-Joseph von Paczensky
Verlag: Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg (1. Aufl. 1970)
ISBN-10: 3-455-05900-7 …/…
ISBN-13: 978-3-455-05900-7
in Leinen gebunden, 560 Seiten mit 6 Karten
überarbeitete Neuausgabe als Fischer-Taschenbuch Nr. 3418 mit dem Titel:
Weiße Herrschaft (1979)
ISBN-10: 3-596-23418-2
Paczensky öffnet die koloniale Schreckenskammer und veranlasst den Europäer, hineinzuschauen. Die thematische Darstellung basiert auf einer erdrückenden Masse dokumentarischer Details und beweiskräftige Zeugnisse einschließlich direkter Zitate - keine schwammigen Redereien, kein effekthaschender Journalismus, kein Jammern, Moralisieren, Entschuldigen.
Die hervorragende Einleitung und eine ungewöhnliche, aber ausgezeichnete Gliederung der Kapitel bilden die Grundlage für ein Meisterwerk, das nicht eindringlicher und erschütternder sein könnte. Es beleuchtet die totgeschwiegene Kehrseite imperialer Größe: wieviel Blut wurde vergossen, in welchem Ausmaß wurden Asien, Afrika und Amerika von den Europäern ausgeplündert! Und um welchen Preis wurden Städte wie London, Brüssel, Paris und Amsterdam zu machtvollen Zentren des Reichtums, zu glanzvollen Metropolen?
Klappentext der gebundenen Ausgabe:
Die Zeit imperialer Größe gehört der Vergangenheit an: Die einst so mächtigen Kolonialländer England, Spanien, Frankreich, Belgien, Portugal und Deutschland (das in diesem Zusammenhang nur in der Zeit Bismarks und Wilhelms II. eine Rolle spielte), haben ihre weltbeherrschende Stellung verloren und ihre überseeischen Besitzungen ganz oder bis auf unbedeutende Reste in die Unabhängigkeit entlassen müssen.
Über die jahrhundertelange Zeit des Kolonialismus, in der Männer wie der Spanier Pizarro, der Engländer Cecil Rhodes, der Franzose de Brazza oder der Deutsche Carl Peters ihren Herrschern eine Welt zu Füßen legten, wissen wir aber noch heute nicht die volle Wahrheit. Klischeehafte Überzeugungen und Vorstellungen von der Überlegenheit europäischen Menschentums ersetzen noch immer das exakte, fundierte Wissen, das diesem Kapitel der Menschheitsgeschichte angemessener wäre.
Gert v. Paczensky, der bekannte Journalist und erste Moderator der Fernsehsendung "Panorama", legt hier ein reich dokumentiertes Werk vor, das mit vielen liebgewordenen Ansichten von der Glanzzeit der Alten Welt aufräumt.
In seinem von vehementer Leidenschaft getragenen Buch weist der Autor an einer Fülle eindrucksvoller Beispiele nach, daß die mit Gewalt und List erworbenen Kolonien seit ihrer Gründung nur mit Mühe gegen den erbitterten Widerstand der unterjochten Völker zusammenzuhalten war.
Wenn man erfährt, daß Länder von der Größe europäischer Staaten für billigen Tand den Besitzer wechselten, daß afrikanische Häuptlinge in blindem Vertrauen "Schutz"-Verträge unterschrieben, die von den Weißen entweder zerrissen oder nach Belieben ausgelegt wurden, daß die Kolonialvölker von ihren Herren sogar zum Kriegsdienst für fremde Rechnung herangezogen wurden, drängt sich die Frage auf: Wie war es möglich, daß diese auf tönernen Füßen stehenden Riesenreiche über Jahrhunderte hinweg Bestand hatten?
Gert v. Paczensky hat nach eingehenden Studien der internationalen Kolonialliteratur ein atemberaubendes Stück Geschichtsschreibung geschaffen, das der "anderen Seite", den unterworfenen Völkern der außereuropäischen Erdteile, endlich Gerechtigkeit widerfahren läßt.
Dieses längst fällige Buch vermittelt Erkenntnisse und Einsichten, ohne die viele der politischen Kämpfe der Welt von heute unverständlich bleiben müssen.
Inhalt:
Vorwort .9
Der Segen des Papstes .13
Die Worte der Weißen .15
Die weißen Helden .41
Plünderung - en detail .91 (in Tb-Version: Wilde)
Die weißen Herren .113
Plünderung - en gros .122
Mord - en gros, en detail .130 (in Tb-Version: Mord an Völkern und Menschen)
Raubbau am Menschen I - Sklaverei .176
Raubbau am Menschen II - Zwangsarbeit .207
Raubbau am Menschen III - Die Lasttiere .243
Die Sadisten I - Die Peitsche .258
Die Sadisten II - Die Folterknechte .274
Der Weg ins Elend I - Die Landräuber .312
Der Weg ins Elend II - Weiße Wirtschaft .365
Der Weg ins Elend III - So züchtet man Proletarier .388
Aber wir haben doch Kultur und Zivilisation gebracht .423
Das Erbe der Weißen: Hunger .462
Prost .469
Der Gewinn .475
Daten der Kolonialgeschichte .509
Kartenteil .521
● Der englische Machtbereich 1914
● Der französische Machtbereich 1914
● Der spanische Machtbereich 1783
● Der portugisische Machtbereich 1783 und 1900
● Der deutsche Machtbereich 1914
● Der italienische Machtbereich 1936
Quellenverzeichnis und Literaturhinweise zur Kolonialgeschichte .529
Register .544
Leseprobe aus dem Vorwort:
…Man wirft den Deutschen vor, sie hätten zu schnell verdrängt, was in der Hitlerzeit passiert ist. Darüber sind wir immerhin fast lückenlos unterrichtet. Weitgehend unbekannt und nirgendwo zusammenhängend dargestellt ist hingegen, was die Weißen den Farbigen angetan haben. Diese Unkenntnis hindert die meisten Weißen daran, zu verstehen, was in der Welt vorgeht.
Wenn heute in den reichen Industrieländern der weißen Welt die Armut der "Dritten Welt" bejammert, gegafft, bestaunt wird, dann kommt kaum jemand auf den Gedanken, an dieser Armut könnten die reichen Weißen schuld sein - nicht etwa Gottes Gebot, die Rasse oder das Klima. Wenn die wohlgenährten, gebildeten Leitartikler, Politiker, Wirtschafter und Techniker der weißen Welt über die Unfähigkeit der Führungsschichten in sogenannten Entwicklungsländern den Kopf schütteln, dann fällen sie in Wirklichkeit ein Urteil über die weiße Welt. […..] Die weiße Welt hat alles daran gesetzt, die übrigen Völker möglichst arm zu machen und möglichst dumm zu halten. Das Rezept, das die Nazis in Polen anwenden wollten, war schon vorher im Weltmaßstab ausprobiert worden. Auch das Ziel war nicht neu: auf der Armut der anderen den eigenen Reichtum zu gründen. Man kann der weißen Welt bescheinigen, daß sie es erreicht hat. Mit welchen Methoden und auf wessen Kosten - das hat sie verdrängt. […]
Leseprobe aus dem Kapitel: Die Worte der Weißen
Die Weißen können freundlich und höflich sein. Sie verstehen gut, mit Worten umzugehen, mit Versprechungen. Sie kennen einige Tricks, um Gebiete zu erwerben, ohne Gewalt anwenden zu müssen. Oder, um bessere Voraussetzungen für die Anwendung von Gewalt zu schaffen. Die Weißen betreiben eine Eroberung mit Worten. Sie lehren die farbige Welt weiße Vertragsmoral.[…]
Leseprobe aus dem Kapitel: Die weißen Helden
Die Weißen sind ungeduldig. Was sie mit Freundlichkeit und Geduld erreichen können, genügt ihnen nicht. Die Weißen verlassen verlassen sich lieber auf ihre Waffen. Mit denen sind sie allen anderen Völkern überlegen. Die Weißen begründen im größten Teil der Welt die Tradition, daß Macht und Gewalt vor Recht geht. Sie führen Ausrottungskriege, Eroberungskriege, Polizeiaktionen, "Befriedungskriege". […]
Leseprobe aus dem Kapitel: Mord - en gros, en detail (Mord an Völkern und Menschen)
Die Weißen empören sich über die Verbrechen des Hitler-Staates. Als die Sieger über Nazi-Deutschland das Nürnberger Tribunal vorbereiteten, haben die Kolonialmächte unter ihnen ebenso schwere Verbrechen des Völkermordes und des Sadismus hinter sich wie die Nazis. Die Missetaten der richtenden Nationen unterscheiden sich von denen der Deutschen nur durch eine andere Technik. Und durch die Opfer natürlich: Farbige. Ausrottung en gros, Mord en detail ist das Geschäft der weißen Kolonialmächte durch die Jahrhunderte hindurch - und noch lange, nachdem die Nazis verschwunden sind.
Leseprobe aus dem Kapitel: Die Sadisten II - Die Folterknechte
Die Weißen erniedrigen sich nicht nur, indem sie andere Menschen schlagen. Sie gehen noch weiter (zurück): Die Weißen foltern. Nicht heimlich und selten, in Ausnahmefällen, sondern massenhaft und offen. […]
… Die Umwelt vergißt nicht so schnell, das Opfer nicht so schnell wie der Täter. Daher ist es an der Zeit, daß sich die gesamte weiße Welt einmal deutlich vor Augen führt, wie wenig man Hitler und sein Verbrechensregime als Ausnahmefall betrachten kann. Er ist nur in drei Bereichen über das hinausgegangen, was die Weißen während der letzten Jahrhunderte als selbstverständlich traten: seine Ausrottungspolitik gegenüber fremden Völkern traf auch die weiße Rasse, und da wurde diese aufmerksam - ja: sie spannte sogar die Farbigen ein, um Hitler loszuwerden; er bediente sich einer höher entwickelten Technik, als sie bisher im Rassenkampf angewendet worden war. Das Totschlagen und Aushungern jedes einzelnen dauerte zu lange - daher wurden Gaskammern und andere technische Mittel eingesetzt. Und damit schafften es die Nazis, innerhalb kurzer Zeit eine Rekordzahl von Menschen umzubringen. Die Deutschen und die Israelis zählen da meist nur die ermordeten Juden. Ich möchte auch die ermordeten Polen, Russen, Rumänen, Jugoslawen, Tschechen, Holländer, Franzosen, Dänen, Norweger, Belgier usw. - und Deutsche ausdrücklich mit einschließen. [..]
Leseprobe aus dem Kapitel: Der Gewinn
Den Versuch, die Gewinne zu berechnen, die weiße Länder aus der farbigen Welt gezogen haben, müßten eigentlich ganze Gruppen von Fachleuten mit den modernsten Rechengeräten unternehmen. Es wäre eine wichtige und nützliche Aufgabe für eine der großen und reichen Stiftungen, die sich um Verständigung zwischen den Menschen bemühen. Am Verständnis zwischen der weißen und der farbigen Welt hapert es nicht zuletzt wegen der unehrlichen Verschleierung der Gewinne, zu denen die Farbigen, sehr gegen ihren Willen, den Weißen von Anfang an verholfen haben. Eine solche Untersuchung würde zweifellos Beträge von einer Höhe ergeben, die sich ein normaler Mensch nicht vorstellen kann. […]
Informationen zum Autor Gert von Paczensky:
bei Wikipedia - klick
http://de.wikipedia.org/wiki/Gert_von_Paczensky
seine HP - klick
http://vonpaczensky.de/
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