Was ist eigentlich "zu digitaler Klang"? Warum beschwert sich niemand über "zu analogen Klang?"

technische Attribute sind im Bereich Klang nichtssagend bis irreführend.
Hören ist ein subjektiver Prozess, in erster Linie geprägt von der individuellen Erfahrung und Psyche. ;)
 
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Aber warum weiß dann jeder, dass es ihm "zu digital" klingt, kann das aber seltenst mit den von dir aufgeführten Attributen sauber artikulieren?
Wie @Telefunky gerade ähnlich schrieb:
  • man kann den Unterschied im Spektrum auch hören
  • oder umgekehrt einen hörbaren Unterschied mit einem veränderten Spektrum verbinden
  • aber ob das "gut", "schlecht" oder sonstwie klingt ... das ist ein denkbar individueller Hör-Vorgang
Also, ich tue mich ähnlich schwer, wenn Jemand den Klang einer Trommel als "warm" oder sonstwie beschreibt. Kann ich nicht viel mit anfangen, leider.

Verzeihung, das verstehe ich nicht!
Darf ich (wenn's keine Umstände bereitet) um nähere Erläuterung bitten?
:unsure:
Gerne, zu: ".... Fortschritt geht manchmal den Weg über Fort-Schritt :evil:"

A ) Der Übergang von analoger zu digitaler Technik wird mit "Fortschritt" in Verbindung gebracht. Das kann man auch objektiv so stützen:
  • einige Probleme der analogen Welt hat der digitale Ansatz nicht, wie Drift, Komponentenstreuung usw. (Plus)
  • dafür liefert er neue, etwa besagte Nebenspektren oder einen Wahnsinnsenergieverbrauch (schöne neue Cloud-Server-Welt) (Minus)
  • unterm Strich scheint das Verhältnis (Plus/Minus) für die digitale Welt insgesamt größer zu sein, als für die damalige analog, denn ...
  • ... es kamen ja weitere Plus-Punkte hinzu, wie Datenmobilität, zunehmende Integration, sinkende Preise, ehemals unrealisierbare Systeme usw.

B ) Daneben steht der "Fort-Schritt". Vordergründig entfernt man sich mit der digitalen Technik von der analogen: Das ist quasi in der Sache selbst begründet.

Gleichzeitig blieben aber Leistungsparameter zurück, was für Innovationen eher der Normalfall ist und sich im Laufe der Zeit geben kann. WEIL unser empfindliches Ohr und empfindliches Auge immer noch analog arbeiten, gab es lange bei der Übersetzung der digitalen Signale in analoge für Auge und Ohr Qualitätsverluste:
  • anfängliche 8-bit Quantisierung Audio, bei entsprechend, aus heutiger Sicht, niedlicher Abtast- oder Taktrate
  • entfernen dessen aus dem Spektrum/aus den Daten, was "man angeblich nicht hört" (mp3-Ansatz vom Fraunhofer Institut)
  • und Fernseh- oder Videobilder sind ganz fatal. Ich verlasse dazu einmal diese Bullet-Liste.
Gehen wir ins Extrem, um das schnell einzusehen. Spionageflugzeuge und -satelliten nutzten viele Jahrzehnte Filmnegative, die eher in Richtung DIN A3 gingen - pro Bild. Die optische Auflösung eines Films wird u.a. durch die Korngröße im Film und den Abstand zum Aufnahmeobjekt begrenzt (ja, und die Lichtwellenlänge natürlich). Rechnet man das auf den Durchmesser des Negatives um, kriegt jeder digitale Videoverarbeiter Ströme der Tränen in die Augen ... da muss sich ein Digitaler ganz lange für strecken (und auch noch Bandbreiten, Übertragungsraten und massenhafteste Speicher aus dem Ärmel zaubern).

Nicht weniger dramatisch war das mit besagten Filmen im analogen Kinosaal. An diese optische Auflösung von vor Jahrzehnten kommen HDTV und Co JETZT "schon" gerade so heran ... Bei Audio ist es nicht viel anders ... frag' die HiFi-Liebhaber. Und wer's immer noch nicht glaubt: ein Griff in die Kiste mit den alten Dias zeigt schnell, was ich meine.

Man schritt also von bereits erreichter exzellenter Qualität fort, verbesserte sich über Jahr-zehnte Schritt für Bit, um JETZT ungefähr wieder so qualitativ gut sein zu können, wie ... damals. Fort-Schritt.

C ) Nun könnte man darüber philosophieren, ob so eine Entwicklung aus Fortschritt UND Fort-Schritt gut oder schlecht ist, vermeidbar oder unvermeidlich usw. Mir fiel halt nur (wieder) die Parallele auf bei Bild und Ton.

Grüße :giggle:
 
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Also, ich tue mich ähnlich schwer, wenn Jemand den Klang einer Trommel als "warm" oder sonstwie beschreibt. Kann ich nicht viel mit anfangen, leider.

Da wir sicher jeder eine unterschiedliche Vorstellung von haben, aber die Richtung dürfte ähnlich sein, und nur wenige dürften dabei eine Vorstellung eines "kalten" Klangs vor Ohren haben. Aber "zu digital" ist halt noch pauschaler und kann wirklich alles bedeuten...
 
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OT
@glombi
Profi im Sinne von Profession, im Sinne von Beruf (sich berufen fühlen) hat nur für korrupte Menschen nur etwas mit Geld zu tun.
(was ich deinen Aussagen entnehme...) Das ist irgendwie erbärmlich!

Und ich will hier nicht beleidigen, sondern die hohe Kunst der Musik verteidigen.
In diesem Zusammenhang kann ich nicht dulden, wann dies jemand von Monetärem abhängig macht.

Beispiel:
Wenn Du aus tiefster persönlicher Überzeugung den Beruf (im Sinne von 'Berufen fühlen'!) des Musikers wählst,
kannst Du das doch nicht vom "Geld verdienen" abhängig machen.
Oder fühlst Du Dich, wenn Du keines damit verdienst nicht mehr 'berufen'?
Wozu dann überhaupt Berufsfreiheit?
Beitrag automatisch zusammengefügt:

@MS-SPO
Besten Dank für die Erläuterung!
Wie kommt es zu solchen Betrachtungen?
Gibt es ein Berufsfeld zu derartigen Analysen?

:hat:
 
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ich will hier nicht beleidigen,

Warum tust du es dann?!

hat nur für korrupte Menschen nur etwas mit Geld zu tun.
(was ich deinen Aussagen entnehme...) Das ist irgendwie erbärmlich!

Du verstehst zwar nichts, wirst aber trotzdem sehr persönlich, aggressiv und verletzend!

Oder fühlst Du Dich,

Deswegen glaubst du hoffentlich nicht ernsthaft, ich könnte noch Lust haben, mit dir zu diskutieren?!
 
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@MS-SPO
Besten Dank für die Erläuterung!
Gerne + Danke für Deine Nachfrage :great:

Wie kommt es zu solchen Betrachtungen?
Gibt es ein Berufsfeld zu derartigen Analysen?

:hat:
Ich bin so, und Andere hier sind vielleicht auch nicht weit weg davon ... :giggle:

Wenn's Dir hilft:
  • Ich war, bin und werde Physiker sein
  • Mathematik und Lötkolben waren in jungen Jahren einige meiner Grundnahrungsmittel
  • "Music was my first love ..."
  • für mich zählen beobachten, einordnen, überprüfen, verifizieren, sprich die stimmige Logik mit Restfehler
  • Theorie und Praxis halte ich für zwei Seiten derselben Medallie ... mindestens zwei
  • wirklich relevante und fundamentale Zusammenhänge können im "Rauschen" verborgen sein und sind oft, einmal herausgearbeitet, verblüffend einfach ... aber nicht immer
  • ich schätze geordnet denkende Geister, auf deren Schultern ich klettern kann: die aus Mathe und Physik kennst Du ja, Ashby ist genial (Kybernetik), Altshuller ("Sprache der Innovation"), Rechenberg (Optimierung) und viele Andere; übrigens auch die aussterbende Zunft von der Sache her kritisch denkender Politiker gehört(e) dazu; Lauterbach ist für mich so einer
  • ich neige dazu, solche Themen zu durchdringen, zu erproben und mir zu eigen zu machen
  • es menschelt überall
  • so in diesem Sinne :giggle:
Berufsfeld: Damit unterstütze ich aktuell freiberuflich Entwicklungsabteilungen, also deren Leiter, Innovations- und Patentmanager, Qualitätsmanager, Ingenieure, methodisch bei harten technischen Fällen ... aber mit COVID-19 sind die meisten leider auch im Schneckenhaus verschwunden. Mögen die Impfungen zügistensttenst über uns, die globale Herde, kommen ... Mir gerne jetzt schon ein Astra ...
:prost:

;)

P.S.: So, ich denke, damit habe ich die persönliche Frage ausreichend beantwortet, und möchte daher den Flow dieses Threads nicht weiter ablenken. Weiteres kann ja gerne etwa über eine PN laufen :cool:
 
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Bitte wieder zurück zum Thema. Die Diskussion über Profis hat wenig mit der Diskussion über digital zu tun.
Möglicherweise war ich das, der den Punkt mit Profis aufgebracht hat. Das hatte allerdings wenig mit künstlerischer Wertung zu tun. Wenn Ihr die Diskussion ‚was macht einen Profi aus‘ und ‚sind Profis die besseren Künstler‘ fortführen wollt, dann beginnt bitte einen neuen Thread, und ich lagere die Posts dann dorthin aus.
 
Einige Impressionen zum (ursprünglichen) Thema möchte ich auch beitragen, wobei ich mich aber vorwiegend auf den Bereich Aufnahmen/Ton-Aufzeichnung beziehen möchte.

Als Schüler haben ich mir in den 70-ern mit ´qualifizierten Handlangertätigkeiten´ (anstrengend, aber ganz gut bezahlt) meine erste HiFi-Anlage zusammen gespart, dabei ein Tonband Grundig TK745 - hier ein Foto aus dem Netz dazu:
Tonband Grundig TK 745 HiFi.jpg

Mein ganzer Stolz! Aufgenommen habe ich Musik aus dem Radio, Multiplayback war damit auch schon möglich, wenn auch etwas umständlich. Man findet heute noch Datenblätter zu diesem Gerät - bei 19 cm/s findet sich da der Wert 54 dB Geräuschspannungsabstand bei einem Frequenzgang von 40-18.000 Hz und Gleichlaufschwankungen von 0,07%. Die HiFi-Norm für Tonbandgeräte hat es erfüllt, immerhin.

Tontechnik hat mich immer interessiert und fasziniert, später im (Musik-)Studium Anfang der 80-er hatte ich öfter den Job, Konzerte unseres Hochschulorchesters aufzunehmen. Das Tonband war eine TEAC, ich meine eine X-1000 Halbspur, von der Hochschule, Mikrofone hatte ich damals schon zwei Sennheiser MD421. Die Teac ist laut Datenblatt bei 19 cm/s mit 65 dB Rauschabstand angegeben (DBX hätte noch deutlich mehr heraus geholt, hatte diese Maschine aber nicht), Gleichlaufschwankungen 0,03%, Frequenzgang sage und schreibe 30-34.000 Hz.
Ein Traum war damals eine Studer A77, damit habe ich aber nie selber gearbeitet, kannte aber einige, die diese Maschine besaßen.
Laut Datenblatt 66 dB Rauschspannungsabstand (Halbspur), Frequenzgang 30-20.000 Hz (+2/-3 dB). Zu Gleichlaufschwankungen finde ich keinen Wert, aber die Angabe eines Klirrfaktors von 0,6% bei Aussteuerung auf 0 dB VU und 1000 Hz Prüfton.
(Nebenbei auch interessant diese Angaben im Datenblatt: 54 Transistoren, 32 Dioden und 4 Silizium-Gleichrichter, damit konnte man damals wohl ein wenig ´angeben´).
Ich hatte dann selber später noch eine Uher-Report (Halbspur) und einen Tascam 4-Spur-Cassettenrecorder, mit letzterem habe ich dann meine ersten richtigen Playback-Aufnahmen gemacht.

Und dann, etwa Mitte der 90-er Jahre begann mein Digital-Zeitalter. Begonnen hatte alles aber mit zwei KM120 Kugel-Mikros von Neumann, die ich sehr günstig gebraucht auftreiben konnte. Dazu einen Preamp VTP-1 von Digitech und (wiederum gebraucht) einen DAT-Recorder von Panasonic SV-3700. 16 bit Aufnahmeformat, Samplerate bis 48 kHz, Frequenzgang 20-22.000 Hz, Rauschspannungsabstand 92 dB, Klirrfaktor 0,0045%.
Später habe ich dann auf 4 Kanäle erweitert mit einem AKAI 4-kanal Harddiskrecorder DR4, 16-bit Aufnahmeformat, aber mit 18-bit-Wandler, Dynamikumfang von min. 96 dB, 0,005 % Klirrfaktor.
Genug der Daten, es war klanglich eine andere Welt!!! Endlich Aufnahmen praktisch ohne Rauschen und die Instrumente klingen sozusagen "echt", ich konnte alles ganz "sauber und klar" abnehmen und es lohnte sich damit auch, Mikrofonierungen auszuprobieren.

Und alles finanzierbar (auf jeden Fall gebraucht). Zu Beginn meines Musikstudiums hätte ich für eine ähnliche Qualität mindestens den Gegenwert eines Luxusautos investieren müssen, bei zusätzlich exorbitanten laufenden Kosten für hochwertiges Bandmaterial.
Von der Situation heute gar nicht zu reden, mit Interfaces vom RME, einem Behringer X32, Notebook, Aufnahmen auf billigen Festplatten mit schier unerschöpflicher Aufnahmekapazität ....

Und schon für ganz kleines Geld bekommt man einen Hand-Held-Recorder, der selbst die legendäre A77 in den Schatten stellt.
Nachbearbeitung bis zur fertig gemixten CD mittels DAW mit hochwertigem EQ, Kompressor, Hall, - alles kein Thema.
Selbst mit einem einfachen Tablet oder nur Smartphone ist es mittlerweile möglich, mit einem externen Interface und einer App, die dieses ansprechen kann und in WAV aufzeichnet, professionelle Aufnahmen zu machen!

Schon die frühesten Generationen AD / DA-Wandler erlaubten schon Aufnahmen, die klanglich den damals im Studio noch üblichen Telefunken, Studer, Otari usw. schweren Studio-Bandgeräten überlegen waren, aufgenommen wurde digital zu Beginn auf Video-Tape.

Interessanterweise habe ich nach der Anschaffung meines ersten CD-Players Mitte der 80-er Jahre so gut wie nie mehr eine Schallplatte abgehört, und dabei war mein Dual Direct-Drive Plattenspieler soo schlecht nicht. Für meine Ohren war die CD aber von Anfang an der Schallplatte haushoch überlegen, wie ebenso der DAT/Harddisk-Recorder und sowieso alles digitale danach der analogen Bandtechnik. Sauberer Klang, beeindruckende Dynamik, tolle Transparenz (immer eine gute Aufnahme vorausgesetzt).

Anmerkung: Ich höre so gut wie ausschließlich Musik der Genres "Klassik" und "Jazz", der Loudness-War ist daher praktisch komplett an mir vorüber gegangen.

Auf dem Sektor Ton-Aufzeichnung (und im weiteren selbstredend Bearbeitung, Mischen und Mastern) vermisse ich die Analog-Technik jedenfalls keine Sekunde.
 
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Später habe ich dann auf 4 Kanäle erweitert mit einem AKAI 4-kanal Harddiskrecorder DR4, 16-bit Aufnahmeformat, aber mit 18-bit-Wandler, Dynamikumfang von min. 96 dB, 0,005 % Klirrfaktor.
Genug der Daten, es war klanglich eine andere Welt!!! Endlich Aufnahmen praktisch ohne Rauschen und die Instrumente klingen sozusagen "echt", ich konnte alles ganz "sauber und klar" abnehmen und es lohnte sich damit auch, Mikrofonierungen auszuprobieren.
Die Wandler kenne (und schätze) ich... ein sehr gutes Beispiel dafür, dass digital eben nicht gleich digital ist. Gegenüber „modernen“ Typen der gleichen Kategorie tritt ein subtiler, aber deutlicher Klangunterschied auf. Damit lässt sich (zB) Rock, Blues, Jazz, Country live mit einer extra Portion Authentizität einfangen - bei Klassik oder sehr klaren Stimmen würde man (heute) wohl eher auf etwas anderes setzen.
Diese Wandler eignen sich auch sehr gut um aktuellen (über-crispen) Synths oder Effektgeräten die digitale Schärfe zu nehmen. Der „Charakter“ des Wandlers entsteht aus der Zusammenarbeit mit einem speziellen Filterbaustein.
 
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Einige Impressionen zum (ursprünglichen) Thema möchte ich auch beitragen, wobei ich mich aber vorwiegend auf den Bereich Aufnahmen/Ton-Aufzeichnung beziehen möchte.
Tolle Beispiele :great:
Die Wandler kenne (und schätze) ich... ein sehr gutes Beispiel dafür, dass digital eben nicht gleich digital ist.
Sehr treffend formuliert :great:

Aus diesen beiden Beiträgen wird deutlich: Auch bei "Digital" kommt es darauf an, wie man die Möglichkeiten handhabt. Und dann landet man ggf. bei der Eingangsfrage, bzw. der dort eingefangenen Eingangserfahrung mancher Käufer.
 
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Außer Live gibt es schon lange keine Analoge Musik mehr. Irgendwo von Aufnahme bis zum Ohr des Hörers wird immer Digitalisiert, von dem her hinkt der Vergleich.
Wenn für die Digitalisierung genug Zeit, Leistung und Platz fürs Rechnen zur Verfügung stehen ist die Qualität, Umfang usw. schon ewig kein Problem mehr. Durchs digitaliseren umgehst du so viele Probleme, dass man schon seit Jahrzenten Digital von Analog auseinanderhält wenns zu gut ist.
Meineserachtens fehlt es bei der Echtzeitumrechnung nach wie vor an Rechnerleistung bzw. die Algorythmen dafür sind (noch) nicht ausgefeilt genug, aber seit 1-2 Jahren sind wir am Wendepunkt wo Digital so nah dran ist, dass für viele die Vorteile überwiegen.

Ich sehe weder gut noch schlecht von beiden Methoden, sondern einfach nur anders. Das typische Platten knistern und knacken zB gibt dem ganzen ja einen Charakter, oder eben die unperfektheit analoger Aufnahmen. Das hat alles seinen Charme. Von demher sagen die meisten statt "zu analog" wohl eher zu miese Qualität ... hat meine Nichte zB letzten zu Paranoid von Platte gesagt :cry:
 
Im täglichen Sprachgebrauch, machen sich die Bedeutung auch von Fach-Begriffe mitunter -auch je nach Community- oft mehr oder weniger "selbstständig".

Die Gitarristenwelt, die die Entwicklung der Digitalisierung von Verstärkern von Pod/Vox Tone Lab/Zoom 4040/... --> Boss GTxxx/POD HD/... --> AXE FX/Kemper/Helix/... mit gelitten hat, hat hier wahrscheinlich eine andere Assoziation, als Key-Boarder, die von analoger zu digitaler Tonerzeugung gekommen sind und letzterer sehnsüchtig nachtrauern.
Der Vinyl-Hifi Enthusiast wieder eine andere, als der digitale Musiksammler, der das an Kompressionsraten fest macht.

Was dann -egal in welcher Community- digital wirklich "relevant" zu einem Makel werden läßt, liegt am Ende immer im Ohr der Hörers/Nutzers.

Als Gitarrist höre ich klare Unterschiede in den oben genannten Evolutionsstufen der Modeler (wobei meiner Meinung nach, der ganz wesentliche Schritt hier die Entwicklung der IR für die Speaker/Cab-Simulation war, uns nicht des eigentlichen Amp Modelings selbst...).
Was den momentanen Stand der Sound-Qualität digitaler Gitarrensounderzeugung angeht, muss ich zugeben, dass ich da als Zuhörer nicht mehr unterscheiden kann. Selber spielen, ist dann noch mal eine andere Geschichte! Die taktile Wahrnehmung ist da IMO viel empfindlicher, als das Ohr und nicht umsonst heißt es oft nicht mehr es klingt anders, sondern es fühlt sich anders an. In wie weit das wieder auch mit meist doch anderen Anhörsituation bei Modeleing vs. realer Amp zu tun hat, kann man auch diskutieren.

Als absoluter Gelegenheits-Keyboards, bin ich bei Digital/Analog Beurteilung dort schon raus. Ich besitze zwar mit Stolz sogar einen echten Analogsynthy (Roland Juno6), aber die entsprechenden VSTs und Plugins für DWAs wie Logic machen das IMO genauso gut oder schlecht. Und ob ein Yamha DX7 nun "digitaler" klingt, als ein Oberheim OBX, ist IMO so, als würde man diskutieren, dass ein Saxophon ja "blechiger" als eine Oboe klingt...

Bei Hifi bin ich auch raus. Ob Youtube, MP3, WAV, CD oder Vinyl... hach ja, letzteres ist halt sauempfindlich und knack und rauscht mehr....
Aber im Ernst, ich habe weder die Möglichkeiten (Anlage/Abhörraum,...), noch Zeit und Muße, die µ an Unterschied da raus zu hören. Kopfhörer ist meist noch der qualitativ beste Fall, aber zu 99% interessiert mich zwar sehr wohl der Sound von Musik, aber nur wenig die Qualität der Wiedergabe. Moderne Pop-Produktionen mögen perfekt sein, was (erreichbare...) Dynamik angeht, aber was nützt das, wenn dann alles tot komprimiert wird oder digitale Hilfsmittel wie Autotune hübsche Menschen zu selenlosen Singrobots machen. Da lieber Howling Wolf in 16 bit...
 
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Wahrscheinlich ist der Hauptgrund die persönliche Prägung im Lebensweg.
In welcher Form der Musikzauber das erste Mal im Leben mit voller Wucht eingeschlagen ist,
das prägt für den Rest des Lebens.

Deshalb: Digitales Zeug bei E-Gitarrenverstärkung? Geht garnicht!
:evil:
 
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@Martman

Danke für deine ausführliche Antwort. Ich versuche das mal in meinen Worten in Antworten auf meine ursprüngliche Fragestellung zu übersetzen.

Zu digitaler Klang ist, ...

... wenn eine digitale Kiste keine Presets bereitstellt, die genauso klingen wie Musiker X im Song Y zum Zeitpunkt der Z der Aufnahme.

Das wäre erstens keine Beschreibung digitaler Klangeigenschaften, sondern eher Ausdruck einer Erwartungshaltung, welche natürlich wiederum die individuelle Klangwahrnehmung stark beeinflussen kann. Zweitens könnten unsere Einstellungen bezüglich originalgetreuer Nachbildung von Covers eh nicht diametraler sein. Drittens gibt es bei den E-Gitarren gerade eine Thread, der schön herausgearbeitet hat, dass es gar keine Presets geben kann, die bei jedem Musiker gleich und ähnlich nah am Original klingen können, da die Spielweise und das restliche Equipment einen zu großen Einfluss haben...

... wenn eine digitale Nachbildung eines Instrumentes nicht kling wie ein bestimmtes analoges Unikat zur Uhrzeit X am Datum Y nach Aufwärmzeit Z, etc. ...

Du sagst ja schon selbst, dass zwei analoge Unikate diesen Anspruch nicht erfüllen können, noch nicht einmal das selbe Gerät in einem anderen Zustand/Alter. Klingen die jetzt also eigentlich auch zu digital? Oder ist das auch nur eine Erkenntnis, die zeigt, dass es eigentlich für einen solchen Ansatz der Klangbeurteilung noch nicht einmal ein valides Referenz-Instrument gibt?
Dann hast du das komplett falsch verstanden.

Im Bereich der elektronischen Klangerzeugung ist volldigital im Grunde immer perfekt. Ein durch und durch digitaler Synthesizer, der aber nach demselben Prinzip wie ein Analogsynthesizer funktioniert (z. B. mehrere Oszillatoren → Mixer → Filter → Verstärker), ist in sich grundsätzlich perfekt. Alle Wellendurchläufe der Oszillatoren sind zu 100% exakt identisch. Die Oszillatoren halten immer exakt ihre Stimmung. Die Wellenformen entsprechen exakt ihren theoretischen Formen (noch dazu haben heutige Synths kein Aliasing mehr und keine Treppchenbildung mehr in den Wellenformen). Das Filter reduziert den Frequenzgang nach einer mathematisch perfekten Kurve.

Bei einem Analogsynthesizer sieht das anders aus: Die Oszillatoren sind nie exakt gestimmt, weil das analog gar nicht geht. Sie driften (verstimmen sich langsam hin und her) und jittern (verstimmen sich blitzschnell hin und her). Da ist an sich schon keine Präzision drin. Schon dadurch scheint der ganze Synthesizer regelrecht zu "leben", er klingt warm und fett, wo ein idealer Digitalsynth kalt, dünn, analytisch und tot klingt.

Analoge Filter haben auch immer einen Eigencharakter, wo digitale Filter (zumindest solche, die nicht versuchen, analoge Filter zu emulieren) nur die absolute seelenlose Perfektion kennen. Moog ist ein Extrembeispiel, weil das Filter des Minimoog falsch berechnet ist und eigentlich ständig übersteuert wird. Das führt zu nichtlinearen Verzerrungen. Was in der Studiotechnik rein theoretisch den Klang versauen müßte, verfeinert hier den Klangcharakter noch und läßt den ganzen Synth noch wärmer, noch fetter klingen.

A propos Studiotechnik: Fahr mal eine alte analoge SSL- oder Neve-Konsole in die Sättigung. Und dann mach mal dasselbe mit einem digitalen Yamaha 01V.


Martman
 
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Dann hast du das komplett falsch verstanden.

Wenn ich lese, was Du da schreibst, finde ich nur meine Ausgangsthese bestätigt.

Vielleicht kann man es auch so zusammenfassen: "Die Geschichte der Digitalisierung ist eine Geschichte voller Missverständnisse..."

Digital heißt erstmal nur 0 und 1. Ich kann mit Hilfe digitaler Technik analoge Vorgänge rechnerisch nachbilden. Das kann man über Formeln mathematisch perfekt machen, was du wahrscheinlich meintest. Muss man aber nicht. Man kann über Modelle und Stochastik alle Unzulänglichkeiten, die teilweise vielleicht sogar wegen ihrer positiven Klangauswirkungen geschätzt werden, nachbilden. Selbst dann würde es manchen noch "zu digital" klingen. Ich wüsste aber auch nicht, warum man alle Nachteile der Analogtechnik mit nachbilden sollte.

Bei einem Analogsynthesizer sieht das anders aus: Die Oszillatoren sind nie exakt gestimmt, weil das analog gar nicht geht. Sie driften (verstimmen sich langsam hin und her) und jittern (verstimmen sich blitzschnell hin und her). Da ist an sich schon keine Präzision drin. Schon dadurch scheint der ganze Synthesizer regelrecht zu "leben", er klingt warm und fett,

Und irgendwann jittert es dann zu viel, ist nur noch out of tune oder leiert rum. Das würde kaum einer als "zu analog" bezeichnen. Dann stimmt man die Oszillatoren halt neu, wartet, bis sie gerade weit genug gedriftet sind, und fängt selbstverständlich wieder von vorne an, wenn es wieder zu viel wird...

Man könnte mit entsprechendem Schaltungsaufwand sicher auch analog Oszillatoren und Filter bauen, die nahe am mathematischen Ideal sind. Selbst denen würde wohl noch analoger Klang attestiert werden...

Fahr mal eine alte analoge SSL- oder Neve-Konsole in die Sättigung. Und dann mach mal dasselbe mit einem digitalen Yamaha 01V.

Wandler zu überfahren acht nicht wirklich Sinn, aber auch dieses Sättigungsverhalten ließe sich analog wiederum simulieren...

Gruß,
glombi
 
Bei einem Analogsynthesizer sieht das anders aus: Die Oszillatoren sind nie exakt gestimmt, weil das analog gar nicht geht. Sie driften (verstimmen sich langsam hin und her) und jittern (verstimmen sich blitzschnell hin und her). Da ist an sich schon keine Präzision drin. Schon dadurch scheint der ganze Synthesizer regelrecht zu "leben", er klingt warm und fett, wo ein idealer Digitalsynth kalt, dünn, analytisch und tot klingt.
Die Kausalität kann ich nicht nachvollziehen... etwas „fett“ für de-tune stimmt, ist aber kein Alleinstellungsmerkmal von Analogtechnik.
Ein „idealer“ Digitalsynth (nach ausschliesslich mathematischen Gesichtspunkten) könnte den beschriebenen Klangcharakter haben... aber weit häufiger treten diese Eigenschaften in Zusammenhang mit Schwächen in der Programmierung auf. In letzter Zeit bei einigen gehypten Modellen der oberen Preisklasse zu beobachten (imh ears).
Aber selbst der Digitalsynth der ersten Stunde (DX-7) fällt eher nicht in diese Kategorie.

Wandler zu überfahren acht nicht wirklich Sinn, aber auch dieses Sättigungsverhalten ließe sich analog wiederum simulieren...
gemeint ist vermutlich digital simulieren - was Apogee seit Jahrzehnten macht, incl. Patent auf die Technologie.
 
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Ich habe in den 80ern angefangen, in Bands Musik zu machen, in den späten 80ern / frühen 90ern kamen dann die ersten voll digitalen Gitarreneffekte. Die klangen so richtig scheiße, wenn es um Zerre ging, und auch von Speaker-Simulation hatte damals noch niemand was gehört. Die heutigen Amp-Simulationen hingegen finde ich schon verdammt gut. Da muss man sehr lange tüfteln und sehr viel Geld ausgeben, um so einen Sound mit einer analogen Signalkette hinzubekommen. Ich behaupte ketzerisch: Am Ende klingt es dann besser, wenn man die ganze Zeit, die man beim Zusammenstellen eines analogen Equipments braucht, in's Üben am Instrument steckt.
In der gleichen Zeit kam die Umstellung auf CD. Und hier gab es im Mainstream-Bereich wirklich das Problem, dass die CD halt anders (brillanter) klingen SOLLTE, weswegen viele frühe CD Master einfach grell und plärrig klangen. Das liegt aber nicht an der CD an sich, sondern eben am Mastering. Loudness-War ist ein weiterer Punkt im Mastering-Bereich.

Wenn's ums Musikhören geht, lege ich gerne auch noch eine Schallplatte auf. Das ganze Drumherum gefällt mir einfach. Wenn's ums Musikmachen geht, ist es bei mir entweder akustisch (echter Flügel, klassische Gitarre) oder bei der E-Gitarre fast immer digital.
 
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In der gleichen Zeit kam die Umstellung auf CD. Und hier gab es im Mainstream-Bereich wirklich das Problem, dass die CD halt anders (brillanter) klingen SOLLTE, weswegen viele frühe CD Master einfach grell und plärrig klangen. Das liegt aber nicht an der CD an sich, sondern eben am Mastering.

Das ist eine gute und nachvollziehbare Erklärung. Damals sollte der Unterschied hörbar sein, als Argument zum Wechsel. Heute darf aus denselben Gründen kein Unterschied hörbar sein... :great:
 
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Und hier gab es im Mainstream-Bereich wirklich das Problem, dass die CD halt anders (brillanter) klingen SOLLTE, weswegen viele frühe CD Master einfach grell und plärrig klangen.
Das war wohl eher von der Vorstellung getrieben, dass „digital“ absolut korrekte und unveränderliche Werte liefert - ohne dass man wirklich objektiv gegenhörte.
Also ein rein mentaler, von Werbung und Marketing getriebener Prozess.
Über die tatsächliche Wandler-Qualität (und Nebeneffekte der Digital-Verarbeitung) machte man sich mangels Erfahrung vermutlich wenig Gedanken.
 
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Wenn man so will, lieferte schon die frühe digitale Aufnahmetechnik "absolut korrekte" Werte, jedenfalls ziemlich ordentliche Werte, wie z.B. Lineal-gerade Frequenzgänge über den kompletten Audio-Bereich, sehr geringe Verzerrungen, Dynamik bis 96 dB (bei 16 bit), hervorragende Kanaltrennung, geringste Rauschwerte usw.

Damit war es u.a. möglich, beliebige Frequenzbereiche im EQ zwischen knapp über 0 bis min. 20.000 Hz bis auf 0 dBFS (= digitale Vollaussteuerung) anzuheben - was dann wohl auch einige über Gebühr ausgenutzt haben (und dann womöglich vor allem im höchsten Frequenzbereich keinerlei gehörmäßige Kontrolle darüber hatten).
Des weiteren konnte man digital komprimieren bis zum maximalen platt machen (Stichwort "Loudness war").
Die Schallplatte erlaubt(e) derlei heftige EQ-Anhebungen in keiner Weise, schon gar nicht bei den tiefen und den sehr hohen Frequenzen und der Kompression war ebenfalls eine technische Grenze gesetzt, bedingt dadurch, dass die Rille nun einmal ziemlich limitiert und letztlich auch Kompromiss-behaftet war als Schall-Speicher.

Als Hörer vorwiegend "klassischer" Musik blieb ich allerdings von derartigen Übertreibungen fast gänzlich verschont, sondern konnte von Anfang an nur von den Vorteilen der digitalen Aufzeichnung profitieren, was meine durchwegs positive Sicht auf die digitale Technik sicher erklären mag.
 

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