Ich hatte letztens die Unterhaltung mit jemanden, der verzweifelt eine Gola sucht. Ich sagte ihm, daß wir die Victoria Poeta so toll fanden, daß wir sie als Alternative zur Gola gesehen haben. Er wiederum fand sie "schlecht" und überhaupt gehen auch nur Golas von 1957 - 62, das seien die besten.
Dass dem Mann die Poeta nicht gefallen hat, kann ja durchaus sein. Die hat ihren eigenen Klang und den mag man, oder eben auch nicht. Bei der Gola sind da viele sicherlich toleranter, da hier der "große Mythos" mit rein spielt. Aber auch den Klang der Gola mag man oder eben auch nicht - das hängt immer auch davon ab, was man für Musik spielen mag. Gola passt nicht zu allem!
Dass ausschließlich die "alten Golas" die besten seien, hatte ich schon eher für reinen Mythos (vielleicht auch Aberglaube). Meine ist Baujahr 61, die von Balgseele Baujahr 71 die von meinem Lehrer ist Baujahr 80 und die von meinem früheren Orchesterkollegen ist Baujahr 2010. Und in der Summe kann ich zumindest ganz sicher sagen, dass die unterschiedlich sind, was den Klang angeht. Aber ich kann von keiner sagen, dass die in sich nicht rundum ausgewogen und sehr fein abgestimmt gewesen wäre - die waren alle für sich wirklich Klasse Instrumente.
Dass die "alten" so hoch stilisiert werden, hat sicher seinen Ursprung, wie Musikerclaus schon sagte in der (falschen) Annahme, dass er Herr Gola dort selbst Hand angelegt hat - maximal den Stempel hat er selbst reingedrückt, das wars dann aber auch. Nach den Aussagen von Herr Lindenmeier letztes Jahr auf dem Schwarzwaldtreffen war es so, dass zu Golas zeiten an den Stimmzungen nochmals was dran gemacht wurde - was allerdings, ist nicht ganz klar. Klar ist allerdings, dass der Mann, der damit beauftrag war, bei eben dieser Arbeit auch mitunter die Stimmplatten dabei beschädigt hat. Denn nach der Aussage von Herr Lindenmeier haben sich gute Kunden mitunter wieder bei ihm gemeldet und ihre Verwunderung über das gar nicht so gute Spielverhalten "ihrer" Gola zum Ausdruck gebracht , worauf Herr Lindenmeier mitunter diesen Kunden nachträglich ihre Stimmzungen mühsam wieder korrigiert hatte.
Daraus kann man folgern, dass aus der Zeit sehr gute Golas in Umlauf kamen, aber auch ziemliche Gurken. Somit kann man richtig Glück haben und ein feines Teil erwischen - kann aber auch recht in die Hose gehen!
Also alleine das schielen nach dem Baujahr und der stimmstocknummer bringt rein gar nichts. Schon deshalb nicht, da mit Sicherheit wohl alle älteren Golas ( also auch "neue alte") schon irgendwann mal zur Überholung bei einem Akkobauer gelandet sind. Und dann kommt es ganz gewaltig darauf an, was der für Können hatte. Entsprechend ist danach das Resultat ein eventuell sogar noch besseres Instrument gewesen, oder eben auch nicht.
Drum pauschal kann man diese Aussage keinesfalls bestätigen - kann im Einzelfall unter Umständen zutreffen, muss aber nicht. Sicher kann ich sagen, dass die ganz alten anders klingen, als die weniger alten, aber auch bei den ganz alten untereindander habe ich schon unteschiedlichen Klang gehört - man kann letztlich also nichts definitives sagen - auf keinen Fall kann man aber pauschal sagen, dass die ganz alten besser gewesen seien. Das kann ich aus den Instrumenten, die ich inzwischen schon probegespielt und verglichen habe sicher nicht sagen!
Jedoch sagen kann ich, dass die (bislang einzige ) neue Gola, die ich probieren konnte ein richtig gutes Instrument ist, durch und durch.
Und dass es sich bei den nicht neuen Golas schlichtweg um gebrauchte Instrumente handelt, die sehr gut sein können, wenn die gut und sorgfältig und ständig richtig behandelt wurden, oder wieder sorgfältig restauriert wurden, aber das gilt immer nur für das jeweilige einzelne Instrument - pauschal gilt das keinesfalls!
Wer eine gebrauchte Gola sucht, und sucht die wegen der Mechanik und des Klangs, sollte alle angebotenen ausprobieren - jedes Instrument kann hierbei unter Umständen das Trauminstrument darstellen, gezielt nach den Baujahren von ´63 würde ich nur suchen, wenn man Wert drauf legt, dass rein theoretisch der Herr Gola genau dieses Instrument bei seinem Rundgang durch die Abteilung gsehen haben könnte - das ist dann eben persönliche Liebhaberei (und steht auch jedem zu) aber sonst gibt das nicht vielmehr her.
Eher sollte man auch mit in Betracht ziehen, dass die Golettas /Golinas vom äußeren Erscheinungsbild der "alten" Bauform der Gola sehr ähnlich sahen, was leicht zu Verwechslungen führen kann und mitunter wie sich schon feststellen musste auch dann fälschlich als Gola angeboten wird. Hier ist also noch zusätzlich große Vorsicht angebracht - mit den etwas neueren liegt man da sicherer - die gabs mit dem Aussehen nur als Golas!
gruß, maxito