Ui, da tut sich ja grad ziemlich was in dem Faden!
Aber schön, dass auch qualitative und differenzierte Fragen und Meinunge von nicht Golaspielern dabei sind!
@Maxito: wie alt ist denn die Gola von Dir, die ich mir mal umschnallen durfte?
Die hat ein gutes halbes Jahrhundet auf dem Buckel - die ist Baujahr 61. Und wenn man nicht grad die Stimmzungen durchschleift ist alles andere Mechanik und kann repariert, und instandgesetzt werden, sofern nicht grundlegend neue Teile (Gehäuse, Verdeck, ganze Bassmechanik) benötigt werden. Klar bröselt irgendwann mal das Wachs und so - aber das lässt sich alles wieder innerhalb einer Sanierung bis Generalüberholung wieder herrichten. Das ist also alles kein Problem - nur eine Geldfrage. Bei meiner wurde z.B. bei der Generalüberholung die komplette Tastenlagerung neu aufgebaut, mitsamt Tastaturrechen!
jede Mechanik leiert doch nach Jahren mal irgendwann aus... usw
Das passiert ja nun auch, wenn man sie taeglich spielt
Das ist auch bei den Golas so - aber die wurden seinerzeit schon sehr robust konzipiert. Allein vom Preis her waren die damals schon definitiv auf den Einsatz bei Vollprofis hin ausgelegt. Und von daher hat man auch schon seinerzeit großen Wert auf eine strapazierfähige robuste Konstruktion Wert gelegt. Und wie sich nun nach Jahrzehnten zeigt, hat sich das ausgezahlt...
So eine alte Gola von 40 Jahren... aus welchen Grund genau soll die besser sein als eine neuere?
Ganz allgemein bin ich mir nicht sicher, ob die "alten" überhaupt und wirklich definitiv besser sind als neue. ...
Meine Erfahrung ist:
die sind anders. Anders deshalb, weil sich die Bauform im Detail geändert hat. Und damit verändert sich ganz automatisch auch z.B. die Klangform im Detail. Wenn die alten überhaupt besser waren/sind, als die neuen, dann vielleicht deshalb weil trotz alledem früher mehr Zeit da war, das Instrument zu fertigen und deshalb mehr Zeit da war, sich um letzte Details zu kümmern. Von daher gab es vielleicht tatsächlich eine "goldene" Ära in den 50-ern bis 70-er, einfach weil man noch mehr Zeit aufwenden konnte, das Gerät auf das Optimale hin ab Werk zu trimmen.
Der Vegleich hinkt insofern heutzutage, weil es praktisch keine "alte" Gola gibt, die nicht irgendwann in Reparatur/Überholung war und somit nicht mehr den absoluten Originalzustand hatte. Und bei Instrumenten auf dem Niveau, erfolgen meist noch kleine Nachbesserungen, Optimierungen, Veränderungen, die einem beim Betrieb auffallen, die dann verbessert oder abgeändert wurden.
Was definitiv ist, ist, dass über die verschiedenen Bauformen hinweg sich der Klang verändert hat und damit die jeweiligen Stärken und Schwächen. Die ganz neuen empfinde ich als höchst gleichmäßig ausgewogen. Die "Ganz alten" haben nach meinem Eindruck einen dominanten Cassotto Klang - speziell der 16´Chor, die Mitte 60 bis Mitte 70er sind hier nach meiner Erfahrung etwas dezenter und haben dafür einen schöneren Zusammenklang mit den Piccolochören (Balgseele z.B spielt hiervon ein wunderschönes Exemplar!). Die Baureihe bis Mitte der 80-er haben nach meinen Erfahrung einen sehr starken und sehr schönen 8´Chor im Cassotto, dafür keinen so dominierenden 16`Chor...
Das ist nur einen ganz grobe Beschreibeung von nur einem Detail - es gibt da noch jede Menge weitere Unterschiede - wobei hier grundsätzlich gilt: jede Gola klingt ganz typisch nach Gola - das hier gesagte sind Unterschiede im Detail! Und im Endeffekt geht es eigentlich darum, aus den verschiedenen Typen seine persönlich Optimale zu finden. Das muss jeder in eienr ganz ehrlichen Stunde mit sich selber abklären, was er
wirklich und ohne Pathos und Status haben möchte und wo seine klanglichen Schwerpunkte liegen! Dass die meisten per se auf die "ganz alten" abfahren, liegt meines Erachtens einfach in den Mythen und Geschichten, die diesen Instrumenten nachgesagt bzw. angedichtet werden.
Stimmplatten verbaut, deren Zungenstahl etwas weicher war als es aufgrund dem Verhältnis zum Luftspalt nötig gewesen wäre. Dadurch ist die Ansprache besser, nach oben hin verliert man aber an Lautstärke und die dynamische Kurve ist etwas anders.
Dem kann ich so nicht zustimmen - und wer meine kleine Gola kennt, weiß, dass die sich sehr leise spielen lässt und dass die auch sakrisch Laustärke produzieren kann, ohne dass die Stimmzungen wegkippen. Mit der Stahlhärte hat das überhaupt nichts zu tun, sondern mit der Zungenform also mit dem Profil und insbesondere, wie die Zunge vom Biegungsverlauf her eingestellt ist. Wobei das Profil nicht grundsätzlich weicher ( also dünner) geschliffen ist, denn sonst würde die Zunge den Belastungen schlicht nicht auf Dauer standhalten. Das ist aber nichts, was man nicht heutzutage auch machen könnte, wenn man wollte.
Und noch eine Frage: warum ist ein Instrument besser, welches taeglich gespielt wird als eins das einmal in der Woche gespielt wird (oder
einmal im Monat)
weder noch würde ich sagen!
Bei einem neuen Instrument gibt es Setzeffekte die sich erst noch richtig einspielen müssen - und dann iss gut und stabil.
Bei älteren Instrumenten ist das nicht mehr der Fall. Da wird an sich der Zustand mit jeder Betriebsstunde schlechter. Aber es gibt eben auch sogenante "Standschäden". Die Ventile können etwas festkleben, Staub kann sich festsetzen und verhärten (und somit z.B. die Mechanik schwergängiger machen). Die Tastatur kann dadurch auch etwas schwergängiger werden - ist das gleiche, wie wenn man ein Fahrrad 10 Jahre in den Keller stellt oder zwei dreimal im Monat n bissl damit fährt. Dem Stimmzungenstahl ist das relativ egal der verändert sich eher durch das Spielen, als durch das nicht spielen, da die Atome erst durch die Bewegungsenergie beim Spielen einen richtigen Anreiz bekommen, sich wo ander hin zu begeben (hatten wir ja auch in Mühlhausen). Drum, wenn man ein Instrument wieder richtig "einspielen " will, das lange Zeit nicht gespielt wurde, dann geht es immer nur um die Setz- und Klebeeffekte der Komponenten - die Stimmzunge und deren Stahl müssen aber nicht wieder erst in Fahrt gebracht werden - das sagt man zwar so, aber konkret sind die umgebenden Komponenten dran schuld - nicht die Zunge! Auch Bakterien und Pilze können sich nicht so leicht festsetzen und einnisten, wenn sie alle paar Tage mal wieder rausgepustet werden.
Das hat aber nicht speziell mit Gola zu tun, sondern gilt für generell alle Akkordeons.
Was speziell bei der Gola eben noch hinzu kommt, ist, dass die von der Bedienung her sehr stark auf die Erfordernisse der Spieler hin ausgerichtet wurde, weswegen viele das Spielgefühl mit Formulierungen beschreiben, dass man das Gefühl hat, die führt jede kleinste Nuance aus, die man macht. Das ist die Seite, die den Spieler insbesondere begeistert.
Und auf der anderen Seite ist der Klang der Gola in einer Art abgestimmt worden, die auch beim Zuhörer ein ausgewogenes Klangbild erzeugt und vom Klang her von vielen einfach als angenehm empfunden wird.
Auch das sind keine exclusiven Eigenschaften und etliche Punkte sind auch fröhlich kopiert worden - iss ja auch ok und überhaupt nicht verwerflich. Nur dass alle der guten Eigenschaften auf ein Instrument vereinigt sind, das ist auch heute noch ziemlich selten anzutreffen. Und das ist dann der Punkt, der die Gola auch heute noch, nach über einem halben Jahrhundert Bauzeit herrausragen lässt aus der breiten Masse.
In diesem Sinne wünsch ich allen Golaspielern viel Spaß beim spielen und allen Zuhörern viel Spaß beim zuhören und allen andern mindestens genausoviel Spaß beim Musizieren mit ihren Instrumenten!
Gruß, maxito