Was ist dran am Mythos "GOLA"

  • Ersteller Balgseele
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Balgseele hat es denk ich auf den Punkt gebracht:

Die Ventile werden ja nicht auf einen Schlag abstehend, hart und spröde und die Stimmung verabschiedet sich auch nicht auf einmal und plötzlich, sondern alles gaaanz allmählich.

Meine fast 60 Jahre alte Morino VI M hat noch vollständiges Originalmaterial. Die Stimmung wurde immer regelmäßig nachgearbeitet - wobei regelmäßig hier heißt, dass es 1x im Jahr sein kann und dann nach 5 Jahren das nächste Mal, wenn bei Stimmung oder Ansprache wieder was auffällt.

Die großen Bassventile und alle anderen im Bass sehen aus wie neu. Die Lederventilierung im Diskant liegt an wie am ersten Tag und alle Ventile sind weich und flauschig.

Ob da zwischendurch mal ein einzelnes Ventil ausgetauscht wurde kann ich natürlich nicht sagen - so lange habe ich die noch nicht...

Was ist da anders gelaufen als bei anderen Kisten? Selbst die Diskantklappenbeläge sind flauschig und einwandfrei.

Ein kleines Problemchen kommt bei den Bassklappen langsam auf mich zu - da gab es wohl mal Mottenfraß an einigen Klappenbelägen. Da werde ich wohl irgendwann mal ran müssen...

VLG
Accord
 
Hallo Balgseele, hallo Maxito,

danke für die schnelle Antwort! Klingt interessant.
Maxito, wäre es mal möglich, dass ich mal mein "noch nicht überholtes" Instrument im direkten Vergleich zu Deinem hören könnte?
Ich komme aus dem Großraum Pforzheim und könnte (falls es nicht zu weit ist) vorbeikommen. Da ich im Forum noch nicht so fit bin weiß ich nicht, wie man Adressen oder Tel-Nrn austauschen kann, ohne dass es öffentlich einzusehen ist.
Vielleicht kannst Du mir da weiterhelfen.
Wäre Klasse! :)

Viele Grüße
PolkaKoenig
 
Was ist da anders gelaufen als bei anderen Kisten? Selbst die Diskantklappenbeläge sind flauschig und einwandfrei.

Hallo accord,

da würde ich ganz einfach sagen: Glück gehabt!

Ich weiß, dass balgseele vor nciht allzulanger zeit auch eine Gola im Originalzustand gespielt hat mit den Original Lederventile aus der Zeit von damals. So was gibt es tatsächlich, ist aber extrem selten und man kann da auch keine Regel von irgendwas ableiten. Schon deshalb nciht, weil Leder ein Naturprodukt ist, das natürlcihen Schwankungen unterworfen ist. Kann durchaus sein, dass für die Gola nur die besten Lieferungen vorgesehen wurden damals - aber extra Ventile wurden daüfr sicher nciht gebaut.

Meine Morino VI M hatte auch noch die Originalventile drauf, aber die waren dann schon nicht mehr so perfekt. einige waren einfach schon etwas härter, anderes standen schon deutlich ab... Das Instrument war trotzdem noch gut und von der Stimmung nicht wirklcih verstimmt. Aber eben nicht mehr so, wie ich mir das Instrument vorstellte.

So ists auch selbst bei der Gola. De Zustand wird schleichend schlechter, kann aber duchaus noch so gut sein, dassm an damit einwandfrei klarkommt. Aber es ist eben nicht mehr das Maximum dessen, was das Instrument hergeben könnte. Und dann stehen sich eben die beiden Lager gegenüber: Die Pragmatiker, die jetzt und heute das maximale Instrument haben wollen und die Nostalgiker, die für den originalen Sound schwärmen, der dann selbstverständlich nur durch die originalen Bauteile erzeugt werden dürfen. Völlig logisch, dass sich diese beiden Instrumententypen dann unterschieden.

Aber abgesehen davon habe ich noch keine zwei Golas in den Händen gehabt, die sich gleich angehört hatten! Selbst in der gleichen Bauart gab es Unterschiede!

Gruß, maxito
 
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also: meine ehemalige gola 414 von 1959, die ich letztens mal wieder in den fingern hatte, hat deutliche altersspuren an den stimmstöcken und der Stimmung, das Wachs ist hart, und die lederventile stehen teilweise ab. Da jetzt aber doch eine sanierung notwendig ist, überlegt der jetzige besitzer (seit rund 5 Jahren), ob und wenn ja, wo er das machen lässt.
 
Es ist passiert!

Nachdem ich meine ehemalige GOLA wohl nicht mehr in diesem Leben zurückbekommen werde, habe ich mich auf die Suche gemacht. Es werden ja immer einige angeboten, auch konnte ich mehrere Instrumente spielen, darunter auch die beiden von maxito.

Ich habe INstrumente aus den 60ern, 70ern, 80ern, und 90ern gespielt und bin zu dem Schluss gekommen: Es muss wieder eine Alte sein.

Vor 2 Tagen habe ich mir solch ein Instrument angesehen, und der Funke ist übergesprungen. Sehr schnell war mir klar, dass wir beide zusammenpassen und dass dies mein Instrument ist.
Sie ist fast exakt 200 Baunummern jünger als meine ehemalige die ja in den 200ern war. Hoffentlich ergibt sich bald die Gelegenheit, die beiden nebeneinander zu hören.

Hier noch ein Bild von dem Schätzchen:

Warum heisst dieser Faden eigentlich 'Mythos GOLA' ?
Dieses Instrument ist kein Mythos, es existiert wirklich und wenn man die richtige erwischt, ist es einfach nur ein Traum.


Freudige Grüße
morigol
 

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Hallo morigol,

ganz großer Extra-Tusch, tatah-tatah-tatäterätätäh. Das war sicher kein Blindflug - höchstens durch Dein Bankkonto. Herzlichen Glückwunsch. Aber jetzt hast Du ja gar keinen Instrumententraum mehr. Wie schade :-/ .

Viele Grüße

morino47
 
Aber jetzt hast Du ja gar keinen Instrumententraum mehr.

... oh, das möcht ich nicht sagen!- Der Trend geht eindeutig zur Zweitgola!:D

Auch von mir meinen Glückwunsch, dass du nun wieder dein Trauminstrument gefunden hast.:great:

Die Gola spaltet die Gemüter, die einen lehnen sie ab und bei den anderen macht es Klick im Gehirn und sie sind hoffnunglsos dem Klang verfallen (wann war denn nochmal Odysseus unterwegs?:gruebel:).

Ein Mythos ist sie, weil sie seinerzeit absolut "outstanding" war und weil im Laufe der Jahre jede Menge "Märchengeschichten" um diese Instrument entstanden sind, die diesen Instrumenten ja nahezu magische Eigenschaften andichteten... Aber selbst wenn man all die überzogenen und angedichteten Eigenschaften abzieht, bleibt eben unter dem Strich auch heute noch ein hervorragendes Intrument mit einem ganz eigenen Klang übrig, der sich nach wie vor von der Menge abhebt und selbst fachdfremdem Publikum angenehm auffällt ( Bei der Poeta seh ich das übrigens ähnlich!)

Gruß, maxito
 

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Hallo,

eine Frage habe ich dazu mal. So eine alte Gola von 40 Jahren... aus welchen Grund genau soll die besser sein als eine neuere?
Ich dachte, die Stimmzungen broeseln irgendwann, brechen, sind irgendwann nicht mehr stimmbar; der Wachs wird hart und sproede;
jede Mechanik leiert doch nach Jahren mal irgendwann aus... usw
Das passiert ja nun auch, wenn man sie taeglich spielt. Warum ist so eine dann besser?

Und noch eine Frage: warum ist ein Instrument besser, welches taeglich gespielt wird als eins das einmal in der Woche gespielt wird (oder
einmal im Monat)

@Maxito: wie alt ist denn die Gola von Dir, die ich mir mal umschnallen durfte?

Gruss,
Sylvia
 
@morigol: Herzlichen Glückwunsch auch von mir zu deinem Wunschtraum-Instrument.
Gruß vom CCRFan.
 
hi Sylvia,

erklären, was an einer Gola dran ist, und wo die Unterschiede zwischen den Golas aus verschiedenen Jahrzehnten sind, kann man kaum erklären, das muss man erfahren, sowohl vom spielerischen als auch vom Klang.
Zuhörer hören sehr wohl den Unterschied der instrumente, welches dann besser gefällt, kann mitunter unterschiedlich ausfallen

Das Altern eines Instruments hat viele Faktoren, die sind mit Sicherheit in anderen Fäden hier schon ausreichend behandelt. Ich habe z.B. 2 Morinos der N-Serie von 1965, die noch TipTop in Ordnung sind, meine gola von 1962? ( das muss noch genau geklärt werden) ist schon länger grundsaniert.

maxitos 'Kindergola' also die 414 ist ca. ein halbes Jahr älter als meine und auch bereits generalüberholt.

Was hat Hohner bisher an GOLAs gebaut?
In mir wächst so der Eindruck, dass die Instrumente über die Jahrzehnte qualitativ sehr unterschiedlich ausgefallen sind.
in den 50ern wurde die Bauform entwickelt und strebte seiner Vollendung entgegen.
in den 60ern wurde erstklassige Instrumente gebaut
in den 70ern wurde das weitergebaut, was bisher entwickelt wurde, 1972 ging gola in den Ruhestand.
in den 80ern wurde in der Fertigung wohl rationalisiert, was sich nicht unbedingt günstig auf die Qualität der Instrumente ausgewirkt hat.
in den 90ern wurden Instrumente gebaut, die mir nicht mehr gefallen haben.
ab 2000 - keine Ahnung, aus der Zeit habe ich noch keine Gola gespielt.

Typisch ist auch die Entwicklung des Gewichts.
die Instrumente wurden zunehmend über die Jahrzehnte schwerer.

Wenn ein Instrument lange Zeit steht geht es nicht deswegen kaputt, aber der Federstahl der Tonzungen verändert sich, das bedeutet, dass ein instrument nach langer Standzeit erneut 'eingespielt' werden muss. Was da genau passiert sollte hier ein Metallurge erläutern.

grüße
morigol
 
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Wenn ich die Diskussion richtig in Erinnerung habe, wurden bei den früheren Golas Stimmplatten verbaut, deren Zungenstahl etwas weicher war als es aufgrund dem Verhältnis zum Luftspalt nötig gewesen wäre. Dadurch ist die Ansprache besser, nach oben hin verliert man aber an Lautstärke und die dynamische Kurve ist etwas anders.
 
@morigol

Herzlichen Glückwunsch auch von mir - hoffentlich gibt es bald eine Gelegenheit das Instrument zu sehen und zu hören.


Was Wolgang zur Nachkriegszeitachse und dem damit korrelierenden Herstellerverhalten schreibt kann ich im Hinblick auf andere Instrument genau so bestätigen.

- bei Saxophonen wurde 1954 das Selmer Mark VI entwickelt und 20 Jahre lang gebaut. Fast jeder große Saxophonist unserer Zeit spielt so ein Instrument und besitzt oft mehrer davon. Das Ding ist aus Metall - also sollte es keine Geheimnisse geben. Trotzdem ist es offensichtlich nicht kopierbar.

- Fender Telecaster, Stratocaster und Gibson Les Paul aus den 50ern kosten in gutem Zustand soviel wie ein Mittelklasseauto und mehr. Die Qualität rechtfertigt dies.

- Jazzgitarren aus der Zeit vor WW2 sind heute ebenfalls kaum noch bezahlbar, da erscheint eine Gola schon fast preiswert.

- Klarinettisten lieben die Buffet Crampon R13 aus den Fünfzigern. Jazz Klarinettisten die Selmer Serie 9.

- Für Mundstücke allein werden bis zu 1000 Euro bezahlt. Viele sind es wirklich wert.

- bei Kontrabässen, Celli und Geigen gehen die Preise für ältere Instrumente oft ins Unfassbare.


Mir erscheint es oft so, dass man in den Fünfzigern auf der Suche nach der optimalen Qualität war und spätestens seit den 70ern versucht hat, ein optimales Verhältnis zwischen den ökonomischen und klangbeeinflussenden Faktoren zu finden. Seit einigen Jahren haben das viele Firmen erkannt und bieten heute vermehrt Instrumente an, die als "Golden Aera" Schöpfungen beschrieben werden. Allerdings zu entsprechend hohen Preisen.

Zur Gola: Bis zum Mühlhausentreffen hatte ich nocht keine gesehen oder bewußt gehört. Ich kannte auch nicht den handelsüblichen Preis dafür. Aber wie sich die beiden Gola akustisch präsentierten - mit den unterschiedlichen Spielern - war für mich absolut beeindruckend. Und in Anbetracht der Preise für ein neues italienisches Akkordeon oder z.B. einer neuen Morino finde ich die Anschaffung einer Gola absolut angemessen.

Grüße, Leo
 
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Aha, das gibt es also nicht nur bei Akkordeons, sondern bei vielen anderen Instrumenten auch, und die Zeitspanne ist die gleiche (golden Aera). Da fügen sich doch die kleinen Einzelbausteine zusammen und ich bin mit dem, was ich oben schrieb schon mal auf dem richtigen Weg.

Es wäre jetzt noch interessant, ob die Alterung der Instrumente auch Auswirkungen auf den Klang hat.

@ippenstein
Die dynamische Kurve ist extrem anders, die Morino ist ein plumper Vogel dagegen.
Die Lautstärke ist auch anders, mit der GOLA geht's viel viel leiser, so dass noch alle Töne da sind und in der Endlautstärke ist die auch lauter und der Ton ist tragender, ich glaube, das wird als Schalldruck bezeichnet. Das würde ich jetzt aber gerne mal physikalisch messen. Mal sehen, ob es dafür 'ne APP gibt.

@Leo
In meinen Augen war die auch recht preiswert, und liegt im Bereich einer neuen Morino, die ich aber nicht dagegen tauschen würde.


Momentan spiele ich gegen die Gola mit der Morino IV N von 1965, das ist in meinen Augen und Ohren die Beste aller Morinos. Es liegen aber Welten zwischen diesen beiden Instrumenten.

Jetzt bin ich dabei, die Geschichte 'meiner' Gola zu ergründen. So wie es scheint, hat sie ein sehr bewegtes Leben hinter sich.
Bei der Morino kenne ich alle Besitzer und den kompletten Lebenslauf, der aber auch recht einfach darzustellen war, weil 42 Jahre in einer Hand.

Grüße
morigol
 

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Ui, da tut sich ja grad ziemlich was in dem Faden!

Aber schön, dass auch qualitative und differenzierte Fragen und Meinunge von nicht Golaspielern dabei sind!

@Maxito: wie alt ist denn die Gola von Dir, die ich mir mal umschnallen durfte?

Die hat ein gutes halbes Jahrhundet auf dem Buckel - die ist Baujahr 61. Und wenn man nicht grad die Stimmzungen durchschleift ist alles andere Mechanik und kann repariert, und instandgesetzt werden, sofern nicht grundlegend neue Teile (Gehäuse, Verdeck, ganze Bassmechanik) benötigt werden. Klar bröselt irgendwann mal das Wachs und so - aber das lässt sich alles wieder innerhalb einer Sanierung bis Generalüberholung wieder herrichten. Das ist also alles kein Problem - nur eine Geldfrage. Bei meiner wurde z.B. bei der Generalüberholung die komplette Tastenlagerung neu aufgebaut, mitsamt Tastaturrechen!

jede Mechanik leiert doch nach Jahren mal irgendwann aus... usw
Das passiert ja nun auch, wenn man sie taeglich spielt

Das ist auch bei den Golas so - aber die wurden seinerzeit schon sehr robust konzipiert. Allein vom Preis her waren die damals schon definitiv auf den Einsatz bei Vollprofis hin ausgelegt. Und von daher hat man auch schon seinerzeit großen Wert auf eine strapazierfähige robuste Konstruktion Wert gelegt. Und wie sich nun nach Jahrzehnten zeigt, hat sich das ausgezahlt...

So eine alte Gola von 40 Jahren... aus welchen Grund genau soll die besser sein als eine neuere?

Ganz allgemein bin ich mir nicht sicher, ob die "alten" überhaupt und wirklich definitiv besser sind als neue. ...

Meine Erfahrung ist:
die sind anders. Anders deshalb, weil sich die Bauform im Detail geändert hat. Und damit verändert sich ganz automatisch auch z.B. die Klangform im Detail. Wenn die alten überhaupt besser waren/sind, als die neuen, dann vielleicht deshalb weil trotz alledem früher mehr Zeit da war, das Instrument zu fertigen und deshalb mehr Zeit da war, sich um letzte Details zu kümmern. Von daher gab es vielleicht tatsächlich eine "goldene" Ära in den 50-ern bis 70-er, einfach weil man noch mehr Zeit aufwenden konnte, das Gerät auf das Optimale hin ab Werk zu trimmen.

Der Vegleich hinkt insofern heutzutage, weil es praktisch keine "alte" Gola gibt, die nicht irgendwann in Reparatur/Überholung war und somit nicht mehr den absoluten Originalzustand hatte. Und bei Instrumenten auf dem Niveau, erfolgen meist noch kleine Nachbesserungen, Optimierungen, Veränderungen, die einem beim Betrieb auffallen, die dann verbessert oder abgeändert wurden.

Was definitiv ist, ist, dass über die verschiedenen Bauformen hinweg sich der Klang verändert hat und damit die jeweiligen Stärken und Schwächen. Die ganz neuen empfinde ich als höchst gleichmäßig ausgewogen. Die "Ganz alten" haben nach meinem Eindruck einen dominanten Cassotto Klang - speziell der 16´Chor, die Mitte 60 bis Mitte 70er sind hier nach meiner Erfahrung etwas dezenter und haben dafür einen schöneren Zusammenklang mit den Piccolochören (Balgseele z.B spielt hiervon ein wunderschönes Exemplar!). Die Baureihe bis Mitte der 80-er haben nach meinen Erfahrung einen sehr starken und sehr schönen 8´Chor im Cassotto, dafür keinen so dominierenden 16`Chor...

Das ist nur einen ganz grobe Beschreibeung von nur einem Detail - es gibt da noch jede Menge weitere Unterschiede - wobei hier grundsätzlich gilt: jede Gola klingt ganz typisch nach Gola - das hier gesagte sind Unterschiede im Detail! Und im Endeffekt geht es eigentlich darum, aus den verschiedenen Typen seine persönlich Optimale zu finden. Das muss jeder in eienr ganz ehrlichen Stunde mit sich selber abklären, was er wirklich und ohne Pathos und Status haben möchte und wo seine klanglichen Schwerpunkte liegen! Dass die meisten per se auf die "ganz alten" abfahren, liegt meines Erachtens einfach in den Mythen und Geschichten, die diesen Instrumenten nachgesagt bzw. angedichtet werden.

Stimmplatten verbaut, deren Zungenstahl etwas weicher war als es aufgrund dem Verhältnis zum Luftspalt nötig gewesen wäre. Dadurch ist die Ansprache besser, nach oben hin verliert man aber an Lautstärke und die dynamische Kurve ist etwas anders.

Dem kann ich so nicht zustimmen - und wer meine kleine Gola kennt, weiß, dass die sich sehr leise spielen lässt und dass die auch sakrisch Laustärke produzieren kann, ohne dass die Stimmzungen wegkippen. Mit der Stahlhärte hat das überhaupt nichts zu tun, sondern mit der Zungenform also mit dem Profil und insbesondere, wie die Zunge vom Biegungsverlauf her eingestellt ist. Wobei das Profil nicht grundsätzlich weicher ( also dünner) geschliffen ist, denn sonst würde die Zunge den Belastungen schlicht nicht auf Dauer standhalten. Das ist aber nichts, was man nicht heutzutage auch machen könnte, wenn man wollte.

Und noch eine Frage: warum ist ein Instrument besser, welches taeglich gespielt wird als eins das einmal in der Woche gespielt wird (oder
einmal im Monat)

weder noch würde ich sagen!

Bei einem neuen Instrument gibt es Setzeffekte die sich erst noch richtig einspielen müssen - und dann iss gut und stabil.
Bei älteren Instrumenten ist das nicht mehr der Fall. Da wird an sich der Zustand mit jeder Betriebsstunde schlechter. Aber es gibt eben auch sogenante "Standschäden". Die Ventile können etwas festkleben, Staub kann sich festsetzen und verhärten (und somit z.B. die Mechanik schwergängiger machen). Die Tastatur kann dadurch auch etwas schwergängiger werden - ist das gleiche, wie wenn man ein Fahrrad 10 Jahre in den Keller stellt oder zwei dreimal im Monat n bissl damit fährt. Dem Stimmzungenstahl ist das relativ egal der verändert sich eher durch das Spielen, als durch das nicht spielen, da die Atome erst durch die Bewegungsenergie beim Spielen einen richtigen Anreiz bekommen, sich wo ander hin zu begeben (hatten wir ja auch in Mühlhausen). Drum, wenn man ein Instrument wieder richtig "einspielen " will, das lange Zeit nicht gespielt wurde, dann geht es immer nur um die Setz- und Klebeeffekte der Komponenten - die Stimmzunge und deren Stahl müssen aber nicht wieder erst in Fahrt gebracht werden - das sagt man zwar so, aber konkret sind die umgebenden Komponenten dran schuld - nicht die Zunge! Auch Bakterien und Pilze können sich nicht so leicht festsetzen und einnisten, wenn sie alle paar Tage mal wieder rausgepustet werden.

Das hat aber nicht speziell mit Gola zu tun, sondern gilt für generell alle Akkordeons.

Was speziell bei der Gola eben noch hinzu kommt, ist, dass die von der Bedienung her sehr stark auf die Erfordernisse der Spieler hin ausgerichtet wurde, weswegen viele das Spielgefühl mit Formulierungen beschreiben, dass man das Gefühl hat, die führt jede kleinste Nuance aus, die man macht. Das ist die Seite, die den Spieler insbesondere begeistert.
Und auf der anderen Seite ist der Klang der Gola in einer Art abgestimmt worden, die auch beim Zuhörer ein ausgewogenes Klangbild erzeugt und vom Klang her von vielen einfach als angenehm empfunden wird.

Auch das sind keine exclusiven Eigenschaften und etliche Punkte sind auch fröhlich kopiert worden - iss ja auch ok und überhaupt nicht verwerflich. Nur dass alle der guten Eigenschaften auf ein Instrument vereinigt sind, das ist auch heute noch ziemlich selten anzutreffen. Und das ist dann der Punkt, der die Gola auch heute noch, nach über einem halben Jahrhundert Bauzeit herrausragen lässt aus der breiten Masse.

In diesem Sinne wünsch ich allen Golaspielern viel Spaß beim spielen und allen Zuhörern viel Spaß beim zuhören und allen andern mindestens genausoviel Spaß beim Musizieren mit ihren Instrumenten!

Gruß, maxito
 
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gibt es eigentlich noch mehr von john lennon mit der gola als nur dieses eine Bild oder sogar ein Video? Mir ist nix bekannt, dass da jemals ein akki auf der Bühne war.

.. und danke an maxito für seine Ausführungen, die wie immer richtig gut sind. :great:
 
Bei den Stimmzungen sprechen wir jetzt nicht von einem großen Verlust an Lautstärke. Wenn die Mensur zudem ev. größer als die der Vergleichsmorino gewesen ist, gleicht sich das aus. Die andere Dynamikkurve spricht aber dafür, daß da eben die Parameter der Stimmplatte anders aufgestellt waren. Wer das heute ausprobieren will, kann mal eine Beltuna Spirit ausprobieren. Da wurde dies bei den Stimmplatten umgesetzt, wenn meine Infos richtig sind.

Grüße

Ippenstein
 
hallo zusammen,

ich habe doch tatsächlich noch etwas zum thema gola und beatles gefunden...

freundliche grüsse

roger

beatlesgola.jpg
 
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@hiltruda
Zumindest ein Mythos kommt dabei nicht gut weg, wie Doktorsky schreibt: "The accordion sounds like a 12-bass instrument and it is played badly, as if the performer was as drunk as the doctor stinking of gin.
.... I suspect that Paul or John simply had difficulty controlling the bellows and coordinating the right and left hands."

Und das obwohl John Lennon zuerst Akkordeon lernte. Aber vielleicht hören wir auf dem White Album auch gar nicht Lennon auf einer Gola, sonder Mc Cartney auf einer Student (oder einem anderen 2-chörigen Schülerinstrument): http://wogew.blogspot.ch/2009/12/paul-accordionist.html


Auf jeden Fall haben auch andere Instrumente das Zeugs zum Mythos, wie das Instrument von Doktorsky: "the Stradivarius of Accordions." http://www.henrydoktorski.com/accordion.html
 
Zu meiner Gola habe ich nun schon mal folgendes herausgefunden:

Die wurde Ende 1961 an den Südwestfunk in Baden Baden ausgeliefert. So etwas hatte ich mir schon gedacht, da auf dem Koffer Fragmente eines Versandscheins sind.

Das Instrument wurde dann ohne weitere Verpackung nach Trossingen geschickt, für den Rückweg hat es Hohner dann wohl doch in eine Umverpackung gesteckt. Weitere Hinweise habe ich keine gefunden.
Behutsam wurde mit dem Instrument wahrscheinlich nie umgegangen.
Der Koffer sieht auch entsprechend schlimm aus.

... die Recherche geht weiter ... :)
Hat jemand zufällig Beziehungen zum ehemaligen Südwestfunk in Baden Baden :whistle:

grüße

morigol
 

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