Beschäftigt man sich tiefer mit New Wave und britischer und amerikanischer Pop-Musik der späten 70er und frühen 80er, merkt man schnell das selbst Nena nur ein Abklatsch waren. Während Frau Kerner angeblich ja eher auf Blondie und zuvor die Stones stand, war für die Band unüberhörbar Kim Wilde Pate, was die Beteiligten wohl auch nicht leugnen würden. Der internationale Erfolg kam eher per Zufall über den L.A. Umweg, genauso wie der Durchbruch durch DTH. Besonders war allerdings, dass ausgerechnet der Gitarrist Carlo Karges (RIP) der alte Hase war, der viele Texte und Musik lieferte.
Bands die so nach vorne spielen? Schau nach Österreich, da gibt's sowas aktuell noch. Dummerweise werden die grundsätzlich immer mit Falco verglichen, dümmer geht's nicht!
Wenn man sich mal die Bands ansieht, die nicht nur mit „Internationales Niveau“ attribuiert wurden, sondern als musikalisch oder kulturell wegweisend verehrt wurden bleibt nicht allzuviel übrig, dafür wirklich Eigenständiges.
Insofern darf man davon ausgehen, dass die NDW Bands den kommerziellen Erfolg wirklich innovativen Schaffens vorgezogen haben. Die Fehlfarben, Palais Schaumburg, DAF, Foyer des Arts uvm. haben unter Beweis gestellt dass das Potenzial alternativ unterwegs zu sein da war.
Ösiland, ist wohl Wanda, Bilderbuch usw gemeint, wenn der Lesart die Verkaufszahlen zugrunde liegen muss der Falco Vergleich kommen, die Industrie interessiert sich nicht für Kunst und Anspruch.
Die Situation in westlichen Demokratien gleicht derzeit einem Pulverfaß: Wenn die Hälfte der Menschen von wachsendem Wohlstand abgekoppelt sind, die Umweltprobleme über den Kopf wachsen und mehr Konsum nicht mehr Sinn bringt, ergibt sich das von ganz alleine. Gitarren werden vereinzelt immer wieder herausgeholt, um das zu beschreiben/darzustellen. Die Frage ist, ob man sich auf die Tradition zurückbesinnt (u.a. auch, dass jede Revolte/Generation ihren eigenen E-Gitarrensound braucht) oder ob man neue Klänge suchen wird. Praktisch ist die Entwicklung der POP(Rock)Musik im Stillstand und das seit etwa 20 Jahren. Seitdem gibt's nichts wirklich Neues mehr, daher schwurbeln auch seit Jahren Sänger krampfhaft mit ihren Stimmen herum, nur um irgendwie anders zu klingen.
Politisch und demografisch gut auf den Punkt gebracht, aber die Gitarre spielt innerhalb dieser Betrachtung eher eine untergeordnete Rolle. Klar, jede Generation defininiert ihren Anspruch an Sound, Aussage und Attitude entsprechend des jeweiligen „Zeitgeistes“, insofern betrifft es auch die Gitarrenwelt, Beispiel Tocotronic, aber der Synthesizer ist DAS aktuelle Instrument. Ist gar nicht so lange her, dass Sting richtigerweise sagte, dass die Gitarrenmusik sich selbst nur noch reproduziert. Das ist was komplett anderes als wenn sie sich neu interpretieren würde. Andy Summers war das beste Beispiel eines (unterschätzten) Virtuosen, der Banddienlich spielte und versuchte sein Spiel von gängigen Klischees freizuhalten.
Auch sind heute, um wieder auf das Instrument zurück zu kommen eher Frauen am Zug. Die stereotypen Machismen finden nicht mehr den uneingeschränkten Zuspruch, Bands wie St. Vincent versammeln heute mehr Fans um sich herum als testosterongesteuerte Gitarristen mit genretypisch-gestikulierendem Sendungsbewusstsein.
Eine ganze zeitlang war ich frustriert über die systemischen Limits der Gitarre, auch in Verbindung zu meinen spielerischen Fähigkeiten. Habe mich dann stärker Synthesizern zugewandt, mein Problem hier, dass ich kein Tastenvirtuose bin. Muss man auch nicht unbedingt, ist aber produktiver wenn man nicht nur mit Loops und Recording was werden will.
Mittlerweile finde ich zum Glück aber auch immer wieder zur Gitarre. Es ist nach wie vor schwierig Stereotype zu vermeiden, aber man kann seine Techniken anders als gewohnt in Kontexte einbetten. An der Stelle besteht die Herausforderung auch darin nicht zu inflationär mit Effekten zu kleistern. Es ist wichtig sich Gedanke zu machen wo man hin will weil man sonst ausschliesslich aus dem Rückenmark spielt und so dem Bild des (schlimmstenfalls) klassischen Bluesers entspricht, der reaktionärsten Stilistik der Popularmusik.