Was ist aus der Gitarristen-Szene geworden, wie hat sie sich entwickelt?

  • Ersteller guitar-slinger
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Deutschland ist für mich einfach kein Gitarrenland. Auch kein Land der Musik, zumindest kann ich mich nicht mit der landläufigen Musik identifizieren. Chorgesang finde ich noch weitaus musikalischer als Radio, TV und andere gängige Alltagsklänge. Richtige Musiker sind hier irgendwie rar, es gibt kaum Locations in kleineren Städten in welchen auch gespielt wird. Mundpropaganda existiert de facto nicht.
Also lebt die Musik und das Verlangen danach wohl nur in der stillen Kellerbude, Auto oder im Badezimmer.

Kann es auch etwas mit unserer Gesellschaft zu tun haben? Die USA sind da durchaus musikalischer, State of Guitar,... oder man schaut in den Süden. Wer singt in Deutschland des Öfteren, in Gemeinschaft oder öffentlich? Hier gucken nur alle gestresst aus der Wäsche! Arbeiten, Anpassen, Geld verdienen stehen im Fokus aller Gespräche und Alltagsrituale. So empfinde ich es. Musik ist fast nie ein Thema, man sieht die Musik nur noch wenigen bis gar keinen Charakteren mehr an. Bisher habe ich eventuell den digitalen Anschluss verpasst, eventuell tummeln sich die Musiker nur noch im WWW? Meine Empfindung möchte ich hierbei aber im großen Teil auf meinen Musikgeschmack begrenzen, also Blues, Classic Soul, Rock, Hard Rock, manchen Metal,... klassisches Gitarrenspiel inklusive.

Oder ich sage es mal aus meinem persönlichen Werdegang heraus: Out of the System = out of the System, at all. Das spüre ich seit dem Ende meiner Band. Man schafft sich sein eigenes Universum und macht es sich dort gemütlich. Jetzt jammere ich, Humor kann retten =)

VG
Ben
 
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Wer singt in Deutschland des Öfteren, in Gemeinschaft oder öffentlich?

Für Deutschland kann ich nicht sprechen aber ich spiele Gitarre und singe regelmässig hier bei uns in einem wunderschönen Barockgarten/Park und die Leute finden das wohl ganz gut. Von Schulklassen bis Pensionisten.
Ich mach das gratis also ohne "Hutgeld". Gelegentlich lässt sich Bezahlung aber nicht vermeiden. Es gibts bei uns auch sogenannte U-Bahn Bands (mehr) und Strassen Musiker (weniger) dafür müsste ich mich aber anmelden und das Ganze planen und das will ich nicht.
 
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Kann es auch etwas mit unserer Gesellschaft zu tun haben?
Ich glaube da liegst du nicht falsch ..
Wenn man sich in De. Szenemässig betätigen will , findet das oft in Vereinen Statt Traditionsgemäss --alo von einem Gitarrenverein hab ich jetzt zwar noch nichts gehört ..aber warum nicht gründen .
 
Szenemässig betätigen will , findet das oft in Vereinen Statt Traditionsgemäss
Ich denke mal das dass auch daran liegt das man dann im Rahmen des Vereins auch eine Örtlichkeit hat wo man sich treffen kann. Aber in einem Verein ist man eben auch Mitglied und muss evtl. Beiträge zahlen oder hat evtl. Verpflichtungen. Das wollen ja auch wieder viele nicht.
Ich wurde von einem Mitforisten der auch in der Nähe von Dresden wohnt gefragt ob man sich nicht hin und wieder mal treffen kann um gemeinsam etwas zu jammen und zu üben.
Finde ich natürlich cool und wenn wir es zeitlich hinbekommen und es passt bin ich dabei.
Aber dadurch hab ich mal google genutzt um zu schauen was in Dresden in der Richtung überhaupt so angeboten wird. Ich habe 2 Einträge gefunden für open Jams,der eine war aber wohl eher was für Sänger (Blue Note Dresden).
Wo sollen die Gitarristen denn zusammen kommen?? Im Zoundhouse und Kollektiv alle Gitarren durchtesten und den Amp-Raum belegen...da werden die aber begeistert sein.
Auch früher gab es da schonmal Versuche von dem ein oder anderen Jugendclub. Wurde aber alles recht schnell wieder abgeblasen. Auf der einen Seite standen dann doch immer nur die selbe Leute da herum und spielten (fast die komplette Band) und auf der anderen Seite war das so ein Durcheinander und Krach das man sich eh nicht unterhalten konnte.
Ich denke das so Stammtische da schon fast die beste Idee sind...sowas liese sich ja auch über's MB organisieren, irgendeine gemütliche Kneipe die gut erreichbar ist (also nicht gerade in der Innenstadt) und einmal im Monat ist Gitarrenstammtisch, quasi ein Real-Life Biergarten.
Nur habe ich meine Zweifel das daran überhaupt großes Interesse besteht. Am Ende ist es doch viel einfach vom Sofa aus im WWW, der zeitliche Aspekt kommt da halt auch noch hinzu.
Man sieht es doch irgendwie auch im MB. Über 12000 Nutzer, davon sicher ein großer Anteil im E-Gitarren Bereich....geschätzt best. 1000. Und irgendwie schreiben immer die selben Leute.
 
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Auch kein Land der Musik

Das muss man relativieren. Als klassischer Musiker hat du es in Deutschland schon einfacher. Die Jazz-Szene hat sich sehr gut entwickelt aber es ist immer noch ein großer Unterschied zu unseren westlichen Nachbarn und GB. Alles, was Pop, Rock und vor allem Rap ist, kann man knicken
 
:D
Ich hab eine Völlig unspiessige , tolle Frau , aber manchmal kommt dann schon die aufforderung die Gitarre bitte vom Sofa zu nehmen , wenn sie sich ausstrecken will :rolleyes:
Btw. heute morgen half sie mir das Plektrum zu suchen und druckt mir nach Wunsch schonmal eine Tabulatur aus (Der Drucker läuft nicht über meinen Rechner weil kein W-lan )
Und sie mag es wenn ich Gitarre spiele ;)
Das mit dem Real Life Gitarren Stammtisch ist eine gute Idee ,ich verzichte oft auf das Internet btw.dass man nicht ständig in einen Bildschirm schaut , sondern auch mal raus geht etc.
 
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Also ich glaube ja, daß das ein Frage der Wahrnehmung ist....

Ich glaube schon, daß versierte Musiker ein gutes Instrument unabhängig vom Markennamen erkennen und das erste Kriterium nicht das Logo auf dem Koffer ist. Und das war bestimmt auch schon Anno Pief so.

Dem Wunsch durch technische Auf- oder Umrüstung den Sound zu verbessern wurde früher doch genauso schnell nachgegeben wie heute - nur heute sind die Möglichkeiten größer. Und daß es Nachahmer findet wenn Superstar AB Equipment XY einsetzt ist genausowenig neu, wie die Klage darüber, daß es im eigenen Setup scheiße klingt.

Gab es nicht schon immer den Typen, bei dem alles original und unangetastet bleiben musste? Und gibt es nicht heute noch eine menge Leute, die Ihr Equipment modifizieren (immerhin gibt es hier ein ganzes Unterforum dazu....)? Ich denke da wird der Eindruck stark von den Leuten, die man kennt und sieht geprägt..... und das ist immer nur ein sehr kleiner Teil der gesamten "Gitarren-Szene".

Selbstverständlich ist der Overdrive-Regler näher als der Gitarrenlehrer!!! War er schon immer. Das hat aber noch keinen, der es wirklich wollte und mit der Gabe gesegnet war, davon abgehalten zu einem Kunstfertigen Gitarren-Virtuosen zu werden. Das selbe gilt aber eigentlich schon für Plektren. Das kann man bestimmt auch alles mit den Fingern picken...... trotzdem nutzen ne menge Leute Plektren - und das sagt nichts über die Gesellschaft oder eine Szene aus.......

Und die Legendenbildung in der Musikszene hat noch nie ein Internet gebraucht um mit völligem Nonsense durchsetzt zu sein. Da wurden die neuesten Erkenntnisse, wie man am besten seinen Amp aufmotzt oder warum das E von Epiphone zwei mittelstriche hat halt von Proberaum zu Proberaum verstillepostelt.
Wissen aus dem Unsinn zu filtern war nicht einfacher, als Wikipedia noch Stadt-Bibliothek hieß. Und auch zu der Zeit war Papier schon sehr geduldig :).
Und alles was ich hier im Board diskutiere, kann ich auch weiterhin mit musizierenden Studenten in Kölner Szenekneipen diskutieren - wie schon Anno Pief......

Echt jetzt......früher war schon immer Besser:opa: - man vergisst nur schnell, daß man früher mit dem klapprigen Fahrrad der Schwester fahren musste....

Ich denke es ist wirklich eine Frage der Wahrnehmung:gruebel:
 
Ich hab eine Völlig unspiessige , tolle Frau

Geht mir genauso.
Meine würde wohl eher ausrasten wenn ich nicht mehr spiele.
Ich hab auch fast alle meine Gitarren im Wohnzimmer an der Wand hängen und eigentlich ein Miniheimstudio mit Amps,Mixern,Keyboards und Mikro und alles fix und fertig und aufnahmenbereit herumstehen.
Halt so das man nicht drüberstolpert und man trotzdem easy Staubsaugen kann.
Ohne Sie wäre ich vielleicht sogar fauler was üben und neues Songs lernen anbelangt.
 
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:D
Gitarre spielt der Hahn eigentlich nur um Hühner zu Schrecken :) früher wie heute ...
 
Deutschland ist für mich einfach kein Gitarrenland. Auch kein Land der Musik, (...)
Kann es auch etwas mit unserer Gesellschaft zu tun haben? Die USA sind da durchaus musikalischer, State of Guitar,...

Viele Aspekte, viele Wahrnehmungen ...

Grundsätzlich glaube ich auch, dass die USA im Vergleich zu Deutschland "musikerfreundlicher" sind, insofern, da unsere Gesellschaft sicherheitsbewusster/risikoscheuer ist (was ich in vielerlei Hinsicht auch durchaus schätze), was die Berufsentscheidung Musiker verwegen erscheinen lässt.

Aus eigener Anschauung: Meine Familie lebte in den 90ern einige Jahre in Texas (als ich hier studierte und sie regelmäßig besuchte); dort lernte ich einige Musiker kennen, die sich mit 3-4 verschieden/Gelegenheitsjobs über Wasser hielten, um Musik machen zu können. Das hatte dort nichts "Anrüchiges", vielleicht auch, weil damals auch viele Nicht-Musiker schon gezwungen waren, so zu leben.

In Deutschland dagegen wurde - so habe ich es damals zumindest empfunden – sehr darauf geprägt, dass eine hochwertige Ausbildung (am besten Studium) ein Muss ist. In der lokalen Musikszene, in der ich mich knapp zehn Jahre bewegte, gab es eine Reihe ambitionierter Bands (meine eigenen eingeschlossen), die solange Gas geben konnten, bis die Leute aus dem Studium raus waren und es ans Geld verdienen ging ...

Musiker, die wirklich ins Risiko gegangen sind, ihre musikalischen Ambitionen auch ohne den Background als Student/bzw. danach konsequent verfolgt haben, kenne ich eigentlich gar nicht. Überlege noch mal ... : Nö, fällt mir niemand ein. Hat sich alles zugunsten "richtiger" Jobs in Luft aufgelöst.

Andererseits lese ich z.B. in der "Gitarre&Bass" unheimlich gerne Interviews mit Musikern und da betonen gerade US-Künster immer wieder, wie gerne sie in Deutschland touren, weil sie hier das Gefühl haben, das Musik einen anderen Stellenwert besäße und entsprechend mehr vom Publikum honoriert werde, als bei ihnen zu Hause ...

Also: Viele Aspekte, eine abgeschlossene Meinung dazu habe ich nicht. Aber da wir uns ja US-Verhältnissen nähern (auch überdurchschnittliche Qualifikation ist keine Garantie mehr für einen sicheren, gut bezahlten Job, nicht wenige Eltern haben noch Nebenjobs, um die horrenden Mieten zu bezahlen und die Familie durchzubringen), wird zukünftig auch der Versuch, sich als Musiker durchzuschlagen mehr gesellschaftliche Akzeptanz finden ...
 
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@kasper : Find ich gut erklärt .
In Germany ist alles mit Ausbildung und Berufsschule verbunden ..Musik kann man "Nur" Studieren oder man wird Populär mit einer Band , oder man lebt für die Leidenschaft .Letzteres bringt nicht wirklich Geld , weswegen viele sich hier in De. nicht trauen Musik zum Hauptberuf zu machen ..
Eigentlich ist es aber doch Einfacher geworden hier auch zwei /drei Jobs zu machen und dann den Rest der Zeit in die Musik zu stecken ..allerdings hier in De. immer noch Riskanter und wohl nicht Komfortabel .

ANDERERSEITS ..was will denn das Publikum hier in De. hören ? Wenn ich doch das Original haben kann , nämlich Rock musik Amerikanischer Prägung , dann hör ich Ami Bands , es sei denn ich mach was , was Amis "nicht draufhaben" Deutsch singen und wie Rammstein klingen ..dann werd ich sogar ein Megastar in den USA (nur als Beispiel).
Schade finde ich es auch dass wenige sich trauen oder gar Berührungsangst haben , einfach Deutsch klingende Musik zu machen , btw. vielmehr Rock/Gitarrenmusik , mit "German Touch" zu machen ...was aber auch zugegebenermaßen leicht gesagt ist , denn auch ICH Stehe ja VOLL auf die Englisch /Amerikanische Gitarren/Rock musik ..angefangen mit dem Blues und der Ganzen Rockmusik ..Hendrix hab ich total Verinnerlicht ..von Page und Led Zep kenn ich JEDEN ton ..Blues ist ein tägliches Brot (Ich kann echt authentisch klingen etc.)

Aber vielleicht sollten wir Deutschen Musiker/Gitarristen auch mal was machen was WIRKLICH von uns kommt , (man mag uns Deutsche btw. deutsche Kultur mehr als man denkt im Ausland) sei es ein Originärer neuer Song , oder einen alten Musikstil wieder zum (Modernen) Leben zu erwecken ..
Fragt mich nicht WAS ? :nix:, wenn ich es wüsste..Klassik Rock gibts schon ..Alpenländischen Rock auch (Find ich Witzig und gefällt mir oft ..so Polo Hofer etc.),..einen Deutschen Blues Stil gibts ja auch längst oder Kraut Rock ..
Ok ich Brainstorme mal kurz ..Ja : Warum nicht eine art German Hardrock auf Basis von Marschmusik/Blasmusik Inspirierten Metalriffs , Melodiös Mehrstimmig gesungene Deutsche Texte und eine gute Portion Prog dazu
Ja woran Liegt´s ?
Was Gitarren und Die Kreativität damit betrifft so machen uns die Engländer und Ami´s immer noch was vor , was NATÜRLICH nicht heissen soll dass so Leute wie Blug und Co. nicht Absolut super sind , aber die sind immer irgendwo hinterher und klingen schon ziemlich "Englisch" ..was ja auch nicht schlimm ist , dann ist es eben so ..ich mag den Blues und die Rockmusik eben total..
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Also: Viele Aspekte, eine abgeschlossene Meinung dazu habe ich nicht. Aber da wir uns ja US-Verhältnissen nähern (auch überdurchschnittliche Qualifikation ist keine Garantie mehr für einen sicheren, gut bezahlten Job, nicht wenige Eltern haben noch Nebenjobs, um die horrenden Mieten zu bezahlen und die Familie durchzubringen), wird zukünftig auch der Versuch, sich als Musiker durchzuschlagen mehr gesellschaftliche Akzeptanz finden .
Ach die Akzeptanz , die gibts definitiv jetzt schon , nur eben nicht so verbreitet mit wirklich Gitarrenlastiger deutscher Musik .
 
Ich weiß nicht ob man als "Musiker" also als richtiger der davon Leben muss gesellschaftlich nicht akzeptiert wird....das Gefühl habe ich eher nicht. Ich habe eher den Eindruck das nur wenige diesen Weg gehen weil es eben alles andere als einfach ist und irgendwie sind wir deutsche doch auch solche sicherheitsbewussten,planenden Organisatoren.
Da passt sowas halt nicht so recht....wenn man die Wahl hat zwischen einem "sicheren" Job mit einem monatlich festem Einkommen hat,man weiß wann und wo man arbeiten. Einen Urlaubsplan schon für das ganze Jahr bereits im Januar feststeht...man in der gesetzl. KV ist.
Als immer schauen wo es eine Auftrittsmöglichkeit gibt, ob man die nötige Kohle ranbekommt wenn man Montag nicht weiß ob man am Freitag nun auftritt oder nicht.
Auch bei den Nebenjobs ist das so eine Sache. Ich hatte da auch schonmal gesucht, und meine Frau auch. Das ergebnis war das man zwar viele Möglichkeiten hat noch was dazu zu verdienen, aber bei fast immer müsste man eigentlich Abrufbereit sein es war nicht möglich das mit dem Hauptjob irgendwie unter einen Hut zu bringen.
Klar gibt es auch einige die sehr gut sind und sich keine Sorgen machen müssen ob sie Jobs bekommen. Weil sie eben als Musiker gebucht werden für Tourneen oder im Studio. Aber das sind dann bestimmt nur einige wenige.
Mit der eigenen Band "durchstarten" ist dann nochmal was anderes.
Aber das sind eher perspektiven...und hat für mich jetzt nicht direkt was mit der Gitarristenszene zu tun.
 
Schade finde ich es auch dass wenige sich trauen oder gar Berührungsangst haben , einfach Deutsch klingende Musik zu machen , btw. vielmehr Rock/Gitarrenmusik , mit "German Touch" zu machen ...was aber auch zugegebenermaßen leicht gesagt ist , denn auch ICH Stehe ja VOLL auf die Englisch /Amerikanische Gitarren/Rock musik .

Das geht mir auch so! Deutschsprachiger Rock-Musik in der musikalischen Qualität (im Hinblick auf Kreativität, Originalität und "Eier"), wie ich sie bei anglo-amerikanischen Bands sehe, würde ich mich auch nicht verschließen. Wobei für mich das Text-Problem bleibt: Wenn mir die Texte nicht zusagen, kann ich mir die Musik auch nicht geben ... Dabei sind mir Texte an sich gar nicht so wichtig (jedenfalls nicht im Vergleich zur Musik) und ich bin auch nicht der Meinung, dass das Niveau ein England oder USA diesbezüglich höher ist. Dort fällt mir aber eben nicht ungewollt auf, was für ein Schwachsinn besungen wird, anders bei deutscher Musik, da springt einem das ja unweigerlich ins Gesicht ...

Davon abgesehen gab es natürlich auch in der deutschen Rock- und Pophistorie einige Beispiele, die aus meiner Sicht locker "internationales Niveau" hatten und auch entsprechende Anerkennung/Einfluss (wenn auch nicht unbedingt den kommerziellen Erfolg ...), einiges davon hast Du ja auch schon genannt:

Beispiel Krautrock: Mein Vater hat fast alles an Krautrock aus den 70ern als LP, als ich in den 80ern anfing, mich von Mamas Beatles und ABBA zu lösen, empfand ich das aber teils als "Floyd/Genesis/Purple/Zeppeln für Arme", mir kam das so "gewollt und nicht gekonnt" vor. Heute sehe ich das ganz anders und halte viele der Bands für unterbewertet, weil musikalisch teils absolut auf Augenhöhe mit den britischen Bands - mir scheint, dass damals der "Prophet im eigenen Lande" halt nicht zählte. Heute wiederum nennen viele britische Bands "Krautrock" als Maßstab/Inspirationsquelle ... Conny Plank hat mittlerweile die Würdigung erfahren, die ihm zu Lebzeiten zugestanden hätte. Usw.

Beispiel NDW: Du wirst Dich erinnern, Anfang der 80er gab es diese kurze Phase von gerade mal 1,5-2 Jahren, wo sich tatsächlich eine eigene deutsche Pop-Musik zu etablieren schien. Hat viel Schrott hochgespült, aber unter den vielen Eintagsfliegen auch kreative Perlen. Und auch ernsthafte Bands: Ideal waren richtig gut, Spliff waren herausragende Musiker auf internationalem Niveau, die Produktionen für die Zeit herausragend und heute noch spannend. BAP gehörten nicht zur NDW, schafften es aber zu der Zeit auch ins Radio, total eigenständiger Sound, natürlich auch durch das Kölsch. Hör dir mal das banale "Nur geträumt" von Nena an und nenn mir mal eine aktuelle Pop-Rock-Band, die so nach vorne spielt ...!?

Metal: Scorpions, hierzulande gerne beschmunzelt (Stichwort: "Prophet ..."), in der ausländischen Hardrockszene hoch angesehen. Ähnlich "Accept". Kreator natürlich, wichtiger Einfluss für skandinavische Extrem-Bands. Gerade im Metal gibt es schon einige Bands, die trotz angloamerikanischer Vorbilder durchaus eine "teutonische" Spielart etablierten.

Also, in Summe betrachtet gibt es schon auch deutsche Pop- und Rockmusik zu entdecken, ich habe ja nur einige Beispiele genannt und übersehe sicher auch vieles.

... und ich referenziere da auch stark in die Vergangenheit. Was aktuelle deutsche Musik angeht, bin ich zugegebenermaßen auch nicht so auf dem Laufenden. Es wird wohl unstrittig mehr deutsche Musik im Radio gespielt, aber das ist dann ja meistens am Reißbrett entstandener Gute-Laune-Pop mit "Pseudo-Tiefgang" á la Max Giesinger, Revolverheld etc.

Unterm Strich betrachtet, scheint es schwierig, anglo-amerikanisch geprägte Musik mit "nationaler" Identität zu machen. Sowas ergibt sich eben von selbst, oder nicht. Wobei ich "Rammstein" auch durchaus unterstelle, dass sie für ihren Sound eine Marktnische gesehen haben, die nicht besetzt war ...

Ok ich Brainstorme mal kurz ..Ja : Warum nicht eine art German Hardrock auf Basis von Marschmusik/Blasmusik Inspirierten Metalriffs , Melodiös Mehrstimmig gesungene Deutsche Texte und eine gute Portion Prog dazu
Das mag ich mir lieber nicht vorstellen, aber ich weiß, was Du meinst ... ;-)

Was Gitarren und Die Kreativität damit betrifft so machen uns die Engländer und Ami´s immer noch was vor

Hm ja, denkt man schnell ... Wobei ich noch mal den "Propheten im eigenen Land" bemühen möchte. Ich könnte mir z.B. durchaus vorstellen, dass Jungs wie Thomas Blug oder Gregor Hilden hierzulande ähnlich abgefeiert würden wie ein Bonamasse, wenn sie denn aus USA kämen und mit einer vergleichbaren Show touren würden ...

Ich finde auch (durch die Metal-Brille betrachtet), dass es als deutsche Nachwuchs-Metallband nahezu unmöglich ist, bei der deutschen Fachpresse zu reüssieren, während die x-te gleichförmige skandinavische Band gehypt wird.

UND dann möchte ich auch noch feststellen: Was in den 60ern und 70ern von der Insel gekommen ist, ist für mich auch der absolute Maßstab. Aber auch hier taugt der gesellschaftliche Kontext zur Erklärung: Unsere geliebten Helden waren alle Kinder von (teils sicher auch traumatisierten) Kriegsteilnehmern, die ihre Insel vor den Nazis gerettet hatten. Und dann ließen sich deren Kids plötzlich die Haare wachsen und hörten diese "Neger-Musik" aus den USA ... DAFÜR hatte man sein Leben riskiert? Die sollten gefälligst die Fresse halten, zur Schule gehen und einen Job lernen.

Was in Deutschland und Frankreich 68 auf der Straße stattfand (Aufbegehren gegen die Alten), entlud sich auf der Insel in der Musik.

Das gab's dann noch mal in den späten 70ern mit Punk, die Arbeiterklasse-Kids spürten die Perspektivlosigkeit des Thatcherismus ...

Seitdem ist auf der Insel Ruhe eingekehrt, es geht den Menschen besser - und dementsprechend kommt da für mein Empfinden auch weniger Wütendes, Progressives, Kreatives herüber.

Es geht/ging uns im Westen in den letzten 25-30 Jahren einfach sehr gut. Ich fürchte allerdings, es kommen auch wieder bessere Zeiten für Rockmusik*.


* wenngleich ich leider feststellen muss, dass es momentan wohl eher die "Gangster-Rapper" sind, die unserer Konsum- Ellbogengesellschaft den Spiegel vorhalten, nicht die Gitarristen ... Da hat die Rockmusik momentan den Anschluss verpasst.
 
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Dabei sind mir Texte an sich gar nicht so wichtig (jedenfalls nicht im Vergleich zur Musik) und ich bin auch nicht der Meinung, dass das Niveau ein England oder USA diesbezüglich höher ist. Dort fällt mir aber eben nicht ungewollt auf, was für ein Schwachsinn besungen wird, anders bei deutscher Musik, da springt einem das ja unweigerlich ins Gesicht ...
So geht es mir auch....wenn man mal den ein oder anderen Song übersetzt fragt man sich schon was einen der Künstler damit sagen will.
* wenngleich ich leider feststellen muss, dass es momentan wohl eher die "Gangster-Rapper" sind, die unserer Konsum- Ellbogengesellschaft den Spiegel vorhalten, nicht die Gitarristen ... Da hat die Rockmusik momentan den Anschluss verpasst.
Ich weiß nicht ob die Rockmusiker da den Anschluss verpasst haben oder einfach nicht auf den Zug aufspringen konnten....du sagst es ja selber.
Ich finde auch (durch die Metal-Brille betrachtet), dass es als deutsche Nachwuchs-Metallband nahezu unmöglich ist, bei der deutschen Fachpresse zu reüssieren, während die x-te gleichförmige skandinavische Band gehypt wird.
Metal/ Hard-Rock würde ich da fast in einen Topf werfen.
Ich meine in den letzten gab es schon einige deutschsprachige Bands die von ihrer Besetzung her eine klassische Rockband sind. Aber es war halt dennoch immer poppige Musik. Alles was in eine ander Kerbe schlägt gibt es doch schon eine Weile,siehe Rammstein.
 
Ich weiß nicht ob die Rockmusiker da den Anschluss verpasst haben oder einfach nicht auf den Zug aufspringen konnten...

Schwer zu sagen. Aber es ist wohl unstrittig, dass die E-Gitarre aktuell nicht mehr das bevorzugte Instrument ist, um das Lebensgefühl junger Menschen (musikalisch) auszudrücken. Wie es seit den späten 50ern bis einschließlich Punk Ende der 70er der Fall war. Dann gab's mit Grunge Anfang der 90er noch mal ein Aufleben, als hauptsächlich Gitarrenmusik das Lebensgefühl der "Generation X" ausdrückte. Aber seitdem ...

Die einzige Musik, die ich aktuell bei uns entdecken kann, die das Lebensgefühl (bedeutend) vieler junger Menschen ausdrückt – und das muss sie offensichtlich, sonst wäre sie nicht so erfolgreich/im Mainstream angekommen – ist deutschsprachiger Gangster-Rap*.

Gut, offenbar drücken Max Giesinger & Co. auch das Lebensgefühl vieler junger Menschen aus, sonst wär's ja nicht erfolgreich*. Hier dann eben die glatte, angepasste Variante für Kids, die aus "geordneten Verhältnissen" kommen, sich um Schulabschluss, Studium und berufliche Perspektive weniger Sorgen machen müssen.

So oder so: Die verzerrte Gitarre ist momentan nicht das Mittel der Wahl derjenigen, die (musikalisch wie gesellschaftlich) "einen lauten" machen wollen. Find' ich sehr schade, aber das lässt sich wohl kaum beeinflussen.

BTW: Was hören eigentlich die "Fridays for Future"-Kids? Weiß das jemand? Haben die einen "Soundtrack"?


* Nach dem ich einige Zeit drüber nachgedacht habe, muss ich sagen: Diese Musik gibt mir immer noch nichts, die Anfeindungen und Diskrimininierung gegen/von Frauen und Minderheiten finde ich unerträglich, die immerselben Drogen-, Waffen-, Gewalt-, und "Familien"- Klischees langweilen mich maßlos – aber ich kann da durchaus eine vergleichbare Anti-Haltung wie beim Punk erkennen: Ablehnung von Mainstream, Establishment und Eliten. Die Jungs tun eigentlich nichts anderes, als unserer Gesellschaft den Spiegel vor's Gesicht halten: Leistung, Erfolg, Konsum und Statussymbole sind das goldene Kalb, um das die Gesellschaft kreist und hier melden sich halt diejenigen zu Wort, die auch ein großes Stück vom Kuchen abhaben wollen. Auf ihre Art und mit ihren Mitteln. Stichwort Chancengleichheit, Diskriminierung und Ausgrenzung ihrerseits. usw. Aber jetzt wird's vermutlich schon wieder zu gesellschaftlich (wobei ich es einigermaßen absurd finde, die Diskussion über Kunst frei zu halten von gesellschaftlichen Bezügen ...)
 
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Schwer zu sagen. Aber es ist wohl unstrittig, dass die E-Gitarre aktuell nicht mehr das bevorzugte Instrument ist, um das Lebensgefühl junger Menschen (musikalisch) auszudrücken. Wie es seit den späten 50ern bis einschließlich Punk Ende der 70er der Fall war.
Ja das ist unstrittig. Dabei sollte man aber auch die Möglichkeit bedenken die man heute hat. Wer konnte in den 70ern/80ern den am heimischen PC Musik erstellen,beats oder Samples herunterladen abändern und einfach dazu "singen". So viele Möglichkeiten gab es damals ja garnicht....daher griffen viele wohl halt zur Gitarre oder ähnlichem. Denke ich zumindest.
Heute verteilt sich die Anzahl derer die sowas machen wollen halt auf viele Musikrichtungen.
BTW: Was hören eigentlich die "Fridays for Future"-Kids? Weiß das jemand? Haben die einen "Soundtrack"?
Hmm.....mein Bauchgefühl sagt mir das nicht wenige von denen den glattgebügelten jammer Chartkram hören.
Mehr sage ch dazu lieber nicht....meine Meinung zu den Aktionen und Akteuren gehört hier nicht hin.

Deine Ansichten zum Gangster-Rap kann ich soweit teilen. Die Parallelen zum Punk nicht ganz so.
 
So oder so: Die verzerrte Gitarre ist momentan nicht das Mittel der Wahl derjenigen, die (musikalisch wie gesellschaftlich) "einen lauten" machen wollen. Find' ich sehr schade, aber das lässt sich wohl kaum beeinflussen.

Naja doch, schon. Diese Szene existiert, auch hier in Deutschland. Ist aber meistens mehr ego-fokussiert und keine richtige Gitarristen-Szene, die außerhalb eigens produzierter Musik/Videos auch im "real life" groß stattfindet. Das Klischee des "Instagram-Gitarristen" ist hier nicht so prominent, aber ein logischer Schluss, womit viele ihren gestiegenen zeitlichen Anspruch von Beruf/Studium mit dem Privatleben vereinen. Es ist dann doch oft einfacher, abends ein Video aufzunehmen als mit der Band zu proben, "besser als gar nicht gespielt" denkt sich so mancher.

Aber gerade von den Mayones+AxeFx-Weltmeistern kenn ich einige und solche "Netzwerke" existieren auch. Es ist halt keine chillige Szene sondern eher so ein bisschen Gym-Culture für Leute denen Fitnessstudio nicht genehm ist. Nach dem Motto: Jeder für sich in seinem Tempo, aber wenn's ums "wie schnell/wie gut/wie viele Noten" geht, wird doch auf die anderen geschielt.

Am ehesten an die Verhältnisse von vor einigen Jahren kommt noch die "klassische" Metal-Szene dran. Da gibts noch die alten Keller-Bands die mehr Spaß haben wollen als es als herausfordernde Tätigkeit zu sehen und probieren auch gerne aus. Im klassischen "Rock"-Bereich jedoch seh ich DE aktuell eher überaltert, zumindest regional hier kommt man fast nur noch über die Schienen Tribute/Metal/Progressive, oder richtigen Jazz zu Mitmusikern.

Und was noch dazu kommt: In meinem Umkreis gibt es ein heftiges Alters-Loch so zwischen 30 und 45. Aber das war vermutlich im 20. Jhd auch genau das gleiche "Familienloch" :redface:.
 
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