Schade finde ich es auch dass wenige sich trauen oder gar Berührungsangst haben , einfach Deutsch klingende Musik zu machen , btw. vielmehr Rock/Gitarrenmusik , mit "German Touch" zu machen ...was aber auch zugegebenermaßen leicht gesagt ist , denn auch ICH Stehe ja VOLL auf die Englisch /Amerikanische Gitarren/Rock musik .
Das geht mir auch so! Deutschsprachiger Rock-Musik in der musikalischen Qualität (im Hinblick auf Kreativität, Originalität und "Eier"), wie ich sie bei anglo-amerikanischen Bands sehe, würde ich mich auch nicht verschließen. Wobei für mich das Text-Problem bleibt: Wenn mir die Texte nicht zusagen, kann ich mir die Musik auch nicht geben ... Dabei sind mir Texte an sich gar nicht so wichtig (jedenfalls nicht im Vergleich zur Musik) und ich bin auch nicht der Meinung, dass das Niveau ein England oder USA diesbezüglich höher ist. Dort fällt mir aber eben nicht ungewollt auf, was für ein Schwachsinn besungen wird, anders bei deutscher Musik, da springt einem das ja unweigerlich ins Gesicht ...
Davon abgesehen gab es natürlich auch in der deutschen Rock- und Pophistorie einige Beispiele, die aus meiner Sicht locker "internationales Niveau" hatten und auch entsprechende Anerkennung/Einfluss (wenn auch nicht unbedingt den kommerziellen Erfolg ...), einiges davon hast Du ja auch schon genannt:
Beispiel Krautrock: Mein Vater hat fast alles an Krautrock aus den 70ern als LP, als ich in den 80ern anfing, mich von Mamas Beatles und ABBA zu lösen, empfand ich das aber teils als "Floyd/Genesis/Purple/Zeppeln für Arme", mir kam das so "gewollt und nicht gekonnt" vor. Heute sehe ich das ganz anders und halte viele der Bands für unterbewertet, weil musikalisch teils absolut auf Augenhöhe mit den britischen Bands - mir scheint, dass damals der "Prophet im eigenen Lande" halt nicht zählte. Heute wiederum nennen viele britische Bands "Krautrock" als Maßstab/Inspirationsquelle ... Conny Plank hat mittlerweile die Würdigung erfahren, die ihm zu Lebzeiten zugestanden hätte. Usw.
Beispiel NDW: Du wirst Dich erinnern, Anfang der 80er gab es diese kurze Phase von gerade mal 1,5-2 Jahren, wo sich tatsächlich eine eigene deutsche Pop-Musik zu etablieren schien. Hat viel Schrott hochgespült, aber unter den vielen Eintagsfliegen auch kreative Perlen. Und auch ernsthafte Bands: Ideal waren richtig gut, Spliff waren herausragende Musiker auf internationalem Niveau, die Produktionen für die Zeit herausragend und heute noch spannend. BAP gehörten nicht zur NDW, schafften es aber zu der Zeit auch ins Radio, total eigenständiger Sound, natürlich auch durch das Kölsch. Hör dir mal das banale "Nur geträumt" von Nena an und nenn mir mal eine aktuelle Pop-Rock-Band, die so nach vorne spielt ...!?
Metal: Scorpions, hierzulande gerne beschmunzelt (Stichwort: "Prophet ..."), in der ausländischen Hardrockszene hoch angesehen. Ähnlich "Accept". Kreator natürlich, wichtiger Einfluss für skandinavische Extrem-Bands. Gerade im Metal gibt es schon einige Bands, die trotz angloamerikanischer Vorbilder durchaus eine "teutonische" Spielart etablierten.
Also, in Summe betrachtet gibt es schon auch deutsche Pop- und Rockmusik zu entdecken, ich habe ja nur einige Beispiele genannt und übersehe sicher auch vieles.
... und ich referenziere da auch stark in die Vergangenheit. Was aktuelle deutsche Musik angeht, bin ich zugegebenermaßen auch nicht so auf dem Laufenden. Es wird wohl unstrittig mehr deutsche Musik im Radio gespielt, aber das ist dann ja meistens am Reißbrett entstandener Gute-Laune-Pop mit "Pseudo-Tiefgang" á la Max Giesinger, Revolverheld etc.
Unterm Strich betrachtet, scheint es schwierig, anglo-amerikanisch geprägte Musik mit "nationaler" Identität zu machen. Sowas ergibt sich eben von selbst, oder nicht. Wobei ich "Rammstein" auch durchaus unterstelle, dass sie für ihren Sound eine Marktnische gesehen haben, die nicht besetzt war ...
Ok ich Brainstorme mal kurz ..Ja : Warum nicht eine art German Hardrock auf Basis von Marschmusik/Blasmusik Inspirierten Metalriffs , Melodiös Mehrstimmig gesungene Deutsche Texte und eine gute Portion Prog dazu
Das mag ich mir lieber nicht vorstellen, aber ich weiß, was Du meinst ... ;-)
Was Gitarren und Die Kreativität damit betrifft so machen uns die Engländer und Ami´s immer noch was vor
Hm ja, denkt man schnell ... Wobei ich noch mal den "Propheten im eigenen Land" bemühen möchte. Ich könnte mir z.B. durchaus vorstellen, dass Jungs wie Thomas Blug oder Gregor Hilden hierzulande ähnlich abgefeiert würden wie ein Bonamasse, wenn sie denn aus USA kämen und mit einer vergleichbaren Show touren würden ...
Ich finde auch (durch die Metal-Brille betrachtet), dass es als deutsche Nachwuchs-Metallband nahezu unmöglich ist, bei der deutschen Fachpresse zu reüssieren, während die x-te gleichförmige skandinavische Band gehypt wird.
UND dann möchte ich auch noch feststellen: Was in den 60ern und 70ern von der Insel gekommen ist, ist für mich auch der absolute Maßstab. Aber auch hier taugt der gesellschaftliche Kontext zur Erklärung: Unsere geliebten Helden waren alle Kinder von (teils sicher auch traumatisierten) Kriegsteilnehmern, die ihre Insel vor den Nazis gerettet hatten. Und dann ließen sich deren Kids plötzlich die Haare wachsen und hörten diese "Neger-Musik" aus den USA ... DAFÜR hatte man sein Leben riskiert? Die sollten gefälligst die Fresse halten, zur Schule gehen und einen Job lernen.
Was in Deutschland und Frankreich 68 auf der Straße stattfand (Aufbegehren gegen die Alten), entlud sich auf der Insel in der Musik.
Das gab's dann noch mal in den späten 70ern mit Punk, die Arbeiterklasse-Kids spürten die Perspektivlosigkeit des Thatcherismus ...
Seitdem ist auf der Insel Ruhe eingekehrt, es geht den Menschen besser - und dementsprechend kommt da für mein Empfinden auch weniger Wütendes, Progressives, Kreatives herüber.
Es geht/ging uns im Westen in den letzten 25-30 Jahren einfach sehr gut. Ich fürchte allerdings, es kommen auch wieder bessere Zeiten für Rockmusik*.
* wenngleich ich leider feststellen muss, dass es momentan wohl eher die "Gangster-Rapper" sind, die unserer Konsum- Ellbogengesellschaft den Spiegel vorhalten, nicht die Gitarristen ... Da hat die Rockmusik momentan den Anschluss verpasst.