Warum nicht Muttersprache?

  • Ersteller totalunwissender
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@x-Riff

Bei sexuellen Umschreibungen in den angeführten Bluestexten muss man natürlich die prüde Moral vieler Amerikaner mit beachten. Aber: Not macht erfinderisch. Zensur macht ein Publikum hellhörig und zwingt die Autoren, ihre Umgebung wie ein Gestrandeter zu scannen, der jeden Strohhalm auf Nützlichkeit untersucht.

"Marmornsten und Eisen bricht": du vergisst die Wortschöpfung "dam, dam". Michael Holm, der damals lt. seinen Angaben beim Textenstehungsprozess dabei war, erzählte mir, dass dieses "dam, dam" das größte Augenmerk besessen habe und erst nach stundenlangem Brainstorming als bester Vorschlag akzeptiert wurde. Ähnliches weiß ich auch von der Zeile "und es hat Zoom gemacht" in "1000 mal berührt". Nur Naivlinge können vermuten, dass solche Interjektionen oder Phantasiewörter aus Versehen oder Phantasiemangel in einem produziertem Text landen.... In Wahrheit ist das beste Textarbeit: professionelle Autoren unterscheiden sehr wohl zwischen dem Reiz einer scheinbar unfertigen Hookline und der eventuell drohenden Statik eines perfekten Sprachbildes in einem Musiktext.

Deutsche Texte leiden meistens unter fehlendem britischen Humor. Das klingt doof, ist aber für mich ein entscheidendes Manko. Wir sind nicht gewohnt, kurz und charmant zu reagieren. Wir reagieren kurz und prägnant. Das merkt man vielen dt. Schlagertexten an. Sie haben keinen doppelten Boden. Das macht sie banal.

Jede Dumpfbacke kann Meinungen produzieren. Zweideutigkeit ist vom Wesen frech. Frechheit ist vom Wesen zweideutig
Frechheit hat so viele Bedeutungen: kess, kühn, respektlos, schamlos... und leitet sich lt. Sprachforschung von "frisch" ab.

Das Manko deutscher Schlager ist eher mental als sprachlich bedingt. Die deutsche Sprache bietet mMn in jeder Beziehung ein volles Waffenarsenal.

Lg
 
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Was mich an englischen Texten bei NON-Muttersprachlern am meisten (ver)stört, gleichzeitig amüsiert und etwas anwidert, ist der Anbiederungscharakter. Das hat was von einem Bierbäuchler der stets die Wampe einzieht, sobald er einen wackelnden Hintern sieht. Neben dem Drollig-Groteskem das dieser Etiketten-Schwindel aus sich heraus produziert, stellt er sich auch selbst ein Bein: das Baucheinziehen schluckt einfach Ressourcen, er haut sich ne Extra-Schippe Verkrampftheit obendrauf.

Wir haben wohl eine der Synonym-reichsten Sprachen überhaupt, die Doppeldeutigkeiten sind Legion, es gibt kaum Wörter auf die man nicht instantan 2,3 Reime findet, unsere Grammatik bietet wohl die grösste Freiheit überhaupt und wir haben ein exorbitantes Kulturerbe in dem ihre gerne stöbern könnt...
Das alles aufgeben um sich einer äusserst fraglichen Zielgruppe anzubiedern??? Mir leuchtet die Kosten/Nutzen-Rechnung nicht ein.

Was ich am Schlager mag - er steht fast ausnahmslos zu seiner Herkunft, sucht folglich mehr die Nähe seiner Empfänger, ist zumindest in dieser Hinsicht ehrlicher und weniger elitär distanziert.
 
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Ich glaube nicht, dass man das so pauschal an der Sprache festmachen kann.
Auch wenn man instantan im exorbitanten Synonymlexikon unserer Elitesprache stöbert, ist die stolzgeschwellte Brust leider nicht vor Krampfanfällen gefeit. ;)
 
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Da fällt mir auf: eigentlich darf in einem Muttersprachler-Thread der Georg nicht fehlen. ;)



Text: Gartennazi schrieb:
Draußen hinterm äußern Gürtel,
gibt es ein ganz saubres Viertel,
bei der Trambahnendstation,
wo die Straßen Vogelnamen haben,
Amselstraße, Finkenweg,
sauber kitschig und bißl schräg,
friedlich ist es dort und staad,
außer wenn wer Rasen maht.
Wo der Pappa jeden Tag auf d'Nacht
den Gartenschuppen fest zusperrt,
wo die Mamma auf den Samstag in der früh im Küchenschurz den Gehsteig kehrt.
Da zeigt dir der braune Zwerg,
den Holzweg durch den schwarzen Wald,
rechts hinterm blauen Mond,
wo der Gartennazi wohnt.

Scharf rechts hinterm Mond, wo der Gartennazi wohnt.
Es ist nimmer Stadt und no net Land, wo der Gartennazi wohnt.

Sein Dobermann heißt kleiner Bazi,
die Frau heißt Mutti oder Schatzi,
sie haben ein Miezi, das heißt Katzi
er selber ist der Gartennazi.
Der ohwei rumschleicht, spioniert, andre ärgert, drangsaliert,
er gehört zu dieser Art von Leut',
die mit der Nagelschere den Rasen schneid't.

Selbst der Hund hat nichts zu lachen,
der Nazi ist sein Peiniger,
weil jeden Freitag spritzt er ihn ab
mit dem Hochdruckreiniger.
Jeder der schon mal dort war, kennt die Bös-vom-Häusl-Aussa-Schauger,
streun sich Schneckentod und
surren mit dem Laubwegsauger.

Nimmer Stadt und no net Land, wo der Gartennazi wohnt.
Es ist nimmer Stadt und no net Land, wo der Gartennazi wohnt.

Ordnung, Zucht und Disziplin,
vor allem für die anderen,
bei sich nimmt er's nicht so genau,
das größte Schwein vom Gau.
München, Straubing, Linz und Wien,
runter rasseln die Jalousien,
weil eines mag der Nazi net,
daß man sieht, wie es bei ihm daheim zugeht.
Wo der scharfe Wind durchwaht
wird dem, der fragt, der Hals umdraht,
ansonsten gibt es kein Problem,
bloß ab und zu erschießt wer wen.
Auf d'Nacht schaun sie ins Fernsehn rein,
wenns klopft, rufen sie die Polizei,
So ungefähr ist es hinterm Mond,
wo der Gartennazi wohnt.

Scharf rechts hinterm Mond, wo der Gartennazi wohnt.
Es ist nimmer Stadt und no net Land, wo der Gartennazi wohnt.
 
@x-Riff

...olm, der damals lt. seinen Angaben beim Textenstehungsprozess dabe...

Was reitet einen Menschen, der ein einsilbiges-4-Zeichen-Wort "abkürzen" muss? Ich nehme mal an "lt." (also 2 Zeichen mit Abschlusspunkt) soll mit "laut" und nicht "lebenssaftig integriert" decodiert werden - deine Tippen-Müssen-Ersparniss beläuft sich also auf exakt 1 (in Worten EIN) Zeichen. Demgegenüber steht ein Decodierungsprozess beim Rezipienten, dessen Kosten-Aufwand wohl nur schwerlich deine Nutzen-Pauschale ausgleicht. Effizienz berücksichtigt stets alle Bahnhöfe.

Abgesehen davon: äusserst interessanter Text!
 
"lt." ist eine recht gängige Abkürzung, die tatsächlich für "laut" steht. Bezüglich der Unsinnigkeit stimme ich dir aber zu :)..........oh, ich hätte "Bzgl." tippen und aufgrund der Zeitersparnis eine Folge meiner Lieblingsserie kucken können. Mist, naja, nu isses zu spät...
 
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Lieber Rs.Br.,

schade das du eine Folge deiner Lieblingsserie verpasst hst.!
Ich wünsch dir als. Gute und viln. Dak. für deinen informativen Txt!
 
Hier kommt immer wieder zur Sprache, Deutsche würden sich hinter ihren englischen Texten verstecken, sind vielleicht ganz froh, dass nicht alles verstanden wird etc. Das sind, mit Verlaub, meiner Meinung nach unfundierte Klischees, Versuche sich selbst zu erklären, warum andere die Englische Sprache für Liedtexte bevorzugen und nicht ihre Muttersprache. Es schwingt bei solchen Erklärungen immer, entgegen aller anderslautenden Beteuerungen, auch mit, dass es eigentlich verurteilenswert oder Verrat an der eigenen Kultur sei, nicht auf Deutsch zu schreiben.

Ich habe hier im Thread bereits ausführlich dargelegt, warum ich persönlich auf englisch texte. Wer das verstehen will oder nicht verstehen will, soll das jeweilige tun. Aber speziell zu diesem Vorwurf des "sich versteckens" kann ich nur anmerken: Dass das Verständnis meiner Texte unter meiner Wahl der Fremdsprache leidet, dass ich oft genug merke, dass das Publikum der Geschichte, die ich erzähle, nicht folgen kann oder will, das ist für mich persönlich tatsächlich ein Nachteil, den ich durchaus schon bedauert habe. Ich möchte mich sicher nicht verstecken, ich möchte etwas erzählen und wer das tut, der will das, was er zu sagen hat, doch nicht nur in den Raum stellen, der möchte auch, dass es aufgenommen wird.
Aber letztendlich habe ich dennoch nicht vor, daran etwas zu ändern, weil ich eben der Meinung bin, dass ich die Geschichten so erzählen muss und möchte, wie ich das tue. Würde ich auf deutsch umschwenken, dann würden es zwar mehr verstehen, aber für mich wäre es nicht mehr das Gleiche und letztendlich steht dann doch letzteres für mich im Vordergrund.
Umso mehr freue ich mich, wenn ich von Einzelnen das Feedback kriege, dass sie sehr wohl meinen englischen Texten gelauscht haben. Dass zugehört wurde, ist weniger selbsverständlich, als bei einem deutschen Text.


Leider hat sich Esperanto nie durchgesetzt
GSD* und selbstverständlich hat sich Esperanto nie durchgesetzt. Wer glaubt, eine künstliche, konstruierte Sprache ohne Bindung an Kultur und Menschen, könne sich durchsetzen, hat einen wesentlichen Aspekt von Sprache nicht verstanden und begreift sie vermutlich als so etwas wie einen reinen Mittel zum Zweck.

Aber über diese zwei kurz aufeinander folgenden Passagen musste ich schmunzeln:

Echte Künstler bleiben "kommerziell" oft auf der Strecke, aber sie bleiben immer eines: echte Künstler. Und echten Künstlern genügt das auch. Sie suchen die Bestätigung in sich selbst, nicht im Applaus einer normierten Menge.
[...]
Kleine Frage: Welche deutschen Bands/Musiker kennt ihr, die englisch singen und trotzdem jenseits der Maars und der Memel bekannt sind? Stellt die mal unseren internationalen Bekanntheiten, die sich muttersprachlich ausgedrückt haben, entgegen. Da brauch man keinen Rechenschieber.
Geht's denn jetzt um künstlerische Integrität oder um Erfolg? ;)



* Ich hoffe, diese Abkürzung sei mir an dieser Stelle gestattet, sie spart immerhin zehn Zeichen (inkl. Leerzeichen) ein und dürfte demnach eine Daseinsberechtigung haben. :)
 
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Aber speziell zu diesem Vorwurf des "sich versteckens" kann ich nur anmerken: Dass das Verständnis meiner Texte unter meiner Wahl der Fremdsprache leidet, dass ich oft genug merke, dass das Publikum der Geschichte, die ich erzähle, nicht folgen kann oder will, das ist für mich persönlich tatsächlich ein Nachteil, den ich durchaus schon bedauert habe. Ich möchte mich sicher nicht verstecken, ich möchte etwas erzählen und wer das tut, der will das, was er zu sagen hat, doch nicht nur in den Raum stellen, der möchte auch, dass es aufgenommen wird.

Deswegen lade ich auch keine Texte mehr hoch. Was soll es auch bringen wenn das Feedback sich asymptotisch der 0 nähert.

Und ich habe neben der "Defaulteinstellung des Forums" d.h. "Warum nicht in Deutsch" ja vergleichsweise sogar viel Feedback (besten Dank an x-Riff, Manul, Tinitus, Babara97, Vincent Stone, Jongleur in der Reihenfolge des Eingangs ;)) bekommen. Besten Dank nochmals. :)

Auch wenn ich mir vorstellen kann einzelne Songs in Deutsch auszuarbeiten (ist eine Menge Arbeit), warum geht es nicht mit einfachen Kommentaren wie:

- klingt für mich Denglisch
- Präposition: at statt in
- Idee gefällt, aber wirkt für mich etwas dick aufgetragen
- etc.

Wir sind Deutsche! Da darf man normalerweise seine ehrlich Meinung sagen ohne dass es der andere gleich in den falschen Hals bekommt. Der Englische Weg, "You are certainly right but ...", sollte in einem "deutschsprachigem Forum" nix zu suchen haben, selbst wenn es um englische Lyrics geht. ;)

Ich nehme mal den Vincent heraus, dessen Post mich sehr gefreut hat, aber er hat mich bei den Lyrics leider auch nicht weiter gebracht.

https://www.musiker-board.de/threads/pulling-the-emergency-brake.591765/#post-7225316

Also: Dein Text ist von Anlage und Aussage her super. ... Und so gesehen ist der Songtext richtig stark ... Gut, wieder was gelernt!

@Vincent Stone
Deine Kritik hat mich tierisch gefreut, da meine Aussage offensichtlich rüber gekommen ist. :)

Natürlich sehe ich genau die sprachlichen Schwächen, über die im Muttersprachenthread gesprochen wurde, einige Formulierungen sind nicht direkt falsch, aber eben auch nicht auf der Höhe der Sprache.

@Vincent Stone
Und hier ist was offen, deine eigentliche Kritik bleibt unbegründet. ;)

Auch Jongleur seine nächtliche Session fand ich super, auch er ging sehr *alternativ* auf meinen Text ein. :cool:

@Jongleur
Vielleicht fällt dir ja auch noch 'ne coole Mucke zum Text ein. :)
 
Ahoi,

ich fühle mich jetzt doch genötigt, zu diesem Thema ebenfalls noch meinen Senf dazuzugeben.
Zunächst einmal - Mir geht es genauso wie @Foxx .
Mir fallen Texte eigentlich grundsätzlich auf Englisch ein, wenn ich mich zwinge, auf Deutsch zu schreiben, klingt das um Längen konstruierter als meine englischen Texte.

Gefühlsgeladene deutsche Texte klingen für mich ganz schnell nach Schmalz wenn sie schlecht gemacht sind und das will man ja vermeiden.

Zudem sind deutsche Texte keine Garantie für geistreichen Inhalt.
Wenn ich mich mal so umsehe in der aktuell ja wachsenden Szene von Interpreten, die deutschen Pop singen, finden sich da regelmäßig Vertreter, die zwar Hallen und Stadien füllen, deren Texte aber eine einzige beispiellose linguistische und poetische Diarrhö sind. Stolprige Formulierungen, unlogische oder abgedroschene Metaphern, Bilder, bei denen man sich fragt, unter Einfluss welcher bewusstseinsverändernden Substanz der Texter das Papier mit ihnen beschmutzt hat.
Beispiele könnte ich nennen, ich verzichte aber an dieser Stelle darauf.

Im Gegensatz dazu gibt es zahlreiche Beispiele deutscher Künstler, die hervorragende englische Texte schreiben. Nicht selten stecken dann aber Texter dahinter, deren Muttersprache Englisch ist.

Genauso gibt es hervorragende deutsche Songs. Die geistreichen und ironischen Texte von Udo Jürgens (R.I.P. Udo) zum Beispiel. Ein großartiges Beispiel für einen deutschen Text mit Tiefgang ist auch Herbert Grönemeyers "Mensch".

Mein persönliches Fazit: Die Sprache ist für mich kein Entscheidungskriterium. Ein Text kann sowohl durch die deutsche als auch durch die englische Sprache sehr viel gewinnen und verlieren. Was der Texter daraus macht und machen kann, ist doch letztlich das, was entscheidet.
 
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Ich schreibe meine Texte auch (mit wenigen Ausnahmen) in Englisch und finde da auch nichts schlimmes dran. Man kann in der Sprache schreiben, in der man schreiben möchte - ich habe da keinerlei Vorbehalte oder sonstiges. In meinen Augen gibt es nur einen einzigen Punkt: man sollte die verwendete Sprache beherrschen. So einfach ist das.
Umgekehrt schreibe ich an einem Buch - das tue ich auf Deutsch, und wenn ich - was in letzter Zeit immer häufiger vorkommt - den Gesang inkl. Text während der Aufnahmen improvisiere, dann ist das auch eher Deutsch als Englisch. Als Kreativschaffender hat man alle Freiheiten der Welt. Ich finde es aber reichlich peinlich, in einer Sprache zu schreiben, mit der man nicht wirklich umgehen kann, nur weil es "cooler klingt" oder man schon auf Deutsch nix zu sagen hat und somit Augenwischerei betreiben will. An der eigentlichen Voraussetzung, nämlich texten zu können, kommt man nicht vorbei - egal in welcher Sprache.


@Foxx : entgegen Esperanto haben sich Klingonisch und Elbisch aber sehr wohl durchgesetzt :D. Aber da gibt es ja auch Kulturen dazu... Es stimmt aber natürlich, da Sprache unser Denken bestimmt und vermutlich der wichtigste kulturelle Faktor ist, den wir haben, konnte da nie mehr draus werden als steriles, technisches Kauderwelsch. Wie Zahlen, die sind ja auch international - aber nicht wirklich sexy....
 
man sollte die verwendete Sprache beherrschen

Wie bereits oben erwähnt, Sprache ist nicht gleich Sprache. Ich käme mir dämlich vor (und würde gnadenlos abschiffen), wenn ich etwas im Jugendjargon meiner Tochter verfassen würde. Wohlgemerkt, in Deutsch.


was in letzter Zeit immer häufiger vorkommt - den Gesang inkl. Text während der Aufnahmen improvisiere

Dann ist doch alles bestens. Oben genannter Groenemeyer nennt den Improvisationswortmüll "Bananentext" was auf deutsche Wortfetzen schliessen lässt. Ich habe von Anfang von englisch Kauderwelsch geschrieben, bei mir isses halt kein Deutsch. :redface:
 
Oben genannter Groenemeyer nennt den Improvisationswortmüll "Bananentext" was auf deutsche Wortfetzen schliessen lässt. Ich habe von Anfang von englisch Kauderwelsch geschrieben, bei mir isses halt kein Deutsch. :redface:

Ob nun auf Englisch oder Deutsch - so ein Bananentext ist schon ziemlich effektiv, denn dank ihm kann man eine gerade komponierte Melodie singen, einfach um sie mal gesungen zu hören. Das macht einiges aus.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---


Möchte euch noch diesen Song von Musiker-Boardler Timm ans Herz legen. In meinen Augen ein absolutes Positivbeispiel für einen englischen Text eines deutschen Künstlers. Darüberhinaus auch musikalisch ein Sahnestückchen. Viel Spaß.
 
@Vincent Stone
Und hier ist was offen, deine eigentliche Kritik bleibt unbegründet. ;)

:)

So, ich hoffe mal, das Zitat ist dann auch lesbar ...

Die eigentliche Kritik - an Deinem Text gibt es für mich keine Kritikpunkte, deswegen habe ich auch keine Anmerkungen geschrieben. Es bleibt dennoch ein Gefühl der Kurzatmigkeit, die ich nun kaum weiter belegen kann, da ich nicht mehr die Chance habe, den Text zum ersten mal zu lesen, ohne zu wissen, daß der Texter kein Native ist ... meine Aussage war auch eine andere. Der Textfunktioniert auch dann, wenn er sprachliche Schwächen hat. Wenn das Herz voll ist und die Botschaft dringlich, dann spielt die eigentliche Sprachkunst keine Rolle. Dann ist wichtig, daß die Botschaft rüberkommt.

Ich erinnere da mal an Trappattonis legendäre "Flasche leer" Rede. Der Maestro, der kaum Worte hatte, um auszudrücken, was ihn bewegte, hat die Worte die er hatte in stilbildender Weise benutzt.

Damit nähere ich mich einer Arbeitshypothese, die ich jetzt mal in den Raum stellen will: Natürlich kann man als deutschsprachiger auf Englisch schreiben: Wenn man nicht davon ausgeht, daß man die Sprache beherrscht. Die Beherrschung einer Sprache ist den natives vorbehalten. Trotzdem, auf der Grundlage der Nichtbeherrschung, können die Ergebnisse gut sein.
 
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Hi Vincent,

besten Dank fuer deinen Post. :)

Die eigentliche Kritik - an Deinem Text gibt es für mich keine Kritikpunkte, deswegen habe ich auch keine Anmerkungen geschrieben.

Dann hat es mit der Asymptote der Bemerkungen zu meinen Texten was Gutes, anscheinend keine groben Fehler mehr. ;)

da ich nicht mehr die Chance habe, den Text zum ersten mal zu lesen, ohne zu wissen, daß der Texter kein Native ist

Was macht das fuer einen Unterschied? :gruebel:

meine Aussage war auch eine andere. Der Textfunktioniert auch dann, wenn er sprachliche Schwächen hat. Wenn das Herz voll ist und die Botschaft dringlich, dann spielt die eigentliche Sprachkunst keine Rolle. Dann ist wichtig, daß die Botschaft rüberkommt.

Hier sind wir voellig einer Meinung, es kommt auf Idee, Inhalt und Aussage an. Wenn die rueberkommt ist alles gut. :)

Andererseits ist es schon hilfreich wenn ein zweiter nochmals drueberschaut. ;)

VG Helmut
 
Hier kommt immer wieder zur Sprache, Deutsche würden sich hinter ihren englischen Texten verstecken, sind vielleicht ganz froh, dass nicht alles verstanden wird etc. Das sind, mit Verlaub, meiner Meinung nach unfundierte Klischees, Versuche sich selbst zu erklären, warum andere die Englische Sprache für Liedtexte bevorzugen und nicht ihre Muttersprache. Es schwingt bei solchen Erklärungen immer, entgegen aller anderslautenden Beteuerungen, auch mit, dass es eigentlich verurteilenswert oder Verrat an der eigenen Kultur sei, nicht auf Deutsch zu schreiben. ...
Mit Verlaub: Das (der deutsche Text ist so banal, da schreibe ich´s lieber auf Englisch, da verstehen´s die Leute nicht so schnell bzw. auf Musik muss Text und der soll dann englisch, weil bei nem deutschen Text achtet das deutsche Publikum auf die Aussage) kommt von einer Reihe von Autoren selbst. Es ist also nur ein Vorwurf bzw. ein Klischee, wenn man es als grundsätzliches Argument voraussetzt bzw. es jedem englisch schreibenden deutschen (schweizerischen, österreichischen) Autor unterstellt. Was ich nicht zu tun beabsichtige.

Was ebenfalls mein Ding nicht ist, ist das Motiv oder die Einstellung, es sei Verrat an der eigenen (deutschen) Kultur, in einer anderen Sprache als der deutschen zu schreiben. Ich bin zu jedem Verrat - ich würde Kritik vorziehen, aber Verrat paßt schon besser, jedenfalls gegenüber Menschen, die denken, an etwas kulturellem könne überhaupt Verrat begangen werden bzw. Verrat wäre überhaupt etwas, das man an einer Kultur ausüben kann und dies sei verurteilungswürdig - an jeder Kultur bereit, wenn ich das für richtig empfinde, wobei ich dann immer die Sprache wählen würde, die jene, an die sich mein Verrat richtet, möglichst gut verstehen.

Ich nehme sogar mal aus wasweißichfürgründen die Position eines positiven Verrats ein und behaupte mal, dass die Wahl einer fremden Sprache - insbesondere der englischen/amerikanischen - beispielsweise auf dem Hintergrund des Verlassens einer traditions- und blutreichen Kultur wie der deutschen nach dem zweiten Weltkrieg und der Hinwendung zu einer Kultur, sage der Hobos, der Hippies, des Woodstock, der Stones und meinetwegen auch der Beatles sowie des ganzen schwarzamerikanischen Kulturkontinents von Blues über Jazz, Funk, Soul etc., durchaus meine positive Wertschätzung erfährt. Genauso wie das Tragen von Jeans statt des Tragens von Trachten oder Anzügen oder weißgott Kordstoffen, dem Tragen langer Haare oder ähnlicher kulturell geprägter Codes.

Hier rufe ich ein fröhlich schallendes Warum nicht? in den Raum - insbesondere gegenüber verbiesterten VertreterInnen einer deutschen Leitartikel-Leid-Kultur, gegenüber irgendwelchen selbsternannten Sprachreinigungsorganen oder gegenüber Nichtverstehenwollenden diesseits und jenseits einer damaligen Grenze ("Müssen wir denn jeden Mist vom Westen übernehmen?" "Warum verroht unsere Jugend?"), die mindestens so sehr durch´s Hirn wie durch die Gemarkung der Lande ging.

Das Warum nicht? bestätigt eine Opposition, Abkehr und Neuerfindung und das hat - besonders in einer Jugendkultur - immer einen Wert für sich und für eine sich hermetisch abschirmen wollende Kultur bzw. ihrer TrägerInnen ohnehin.

Gleichwohl ist damit noch keine positive eigene Kultur geschaffen, und so fand ich es durchaus begrüßenswert, dass es eine erste und eine zweite neue deutsche Welle gab - nicht weil mir die Musik und die Texte nicht genauso an den Gehörganglien vorbeidefilierte wie deren englische Pondons, sondern weil dadurch eine Alternative entstand - und dass es aktuelle erfolgreiche deutsche Bands unterschiedlichster Ausrichtung gibt, die mit deutschen Texten unterwegs sind, denn Unterschiede bzw. Differenzierungen oder Ausdifferenzierungen erhöhen für mich den Raum für die Freiheit der Entscheidung.

Kurz: die Entscheidung, in welcher Sprache man schreibt, halte ich nicht für nebensächlich und bei den Argumenten, warum man eine bestimmte Sprache wählt, halte ich einige für treffend und andere für mindestens weniger und bei einigen SchreiberInnen finde ich sie stimmig und bei anderen weniger.

x-Riff
 
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Mit Verlaub: wir drehen uns im Kreis. ;)

Alle moechten dass Texte Tiefe haben sollten, allen ist die Sprache im Prinzip egal. Jede Sprache hat ihre Vorteile, Nachteile und eben ihre Eigenheiten.

Als ich damals noch im Folklore Ensemble gesungen habe hatten wir Texte der unterschiedlichsten Sprachen im Programm (d.h. (Alt-)Deutsch, Englisch, Franzoesisch, Spanisch, (Alt-)Italienisch, Lateinisch, Schwedisch, Ungarisch, Mazedonisch, Hebraeisch, Japanisch, Zulu, und weitere wo ich nicht genau erkenne welche Sprache es ist -> ist nicht angegeben).

Ihr glaubt gar nicht was einzelne Sprachen fuer einen (fuer uns seltsamen) Sprachfluss haben, das japanische Stueck z.B. hatte eine wunderschoene Melodie, die dem fuer uns seltsamen Sprachfluss folgt. Ich glaube nicht, dass ein englischer oder deutscher Komponist auf so eine Melodie gekommen waere (da wir in dem Sprachfluss der uns bekannten Sprachen denken).

Lyrics schrieb:
akai hana tsunde ano hito ni age yo
ano hito no kami ni kono hana sashiteage yo
akai hana akai hana ano hito no kami ni
saite yureru darou ohisama no you ni

shiroi hana tsunde ano hito ni age yo
ano hito no mune ni kono hana sashiteage yo
shiroi hana shiroi hana ano hito no mune ni
saite yureru darou otsukisan no you ni
otsukisan no you ni

This song is a cover of the 1970 song of the same title by Akai Tori.

Lied (nein, ich stehe nicht links aussen :tongue:):
 
Kurz: die Entscheidung, in welcher Sprache man schreibt, halte ich nicht für nebensächlich und bei den Argumenten, warum man eine bestimmte Sprache wählt, halte ich einige für treffend und andere für mindestens weniger und bei einigen SchreiberInnen finde ich sie stimmig und bei anderen weniger.

Ach ja, ein Frage haette ich noch. Die schreibst auch in Englisch, warum?
 
Ein gutes Beispiel dafür, dass man auch in deutscher Sprache geile Rocksongs schreiben kann, sind die ersten beiden Alben von Nina Hagen "Nina Hagen Band" und "Unbehagen". Über die späteren Werke kann man diskutieren, aber diese beiden Scheiben haben alles was ein Rockalbum braucht: Humor, flotte Texte und jede Menge Rock´n Roll. Es ist auch die Art wie Nina mit der deutschen Sprache umgeht, da gibt es Wortspiele und Doppeldeutigkeiten, jede Menge Witz, aber auch Tiefgründiges. Natürlich hat sie auch eine sehr extreme Stimme, schließlich hat sie eine fundierte Gesangsausbildung.

ninahagenband.png



Superboy

Ich kenn' einen Jungen
Der hat paar Augen, dass du traeumst davon
Du sagst nix
Du siehst ihn bloss an
Und ganz langsam drehen sich deine Augen links ein
Und du schielst schon

Ich kenn' einen Jungen
Der schnappt sich einfach deine heisse Hand
Du sagst nix
Du siehst ihn bloss an
Und waehrend du vor Glueck stoehnst
Frisst er dir den Kuehlschrank leer
Und du schielst schon

Das ist ein (hoi hoi) Superboy
Der macht dich (hoi hoi hoi) gluecklich
Der ist ein Hypnotisasator
Der schlaucht dich aus

Ich kenn' einen Jungen
Der hat 'ne Nase, dass du traeumst davon
Der sagt nix
Sein Kopf ist voll Stroh
Seine Klamotten sind aus'm Snob Shop aus Ohio

Einen Moment lang
Frisst du aus seiner herrlich männlichen Hand
Du frisst alles
Wenn er schon mal was sagt, dann frisst du das auch

Mensch pass bloss auf
Sonst wirste'n Allesfresser
Allesfresser
Allesfresser
Allesfresser


Der Spinner

Ich lauf 'n Bahnsteig lang und weiss nich'
Ob ich hier weg fahr' oder was
Ej, guck mal, da kommt 'n Schnellzug und fährt weiter
'N Bulle von der Bahn taucht auf

Ich halt den Brief in meiner Hand fest
Da steht, du fühlst dich tot wie Stein

Und dass du dir jetzt 'n Wald suchst
Um dir im Mos 'n Bett zu bau'n
Dein Riesen Saxophon ist natuerlich auch da
Und Flöten, Flöten soll'n auf der Wiese wachsen

Die alte Frau bezahlt mit Kleingeld
Wir warten auf den nächsten Zug

Ich frag die Alte, wo der Wald is'
Sie sagt "Mein Udo is' schon lange tot"

In meiner Tasche klebt 'n Bonbon
Wir steigen ein in unser'n Zug

Bei Wertheim gab es Salamander
Ich bring dir einen mit ins Moos

Als ich in Hamburg aus 'm Zug steig
Lauf ich durch Strassen bis zur Elbe hin
Down To The River

Da seh' ich dich am Ufer steh'n
Ich fass dich an und so, du hoerst nichts
Du sagst, du musst zum andern Ufer
Die Faehre faehrt am naechsten Tag

Ich dachte, dass du tief im Wald wohnst
Ich wusste nichts von deinen Ufern ...
 

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Ach ja, ein Frage haette ich noch. Die schreibst auch in Englisch, warum?

Mal auf das Wesentliche reduziert:
1. Ich denke auch in englisch, wenn ich will und die meisten songideen fallen mir auf englisch ein.
Hat was damit zu tun, dass ich mich beruflich eine Zeit lang im Englischen bewegte, hat mit einem frühen Feriensprachkurs in England zu tun, damit, dass ich ab und an native Freunde und Bekannte hatte, damit dass ich regelmäßig englische Bücher lese. Es hat Zeiten gegeben, da habe ich auf Englisch geträumt.

2. Ich habe auch deutsche Texte geschrieben und von einem Text eine deutsche Übersetzung angefertigt, weil ich da will, dass die Texte von einem deutschen Publikum direkter, unmittelbarer verstanden werden. War auch mal in ein, zwei Bands, bei denen es parallel englische und deutsche Texte gab, für unterschiedliche songs.

3. Für englische songtexte habe ich mich immer schon interessiert und bei Texten, die mir wichtig waren/sind, mache ich eigene Übersetzungen bzw. vergleiche die mit bestehenden Übersetzungen im Internet. Irgendwie denke ich, dass das generell Leute/Hörer tun, die an den Texten Interesse haben. Schließlich ist ja auch die Interpretation eines deutschen Textes Arbeit/Energie/Aufwand - den man entweder betreibt oder es bleiben läßt.

4. Ich bekomme ganz gutes Feedback auf meine englischen Texte, was die Sprache betrifft. Oft frage ich auch direkt nach, wenn ich mir unsicher bin. Da ich Texte hier reinstelle, die Entwurfscharakter haben, fällt es mir auch nicht schwer, auch umfangreiche Änderungen in Kauf zu nehmen, wenn das, was ich mir da sprachlich so zusammengebröselt habe, dem nicht entspricht, was ich inhaltlich ausdrücken will.

5. Ist irgendwie auch Geschmacksache und Gewohnheit. Gedichte, wenn ich sie noch schreiben würde, würde ich eher in Deutsch schreiben, bei songtexten ist das in der Regel anders.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Mit Verlaub: wir drehen uns im Kreis. ;)

Manchmal ist einfach auch alles gesagt, auch wenn noch nicht alle Aspekte, die möglich sind, auf den Tisch gebracht wurden.
Ich habe den Eindruck, dass hier vorwiegend Leute schreiben, die weniger auf der Suche sind sondern eher ihre Entscheidung schon getroffen und reflektiert haben und da es hier, meiner Ansicht nach eine positive Qualität, weniger darum geht, andere von der eigenen Entscheidung zu überzeugen, sondern eher darum geht, diese darzulegen, gibt es irgendwann einen Punkt, an dem jede/r seine/ihre Meinung/Entscheidung ausreichend dargelegt hat.

Ist ja auch okay.

NINA HAGEN ist ne ganz große (zumindest zeitweise gewesen).
 
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