Warum muss man als Gitarrist eigentlich immer Kompromisse eingehen?

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Oder: Warum denken Hersteller von Musikerequipment eigentlich nie mit?

Ich weiß nicht, ob es euch auch schon aufgefallen ist oder ob euch das nicht stört, aber ich beobachte dieses Phänomen jetzt schon seit ich vor vielen Jahren mit meiner Musikkarriere angefangen habe und will das hier einfach mal zur Diskussion stellen.
Das Problem: Heute, wo doch alles globalisiert und zentralisiert wird, wo jedes Teil mit dem anderen kompatibel sein muss, da schlagen sich die Hersteller von Gitarristenzeug immer noch als Einzelkämpfer durch und sind anscheinend völlig resistent gegenüber innovativen Ideen.
Man schaue sich nur mal das leidige Thema Effektboard an: Wer ist nicht schon einmal fast verzweifelt, weil die Hersteller von Effekten konsequent andere Richtlinien für die Stromversorgung verwenden, der eine die Klinkenbuchsen an die Seiten macht, der andere wiederum nach oben raus oder womöglich beide auf der selben Seite, so das es unmöglich wird, alles ohne Kabelsalat in einer Reihe aufs Board zu bekommen? Warum baut Dunlop sein Crybaby immer noch so, dass man keinen handelsüblichen Daisychain-Stecker in die Strombuchse bekommt? Warum ist bis heute die 7er-Reihe von Ibanez' Bodentretern vollständig aus Metall, nur das einzige Teil, das wirklich belastet ist, der Schalter, ist aus billigem Kunststoff?
Warum hat das Warwick Rock-Case einen Rand, der zu hoch ist als dass man ein Klinkenkabel von einem handelsüblichen Boss-Effekt aus darüberlegen könnte?

Es sind einfach so viele kleine Sachen, die mir ständig auffallen, bei denen ich mir dann immer wieder denke "Warum zum Teufel hat sich da eigentlich noch keiner Gedanken drüber gemacht, wo doch praktisch jeder Gitarrist mit solchen Problemen kämpft?".
Weiteres gutes Beispiel: Jeder kennt es: Man hat ein Board voller Treter vor sich und dann wenn das Solo kommt, kann man eigentlich gar nicht genug Füße haben, um alle gleichzeitig zu treten. Warum also bieten nicht mehr Hersteller eine Lösung an, dieses Problem zu beheben? Man muss erst das Netz durchsuchen und dann auf Geheimtipps wie http://www.loopersparadise.de für teures Geld Speziallösungen zusammenkaufen.

Wieder anderes Beispiel: Verstärker.
Einfach mal ein Stichwort: Boxenkabel. Warum immer noch Klinke? Schon so viele Gitarristen haben ihre Tops zerstört, weil sie normale Klinkenkabel benutzten oder einfach, weil das Kabel aus versehen raus gezogen wurde, während Last drauf war. Warum nicht einfach zu Speakon wechseln?
Warum sind Footswitches, die einzigen Teile eines Amps, die auch wirklich was abkönnen müssen, immer die billigsten Fabrikate? Man siehe nur mal Marshall Standardswitches. Ich habe jetzt wahrscheinlich schon mehr von denen gesehen, die nen Wackler oder Kabelbruch gehabt haben, als welche, die funktioniert haben. Buchse ohne Zugentlastung, einmal zu stark geknickt, Kabel kaputt.

Warum bauen die Hersteller tausende Knöpfe an ihre Amps, aber keiner davon ist Fußschaltbar? Was bringen mir die unzähligen Soundvarianten, wenn ich sie beim Gig nicht benutzen kann, weil ich nicht mitten im Solo zum Amp rennen und umschalten kann?

Jeder Gitarrist will früher oder später auch mal ein Solo spielen, die meisten benutzen für so etwas einen Booster. Warum gibt es heute vielleicht nur einen oder zwei Amps, die eine so einfach Schaltung wie einen Booster auch standardmäßig verbaut und per FS abrufbar haben?

Warum bauen Gitarrenhersteller noch immer diese Stecknadelkopf-großen Gurthalterungen an ihre Instrumente? Die halten doch keinen Gurt der Welt!


Versteht mich nicht falsch, ich will hier jetzt nicht den großen Rumheul-Thread aufmachen. Ich finde es nur erstaunlich, dass auch heute, im 21. Jh., der Großteil des Feintunings bei uns Gitarristen immer noch in DIY-Manier abläuft.
Auf der einen Seite ist das natürlich auch gut, weil jeder so "sein" eigenes Setup findet, mit gemoddeten Effektcases und Bierflaschengummis an der Gitarre. Das gibt einem Gitarristen dieses Improvisationsflair, so etwas Ursprüngliches und back-to-the-roots-Haftes.
Aber andererseits kann ich mir manchmal wirklich nur noch an den Kopf greifen, wenn ich mal wieder sehe, wie die Hersteller einfach nicht mitdenken und wieder irgendwas verbocken, was der Gitarrist dann in Fummelarbeit wieder selbst richten darf.
Ich habe echt nichts gegen ein bisschen Bastelarbeit, aber manchmal artet es eben echt aus ;)

So, das musste ich einfach mal los werden. Würde mich freuen, mal eure Meinungen zu dem Thema zu hören :)
 
Eigenschaft
 
Hi,

interessantes Thema. Bisher war meine Devise immer "Was nicht passt wird passend gemacht". Irgendwie bin ich noch nie auf die Idee gekommen mich dran zu stören. :D
Aber du hast schon Recht, verhältnismäßig ist die Gitarrenindustrie schon noch etwas auf der Strecke geblieben.
Um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung warum...Vielleicht sind die Amphersteller zu sehr auf neue Soundmöglichkeiten fixiert? Gitarrenhersteller zu sehr auf Vintage und wichtige Details wie die Optimale Kabellänge im Elektronikfach?:screwy:

Bin gespannt auf andere Meinungen.


MfG
 
ich denke da unterliegst du (wie der rest der welt im übrigen auch bei anderen produkten) der gewinnoptimierung der firmen.....wenn das alles komplett durchdacht wäre....würde zum einen nichts mehr kaputt gehen und zum anderen die dinge, unter umständen, ewig halten....und das will eigentlich kein mensch der daran interessiert ist geld zu verdienen.....und deswegen musst du mit kompromissen leben....wie alle anderen auch.....

es gibt bestimmt die möglichkeiten z. b. bessere materialien zu nehmen...oder dinge "endfest" zu konstruieren.....aber warum.....würdet du auch nicht wollen, wenn du hersteller von xy wärst, das nie etwas kaputt geht oder alles von a-z durchdacht ist.....

wie gesagt...das sind ganz einfache wirtschaftliche faktoren.....die in jedem produzierendem unternehmen eine rolle spielen und bei der entwicklung von neuen produkten einen nicht zu unterschätzenden faktor darstellen.....
 
wie gesagt...das sind ganz einfache wirtschaftliche faktoren.....die in jedem produzierendem unternehmen eine rolle spielen und bei der entwicklung von neuen produkten einen nicht zu unterschätzenden faktor darstellen.....

Ja klar, die Hersteller müssen da auch an Wirtschaftlichkeit denken. Das mit dem Verschleiß war auch nur ein kleiner Punkt in meiner Liste oben. Dennoch ist das mMn nach keine Gewinnoptimierung. Beispiel: Ibanez DE7 Echo/Delay. An sich ein nettes Gerät, aber durch den billigen Plastikschalter haben die Teile öfter mal Wackler bzw. mal an und mal nicht. Ergo werde ich mir keines mehr kaufen, obwohl ich eigentlich mit dem Sound davon zufrieden bin. Dann lieber paar Euro mehr ausgeben und eines kaufen, das auch dann an/aus geht wann ich es will. Alleine in meiner näheren Umgebung kenne ich 2 weitere Gitarristen, bei denen es genau so ablief.
Gibt ja auch andere Hersteller, die es richtig machen, sieh z.B. Boss. ICH habe es jedenfalls noch nicht geschafft, einen ihrer Treter kaputt zu bekommen...
Roadtauglichkeit ist durchaus ein Faktor, den Hersteller bei der Entwicklung einplanen müssen, da sich damit auch gut werben lässt.
 
Im grossen und ganzen hast du ja recht, aber das findet man nicht nur bei den gitarren.

Um mal ein anderes beispiel zu nennen: bei den pcs ist das genauso, wenn man mal aufrüsten will, kann es sein das ein kühler nicht auf das mainboard passt, weil irgendein kondensator im weg ist, oder eine grfaikkarte nicht richtig in ihren steckplatz passt, weil der kühler gegen ein anderes bauteil stösst oder neue hardware kriegt nicht genug stromversorgung, usw...
Oder im modellbau bereich gibt es auch solche probleme, da passen bestimmte anschlüsse nicht, usw...

Ich denke so etwas findet man überall, wenn man sich mehr mit etwas beschäftigt.
 
Hm... stimmt irgendwie stört man sich garnicht so daran. Aber wenn man drüber nachdenkt ist es schon ganz schön unsinnig, wie viel Müll produziert wird. Mein alter Marshall MG100 hat 4 Kanäle. Die beiden brauchbaren sind nicht Fusschaltbar, nur so: Einer der beiden Brauchbaren - einer der beiden Unbrauchbaren. Total sinnlos, imo.
Weiter: Ist euch schon mal aufgefallen, dass Kabel von Planet Waves die Klinkenbuchsen so erweitern, dass normale Kabel nach 1/2 intensiver Planet Waves Nutzung einfach aus der Klinkenbuchse fallen? Musste das Ding zweimal wechseln, bis mir aufgefallen ist, dass das Kabel das macht. Seitdem hab ich mein Planet Waves Kabel nur noch am Amp und an Bodentretern, wo mans normal nicht ausversehen rauszieht...

Überall wird ausgetüftelt und entwickelt, ja. Aber bei einigen, auch wirklich großen, Equipmentherstellern wird anscheinend einfach nicht über alles nach gedacht..
Eigentlich schade.. :screwy:

Freakshow :great:
 
Im grossen und ganzen hast du ja recht, aber das findet man nicht nur bei den gitarren.

Um mal ein anderes beispiel zu nennen: bei den pcs ist das genauso, wenn man mal aufrüsten will, kann es sein das ein kühler nicht auf das mainboard passt, weil irgendein kondensator im weg ist, oder eine grfaikkarte nicht richtig in ihren steckplatz passt, weil der kühler gegen ein anderes bauteil stösst oder neue hardware kriegt nicht genug stromversorgung, usw...
Oder im modellbau bereich gibt es auch solche probleme, da passen bestimmte anschlüsse nicht, usw...

Ich denke so etwas findet man überall, wenn man sich mehr mit etwas beschäftigt.

Aber wenn man schon bei den PCs ist.. da gibt es SOOO viele Verschiedene Arten von Mainboards, Grafikkarten, Gehäusekonstellationen, dass es wohl nicht so einfach möglich ist, es allen Recht zu machen. Bei Gitarren Equip kommt mir das ganze bissl weniger vielseitig vor, weil nicht alles aneinander, aufeinander, übereinander und ineinander passen muss.. nur einige wenige, immer wieder vorhandene Anschlüsse..

Außerdem ist klar, dass ein veraltetes, kleines PC Netzteil keine Grafikkarten im Dual-Sly-Modus, Quadcore Prozessoren und vielleicht auch noch einen USB-Wasserkocher (;)) mit Strom versorgen kann.
 
Es gibt so genannte Sollbruchstellen, das sind Teile, die von der Konstruktion so entwickelt worden sind, dass sie nur eine bestimmte Zeit durchhalten bevor sie kaputt gehen.
Heißt die Industrie sorgt schon selbst dafür, dass ihre Produkte nicht ewig halten. Vor allem sehr sinnvoll in der Musikindustrie, weil gerade dort durch die Retro und Vintage-Trends ja gerade altes Material sich allergrößter Beliebtheit erfreut.
 
Oh man, ich war natürlich wieder viel zu gütgläubig, um auf das Argument mit der Gewinnmaximierung zu kommen. :D
 
Ja klar, die Hersteller müssen da auch an Wirtschaftlichkeit denken. Das mit dem Verschleiß war auch nur ein kleiner Punkt in meiner Liste oben. Dennoch ist das mMn nach keine Gewinnoptimierung. Beispiel: Ibanez DE7 Echo/Delay. An sich ein nettes Gerät, aber durch den billigen Plastikschalter haben die Teile öfter mal Wackler bzw. mal an und mal nicht. Ergo werde ich mir keines mehr kaufen, obwohl ich eigentlich mit dem Sound davon zufrieden bin. Dann lieber paar Euro mehr ausgeben und eines kaufen, das auch dann an/aus geht wann ich es will. Alleine in meiner näheren Umgebung kenne ich 2 weitere Gitarristen, bei denen es genau so ablief.
Gibt ja auch andere Hersteller, die es richtig machen, sieh z.B. Boss. ICH habe es jedenfalls noch nicht geschafft, einen ihrer Treter kaputt zu bekommen...
Roadtauglichkeit ist durchaus ein Faktor, den Hersteller bei der Entwicklung einplanen müssen, da sich damit auch gut werben lässt.

es steht dir ja als konsument völlig frei produkte zu wählen die dir als "unkaputtbar" erscheinen....

es gibt aber bei den millionen bosstretern bestimmt auch ein paar die bei einigen zeitgenossen keinen guten ruf auf grund ihrer haltbarkeit geniessen.....

und wie bereits erwähnt...man kann sich sich als konsument ja immer die freiheit herrausnehmen sich etwaiigen "drecksprodukten" konsequent zu verweigern.....

aber bedenke...will ich "mercedes" fahren....muss ich "mercedes bezahlen"...der vergleich mag viell ein wenig hinken aber ich denke das trifft die sache einigermaßen....

letztendlich hast du als "aktiv denkender" konsument allerdings immer die "arschkarte" gezogen....weil: es müssten mehr/bzw. sehr viele sich darüber gedanken machen was es an produkten zu verbessern gibt oder ob diese etwas "taugen" oder nicht (in dem zusammenhang greift dann wieder die "konsumverweigerung")....und das wiederum ist ein zeitphänomen.....sich aktiv gedanken machen ist nicht wirklich angesagt in der heutigen zeit.....das ist vielen zu unbequem....und in ihrer "eigenen comfortzone" lassen sich die wenigsten menschen gern stören......

also geben wir den firmen allen "erdenklichen spielraum" mit uns zu machen was sie wollen......

wenn ich noch ein beispiel anführen darf....alle stöhnen über die mittlerweile exorbitanten benzinpreise.....und????....keiner macht sich dahingehend gedanken das die mineralölfirmen uns seit jahr und tag irgendwelchen blödsinn von wegen "steigende rohölpreise und förderknappheit" erzählen....ich habe neulich einen artikel gelesen das, um druck auszuüben, es völlig reichen würde, von ALLEN autofahren, 1 !!!! woche nicht bei den grossen mireralölgesellschaften zu tanken....die verluste wären alleine bei einer woche exorbitant.....und sie MÜSSTEN die preise senken.....

tja....es macht aber keiner....es ist nämlich unbequem sich unter umstände ´ne freie tankstelle zu suchen....oder die leute sind geil auf die prämien oder, oder, oder.....
die menschen fühlen sich in ihrer "persöhnlichen bequemlichkeit" gestört....und deswegen zahlen sie lieber den mehrpreis.....
 
Dann lieber paar Euro mehr ausgeben und eines kaufen, das auch dann an/aus geht wann ich es will. Alleine in meiner näheren Umgebung kenne ich 2 weitere Gitarristen, bei denen es genau so ablief.
Gibt ja auch andere Hersteller, die es richtig machen, sieh z.B. Boss. ICH habe es jedenfalls noch nicht geschafft, einen ihrer Treter kaputt zu bekommen...
Roadtauglichkeit ist durchaus ein Faktor, den Hersteller bei der Entwicklung einplanen müssen, da sich damit auch gut werben lässt.

Das ist genau der Punkt. :great:

Die Lösungen sind nämlich bei den einzelnen Herstellern schon vorhanden. Es gibt Hersteller, die ihre Fußschalter stabil und die Verbindungskabel als normale Klinkenkabel auslegen, z.B. Mesa.

Das Beispiel Boss zeigt, daß die Effektgeräte zwar ein paar Euro mehr kosten, dafür aber den harten Bühnenalltag aufgrund ihrer durchdachten und robusten Bauweise mühelos überstehen.

Genauso ist es mit Kabeln. Ein billiges aus der Kramkiste wird irgendwann an seinen eigenen Sparmaßnahmen scheitern, ein teures, hochwertiges hat eine deutlich längere Lebensdauer.

Durchdachte Lösungen und auf Langlebigkeit getrimmte Geräte gibt es immer noch, sie kosten meistens aber ein bißchen mehr Geld. Geld, das dann viele Gitarristen lieber in eine neue Gitarre investieren, als in so langweilige Artikel wie ne AB-Box, ein Kabel oder sonstiges. Und dann wundern sie sich, weil sie nach ner Zeit dann den Ausfall haben.

burner81 schrieb:
Es gibt so genannte Sollbruchstellen, das sind Teile, die von der Konstruktion so entwickelt worden sind, dass sie nur eine bestimmte Zeit durchhalten bevor sie kaputt gehen.

Ja, das trifft durchaus auf die Unterhaltungselektronik zu. Mein Vater hatte einen der ersten Videorecorder. Da lief innen noch alles mechanisch. Der hielt 18 Jahre.

Bei Musikinstrumente und Zubehör ist es eher nicht so, daß man gezielt den Defekt nach einer bestimmten Zeit einbaut. Aber wenn man sich manche Amps in den Tube Amp Guts im Amp-Unterforum anschaut, wundert es einem nicht, wenn die mal den Geist aufgeben und man dann zwecks Reparatur ziemlich alt aussieht.

Heißt die Industrie sorgt schon selbst dafür, dass ihre Produkte nicht ewig halten. Vor allem sehr sinnvoll in der Musikindustrie, weil gerade dort durch die Retro und Vintage-Trends ja gerade altes Material sich allergrößter Beliebtheit erfreut.

Ich versteh jetzt nicht ganz, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll.

Der Vintage-Trend zeigt teilweise auch die Vorteile von damals auf. Da waren die Bauteile für ihren Zweck oftmals zigfach überdimensioniert ( siehe z.B. alte Fender Amps ). Man verbaute dort Bauteile, die für deutlich höhere Kraftaufwendungen gedacht waren. Damals ging man auf "Nummer Sicher", heute wird so knapp wie möglich kalkuliert. Dieses auf "Nummer Sicher"-Gehen zeigt sich rückblickend als die richtige Entscheidung, wenn man bedenkt, daß viele dieser Amps, nach Austausch der wirklichen Verschleißteile auch nach 40 Jahren noch laufen. Und sie klingen gut, deswegen sind sie begehrt.

Gleiches kann man heute auch erreichen, indem man einfach Amps kauft, die einigermaßen zukunftssicher aufgebaut sind. Große Trafos, sauber verarbeitete Platinen oder IMHO besser noch: PTP-Verdrahtung, gute Bauteile.
Das zahlt man natürlich und dementsprechend kosten die Teile auch mehr. Dennoch besteht die Möglichkeit, daß der Amp dann locker mal 30-40 Jahre hält, und nur die Verschleißteile mal ausgewechselt werden müssen.

Und wenn mal was kaputt geht, kommt dann der saubere Aufbau zugute, der es ermöglicht, ein defektes Bauteil ohne großes Drama rauszulöten und durch ein neues zu ersetzen.

Die "alle-glücklich-machen"-Lösung gibt es nicht, aber sicherlich hat der Kunde die Möglichkeit, bei der Auswahl an Herstellern und Variationen, sein optimales Setup zusammenzustellen.
 
Ich versteh jetzt nicht ganz, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll.

Der Vintage-Trend zeigt teilweise auch die Vorteile von damals auf. Da waren die Bauteile für ihren Zweck oftmals zigfach überdimensioniert ( siehe z.B. alte Fender Amps ). Man verbaute dort Bauteile, die für deutlich höhere Kraftaufwendungen gedacht waren. Damals ging man auf "Nummer Sicher", heute wird so knapp wie möglich kalkuliert. Dieses auf "Nummer Sicher"-Gehen zeigt sich rückblickend als die richtige Entscheidung, wenn man bedenkt, daß viele dieser Amps, nach Austausch der wirklichen Verschleißteile auch nach 40 Jahren noch laufen. Und sie klingen gut, deswegen sind sie begehrt.

Eigentlich hast du es verstanden :D

Es ging mir gerade darum, dass vor allem im Musikbereich wo wir Gitarristen auch gerne mal massig Geld für einen 40 Jahre alten Verstärker ausgeben, es für den Hersteller von Vorteil sein kann wenn der Amp/Bodentreten eben nicht 40 Jahre durchhält.

An einem Produkt dass auch noch nach einen halben Jahrhundert funktioniert verdient ein Hersteller nur ein einziges Mal. Wenn aber das Produkt nur 10 Jahre durchhält, der Besitzer aber gerne eben dieses Gerät wieder haben will, verdient er evtl 5 Mal soviel in 50 Jahren.

Außerdem ermöglicht dies viel größere Absatzzahlen bei Neuauflagen alter Geräte, weil die alten Teile ja dann schon im Museum oder auf der Müllkippe stehen.

Für einen Hersteller ist es meist einfach nur eine Katastrophe wenn seine Produkte gar nicht kaputt zu kriegen sind. Der Ruf unzerstörbare Produkte zu fertigen ist zwar toll, aber der Absatz bleibt so natürlich etwas niedriger weil ja keiner neu nachkaufen muss.
 
Ich denke, das Problem liegt ganz einfach an uns, den Gitarristen, den Kunden. Die überwiegende Mehrheit sieht doch diese Probleme, wie das Boxenkabel gar nicht, oder man sieht sie als kleines Hindernis, das man schnell umgehen kann. Der Perfektionismus ist da einfach nicht so sehr ausgeprägt.
Ich dagegen bin ein rechter Perfektionist und mich stören viele der hier angeführten Dinge auch. Ich hätte da noch ein paar Beispiele:
- Tragegriffe an Combos. Warum macht man an einen über 30kg schweren Amp nur einen mikrigen Henkel oben dran? Mit Griffschalen an der Seite trägt sich das so viel besser. Wenn ich den Markbass meines Bassisten trage (22kg), dann kommt er mir viel leichter vor, als mein Classic 30 (17kg).
- Warum gibt es keine Combos in Wedgeform und nur sehr wenige, die man schrägstellen kann? So gut wie jeder weiß doch inzwischen, dass man sich nicht hört, wenn man sich nur die Knöchel beschallt.
- Warum keine symmetrischen Verbindungen?
usw.

Und warum das alles nicht? Weil die Kunden es nicht fordern. Wie viele Gitarristen machen sich denn darüber schon wirklich Gedanken? Da wird meiner Meinung nach einfach alles aus Tradition hingenommen. Und daher wird es auch weiterhin die Aufgabe von Bastlern und vereinzelten Herstellern bleiben, Verbesserungen durchzuführen.
 
Das ist bei vielen Dingen des täglichen Lebens so.. vom Auto bis zur Zahnbürste.. fehlerhaftes Design gibt's überall.

Was bei Gitarren hinzukommt ist die Vintagegeschichte, seit den frühen 80ern die Tendenz eher zurück zu den Wurzeln zu gehen.. Mit ein paar Einzeltretern, einer klassischen Stromgitarre und einem Amp den man nur aufdrehen kann ist eigentlich schon genug möglich :D Man merkt auch hier im Forum ständig wie gern Volume und Tonepotis der Gitarre misachtet werden: "drehe ich immer voll auf" ist wohl eine übliche Antwort zu dem Thema, Regeln tut der Amp... Tja, wer nicht will der hat schon ;) (muss sich dann eben zum Amp bücken :D )

Aber die Fehldesigns fangen ja schon beim Arbeitsgerät direkt an, die Klassiker sind dicke Bretter, so ergonomisch wie ein Baumstamm, mit Elektrobauteilen die in den 30-40Jahren üblich waren, Tropenholz mit Plastikbinding ist auch nicht mehr zeitgemäß.
Bei sämtlichem Zubehör, inkl. Amps, würde ich eher in die Richtung tendieren: Mit der (verhältnismäßig.. wieviele haben eine EGitarre im Haushalt? 10-15%?) kleinen Kundschaft kann man alles machen.. Vieles ist reiner Liebhaber und Fanatikerkram und obendrein gibt's noch unzählige Hersteller (siehe HC), im Grunde kann jeder seine DIY Bodeneffekte oder selbstgewickelten Pickups auf den Markt werfen, gerade weil das Zubehör kein Vodoo ist.
Dann kommt natürlich noch der Kostendruck hinzu, den so ein enger Markt mit so vielen Herstellern und Gebrauchtmaterial mit sich bringt, dann wird gespart und schnell Veröffentlicht statt durchdacht. Sind die stetigen Musikmessen überhaupt so dringend nötig? Kann man jedes Jahr das Rad neu erfinden?

Ich glaube aber auch das Gitarristen selbst daran Schuld sind, man braucht nicht jeden Mist, das erspart dann auch den Frust.
 
Und warum das alles nicht? Weil die Kunden es nicht fordern. Wie viele Gitarristen machen sich denn darüber schon wirklich Gedanken? Da wird meiner Meinung nach einfach alles aus Tradition hingenommen. Und daher wird es auch weiterhin die Aufgabe von Bastlern und vereinzelten Herstellern bleiben, Verbesserungen durchzuführen.

Guter Punkt, ABER: Innovation kommt doch normalerweise auch von den Herstellern... Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass tausende Kunden bei Nintendo angerufen haben und eine intuitive Spielkonsole gefordert haben, worauf dann das Wii erschien.
Gleiches gilt doch auch bei uns Musikern: Wenn hier mal ein Hersteller käme und einen Combo auf den Markt würfe, der voll fußschaltbar, mit ordentlichen Tragegriffen versehen, ab Werk schräg zur richtigen Beschallung gebaut und dazu robust wie ein Panzer wäre... das wäre doch mal ein Wort, wo man als Gitarrist sagen könnte, "Hey, der ist sinnvoll konstruiert, der hebt sich von der Masse ab!" Wenn er dann noch gut klingt, machen die Leute doch sicher nen riesen Umsatz mit dem Ding...

Klar, es ist wirtschaftlicher, auf der Stelle zu treten, aber es sind manchmal wirklich so lächerliche Dinge, die übersehen werden und ohne großes Nachdenken oder Kosteneinsatz verbessert/gleich von Anfang an richtig gemacht werden könnten...
 
Viele neue Ideen werden aber auch vom Markt einfach nicht angenommen weil sie mit den Traditionen zu heftig brechen.
Zum Beispiel wurde längerer Zeit eine Aluminium Gitarre vorgestellt, bis heute hab ich die nirgends gesehen. Oder das viel gepriesene neue Kunstholz, also ein Gitarrenkorpus der nicht mehr aus Holz ist, sondern aus einem Ersatzwerkstoff "gepresst wird.

Sind wir mal ehrlich, solchen Innovationen wollen wir Gitarristen doch gar nicht. Für die meisten ist der heilige Gral bis heute entweder eine LesPaul oder Strat/Telecaster.
 
Bannockburn schrieb:
Gleiches gilt doch auch bei uns Musikern: Wenn hier mal ein Hersteller käme und einen Combo auf den Markt würfe, der voll fußschaltbar, mit ordentlichen Tragegriffen versehen, ab Werk schräg zur richtigen Beschallung gebaut und dazu robust wie ein Panzer wäre... das wäre doch mal ein Wort, wo man als Gitarrist sagen könnte, "Hey, der ist sinnvoll konstruiert, der hebt sich von der Masse ab!" Wenn er dann noch gut klingt, machen die Leute doch sicher nen riesen Umsatz mit dem Ding...
Und genau das glaube ich eben nicht. Ich denke, die Reaktionen der Kunden wären eher so in der Art:
- zu modern
- ist nicht von einer bekannten Marke
- ungewohnt
usw.
Ich denke, dass die meisten erst mal mit einer negativen Haltung da ran gehen werden, was sich natürlich auch auf die Beurteilung des Sounds auswirkt. Man denke nur einmal an die ewigen Vorurteile Transistoren und Modellern gegenüber.
Gitarristen sind nun mal ziemlich konservativ, was ihr Equipment angeht. Um auf das Beispiel der Spielekonsolen zurückzukommen, da sind es die Leute nicht, im Gegenteil, sie erwarten den Fortschritt sogar!
Und was machen wir? Warten auf die xte Wiederauflage der ach so heiligen Verstärker- und Gitarrengeneration .

Das ist vielleicht etwas stark schwarz/weiß gesehen, aber im Moment sehe ich diesen Trend. Das es auch einmal anders war, zeigen die Zeiten, wo ultrakomplexe Racks angesagt waren. Daher könnte ich mir auch vorstellen, dass da mal ein Umdenken stattfindet. Aber das kann nur funktionieren, wenn es der Kunde auch wirklich will, also wenn wir dem "Vintagewahn" überdrüssig geworden sind.

Edith meint, dass sich mein Post wohl ziemlich mit dem von burner81 überschneidet.
 
Viele neue Ideen werden aber auch vom Markt einfach nicht angenommen weil sie mit den Traditionen zu heftig brechen.

Aber die Geschichte hat ja gezeigt, dass es gerade diese Produkte waren, die am meisten Erfolg hatten. Ich denke, die Unternehmen wollen auch einfach keine wirklichen Risiken mehr eingehen.
=> Das passt ja im Moment auch gut zum Rest unserer Gesellschaft, was ich allerdings sehr schade finde.
 
hi folks,

ein teilaspekt ist:

die wünsche und ansprüche (bzw. das bewusstsein darüber) sind zu unterschiedlich !

mit freundlichem groove hanno
 
Wenn hier mal ein Hersteller käme und einen Combo auf den Markt würfe, der voll fußschaltbar, mit ordentlichen Tragegriffen versehen, ab Werk schräg zur richtigen Beschallung gebaut und dazu robust wie ein Panzer wäre... das wäre doch mal ein Wort, wo man als Gitarrist sagen könnte, "Hey, der ist sinnvoll konstruiert, der hebt sich von der Masse ab!" Wenn er dann noch gut klingt, machen die Leute doch sicher nen riesen Umsatz mit dem Ding...

Da musst du dich nur etwas genauer umschauen. Wie wärs mit der Marshall JVM Serie und dazu ein ein TC Electronic Nova System? O.k. die Amps sind nicht in Wedge Form, aber Fußschaltbar (4 Kanäle), mit ordenlichen Tragegiffen, robust (mein 6101 tut seit 15 Jahren ohne Murren), Röhrentechnik, klingt super. Das Nova - System hat hochklassige Effekte, ist sehr robust, erspart dir den Steptanz, ist flexibel.

Hey, für diese Flexibilität und Qualität hätte man vor 15 - 20 Jahren einen großen Kredit aufnehmen müssen und zwei Roadies für das ganze Equippement gebraucht.

Oder schau dir mal ein VG-99 an. Wer 1980 behauptet hätte, dass es mal so ein Gerät gibt, der wäre zum Drogentest eingeliefert worden.

Klar gibts immer Details die man verbessern könnte. Aber die Behauptung, dass die Industrie sich der Inovation verweigert und die armen Gitarristen mit billigem, schlecht klingenden Plastikmist verarscht finde ich einfach überzogen.

Allerdings den Gedanken mit der Wedge Gitarrenbox finde ich absolut einleuchtend. Vielleicht hat sich die Industrie doch gegen uns verschworen? ;)

Grüße

Toni
 

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