Gitarren-Verstärker: Warum ich keine Röhren mehr verwende

Warum ich keine Röhren mehr verwende​

Moin!
Ich möchte mit diesem Thread keinen Glaubenskrieg zwischen Transe und Röhre los treten, sondern meine objektive Einschätzung meiner Erfahrung zu diesem Thema der Bauteilwahl der letzten 10 Jahre mitteilen. Es ist nicht einfach so etwas zu schreiben, daher wäre es schön, wenn andere ihr Bashing vermeiden, damit dies ein weitestgehend objektiver Thread bleibt. Immerhin kann sich jeder bei den Pro- und Contra- Argumentationen seine eigene Meinung dazu bilden und letzten Endes entscheidet sein eigenes Ohr (und bei einigen auch die Messungen).
Auch ich habe in dem Glauben angefangen zu basteln, dass die Röhre mächtiger ist als der Transistor was die Mukker-Soundwelt betrifft. Immherin hat die Röhre besondere eigenschaften, die der Transistor nicht hat. So entstanden viele Amps in einer Keksdose oder Verzerrer, EQs, Compressoren und sogar ein Wah habe ich ins Rack in reiner Röhrentechnik ferngesteuert ohne einzelnen Halbleiter gepflanz. Allerdings war es bevor ich mich hier im Forum angemeldet habe, sodass ich hier nichts davon zeigte. Doch mitlerweile stauben die Röhren ein, weil ich sie nicht einmal mehr ansehe, wenn ich ein Projekt plane und bauen möchte. Die Gründe hierzu möchte ich nun in diesem Thread aufschreiben.

Lüge Nummer 1: Der warme Röhrensound:

Das ist ein sehr offensiver Einstieg, ich weiß. Aber dies ist auch das was mich am meisten nervt, immer wieder von nicht technisch versierten Menschen vorgekaut zu bekommen, dass alle Transistoramps diese Wärme vermissen lassen oder den Punch, den ein Röhrenamp liefert. Dieses Argument ist allerdings nicht nur in der Musiker-Welt vertreten, sondern auch in der HiFi-Welt. Klar, ist das sehr emotional. Das ist es in der Musik eigentlich immer. Es geht hier um Kunst und nicht kalte Analytik. Aber ich habe an einigen (zum Teil leider überteuerten) Workshops damals teilgenommen, die dieses Thema ansprachen. Eins dieser Workshops war von Menno van der Veen geleitet. Er wickelt die genialsten Ausgangsübertrager, die ich je gehört und durchgemessen habe. Der Hintergrund des "warmen Röhrensounds" ist nämlich der AÜ und hat weniger mit Transistoren zu tun. Dieser gute Mann hat Röhrenamps gebaut die mit absicht absolut kalt und analytisch ausgelegt waren und mit AÜs bestückt wurden, die linear bis 100kHz laufen. Das hatte mich damals schwer beeindruckt. Natürlich habe ich mir gleich zwei Stück davon gekauft und experimentiert. Es stellte sich heraus, dass mein damaliger Gitarren-Röhrenamp mit diesen AÜs zur grottigsten Kiste verkommen ist, die an die ersten Versuche der Transen-Amps erinnerten. Ein grottiger reiner Transen-Amp hat dann den AÜ aus meinem Röhren-Amp erhalten und klang sofort um Welten besser. Es wurde daraus nicht magischer weise ein sehr toller Amp, aber die verbesserung hinsichtlich des Sounds und "Wärme" hat sich drastisch verbessert.
Was sagt uns das jetzt? Mir hat es von da an einfach gezeigt und gesagt, dass wenn man echten sogenannten "Röhrensound" haben möchte, einfach einen schicken Ausgangsübertrager am Ende seiner Signalkette einbaut, um die gewünschten Unzulänglichkeiten im Hochtonbereich zu erhalten. Dabei ist natürlich wichtig, dass dieser nicht von schlechter Qualität ist. Aber wie bereits dargestellt hat es nichts mit der Verwendung von Röhren zu tun. Natürlich brauchen die meisten Röhren-Schaltungen einen solchen AÜ und daher hat es sich wohl eingebürgert es auch dem Röhrenamp zuzuschreiben eine solche Wärme zu haben. Es ist ja auch richtig heimelig glühende Röhren anzusehen und im Winter sind sie eine gute Heizung.

Lüge Nummer2: Röhrenamps sind leichter zu warten:​

Naja, wenn man die alten Amps mit Point to Point Board und wirklich wenig Bauteilen ausgeht, stimmt das schon. Aber das hat eher was mit der Bauweise als mit der Verwendung von Röhren zu tun. Jeder kann auch einen einfachen Transistor-Amp mit solchen Lötaugen oder einem Turret-Board versehen und so einen für jedem einfach zu wartenden Amp bauen. Der springende Punkt ist einfach, dass heutige moderne Amps alle sowieso über eine dicht bestückte Platine verfügen, die zum Teil SMD Bauteile aufweisen. Die meisten Amps haben sogar Halbleiter im Signalweg, um die Röhre anzusteuern, den Bias automatisch einzustellen und so weiter... Das was einem dann weh tut ist die hohe Spannung. Bei einem nicht offensichtlichem Defekt muss man im inneren bei laufendem Gerät Messungen durchführen und bei 400V ist dies einfach gefährlicher als bei 50V. Besondere Vorsicht ist dabei geboten. Das macht eine Reparatur für mich wesentlich unentspannter als bei einem kleinen Transistoramp. Daher kriege ich immer einen Hals, wenn zu mir jemand ankommt, der mich gerade kennen gelernt hat und mit der Aussage "Hey, mach mir das mal eben bitte. Immerhin sind Röhren leichter zu warten." versucht etwas von mir zu erhalten, dass dann so nicht einmal stimmt. Man muss sich einfach nur ansehen, wie die Endstufenplatine in diesem Thread aussieht. Die ist absolut winzig im Vergleich und hat keine besonderen und auch nicht viele Bauteile. In ihr schlummern dennoch bis zu 70W Leistung.

Das Übersteuerungsverhalten von Röhren:​

Ja, das ist keine Lüge. Röhren gehen nicht plötzlich dazu über ein Rechtecksignal auszugeben, wie ein Transistor es im Übersteuerungsfall tun würde. Aber dieses Verzerrungsverhalten haben wir aber doch schon gemeistert mit Transistoren zu emulieren. Ich gebe jedem Recht, der meint digital emulierte Sounds klingen flach und eindimensional, wenn es um Verzerrungen geht. Da müssen wir noch ein wenig daran programmieren und ein oder zwei Generationen Rechenleistung abwarten. Ja, ein Camper kommt da schon sehr nahe, aber mir ist das noch nicht gut genug. Eine Emulation steht und fällt ja mit der Anzahl der berechneten Harmonischen im Signal. Bei einigen Effekten wie einem Delay reicht es die ersten zwei oder drei Harmonische zu kopieren. Aber gerade bei einem verzerrten Signal passiert so viel, dass dies nicht reicht. Aber ich denke mit der Zeit wird sich das erledigt haben.
Aber wir haben ja jetzt unsere schicken Bodentreter mit Transistoren und sogar Op-Amps bestückt, die für einem die schöne Zerre liefern. Das lustgie hierbei ist, dass wieder Fehler oder eigentlich unerwünschte Eigenschaften in Bauteilen zu einem angenehmen und gut klingenden Sound führen. Der Erfolg des Tube Screamers ist darin begründet, dass der verwendete 4558 eine recht lange Recovery-Time hat, sodass bei jedem Wechsel der Peaks in die andere Richtung der Sättigung der OP gemächlich reagiert, sodass nervige Obertöne einfach nicht vorhanden sind. Dabei war das damals eine reine Preisentscheidung, da dies damals der günstigste OP auf dem Markt war.
Wäre das nicht so, dann klänge er wesentlich rauer und harscher. Ich habe das ausprobiert und einige Burr Brown OPs der obersten Liga in einen TS eingebaut und das Ergebnis war einfach der schlechteste Verzerrer, den ich je gehört habe. Und dann gibt es zudem noch so viele schlechte Röhrenzerren auf dem Markt. Ein Beispiel ist für mich der Ibanez Tube King. Als ich den das erste mal im Netz gesehen habe, war er ausverkauft und nicht mehr auf dem Markt in der roten Version. Ich habe unzählige Stunden mit der Suche danach verbracht, ehe ich einen kaufen konnte. Die Features reizten mich schon sehr und YouTube Videos habe ich auch zu hauf gesehen. Das Problem mit den Videos ist ja, dass die immer arg komprimiert sind und man oft doch nicht richtig einschätzen kann wie das Gerät so ist. Jedenfalls kam der Tube King bei mir an und er klingt einfach nur flach, eindimensional und undynamisch. Meine liebste Zerre derzeit ist der Tight Metal von Amptweaker. Er ist sehr dynamisch, hat ein wundervolles Impulsverhalten, das man vor allem regeln kann und hat mich mit dem integrierten Gate einfach überzeugt. Als ich ihn das erste mal anspielte, nachdem ich ihm nur auf Verdacht aufgrund des niedrigen Preises in der Bucht geangelt hatte, klappte mir regelrecht die Kinnlade runter.

So, da gibt es aber noch die Endstufensätigung auf die viele immer noch abfahren. Ja, das kann ich verstehen. Es ist laut, es drückt, der ganze Körper wird davon ergriffen und der Amp wirkt reaktionsfreudiger und spricht einfach schneller an. Bei neuen modern ausgelegten Amps funktioniert das ganze aber schon lange nicht mehr, auch wenn es Röhren-Amps sind. Da passiert die Soundgestaltung in der Vorstufe und die Endstufe macht nur noch lauter. Nicht wenige Amps haben mitlerweile sogar einen Presence-Regler der nichts mehr mit der Endstufe zu tun hat, sondern da übernimmt eine Schaltung der Vorstufe die emulierte Soundänderung. Da wird man hier auch schon quasi verarscht. Aber da es noch alte Amps gibt, die solches Verhalten haben, gehe ich auf die modernen Amps nicht ein. Wenn man sich die Amps anschaut die diesen Effekt der Endstufensättigung besonders haben, dann haben die meist sogar Röhrendioden oder Röhrengleichrichter im Netzteil. Was dann bei hohen Lautstärken oft passiert ist, dass das Netzteil nachgibt und nicht mehr die Spannung liefern kann, die eigentlich vorgesehen ist. Dieser Sag, den man auch bei Fuzzes mit fast leerer Batterie gerne hat, den hat man dann auch zum Teil bei solchen Amps. Um dies mit Transistoren zu emulieren kann man entweder sein Netzteil mit Absicht unterdimensionieren oder eine Regelung entwerfen die dann abhängig vom Eingangssignal reagiert. Bisher habe ich das noch nicht komplett heraus gefummelt, wie man das idealerweise kopieren kann. Aber das mache ich nur nebenher aus reiner Neugierde. Eigentlich will man ja heutzutage keine Soundänderung mit Änderung der Lautstärke haben. Daher ist dies mMn nicht wirklich wichtig. Das die Vorstufen ohne Röhren gute Dinge verrichten haben wir ja schon im darüber liegenden Absatz besprochen. Warum also nicht auch hier eine solche Endstufe verwenden und eine klangneutrale und lineare Geschichte am Start haben?

Jetzt wird es warm und hochspannungsvoll:​

Röhren sind Heizungen. Sprichwörtlich, da die Heizung der Röhre dazu nötig ist Elektronen zu emitieren, damit die überhaupt funktioniert. Im Sommer oder im engeren Proberaum brauche ich nicht noch mehr Hitze. Ein 100W Amp kann daher auch gut und gerne 400W verbrauchen. Das geht irgendwann ins Geld, wenn man den Strom selber bezahlen muss. Aber das ist eher eine Kleinigkeit und fällt meiner Meinung nicht zu schwer ins Gewicht. Nur die hohen Spannungen sind eher störend. Neben teureren spannungsfesteren Bauteilen braucht man hierbei viel Eisen, was die Geräte einfach groß, schwer und wesentlich teurer macht. Natürlich gibt es hier auch viele Ausnahmen in Richtung Radio-Röhre oder unzählige Versuche mit 40V Röhrengeräte mit Standard-Röhren zu bauen. Nur diese Geräte haben noch schlechtere Störabstände und Messwerte als jedes Transistorgerät in diesem Bereich. Man muss bei Transistoren ja nicht immer die 9V aus dem Steckernetzteil des Effekt-Pedals nehmen. Es macht oft Sinn wesentlich größere Spannungen für mehr Headroom, einen größeren Störabstand und weniger Rauschen zu verwenden. API und Neve haben daher schon immer mit höheren Spannungen gearbeitet. Dabei kommt man aber nie in den dreistelligen Bereich, der für einem selber in irgend einer Form gefährlich werden kann.

Lüge Nummer 3: Alles digitale taugt nichts und ist böse:​

Tja, da gibt es sie immer noch: Die puristen, die alles digitale verschmähen und in ketzerischer Art alles halbleiterbestückte verfluchen. Aber von denen gibt es zum Glück kaum noch welche. Was also tun? Es fängt ja schon bei den einfachen Pedalen an. Welches Delay, Hall oder Chorus ist noch rein analog aufgebaut? Es ist mühselig schicke Eimerkettenschaltungen zu entwerfen oder ein Tape als Delay zu verwenden und diese auch noch gut klingen lassen zu wollen. Da ist es rein digital wesentlich einfacher und die Möglichkeiten sind auch riesig. Es sind jetzt Geräte möglich, wie sie es einfach noch nie waren mit besserer Qualität und

Jetzt wird es digital:

Wer liebt sie nicht? Die kleinen handlichen Mini-Pedale diverser Firmen die wunderbare Halls, Echos, Delays und Co anbieten. Die kosten nicht mehr die Welt, sind leistungsfähiger als alle Vorfahren und zudem verbrauchen Sie wenig, sind klein und werden nicht heiß. Da sind sich die meisten darüber einig etwas gut klingendes in der Hand und vor allem im Ohr beim Spielen zu haben. Aber warum sollte es da schon aufhören? Auf PCs, Pads und Handys gibt es mitlerweile sehr gute Emulatoren die einfach nur sehr sehr gut sind. Wie es bei Verzerrern mMn aussieht wisst ihr ja bereits. Aber dem gebe ich einfach noch ein paar Jahre Zeit und ich bin sicher, dass ich damit dann auch glücklich und zufrieden sein werden. Es ist doch einfach so, dass die Rechenleistung mitlerweile unseren Vorstellungen überstiegen hat. Wir haben Geräte mit mehreren GHz Taktfrequenz die pro Takt eine Gleitkommaoperation durchführen können. Wenn man diese Geräte mit den richtigen mathematischen Operationen füttert, könnnen sie quasi Wunder vollbringen. Vor allem sind die Preise so weit im Keller, dass man sowas hier einfach aus dem Ärmel schütteln kann. Klar hatte ich Probleme, aber der Sound ist da.

Man kann mitlerweile jedes Verhalten eines Geräts auf das Signal emulieren, wenn man die Impulsantwort hat. Durch Faltung mit dem Originalsignal wird das Ergebnis das des Originalgeräts gleichen. Bei Boxensimulationen ist es bereits so. Das man einen Amp nicht zu 100% emulieren kann liegt einfach daran, dass theoretisch unendlich viele Einstellungen vorhanden sind. Durch Alterung oder Bauteiltoleranzen vergrößert sich hier zudem noch die Anzahl der Möglichkeiten. Dem müsste man dann genauso mit unendlich vielen Impulsantworten entgegen kommen, um dieses Problem zu lösen. Das dies unmöglich ist, sollte jedem klar sein. Das man allerdings dennoch ein gut klingendes Produkt hat, allerdings auch. Nur weil das letzte Bisschen Abweichung im Obertonspektrum vorhanden ist, heißt es nicht, dass die Simulation schlecht ist. Nur die Emulation genau dieses einen Geräts ist nicht ganz zufrieden stellend. Aber wen interessiert dies, wenn es einfach klingt? Daher bewerte ich die Software oder andere Produkte nicht anhand des Original-Sounds im Vergleich, sondern daran, wie gut sie allgemein performen. Das heißt ich bewerte den Sound, das Ansprechverhalten, die Features, das Durchsetzungsvermögen im Bandkontext und Preis/Leistung. Leider sind dazu notwenige DSPs immer noch recht teuer. Aber das legt sich sicherlich mit der Zeit, wie es beim Rest auch schon so war.

Man darf einfach nicht vergessen, dass man digital quasi die Physik austricksen kann. Man schickt das Signal ja nicht durch reale physikalische Bauteile während es bearbeitet wird. So kann man auch plötzlich einen EQ mit 50dB Flankensteilheit ohne Phasenunterschied zum Originalsignal und ohne Überhohungen an anderer Stelle bauen ohne Probleme. In der Realität wäre eine solche Schaltung rein analog fast immer zum schwingen verurteilt. Zudem spart man sich auch Bauteile wie Spulen. Wie gesagt, "Eisen" ist immer teuer.

Kurzum: Digital wird die Zukunft sein, auch wenn der Stromverbraucht aufgrund der Flut an Transistoren im Chip wesentlich höher ist als bei analogen Schaltungen.

Was kann die Röhre eigentlich?

Die Röhre ist immer noch ein richtig genialer Impedanzwandler! Ich bin ein Fan von einem CD Player mit Röhren. Für die meisten ist es die bescheuerteste Idee der Welt, aber ich liebe den Magnat MCD 1050 einfach. Der Grund ist der, dass dies nicht einfach ein Marketing-Gag ist einem digitalem Medium "Röhrenklang" zu verleihen. Die Röhren liegen nämlich am Ausgang und treiben somit die Vorstufe vom dahinter geschalteten Amp. Das heißt, dass sie nicht verstärken und die Verstärkung gleich 1 ist. Der Vorteil ist einfach, dass der CDP so überall gleich klingt, da sich die Röhren an fast jedem Amp unabhängig der Eingangsimpedanz wohl fühlen. Ab und zu hat man das Gefühl ein Mismatch der Geräte vorliegen zu haben. Das hat man mit diesem Gerät nicht. Klar mag es Geräte geben, die die Röhre ganz anders und nur von der Marketing-Abteilung vorgeschrieben verwenden. Aber dieses Gerät ist wirklich kein Blender. Man hat einfach einen sehr neutralen Klang dadurch gewonnen und es geht nicht um "wärme" oder den besonderen Glanz oder Schimmer im Hochtonbereich.

Bis vor Kurzem waren Röhren auch sehr wichtig für alle möglichen HF-Anwendungen. Allerdings hat hier auch mitlerweile das Germanium einzug erhalten. Was für den HiFi-Menschen und Musikus zum alten Eisen gehört, da kaum einer noch Germanium Transistoren verwendet, ist gerade für den Funker neustes High-Tech. Hier hat der Transistor mitlerweile erneut gesiegt, auch wenn der Weg wesentlich länger war.

Erst wenn eine Atombombe in der Stratosphäre über Europa gezündet wird oder anderweitig ein EMP das Land in Dunkelheit hüllt, werden Röhrengeräte ein Revival haben, da sie noch funktionieren werden. Die meisten anderen Halbleiter wären durch die hohe Induktionsspannung fritiert worden. In diesem Fall würde die hohe Spannung zugunsten der Röhre ausfallen. Die Frage, woher der Saft für die zur Kommunikation notwendigen Radios und Funkgeräte dann kommt, ist eine Andere.

Warum klingen mache Geräte einfach schlecht?​

Das hat viele Ursachen. Prinzipiell kann jede Technologie im Audio-Bereich gut klingen. Natürlich hat jedes verwendete System Vor- als auch Nachteile, aber alle Geräte einer Gattung über einen Kamm zu scheren ist zu einfach gedacht. Man kann nicht alle Transistorverstärker schlecht finden. Zum Glück gibt es mitlerweile sehr viele gute Gegenbeispiele, die sich gut gemausert haben. Und auch Einschätzungen, die in die Richtung gehen bestimmte Dinge einem Genre zuzuweisen kann ich nicht unterstützen oder gar verstehen. Es scheinen viele immer noch zu meinen, dass Transen-Amps dem Metal gehören. Dabei gibt es doch viele schicke Dinger von Diezel mit Röhren. Und der Roland Jazz Chorus ist auch kein Röhrenamp.

Warum sich dann solche Meinungen halten ist zum einen der Marketing-Abteilung vieler Firmen geschuldet. Wenn man aus verschiedenen Ecken die gleiche Meinung suggeriert bekommt, fängt man als technisch nicht affiner Mensch an dies zu glauben. Dann wird es wiederholt und auch an Orten wie diesem Forum weiter verbreitet. Schade eigentlich. Da ist es immer schwer dagegen anzureden und auch mit Beweisen wie technische Angaben und/oder Messungen hat man es manches mal schwer. Das soll keine Kritik an dieses Forum sein, im Gegenteil. Hier kann sich ja jeder Gehör verschaffen. Ich möchte nur darauf hinaus, dass viele ein Gerät nicht objektiv wahrnehmen können, wenn eine bestimmte Erwartung oder bestimmte Wertungskriterien vorhanden sind. Natürlich klingt sein Instrument nach dem Umbau besser, da man selber Hand anlegte und neben Zeit auch noch Geld investierte. Das ist dann schon fast eine selbsterfüllende Prophezeiung. So ist es dann auch mit Technik bei der man Vorurteile gegenüber hat. Auch ich ertappe mich immer wieder selbst dabei. Da denke ich von A, dass es besser sei als B und erst bei einer Messung, stelle ich fest, dass ich falsch lag. Das fehlt vielen Musikern, da Messgeräte und Wissen fehlen. Das ist auch ok so. Musik ist ja emotional und das soll es auch bleiben. Zum anderen ist es schwer Klang zu beschreiben. Da fällt einem bei jeder Vokabel eigentlich auch ein anderer Klang ein, den wir im Ohr dann hören, sodass ein echter Vergleich im Dialog mit anderen schwer fällt. So halten sich dann gewisse Schlagworte, auch wenn diese dann irgendwann falsch genutzt werden.

Aber es gibt Geräte die einfach schlecht sind. Das liegt dann an der Konstruktion, am Rotstift der Firma oder einfach an der Unfähigkeit. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die fehlen. Zu sehen ist es z.B. in diesem Thread über meinen Mod eines Alesis Noise Gates. Ich habe mich gewundert, warum viele Gates unten herum ein so schlechtes Ansprechverhalten haben und die Impulse beim Palm Muten quasi verschlucken. Durch Austausch der Koppelkondensatoren wurde daraus dann ein absolutes Spitzengerät, dass ich bis heute noch doppelt im Rack sitzen habe. Ein drittes unverändertes Gate habe ich auch noch, um anderen vor Augen zu führen, wie krass die Unterschiede vor und nach dem Mod sind. Alesis ist da aber kein Vorwurf zu machen. So ein Schaltungsentwurf bedarf Erfahrung und Zeit und wir wissen nicht was ursprünglich dabei gedacht wurde diese Kondensatoren in der Größe einzusetzen.
Die meisten Ingenieure nehmen kleinere Kondensatoren, da man kein Rumpeln und andere tieffrequente Störung im Gerät haben möchte. Da setzt man sich eine Grenzfrequenz bei der man der Meinung ist eine Gitarre könne solche tiefen Frequenzen nicht wiedergeben und vergisst dabei, dass viele Spielarten ein perkussives Ansprechverhalten in den tiefen Frequenzen besitzen. Das geht dann verlohren. Dies ist aber nur ein Beispiel von vielen, warum manche Geräte augenscheinlich nichts taugen. Es kann an einem einzigen Bauteil liegen, dass das Ansprechverhalten schlecht ist oder das Gerät einfach nur flach oder zu komprimiert und daher undynamisch wirkt. Daher ist es für mich immer so schwierig gleich eine Art oder Gattung von Bauweisen zu bewerten, da es mMn immer eine Lösung für dieses eine spezielle Problem gibt. Das andere ist natürlich auch, dass man möglichst breit gefächert aufgestellt sein möchte und damit versucht alle Möglichkeiten auszuloten. Dann gibt es auch noch den Geschmack. Das darf man nie vergessen. Der eine mag es sehr dynamisch, der andere will nur braten und das gefälligst in der gleichen Lautstärke, egal ob er gerade leicht zupft oder seine Gitarre verprügelt. Aber das ist dann wiederum eine andere Geschichte.

Schlusswort:​

Wie ihr seht, habe ich der Röhre doch ein paar gute Eigenschaften eingeräumt und das dieser Thread keine Hasstirade gegen Röhren darstellen soll. Nur die Vorteile einer Röhre überzeugen mich einfach nicht mehr, da man die gewollten Eigenschaften auch anderweitig erhalten kann. Die Nachteile der Röhre sind und bleiben einfach stets erhalten, auch wenn man versucht drum herum zu arbeiten. Daher könnte ich - wenn überhaupt - am ehesten mit einer Hybridlösung leben, die quasi "best of both woorlds" darstellt, wie sich auch im genannten CDP vorhanden ist. Es gibt viele Wege nach Rom und ich möchte niemandem seine Röhren schlecht reden oder weg nehmen. Wer mit seinem Sound zufrieden ist, ist einfach ein glücklicher Mensch und wie er das geschafft hat, ist doch egal. Ich wollte nur einige Dinge klar stellen und zurecht rücken, da die Marketingabteilungen der Firmen sich immer neue wilde Dinge ausdenken oder althergebrachtes Glauben immer wieder trotz mangelnder Richtigkeit runter gerattert wird. Ich möchte damit auch vor allem jungen Musikern den Mut geben sich etwas eigenes zu trauen und nicht nur das Equipment der Idole nachzujagen. Man kann nämlich auch unabhängig von den Meinungen der Magazine einen guten Sound ohne teure Röhren erhalten.

Ich hoffe dieser Thread war interessant genug zu lesen.

Gruß,
Etna

P.S.: Wie im anderen Thread bereits benannt juckt es mich derzeit unter den Nägeln einen Versuch zu starten und viele Gitarristen mal in ein Studio einzuladen und denen einen Amp vorzustellen, der wie ein typischer richtig großer Röhren-Bolide aussieht. Doch die sichtbaren Röhren sollen nur durch LEDs angeleuchtet sein und die Nutzung solcher vortäuschen. Im inneren sollte eine kleine süße SMD bestückte Platine mit Class D Endstufe werkeln, dessen Größe in ein Effekt-Pedal passt. Ich denke es wäre interessant zu erfahren wie der Amp dann bewertet würde und die Reaktion der Leute zu sehen, wenn ihnen gezeigt wird, was wirklich im inneren werkelt.
 
Eigenschaft
 
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Ich sehe es jedoch nicht als sinnvoll an Hallpedal, TubeScreamer, Echo und womöglich noch nen Kompressor vor nen Amp zu schalten und dann vom Ampsound zu reden. Was dann hinten noch verstärkt wird ist doch bis auf die Endstufensättigung (OK - die mag einigen dann fehlen) bei einem Transistor-amp genau so wie im Tube-Amp.

Habe ich, bis auf den Kompressor, alles zwischen Gitarre und Amp. Wird hin und wieder dazu geschaltet, selten sogar gleichzeitig. Hall und Echo verändert den Sound gar nicht, der Tubescreamer legt halt ´ne Schippe Gain drauf . Und mir ist absolut nicht egal wie das Signal dann verstärkt wird. Mag sein, das es Transistor Amps gibt, die da so reagieren wie meine Tubeamps, beim Kauf von Röhrenamps hatte ich bisher Glück, hat immer geklappt.
Obwohl mein 1 Watt Blackstar Wohnungsamp ja angeblich keine echte Röhre ist ... :D
Zu sagen "ist egal" erscheint mir aber zu pauschal.
 
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Ich darf mal kurz verbessern ;) .

Dieser HH ist kein PA Verstärker sondern ein Gesangsverstärker .... er funzt nur deshalb an anderen Instrumenten , weil HH bei diesen Amps immer die gleiche Endstufe verwendet hat .

2. .... dieser Amp stammt aus einer Zeit , als 100 Watt Transen auch noch 100 Watt hatten ! ... das Zeugs hat noch fette Netzteile .

Hier stehen 5 HH Amps , aber auch hier hat jeder seinen ganz speziellen Sound .

Und dieses Zeugs wird deshalb nicht gespielt , weil es keine Röhren hat ;).

Ich bring jetzt aber mal was anderes ins Rennen .....

Es gibt hier gefühlte 10 Millionen Themen über Röhren Amps ... welchen ? ... wie laut ? ... Modden ... usw usw usw .

Wenn der Kram doch angeblich besser ist , wozu die ganzen Fragen ??

Dazu noch 500 000 Themen über Boxen mit V30 , wo niemand auch nur wirklich hören will , das es unterschiedliche Hersteller für diesen Lautsprecher gibt ;) .

Die Antwort ist ganz einfach .... was ich nicht wissen will , les ich nicht .

Und genau so ist es auch bei den Amps mit verschiedenen Grundaufbauten .

Was nicht sein kann , darf auch nicht sein .

Klampfer halt .....

:);)
 
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Hi!

Nochmal "Tschuldigung" - aber warum stellst du denn hier so merkwürdige Behauptungen auf?

Das hier:



hab´ich persönlich noch nie gehört, und ist, mMn, ganz einfach Unsinn.


Der Sinn/Zweck eines Boosters ist (war) es, das Eingangssignal (von der Gitarre zum Amp) so zu verstärken, dass die Eingangsstufe des (Röhren)Verstärkers stärker übersteuert (verzerrt) wird als vom Amp-Hersteller ursprünglich vorgesehen.

Diese Geräte (Booster, später auch Verzerrer) stammen aus einer Zeit (Mitte der 60er Jahre), als die Verstärker-Hersteller stolz darauf waren, dass ihre Amps möglichst WENIG Verzerrung lieferten, die Musiker aber durchaus andere Ansichten + Wünsche hatten.
Die wollten halt lieber MEHR Verzerrung - und daraus hat sich seitdem ein ganzer Industriezweig entwickelt ;)

Inzwischen gibt es natürlich jede Menge Röhrenamps die genug Verzerrung "an Bord" haben um mit dem Anschlag (und dem Volume-Poti) zwischen "Rockbrett + Clean" zu variieren - aber es schadet ja auch nix einen Booster/Verzerrer dabei zu haben für den Fall, dass man eben gerne NOCH mehr Verzerrung haben möchte.
So handhabe ich das auch gerne.

Was oft übersehen wird, ist die Tatsache, dass das Signal dann trotzdem noch durch RÖHREN verstärkt wird. Mit den Nachteilen - aber auch den Vorteilen - dieser Technik.


Dass man Röhrenamps überflüssig findet, wenn man zwei Metal-Zones, ein paar Noise-Gates und ausserdem noch´n paar Billo-Pedale benutzt, kann ich indessen durchaus verstehen ;)



- 68.
Ich weiß nicht nur wofür ein Booster ist :rolleyes:, ich möchte auch nicht unbedingt darauf hinaus, dass man sich dann wieder n Transistor in die Signalkette holt.
Ich rede sogar nicht von den Leuten die die Dynamik ihres Amps auf die eine oder andere Weise ausspielen.
Sondern von denen die sich n ENGL oder 6505 holen, Gain am Anschlag, Tubescreamer davor, Kompressor in den Loop, Laster auf 1,75, und auf Röhrendynamik schwören.
Ja, mir ist bewusst, dass das ziemlich blöd klingt, aber es gibt wirklich viele solcher Menschen, und die würden nicht in Hundert Jahren einen kalten undynamischen Transenamp kaufen, weil dann würde das mit der Dynamik nicht gehen. Wer sind sie denn.
 
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Der Sinn/Zweck eines Boosters ist (war) es, das Eingangssignal (von der Gitarre zum Amp) so zu verstärken, dass die Eingangsstufe des (Röhren)Verstärkers stärker übersteuert (verzerrt) wird als vom Amp-Hersteller ursprünglich vorgesehen.

Diese Geräte (Booster, später auch Verzerrer) stammen aus einer Zeit (Mitte der 60er Jahre), als die Verstärker-Hersteller stolz darauf waren, dass ihre Amps möglichst WENIG Verzerrung lieferten, die Musiker aber durchaus andere Ansichten + Wünsche hatten.


Vielleicht darf gerade dazu ein gewisser Mike Matthews was sagen ... zumindest eine Geschichte um die Erfindung des Overdrive.




Aus einer Rückmeldung von weiter unten schon mal hier einsortiert ...

Puh...
Vielleicht muss man dazu sagen, dass man lieber gleich zu Minute 10 vorscrollen sollte

Um das angesprochene Thema zu erreichen gebe ich dir recht :D ==> bei +/- 10 min geht es um den Overdrive ... Ansonsten macht man aber auch nichts falsch, wenn man sich das ganze Gespräch reinzieht - da sind für mich sehr viele Eindrücke zu Produkten und der Person drin.

Das er mich beeindruckt hat, kann man daran erkennen das er den Weg in mein Musikzimmer gefunden hat ...

full


Gruß
Martin
 
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Meiner Erfahrung nach gibt es viele Verzerrerpedale (ohne Röhren), die sehr dynamisch sind (reagieren auf Anschlag, Zerrgrad lässt sich mit Anschlagsstärke und Volumepoti regulieren). Warum man das nicht auch mit einer Transistorvorstufe innerhalb des Amps realisieren können sollte erschließt sich mir nicht.
 
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Hi Martin!

Vielleicht darf gerade dazu ein gewisser Mike Matthews was sagen ... zumindest eine Geschichte um die Erfindung des Overdrive.



...



Puh...
Vielleicht muss man dazu sagen, dass man lieber gleich zu Minute 10 vorscrollen sollte ;)


cheers - 68
 
Moin!

Ich möchte erneut deutlich klar stellen, dass es mir nicht um einen Kampf zwischen Röhren und Transistoren geht. Es war eine eigene Entscheidung, die ich dann so wie im Eingangspost begründet habe. Um besondere Synthies, die eine Nylon wie ein Drachen klingen lassen geht es hier ebenso wenig. Aber Al Di Meola kann das ja auch. Zumindest mit seiner Ovation auf dem Schoß habe ich den schon Sachen spielen gehört, die ich dann bis dato nie geglaubt habe. Mit seinem Equipment habe ich mich aber noch nie auseinander gesetzt oder auseinander setzen wollen, da es nicht die Musik ist, die ich gerne derzeit machen möchte. Das geht mir mit anderen nicht anders. Ich will meinen Sound. Punkt.

Es geht hier allerdings um geliebte Klangeigenschaften und deren Ursprung oder technischen Realisierung. Röhren haben ein Image, welches zum Teil technisch begründet werden kann. Die meiste Zeit allerdings ist die Röhre nicht verantwortlich für das Gesamtergebnis des Klangs. Die umgebene Schaltung hat viel mehr Einfluss als dieses eine Bauteil. Eine Kennlinie dient nur dazu einen geeigneten Arbeitspunkt für sein Vorhaben zu finden. Die beschränkt sich nicht nur auf Verstärkerbauteile, sondern ist allgemeingültig. Ein Übertrager ist ein spezieller Trafo, der nicht nur die eingesetzte Frequenz gut überträgt, sondern möglichst breitbandig agieren soll. Beides hat miteinander nichts zu tun und beeinflusst sich nicht. ABER: Ein Übertrager hat seine eigene Kennlinie mit eigener Grenzfrequenz. Meine Aussage war und ist immer noch die, dass die oft diskutierte "Röhrenwärme" von diesem Bauteil herrührt, da der Frequenzbereich doch recht eingeschränkt bleibt. Noch deutlicher wird es, wenn das Eisen absichtlich unterdimensioniert wurde und so magnetisch durch das Ausgangssignal in die Sättigung getrieben wurde.
Dieser Effekt wird auch in mehrere Wahs genutzt, um eine Spezielle Charakteristik alter Wahs mit billigst-Spule trotz moderner Fertigung nachzubilden. Man erhöht einfach die Spannung an der Spule und hat genau den gewünschten Soundeffekt. Man könnte daher sogar so weit gehen, dass man in einen Übertrager eine Dritte Wicklung anbringt an der nur eine regelbare Gleichspannung anliegt, um diesen Sättigungseffekt in der Endstufe auch bei kleineren Pegeln zu realisieren. Dies ist sogar so einfach, dass ich mir sicher bin, dass es sicherlich jemand schon getan hat.

Natürlich ist es mir wichtig auf alle Punkte einzugehen, wenn etwas für mich besonders interessant oder aber gänzlich missverstanden wurde. Daher mache ich mir bei einige mehr mühe und bei anderen weniger. Wenn ich persönlich angesprochen werde, dann versuche ich auch dem gerecht zu werden und eine ausführlichere Antwort zu geben. Alles weitere bitte ich dann einfach erneut in den einzelnen punkten nachzulesen und versuchen nach zu vollziehen, da bereits die Punkte schon besprochen und auch von anderen Usern richtig wiedergegeben wurden. Mir einen Literatur-Hinweis geben und mir danach sagen ich kann mir meine Bücher sonstwo hinstecken halte ich für unlogisch. Vielleicht sollte man sich ein wenig zurück nehmen und bei echtem Interesse die angesprochenen Details nochmals durchdenken.

Dass man Röhrenamps überflüssig findet, wenn man zwei Metal-Zones, ein paar Noise-Gates und ausserdem noch´n paar Billo-Pedale benutzt, kann ich indessen durchaus verstehen ;)

Was soll dieser kecker Spruch denn bedeuten? Nur, weil ich Metal mag... manno. :D

Ne, jetzt mal im ernst. Wie sich das mit meinem Equipment entwickelt hat, überrascht mich selber. Es kommen komische Sachen bei heraus, wenn man mal unbedarft ausprobiert und vorurteilsfrei an die Sache geht. Bis auf dem AmpTweaker hört man keine der verwendeten Zerrpedale im Setup heraus, da die Klangcharakteristika durch den dahinter geschalteten EQ sowas von umgebogen wird. Denn es ist ja so:

Meiner Erfahrung nach gibt es viele Verzerrerpedale (ohne Röhren), die sehr dynamisch sind (reagieren auf Anschlag, Zerrgrad lässt sich mit Anschlagsstärke und Volumepoti regulieren). Warum man das nicht auch mit einer Transistorvorstufe innerhalb des Amps realisieren können sollte erschließt sich mir nicht.

Genau diesen Punkt habe ich auch realisiert und aufgrund einer doofen Idee ein solches Pedal an eine Endstufe direkt verbunden. Dazwischen kam dann ein EQ und für die Einstellungen mit mehr Gain oder wenn es nicht so sehr rauschen soll eins meiner gemoddeten Gates. Das ist dynamisch und von der Impulsfreude her sehr sehr genial. Da kommen die Effekte hervor, die den meisten Lieblingsröhrenamps anderer beschwärmt werden. Nur der Unterschied ist einfach der, dass dies nicht erst ab einer gewissen Lautstärke geschieht, sondern auch mit kleinem Pegel funktioniert.

Das macht auch im Bandkontext viel Sinn, da ich grundsätzliche entweder vielbandige oder parametrische EQs nutze, sodass ich immer einen freien Platz im Gesamtsound finde, der sich gut einfügen kann und dennoch immer gehört wird. Das ist mit anderen Amps dann schwierig, sobald sie einen speziellen Eigencharakter haben. Dann wird wieder über Effekte, Booster und andere Boxen gegrübelt. Ich kann am EQ drehen und finde meinen Platz.

Vor allem kann man, wenn man derart modular arbeitet einfach einen weiteren Kanal hinzufügen, indem man eine Zerre mitsamt extra EQ hinzu fügt. Ob jetzt noch Modulationseffekte, ein Gate oder noch etwas anderes hinzu kommen sei dann dahin gestellt.

Und ja, Billo-Pedale habe ich viele. Aber die nutze ich dann nur, wenn ich herumspiele. So ein Danelectro Grilled Cheeze zB kann echt witzige Sachen leisten. Was ich alles so habe, weiß ich mitlerweile gar nicht mehr. Da sind einfach zu viele Schubladen und Kästen mit in der Bude, Proberaum und im Keller verteilt... Das ist manchmal wie eine Schatzsuche. Aber wenn es nicht selbstgebaut ist, achte ich da schon auf Qualität beim kauf. Und bevor ich 120 Euro für ein Versuch versenke, kann ich es erst einmal mit 25 Euro tun und hinterher ein gutes Pedal anschaffen. Dann habe ich schlimmstenfalls ein Case zum verbasteln. Aber wieso rechtfertige ich mich nur wieder... Egal.

Das Interview mit Herrn Matthews war recht interessant, auch wenn der gute en wenig durch den Wind dabei wirkte. Lustig fand ich die Anekdote, wie es zum Booster kam. Auch hier wieder sieht man, dass ein eigentliches Versehen oder eine Nebensächlichkeit dafür verantwortlich sein kann, wie sich die Welt verändert.

Gruß,
Etna
 
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alexanderjoseph
  • Gelöscht von TheMystery
  • Grund: Bitte die persönliche Ebene soweit wie möglich rausnehmen...
Waren beide um die 1000 war da schon Euro oder DM ?


Gerade mal nachgeschaut (im Artikelarchiv von G&B) :


Peavey XXL,
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Tech 21 Trademark 300,
Ausgabe 08-2003,
Neupreis 1249€


Randall Warhead X2,
Ausgabe 11-2004,
Neupreis 1312€




:hat:
 
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Meine Aussage war und ist immer noch die, dass die oft diskutierte "Röhrenwärme" von diesem Bauteil herrührt, da der Frequenzbereich doch recht eingeschränkt bleibt.
Noch eingeschränkter ist der Frequenzbereich der meisten 12" Lautsprecher.
Ich denke, dass die Box bei der Bandbreite das Nadelöhr ist.
 
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:hat:

A cool wobei die meisten Dime Fans am liebsten den ersten Warhead mit Graphit EQ haben wollen. Die gehen aktuell für um die 600-800 Weg.
 
@Etna: So langsam würde es mich mal interessieren, wie du mit deinem System klingst. Hast du Soundbeispiele von deinem Setup?
Wie spielst du denn live? Schleppst du da auch dein Fullstack +2x15 mit?

BTW: Die Lösung, mit einem EQ einen freien Platz zu finden funktioniert doch auch mit einem Röhrenamp mit EQ im Loop.
Dazu braucht es nicht unbedingt so ein modulares System. Ich denke, dass geht auch bei Amps mit speziellem Eigencharakter. Der Sound wird dann zwar verbogen,aber das wird er bei deiner Lösung ja auch.
 
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So langsam scheint das Thema "Röhrenamp" zu etwas religiöem aufzusteigen.
Fast wie Apple Computer, Mercedes fahren ...
 
Ich möchte mal meine erfahrungen gut tun.

Vorweg ich bin kein techinker habe von kennlinien etc wenig bis gar keine ahung .Intressieren mich auch nicht ich verlasse mich auf mein gehöhr und das gefühl beim spielen.

Hab neben mehren röhrenamps auch seit einiger zeit ein gebrauchter Rath amp twister topteil. Bin grundsätzlich kein verfechter von röhre oder transe.
Das Produkt muss mich überzeugen!

Mein Twister steht einem guten röhren amp in so gut wie fast nichs nach.

Warmer clean sound
Schöner zerrsound (Kein rasierersound wie bei vielen anderen transen oft der fall)

Spielt bzw. Regaiert fast so dymatisch wie ein vollwertiger Röhrenamp.

Und die 60watt transe kann wirkliche zimmerlautstärke und klingt dabei noch gut.

Jetzt werd sich der ein oder andere hier fragen warum hat er dann noch seine Röhren-Dinosaurier.

Dazu möchte ich jetzt kommen was dem twister zu seinen röhren kollegen etwas fehlt die zerre klingt zwar warm aber halt sehr sauber diesen absichtlichen schmutz (ich rede hier nicht von unsauber spielen) denn man beim spielen je nach still mal dazu gibt ,denn gibt der tiwster nicht so ganz wieder wie die röhren brüder da fehlt etwas.

Der Twister regaiert nicht ganz so auf unterschiedlich auf verschiedene gitarre das ist halt ein punkt der eine findet es gut der andere nicht.


Lautstärkenmäßig ist der 60 tiwster ein leisetreter z b in vergleich zu einem 50watt jet city.Da muss man denn tiwster schon mehr aufdrehen ego kommt er schneller an seine grenzen und eine ubersteuerte transe klingt nun mal nicht gut.Während man z.b den jet city ohne hörschaden nicht voll aufreissen könnte.Auch ein Punkt brauch ich diesen lautstärke vorteil überhaupt in der praxis das muss wohl jeder selber entscheiden.

Das Problem ist oft auch der Preis gute transen wie z .b die pcl vintage amps kosten neu fast genau so viel wie gute röhrenamps.Und da zählt dann oft der Pyschologiesche effekt eine Rolle was für eine transe soviel geld ausgeben nein danke ,während das röhren modell zum fast gleichen preis oft bedenkenlos gekauft werd ich zähl mich auch zu den Leuten.

Die Vorurteile transen kommen leider auch vielfach durch oft grottig klingende preiswert transen. Vorallem der zerrkanal erinnert dann oft an einen rasierer vom sound.

Ob transen oder röhrenamp in beiden sektoren gibt es auch viel schrott.
 
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Wie so oft spielt der Mythos wohl die tragende Rolle. Alle Musikklassiker aus der Anfangszeit der E- Gitarren, wurde mangels Alternativen, mit Röhrenamps eingespielt. Ein Sound der prägte, der uns Allen bekannt ist und für gut empfunden wird, egal ob dar Bestandteil Röhre dafür verantwortlich ist, oder nicht.

Man kann sich die selbe Frage stellen, warum Gitarren mit USB Anschluss und was weiß ich, jenen verkaufsmäßig hinterher hinken, die sich an Modellen von vor 50- 60 Jahren orientieren?
Ich wage auch die Behauptung aufzustellen, wenn der Transistoramp vor der Röhre seinen Durchbruch gehabt hätte, dass die Diskussion umgekehrt laufen würde, allein des Mythos' wegen.
Gitarre spielen, Musik im Allgemeinen hat viel mit Emotionen zu tun.
Viele besinnen sich wohl auf das erdig, ürsprüngliche daran...und das ist nun mal eine Fender/ Gibson Klampfe und ein Röhrenamp.
Man kann den Hype der Stradivari (obwohl es ja Gegenbeweise zum Klang bereits gibt) bzw. der 59er Les Paul auch nicht stoppen und ich bin sicher, dass es auch 1959 Montagsgitarren bei Gibson gab.
Aber für mich spielt das keine Rolle. Ich mag Gitarren, die Nachbauten der oben genannten sind, sowie gute Röhrenamps, weil sie meinen Klangvorstellungen am Nächsten kommen. Ich verwehre mich auch gegen Richlite Fingerboards, obwohl ich keinen Unterschied höre. Es ist halt eine Glaubensfrage.
 
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Also, ich spiele ja am liebsten elektrische Gitarre. Der Rest findet sich.
 
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Mein Rack verstärke ich auch über eine Röhrenendstufe. Ich habs mit Transistorendstufen probiert, aber letztlich hat da immer Räumlichkeit und Leben gefehlt. Ob das jetzt von den Röhren selbst kommt? Keine Ahnung. Ein Knackpunkt bei der Argumentation, dass der Ausgangsübertrager den "Röhrensound" macht: Welche Firma baut schon eine Transe mit AÜ? Technisch braucht man ihn nicht, also wird er eingespart.

So gesehen fällt die Katze auf die alten Füße: Willst Du den Röhrensound, musst Du Dir einen Röhrenamp kaufen:gruebel:.

Ich bin beileibe kein Fortschrittsverweigerer, und mache Transistoramps klingen tatsächlich sehr gut. Ich denke da an PCL Vintage bzw. Rath, Rolands Blues Cube, die SansAmp-Geschichte und nicht zuletzt die Sessionette. Dennoch hat mir da auch immer was gefehlt, das ich sogar eher bei gut gemachten Modelling-Amps wahrnehme. Ich verwende deshalb auch selber Modelling-Sounds, in meinem Rack wechseln die sich munter mit Klängen aus meinen Röhrenpreamps ab.

Ich gebe aber zu, dass ich letzten Endes doch immer dem Zauber des glühenden Drahts im Glaskolben erliege. Warum nur nüchtern erzeugte Simulation, wenn ich sowas herrlich antiquiertes haben kann? Und den Glühlampen an der Decke trauere ich auch nach, jawoll. War einfach ein schöneres Licht.

gruß, bagotrix
 
Räumlichkeit bei einem Mono Signal? Das ist neu.
:opa:Das macht es ja so schwierig, wenn subjektives Empfinden mit interpretierbarkeit von Sprache in einer Diskussion bei einem so unsinnlichen Medium wie dem Internet, zusammenkommen. :confused::gruebel:
 
Wie so oft spielt der Mythos wohl die tragende Rolle. Alle Musikklassiker aus der Anfangszeit der E- Gitarren, wurde mangels Alternativen, mit Röhrenamps eingespielt. Ein Sound der prägte, der uns Allen bekannt ist und für gut empfunden wird, egal ob dar Bestandteil Röhre dafür verantwortlich ist, oder nicht.


Es gab spätestens in die 80er hinein auch genügend populäre Gegenbeispiele:

- Jerry Donahue spielte seinen Award Session Seissionmaster

- B.B. King seinen LAB Series L5

- Andy Summers seinen Roland Jazz Chorus

- Alex Lifeson einen Gallien Krueger

- Carlos Santana seinen Acoustic 360 bei Woodstock

- Tom Petty seinen Vox Super-Beatle

- Boston's Tom Scholz seinen Scholz Rockman

- Iron Maiden ihre Gallien Krueger GK2100s

- Def Leppard ihre Randall RG80

- Cannibal Corpse einen Crate GX-130C

- Eric Clapton einen Sessionette:75

- Frank Zappa und Robbie Krieger (The Doors) spielten Acoustic 270

- Pat Metheny's Amp war ein Acoustic 134

- Robert Fripp spielte einen Jazz Chorus bei King Crimson

- Billy Gibbons seine Valvestate Pro 120/120 Power-Amps ...und wahrscheinlich auch den ein- oder anderen Rockman...

- Clawfinger ihre Tech-21 Sansamps

- Dave Mustaine von Megadeth seinen Rocktron Prophecy Preamp

- Allan Holdsworth und Ronnie Montrose waren Pearce-User Ende der 80er

- John Fogerty und Tom Fogerty hatten ihre 'aufblasbaren' Kustom Tuck n' Roll.

- Joe Pass, Jim Hall und Herb Ellis ihre Polytone (Mini-)Brutes



Nebenbei:
Keith Richards soll auf '(I can't get no) Satisfaction' einen Vox AC-30 gespielt haben... Natürlich mit einem Gibson/Norlin Maestro Fuzz davor... aber mal ehrlich: Viel von der sprichwörtlichen 'Röhrenwärme' bleibt auf der Aufnahme nicht zu hören, oder?

danoh_winking_zps2e2bf562.gif
 
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