Warum gibt es heute nicht mehr so geniale Komponisten?

  • Ersteller kleinershredder
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Uuui... Sich freiwillig Tristan und Isolde anschauen - Hans ist tough... Würde ich nicht aushalten, da bekäme ich echte Agressionen von. Schon Musicals wie das Phantom der Oper sind mir bei weitem zu viel des Guten. Oder Ballett, da graust es mir davor wie anderen vor Darmspiegelungen...


Aber das Weihnachtsoratorium der Berliner Philharmoniker noch unter Karajan - herrlich, unvergleichlich, unvergeßlich. Fast den ganzen Abend lang Gänsehaut. Klassische Musik ist wunderbar, aber für mich bitte ohne diese operettenhafte Theatralik oder das Getanze. Als BMW in den 90ern den Markteintritt in Japan gewagt hatte, haben sie es ganz pompös gemacht, unter anderem mit einem japanischen Chor, der mit brachialer Orchester-Unterstützung die Ode an die Freude gesungen habe - Mann, da bekam man selbst vor dem Fernseher Gänsehaut, so fesselnd war das. Wahnsinn.

Aber klar gibt es auch heute noch geniale Komponisten, nur die genialen Instrumentalisten oder Vocalisten sind halt berühmter als die Stückeschreiber. Frank Zappa steht auf gleicher Stufe wie die Beethovens alter Tage, zweifelsohne. Überhaupt kann doch alles, was einem beim live-Vortrag das Gefühl der tranceartigen, universellen Freiheit gibt, wo man die Augen zumacht und sich fallen lassen könnte weil man sich wie in einer anderen Welt, auf jeden Fall aber zumindest auf einem anderen Level der Bewußtseinswahrnehmung fühlt, als genial bezeichnen. Das können durchaus auch Lieder mit dem radiotauglichen 3-Minuten-Format sein, entgegen den manchmal stundenlangen Werken alter Tage. Gut, Nirvana sollte man nicht auf eine Stufe mit Rachmaninov stellen, aber im Kontext ihrer Zeit haben beide große, herausragende Musik gemacht.

Es ist auch nicht so, daß Komponisten früherer Zeiten automatisch gut waren, eines der populärsten Beispiele dafür sind die überaus mittelmäßigen, wenn überhaupt, russischen Ballettmusikkomponisten vor dem "Ballettmusikreformator" Tschaikowski (der in meinen Augen jetzt auch nicht unbedingt vor Genialität gesprüht hat, aber doch wesentlich bessere Musik gemacht hat als die bisherigen Ballettmusikkomponisten).

Es gibt immer ein paar herausragende Köpfe der Zunft, egal in welcher Zeit. Und die entspringen einer Masse von Mittelmäßigen und Schlechten. Das war schon immer so und wird immer so bleiben.
 
Bleecker Street Boogie schrieb:
Aber das Weihnachtsoratorium der Berliner Philharmoniker noch unter Karajan - herrlich, unvergleichlich, unvergeßlich.
Wenn Dir Bach so gefällt - gut! Geklungen hat's bei Bach sicher anders! :)

Als BMW in den 90ern den Markteintritt in Japan gewagt hatte, haben sie es ganz pompös gemacht, unter anderem mit einem japanischen Chor, der mit brachialer Orchester-Unterstützung die Ode an die Freude gesungen habe - Mann, da bekam man selbst vor dem Fernseher Gänsehaut, so fesselnd war das. Wahnsinn.
Du sagst doch, Du willst keine Theatralik. Also wenn das nicht Theatralik ist, dann weiß ich auch nicht, was theatralisch ist.
Frank Zappa steht auf gleicher Stufe wie die Beethovens alter Tage, zweifelsohne.
Ehrlich? Ja, Zappa finde ich auch....individuell und originell, aber mit Beethoven vergleichen, mit dessen komplexen musikalischen Mitteln? :screwy:
Überhaupt kann doch alles, was einem beim live-Vortrag das Gefühl der tranceartigen, universellen Freiheit gibt, wo man die Augen zumacht und sich fallen lassen könnte weil man sich wie in einer anderen Welt, auf jeden Fall aber zumindest auf einem anderen Level der Bewußtseinswahrnehmung fühlt, als genial bezeichnen.
Nee, beim Hören brauch' ich nicht unbedingt in Trance zu verfallen. ;)
Es ist auch nicht so, daß Komponisten früherer Zeiten automatisch gut waren, eines der populärsten Beispiele dafür sind die überaus mittelmäßigen, wenn überhaupt, russischen Ballettmusikkomponisten vor dem "Ballettmusikreformator" Tschaikowski (der in meinen Augen jetzt auch nicht unbedingt vor Genialität gesprüht hat,
Wenigstens ein Punkt, in dem ich übereinstimme. :D

Es gibt immer ein paar herausragende Köpfe der Zunft, egal in welcher Zeit. Und die entspringen einer Masse von Mittelmäßigen und Schlechten. Das war schon immer so und wird immer so bleiben.
Sehr wahr!

Gruß,
Gitta
 
Gitta schrieb:
Wenn Dir Bach so gefällt - gut! Geklungen hat's bei Bach sicher anders! :)
Das glaube ich auch. Und kann ich als weiteren Grund nehmen, "dass früher nicht alles besser war".
Du sagst doch, Du willst keine Theatralik. Also wenn das nicht Theatralik ist, dann weiß ich auch nicht, was theatralisch ist.
Nicht doch, BMW hat Stil. Die sind keineswegs theatralisch, sie sind erhaben und geschickt. Einen überragenden japanischen Chor die "BMW-Synphonie" über die Freude (am Fahren) singen zu lassen passt zu ihnen, es passt zu ihrer Untenehmensidentität im Luxussegment und zu ihrem Stil.

Theatralisch sind für mich diese Sänger, die sich schauspielerisch so fruchtbar quälen und alles überschauspielern, damit man auch noch in der letzten Reihe sehen kann wie sie gerade fühlen und als Grund erkennt, warum sie gerade so singen und nicht anders. Wobei sie noch nicht soo wild sind, denn sie müssen gesangliche Hochleistung bringen, aber besonders schlimm im Theater. Seht ihr da in 20 Metern Entfernung, warum ich sie erdolchen muss? Oh Mann... Hier hat das Kino einen echten Vorteil. Spannung muss nicht durch diese übertriebene Darstellungsart erzeugt werden. Wofür ich dem Kino sehr dankbar bin. Eine Augenbraue von Jack Nicholson sagt mehr als 2 Stunden Phantom der Oper im Theater... Boah hätte ich die gerne niedergemetzelt! Höllenqualen! Dazu lasse ich mich nie wieder überreden. Niemals nie wieder. Aber die Philharmonie bleibt ein begehrtes Ausflugsziel.
Ehrlich? Ja, Zappa finde ich auch....individuell und originell, aber mit Beethoven vergleichen, mit dessen komplexen musikalischen Mitteln? :screwy:
Na ja, du hast schon recht. Auf einer Stufe sind sie nicht, auch ich würde Zappa noch höher als Beethoven sehen.
Nee, beim Hören brauch' ich nicht unbedingt in Trance zu verfallen. ;)
Ja, klar, müssen nicht, aber ist das nicht der pure Wahnsinn? Musik geht direkt in die Seele, fast schon ein religiöses Erlebnis...
 
Bleecker Street Boogie schrieb:
Das glaube ich auch. Und kann ich als weiteren Grund nehmen, "dass früher nicht alles besser war".
Hi,

wie kommst Du jetzt darauf, daß ich meine, früher sei alles besser gewesen? Ich wollte nur sagen, daß Karajan das Weihnachtsoratorium anders interpretiert hat, als es zur Bachzeit üblich war. Schon ein Riesenorchester wie die Berliner gab's damals nicht, außerdem waren die Instrumente anders.
Einen überragenden japanischen Chor die "BMW-Synphonie" über die Freude (am Fahren) singen zu lassen passt zu ihnen, es passt zu ihrer Untenehmensidentität im Luxussegment und zu ihrem Stil.
Es kann ja sein, daß Beethoven für einen BMW auch mit dieser Interpretation einverstanden gewesen wäre, warum nicht? ;) Auf jeden Fall hat er seine Freudenode nicht für einen BMW, sondern für die Menschlichkeit an sich geschrieben.
Theatralisch sind für mich diese Sänger, die sich schauspielerisch so fruchtbar quälen und alles überschauspielern, damit man auch noch in der letzten Reihe sehen kann wie sie gerade fühlen und als Grund erkennt, warum sie gerade so singen und nicht anders. Wobei sie noch nicht soo wild sind, denn sie müssen gesangliche Hochleistung bringen,
Das stimmt allerdings. Du mußt aber bedenken, daß es ja Sänger und keine Schauspieler sind. Die können das vielleicht nicht besser. Mir ist es allemal lieber, wenn ein(e) Sänger(in) besser singen kann, als schauspielern. Bei Schauspielern graust's mir manchmal auch, wenn die singen (müssen). :D
Aber die Philharmonie bleibt ein begehrtes Ausflugsziel.
Du meinst sicher die Berliner? Das ist auch mein Wunsch.
Na ja, du hast schon recht. Auf einer Stufe sind sie nicht, auch ich würde Zappa noch höher als Beethoven sehen.
Noch höher? Jetzt willst Du mich aber ärgern, wa? Gilt nicht! :) (Oder hast Du Dich verschrieben, "noch" statt "nicht"?)
Ja, klar, müssen nicht, aber ist das nicht der pure Wahnsinn? Musik geht direkt in die Seele, fast schon ein religiöses Erlebnis...
Okay, ich gönn' Dir den Zappa, und Du mir den Beeth...Mozart! :D

Gruß,
Gitta
 
Gitta schrieb:
Auf jeden Fall hat er seine Freudenode nicht für einen BMW, sondern für die Menschlichkeit an sich geschrieben.
Nein, da bringst du etwas durcheinander. Beethoven hat die Beethovenschen MotorenWerke gegründet und hat über eine Werbestrategie nachgedacht. Daraufhin schrieb er die Ode an die Freude am Fahren. Am Text ist sein Ziel völlig zweifelsfrei zu erkennen: mit "Freude schöner Götterfunken" sind die arbeitenden Zündkerzen im Reihensechszylinder gemeint, die Zeilen "Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum" sind eine Anspielung auf das Logo von BMW, die Propeller, und bei "Deine Zauber binden wieder, Was der Mode Schwert geteilt" ist es doch sogar mehr als eindeutig, daß die Faszination BMWs, die Freude am Fahren, alle Autofahrer weltweit, und fahren sie noch so ein trenddesigntes Auto, eint und in ihrer staunenden Bewunderung vor dem Meisterwerk der Automobilbaukunst bindet. Mit Menschheit hat das nun wirklich nix zu tun.

Und hätten die schauspielerischen Sänger noch so eine gute Begründung für ihr dargebotenes Schauspiel, besser wird es dadurch nicht. Klassische Inhalte kann man ausgesprochen gut verfilmen, und ich finde, daß sie so auch mehr hermachen. Viel schöner als die Opern und Theater selbst es können. "Lebe wohl, meine Konkubine" ist einer der schönsten anspruchvollen Kunststücke überhaupt. Das Schauspiel ist fantastisch und die Musik herzerweichend. Höchste Kunst!
 
Schade, BSB, ich hätte gern ernsthaft mit Dir diskutiert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Auf jeden Fall schon mal Glückwunsch zu Deiner Rhetorik! :)

Gruß,
Gitta
 
(eigentlich gar keine so uninteressante Diskussion, vielleicht hat ja noch jemand Interesse ...)

Gibts so etwas wie ein natürliches (evtl. europäisches) Musikempfinden? Ich meine, bestimmte Klang-/Akkordfolgen, die halt als "angenehm" empfunden werden? Ich denke schon, wäre nicht ansonsten die ganze Kompositionslehre ein Absurdum? Nun denn, wenn das aber so ist, und auf dem Hintergrund der Musik der letzten 500 Jahre und den Methoden ihrer Publikation, die nun wirklich alles überall verfügbar macht, stehst du als Komponist heutzutage vor einem Riesenproblem. Im Rahmen der Klangstrukturen die anderen a priori "gefallen" (und die nun mal 'endlich' sind), kann dir gar nichts Neues mehr einfallen. Irgend kemand wird dir stets beweisen, dass ein Boris Schlamukowski bereis 1883 mit den Wladiwotoker Kammerorchester genau das, was du grad an tollem eigenen Werk fabriziert hast, bereits genau so schon performt hat.

Also weicht man aus in "neue" Klang- und Harmoniewelten. Da diese dann aber zwangsläufig von 99 Prozent der Hörerschaft aus den oben erwähnten Gründen nicht mehr "gefällig" sind, wird die Verbreitung sehr begrenzt bleiben. Vielleicht sind die neuen Klang- und Harmoiewelten auch gar nicht so toll, vielleicht werden selbst die momentanen Koriphäen nur deswegen nach oben gespült, weil es halt einen Publikumskreis gibt, der letztendlich aus kultureller Arroganz es "chic" findet, sich das Zeug anzuhören. (Nicht wegen der Musik gehen wir in das Konzert, sondern wegen der Pause).

Kurz und klein und zur Anfangsfrage: Die genialen Musikstücke sind bereits alles geschrieben, wirkliche Genies kann es also gar nicht mehr geben.

Damit wir uns nicht missverstehen: Dies ist keine Behauptung, sondern eine echte Frage.
Ich find Henze ganz toll, Glass mag ich sehr gern usw., aber vieles was da an Modernem geboten wird, verschliesst sich mir total. Und dann tu ich mir ein Orgelkonzert von Bach und die Welt ist wieder schön.
 
ICh glaube nicht das alles schon gegessen ist.
Z.b. könnte man noch viel mehr aus den Kirchtonleitern machen.
Das wäre zwar auch nen Gewisser ausbruch aus der HArmonielehre aber er würde nicht nur wie Lärm klingen.
Ausserdem denke ich das gerade in Polyphoner Musik noch vieles offen steht.
Also kann man anhand der beiden Punkte sagen das selbst "Boris Schlamukowski 1883 mit dem Wladiwotoker Kammerorchester" nicht alle lokrischen Quadrupelfugen geschrieben hat. Dann müsste er nähmlich jeden lokrischen Melodiefetzen der sich als Thema eignet, was verdammt viele sind, da man schön mit 3 Tönen nen Thema hinkriegt,
achtstimmig verarbeitet haben, und dazu noch alle anderen möglichkeiten nehmen als
2.-4. Thema. Es gibt unendlich möglichkeiten.
 
kleinershredder schrieb:
Es gibt unendlich möglichkeiten.
Genau so ist es. So lange es Menschen gibt, mit neuen Ideen und Kreativität, so lange wird es auch immer wieder andere, neue Musik geben. Für mich spielt es dabei gar keine Rolle, ob tonal oder atonal. Nur bloße Geräusch"musik" mag ich nicht. Ich unterscheide sehr subjektiv zwischen Musik, die mir gefällt oder nicht. Andere Meinungen interessieren mich in dieser Frage nicht.
@ r2d2: Dies soll auch eine Art Antwort auf Deine Frage sein.:)

Gruß,
Gitta
 
Gitta schrieb:
Genau so ist es. So lange es Menschen gibt, mit neuen Ideen und Kreativität, so lange wird es auch immer wieder andere, neue Musik geben.

Ja, wo sind die mehr oder weniger genialen komponisten? Hättet ihr einen braven leipziger bürger so um 1730 herum nach Bach gefragt: "Der Thomaskantor, ja komponiert der denn auch?". Der geiger Schubert aus Dresden "Mit dem machwerk 'Erlkönig' habe ich nichts zu tun". Ein weimarer bürger, den Rimsky-Korssakow wenige meter davor nach Liszts gärtnerhaus fragt, ruft seine frau "Kennst du hier einen Liszt?" Ein kritiker "Bruckner komponiert wie ein betrunkener". Verdis "Macbeth" hörten die musikbegeisterten Deutschen erst in den zwanziger jahren. Wie lange mussten meisterwerke auf einen zufall warten, um aufgeführt zu werden, und wieviele sind bis heute fast unbekannt?
Warum wird "modernität" (ich führe das jetzt nicht weiter aus) in der bildenden kunst allgemein anerkannt, in der musik nur in ausnahmefällen?
 
Naja, also das Komponieren stand bei Johann Sebastian im Arbeitsvertrag, und sein Ruf als Kompositeur und Interpret war schon nicht unbeträchtlich, natürlich mehr in der höfischen Umgebung bzw. im höheren Bürgertum der freien Städte. Und dem Liszt haben die Leute schon ziemlich zugejubelt. Dennoch, man darf das alles nicht mit den kommunikativen und technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit vergleichen. Aber das ist eine andere Seite der gleichen Fragestellung. Dort wo Musik - oder Kunst allgemein - auch nur ein wenig sperrig daherkommt, prallt sie auf Konsumenten, die es gewohnt sind, dies in (maximal) 3:15 Takes leichtgängig serviert zu bekommen. Und was nicht beim ersten Hinhören gefällt, wird nie wieder angehört, das Angebot ist ja groß genug. Und das gilt für Dream Theater genauso wie für Stockhausen.
 
Die Frage ob es ein europäisches Musikempfinden gibt muss man eindeutig mit ja beantworten. Die Tonleitern basieren auf dem was wir allgemein als schön finden, doch der Begriff der Schönheit ist in der Musik im Wandel.
Wenn wir doch recht aufgeschlossenen Hörer von heute (im Vergleich zur Unterschicht von vor ein paar hundert Jahren) ein großes Werk von Mozart hören dann finden wir das wunderschön und irgendwie richtig und auch leicht verständlich bzw. nicht kryptisch. Wurde jedoch von Zeiten von Mozart eine seiner kompositionen gehört so wirkte die Musik auf die Leute fremd, dies liegt daran dass sie die Harmoniestrukturen die Mozart verwendete für sie unbekannt waren. Heutzutage kennen wir die Harmoniestrukturen, sie werden mittlerweile oft verwendet so kann man es sich auch erklären das Genialität oftmals erst spät erkannt wird (der Künstler ist seiner Zeit voraus und die Leute sind noch nicht bereit für ihn)
Schönheit ist so grausam das auch klingt "das Wiedererkennen von Bekanntem das richtig arrangiert wurde und auch mit einigen unbekanntem vermischt wurde um so langweile beim Hörer zu vermeiden". Musikempfinden ist somit vereinfach gesagt (ich muss jedes mal fast weinen wenn ich das sage da es die Musik komplett entzaubert und ihr den romantischen touch nimmt) Gewöhnungssache.:(
Diese Gewöhnung passiert bei jedem einzelnen Menschen aber auch bei der großen Masse der Menschen über Generationen
Das ist meine These und ich weiß das sich einige Leute über diese enorm aufregen denn es ist wirklich keine nette Ansicht die ich da habe, aber ich glaube mittlerweile nun einmal daran.:rolleyes:
 
Also, ehrlich gesagt fange ich überhaupt gar nichts an mit der modernen klassischen musik, wenn man so will. Wenn ich noch mit so gut wie allen Komponisten aus dem Barock, der Klassik oder der Romantik etwas anfangen könnte, so weiß ich keinen einzigen Namen eines gegenwärtig lebenden Komponist. Vermutlich werden wir in 200 Jahren eine Bezeichnung für diese "Epoche" haben (auch wenn wir das wohl eher nicht mehr erleben werden). Aber der Stil der Klassik jetzt spricht mich auch nicht so an wie der im Barock zB.
Wie ist das eigentlich?
Ich meine, obwohl es heutzutage auch gegenwärtig lebende Komponisten gibt, spielt man doch überwiegend Werke von (schon länger) toten Komponisten? (Früher war das doch eher nicht so, oder? :confused: )
Auch auf CDs hat man eher einen Beethoven zB als irgendeinen noch lebenden Komponisten. Irgendwie, traut sich niemand die gegenwärtige klassik einzuspielen, oder kann man sich soetwas einfach nicht leisten? Gerade wo die Künstler/Interpreten so leicht untergehen können bzw. in der Luft von den Kritikern zerrissen, wenn sie etwas Schlechtes produzieren.
Heute werden einfach nur alte Werke von Interpreten neu aufgenommen, und so verkauft. Früher waren die Komponisten gleichzeitig auch die Interpreten.
In diesem Sinne kann man schon sagen, dass die Komponisten früher "genialer" waren, für mich ist es jedenfalls so. Oder treffen sie einfach nur besser unseren Geschmack?
Ich glaube ich stelle insgesamt mehr Fragen als Feststellungen auf :D

lG Vig :cool:
 
Hallo James-R.,

Deine Gedankengänge finde ich sehr plausibel und ich kann sie für mich nachvollziehen. Das sind nämlich die Schwierigkeiten, die man zunächst beim Hören neuer, ungewöhnlicher Klänge hat. Man kennt sie halt noch nicht. Mozart wäre vielleicht nicht so armselig (direkt verarmt soll er ja nicht gewesen sein) gestorben, Bach nicht lange Zeit fast vergessen gewesen, wenn man die Schönheiten der Kompositionen dieser Leute gleich erkannt hätte. Mozarts Dissonanzen-Sextett war ja eine regelrechte Sensation damals, für heutige Hörer unverständlich. Nicht jedem war eine sofortige Anerkennung vergönnt wie z. B. Beethoven (was ein anderes Thema wäre).
James-R. schrieb:
Die Frage ob es ein europäisches Musikempfinden gibt muss man eindeutig mit ja beantworten. Die Tonleitern basieren auf dem was wir allgemein als schön finden, doch der Begriff der Schönheit ist in der Musik im Wandel.
Das ist klar, verschiedene Kulturen haben eine verschiedene Auffassung von Schönheit in der Musik. Wir können nur von unserer Kultur sprechen, doch nehmen außereuropäische Einflüsse auch in der sog. klassischen Musik zu. Auch wieder ein anderes Thema.
Musikempfinden ist somit vereinfach gesagt (ich muss jedes mal fast weinen wenn ich das sage da es die Musik komplett entzaubert und ihr den romantischen touch nimmt) Gewöhnungssache.:(
Diese Gewöhnung passiert bei jedem einzelnen Menschen aber auch bei der großen Masse der Menschen über Generationen
Das ist meine These...

Grüße,
Gitta
 
Warum nennen wir uns eigentlich Homo sapiens sapiens?
Ich bin meiner Zeit voraus!
 
Hallo Günter,

erstmal: das Wort "genial" ist mir von vorneherein suspekt, es ist auch erst irgendwann im 18. Jahrhundert, glaube ich, modisch geworden. Aber da Jeder so in etwa versteht, was damit gemeint ist, kann es auch benutzt werden.
Natürlich hast Du mit Deinen rhetorischen Fragen recht. Aber was sagt das schon über die Qualität eines Künstlers aus, wenn ihn die Masse nicht erkennt? Er ist deswegen nicht weniger genial, wie James auch feststellt und mit sachlichen Argumenten belegt.
Ja, es ist nun mal so, daß auch ein genialer Komponist oft lange warten muß, bis man ihn als solchen erkennt, oft erlebt er es gar nicht mehr, manchmal eher zufällig, ja, und manchmal erkennt man ihn nie. Z. B. bin ich überzeugt, daß Norbert Burgmüller (wer kennt den schon?), der mit 26 Jahren starb, ein genialer Komponist war. Oder Hans Rott, von dem der vielgelobte G. Mahler klaute.
Warum soll es ausgerechnet heute keine geben? Ich kann das nicht glauben. Ein Bekannter, der sich in zeitgenössischer Musik exzellent auskennt, würde hier eine Menge Namen nennen, die er mit "genial" belegt.
Günter Sch. schrieb:
Warum wird "modernität" (ich führe das jetzt nicht weiter aus) in der bildenden kunst allgemein anerkannt, in der musik nur in ausnahmefällen?
Sag' das nicht! Viele Leute würden noch heute alle nicht gleich als konkret zu erkennenden Bilder (z. B. das großartige Guernica) auf den Scheiterhaufen bringen. Aber vielleicht sind visuelle Eindrücke auch leichter zu verstehen oder umzusetzen, als hörbare. Ich weiß es nicht.

Gruß,
Gitta
 
Man könnte meine Frage auch umformulieren.
Warum gibt es heute keine bekannten Komponisten mehr die nach
alten Regeln Komponieren. Ich meine die Klangideale haben sich verändert,
so setzte man in der renaicance auf spaltklang und das romantische orchester auf zusammenklang.
Aber trotzdem gibt es doch auch viele LEute die z.B. Barockmusik mögen.
Also ist es nicht so das wir alte klangideale als schlecht empfinden.
Warum komponiert heute keiner mehr nach alten regeln?
Ich meine ich übe mich gerade darin, auch wenn die ergebnisse doch sehr bescheiden sind.
Aber es kann doch nicht sein das kein anderer auf der Welt probiert,z.B: mal Ne schön barocke Fuge zu komponieren und dabei bessere ergebnisse erziehlzt als ich.
Ich meine irgendwer muss das doch noch machen.
 
kleinershredder schrieb:
Warum komponiert heute keiner mehr nach alten regeln?
Ich meine ich übe mich gerade darin, auch wenn die ergebnisse doch sehr bescheiden sind.
Aber es kann doch nicht sein das kein anderer auf der Welt probiert,z.B: mal Ne schön barocke Fuge zu komponieren und dabei bessere ergebnisse erziehlzt als ich.
Ich meine irgendwer muss das doch noch machen.

Auf jeder hochschule werden die stile aller zeiten studiert, als übung zur erweiterung des horizontes unerläßlich, aber was macht es später für sinn, nach alten regeln zu arbeiten und stilkopien herzustellen, wo es so viele originale gibt?
Ich habe leider deine fugen nicht hören können, schon zu Beethovens zeit galt diese gattung als veraltet aber gelehrsam, und so plagte er sich damit ohne rechten erfolg. Die fuge basiert auf tonalität, thema so, comes im quintabstand, zurück zur tonika, modulationsteil usw., da stößt man doch überall an grenzen. Wie gesagt, eine gute übung, aber eigene, inspirierte, in neuland vorstoßende komposition? Warum denn barocke fugen schreiben, von denen es so viel gute und originelle gibt? Muss man doch nicht. Ich fürchte, du bist auf einem holzweg, der nirgendwohin führt, aber zu dieser erkenntnis musst du selber kommen.
 
Günter Sch. schrieb:
Auf jeder hochschule werden die stile aller zeiten studiert, als übung zur erweiterung des horizontes unerläßlich, aber was macht es später für sinn, nach alten regeln zu arbeiten und stilkopien herzustellen, wo es so viele originale gibt?
Ich habe leider deine fugen nicht hören können, schon zu Beethovens zeit galt diese gattung als veraltet aber gelehrsam, und so plagte er sich damit ohne rechten erfolg. Die fuge basiert auf tonalität, thema so, comes im quintabstand, zurück zur tonika, modulationsteil usw., da stößt man doch überall an grenzen. Wie gesagt, eine gute übung, aber eigene, inspirierte, in neuland vorstoßende komposition? Warum denn barocke fugen schreiben, von denen es so viel gute und originelle gibt? Muss man doch nicht. Ich fürchte, du bist auf einem holzweg, der nirgendwohin führt, aber zu dieser erkenntnis musst du selber kommen.

Aber nur weil ich jetzt lebe und meine Lieblingsmusik schon seit jahrhunderten veraltet ist, kann ich doch nichts dafür. Warum soll ich das heute nicht mehr können. Und man wird es sicher auch schaffen originelle Fugen zu schreiben. Die sind noch lange nicht alle geschrieben.
 
weil die guten schon fast alle tod sind :(
 

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