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Tolayon
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Die Frage, ob penibel genau gesampelte Klänge des Originals oder eine komplette virtuelle Nachbildung desselbigen authentischer sind, artet nicht selten in einen religiös anmutenden Grabenkampf aus. Es kommt dabei auch ganz auf das zu immitierende Original an, wenn dieses eine geradezu enorme Klangbreite zur Verfügung stellt, kommt man unter Umständen auch mit Gigabytes an Speicherplatz nicht aus und man kommt um mindestens eine hybride Lösung mit Physical-Modeling-Ansätzen nicht herum.
Wenn es um die reine Sample-Wiedergabe geht, hatte gerade Korg schon ziemlich früh den Ruf, in seinen Romplern eine gute Auswahl an E-Pianos und -Orgeln zur Verfügung zu stellen.
Nun bin ich alles andere als ein Vintage-Experte und Purist, aber ich kann aus meiner persönlichen Sicht nur sagen: Was der Korg M3 in dem Bereich so bietet klingt einfach nur gut, sieht man mal von der unzureichenden Qualität des zuschaltbaren Leslie-Effekts ab (aber der ist auf digitaler Ebene ohnehin kaum akzeptabel zu reproduzieren).
Sound-Spezialisten wie Stage-Pianos bieten zumindest in höheren Preisklassen noch bessere Qualität an, da der Rom-Speicher nicht wie bei Workstations auch noch ein komplettes Orchester samt zig Synth- und Drum-Samples beherbergen muss.
Soweit das Vorgeplänkel; ich werde nun der im Titel stehende Frage anhand der verschiedenen Instrumentengattungen nachgehen:
E-Pianos
Hier scheint Sampling in allen Variationen nach wie vor das Maß aller Dinge zu sein, vor allem wenn man wie beim akustischen Bruder auf mehrere Dynamikstufen setzt. Man mag vielleicht glauben, dass aufgrund des elektrischen Charakters von Rhodes und Co. eine modellierte Variante leichter akzeptiert werden könnte, doch gerade frühe Ansätze (Korg Z1) oder aktuelle Billig-Alternativen werden als zu lasch und digital-synthetisch empfunden.
Nichtsdestotrotz hat Waldorf mit dem Zarenbourg ein Stage-Piano auf den Markt gebracht, dessen physikalische Rhodes- und Wurlitzer-Modelle überraschend gut klingen. Da ich aber wie gesagt kein Vintage-Crack bin, wage ich mich nicht zur Authentizität dieses Ansatzes zu äußern; letzten Endes kommt es auch immer auf den persönlichen Geschmack an.
Angesichts seines 30-jährigen Bestehens kann man wohl auch das DX-7-Piano in die Rubrik "Vintage" einordnen. Hier lautet die Wahl der Wiedergabe: Sampling oder 6-Operatoren-FM-Synthese. Auch hier setzt der Zarenbourg auf letzteres, was ihn im Prinzip auch zu einem vollwertigen FM-Synthesizer macht.
Electric Grand
Zumindest bei Workstations sind elektrische Flügel wie der Yamaha CP-70/ 80 nach wie vor ein Stiefkind: Trotz immer größer werdender Gesamtspeicher muss man sich oft mit gerade mal einer Dynamik-Stufe zufriedengeben, viele preiswertere Digital-Pianos verzichten sogar komplett auf diesen Sound.
Doch gerade hier sind höherwertige Stage-Pianos gewaltig am Aufholen, wobei Sampling mit unterschiedlichen Dynamikstufen auch hier nach wie vor die erste Wahl darstellt.
Denkbar wäre natürlich auch ein physikalisches Modell, etwa als Derivat bereits vorhandener Varianten.
Clavinets
Zu dieser Instrumentengattung habe ich den geringsten Bezug; von daher kann ich nur sagen, dass die Wahl zwischen Sampling und Modeling wohl vor allem vom persönlichen Geschmack abhängt. Gerade Clavinets werden auch gerne mal mit FM-Synthesizern oder auf der Basis analoger Pulswellen nachgebaut, aber diese Varianten können allenfalls als Ergänzung zum Original gesehen werden.
Orgeln
Für viele das Thema schlechthin und auch ein Beweis für die Endlichkeit Sample-basierter Synthese, zumindest wenn es um die Nachbildung der legendären Hammond geht. Die wichtigsten Drawbar-Einstellungen gibt es zwar fertig in diversen Romplern, aber wer alles aus den Zugriegeln herausholen will, kommt zumindest um einen Ansatz von Physical Modeling nicht herum. Doch man sollte nicht so naiv sein und sich denken, dass es man es hier nur mit der Addition reiner Sinuswellen zu tun habe. Analoge Sinusse, sowohl elektromechanischer als auch elektronischer Herkunft sind nämlich alles andere als rein, und gerade in der Hammond gibt es ein recht komplexes Zusammenspiel der verschiedenen Tonräder und anderer internen Komponenten.
Dennoch sind gut programmierte Modelle samplebasierten Lösungen immer vorzuziehen, wenn man Hammond-Sounds wirklich spielen und nicht nur fertige Presets wiedergeben will.
Anders sieht es bei den transistorbasierten "Schweineorgeln" vom Typ Vox oder Farfisa aus. Hier kann Sampling in der Tat ausreichend sein, auch wenn Hersteller wie Clavia auch bei diesen Versionen offenbar auf physikalische Modelle setzt.
Mellotron
Wenn man sich schon mit Vintage-Keys befasst, dann darf dieser altehrwürdige, Tonband-basierte Proto-Sampleplayer nicht fehlen. Naturgemäß wird zu seiner Abbildung fast immer zu Sampling gegriffen, wobei die anfallende Datenmenge, wenn man wirklich die gesamte Original-Länge jedes einzelnen Tonbands aufnehmen will, doch ziemlich beachtlich ist. Von daher gibt es die volle Qualität auch nur aus speziellen, exklusiv auf die Mellotron-Nachahmung getrimmten Sample-Playern wie dem Memotron.
Allerdings kann man das Klangverhalten eines Mellotrons auch ein Stück weit "modellieren", so dass beliebige Samples als Ausgangsbasis verwendet und mit einem gewissen Vintage-Flair wiedergegeben werden können. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um entsprechende Einstellungen bei Filtern/ EQs, Tonhöhen-LFOs und Hüllkurven. Auch die Anschlagdynamik sollte sich bestenfalls geringfügig auf die Lautstärke auswirken.
Es lohnt sich auf jeden Fall, bei der Workstation seiner Wahl einen genaueren Blick auf die Presets zu werfen, welche die Zusatzbezeichnung "Mellow" oder "Tron" im Namen tragen. Nicht immer müssen dort Original-Samples im Spiel sein, auch wenn diese heutzutage stets im Rom-Speicher (gekürzt und geloopt) zu finden sind.
Nach diesen längerwierigen Ausführungen geht nun meine Frage an euch:
Welche Verfahrensweise haltet ihr für die Instrumente, bei denen sich eine Entscheidung nicht eindeutig fällen lässt, jeweils am besten, um dem Original möglichst nahezukommen?
Wenn es um die reine Sample-Wiedergabe geht, hatte gerade Korg schon ziemlich früh den Ruf, in seinen Romplern eine gute Auswahl an E-Pianos und -Orgeln zur Verfügung zu stellen.
Nun bin ich alles andere als ein Vintage-Experte und Purist, aber ich kann aus meiner persönlichen Sicht nur sagen: Was der Korg M3 in dem Bereich so bietet klingt einfach nur gut, sieht man mal von der unzureichenden Qualität des zuschaltbaren Leslie-Effekts ab (aber der ist auf digitaler Ebene ohnehin kaum akzeptabel zu reproduzieren).
Sound-Spezialisten wie Stage-Pianos bieten zumindest in höheren Preisklassen noch bessere Qualität an, da der Rom-Speicher nicht wie bei Workstations auch noch ein komplettes Orchester samt zig Synth- und Drum-Samples beherbergen muss.
Soweit das Vorgeplänkel; ich werde nun der im Titel stehende Frage anhand der verschiedenen Instrumentengattungen nachgehen:
E-Pianos
Hier scheint Sampling in allen Variationen nach wie vor das Maß aller Dinge zu sein, vor allem wenn man wie beim akustischen Bruder auf mehrere Dynamikstufen setzt. Man mag vielleicht glauben, dass aufgrund des elektrischen Charakters von Rhodes und Co. eine modellierte Variante leichter akzeptiert werden könnte, doch gerade frühe Ansätze (Korg Z1) oder aktuelle Billig-Alternativen werden als zu lasch und digital-synthetisch empfunden.
Nichtsdestotrotz hat Waldorf mit dem Zarenbourg ein Stage-Piano auf den Markt gebracht, dessen physikalische Rhodes- und Wurlitzer-Modelle überraschend gut klingen. Da ich aber wie gesagt kein Vintage-Crack bin, wage ich mich nicht zur Authentizität dieses Ansatzes zu äußern; letzten Endes kommt es auch immer auf den persönlichen Geschmack an.
Angesichts seines 30-jährigen Bestehens kann man wohl auch das DX-7-Piano in die Rubrik "Vintage" einordnen. Hier lautet die Wahl der Wiedergabe: Sampling oder 6-Operatoren-FM-Synthese. Auch hier setzt der Zarenbourg auf letzteres, was ihn im Prinzip auch zu einem vollwertigen FM-Synthesizer macht.
Electric Grand
Zumindest bei Workstations sind elektrische Flügel wie der Yamaha CP-70/ 80 nach wie vor ein Stiefkind: Trotz immer größer werdender Gesamtspeicher muss man sich oft mit gerade mal einer Dynamik-Stufe zufriedengeben, viele preiswertere Digital-Pianos verzichten sogar komplett auf diesen Sound.
Doch gerade hier sind höherwertige Stage-Pianos gewaltig am Aufholen, wobei Sampling mit unterschiedlichen Dynamikstufen auch hier nach wie vor die erste Wahl darstellt.
Denkbar wäre natürlich auch ein physikalisches Modell, etwa als Derivat bereits vorhandener Varianten.
Clavinets
Zu dieser Instrumentengattung habe ich den geringsten Bezug; von daher kann ich nur sagen, dass die Wahl zwischen Sampling und Modeling wohl vor allem vom persönlichen Geschmack abhängt. Gerade Clavinets werden auch gerne mal mit FM-Synthesizern oder auf der Basis analoger Pulswellen nachgebaut, aber diese Varianten können allenfalls als Ergänzung zum Original gesehen werden.
Orgeln
Für viele das Thema schlechthin und auch ein Beweis für die Endlichkeit Sample-basierter Synthese, zumindest wenn es um die Nachbildung der legendären Hammond geht. Die wichtigsten Drawbar-Einstellungen gibt es zwar fertig in diversen Romplern, aber wer alles aus den Zugriegeln herausholen will, kommt zumindest um einen Ansatz von Physical Modeling nicht herum. Doch man sollte nicht so naiv sein und sich denken, dass es man es hier nur mit der Addition reiner Sinuswellen zu tun habe. Analoge Sinusse, sowohl elektromechanischer als auch elektronischer Herkunft sind nämlich alles andere als rein, und gerade in der Hammond gibt es ein recht komplexes Zusammenspiel der verschiedenen Tonräder und anderer internen Komponenten.
Dennoch sind gut programmierte Modelle samplebasierten Lösungen immer vorzuziehen, wenn man Hammond-Sounds wirklich spielen und nicht nur fertige Presets wiedergeben will.
Anders sieht es bei den transistorbasierten "Schweineorgeln" vom Typ Vox oder Farfisa aus. Hier kann Sampling in der Tat ausreichend sein, auch wenn Hersteller wie Clavia auch bei diesen Versionen offenbar auf physikalische Modelle setzt.
Mellotron
Wenn man sich schon mit Vintage-Keys befasst, dann darf dieser altehrwürdige, Tonband-basierte Proto-Sampleplayer nicht fehlen. Naturgemäß wird zu seiner Abbildung fast immer zu Sampling gegriffen, wobei die anfallende Datenmenge, wenn man wirklich die gesamte Original-Länge jedes einzelnen Tonbands aufnehmen will, doch ziemlich beachtlich ist. Von daher gibt es die volle Qualität auch nur aus speziellen, exklusiv auf die Mellotron-Nachahmung getrimmten Sample-Playern wie dem Memotron.
Allerdings kann man das Klangverhalten eines Mellotrons auch ein Stück weit "modellieren", so dass beliebige Samples als Ausgangsbasis verwendet und mit einem gewissen Vintage-Flair wiedergegeben werden können. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um entsprechende Einstellungen bei Filtern/ EQs, Tonhöhen-LFOs und Hüllkurven. Auch die Anschlagdynamik sollte sich bestenfalls geringfügig auf die Lautstärke auswirken.
Es lohnt sich auf jeden Fall, bei der Workstation seiner Wahl einen genaueren Blick auf die Presets zu werfen, welche die Zusatzbezeichnung "Mellow" oder "Tron" im Namen tragen. Nicht immer müssen dort Original-Samples im Spiel sein, auch wenn diese heutzutage stets im Rom-Speicher (gekürzt und geloopt) zu finden sind.
Nach diesen längerwierigen Ausführungen geht nun meine Frage an euch:
Welche Verfahrensweise haltet ihr für die Instrumente, bei denen sich eine Entscheidung nicht eindeutig fällen lässt, jeweils am besten, um dem Original möglichst nahezukommen?
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