Dass es im Bereich Vintage in klanglicher Hinsicht eine Spannbreite gibt, die von irrationalem Voodoo bis rational begründet reicht, wurde längst sichtbar. Aber es existiert auch ein wenig homogenes Anti-Vintage-Lager mit ähnlicher Spannbreite. Weil manche Firmen damit nen Reibach machen wollten, wird dem einfach in Gänze die Sinnhaftigkeit abgesprochen. Das ist auch irrational.
(((Keiner von denen käme wegen des Umstandes, dass manche Musikstücke total nervig sind, auf die Idee, alle Musik so zu bewerten. Gegenteilig musizieren sie, weil sie wissen, dass es auch schöne Musik gibt. Da noch einen drauf zu setzen, und festzustellen, dass (aufgrund der Subjektivität jedes einzelnen) die Geschmäcker aber doch alle verschieden und allgemeine Statements damit doch schwierig seien, geht auch fehl. Es gibt eben Gemeinsamkeiten unter den Menschen. Allgemein existieren dafür Theoriemodelle, wie etwa das von den "Mustern die Verbinden" = "Patterns that connect". Ohne darauf zurück greifen zu müssen (habe da auch wenig Ahnung von), wird das doch auch im Musikunterricht erfahrbar. Wenn Rhythmiken, Melodien, Harmonien Thema werden, die "unseren" Hörgewohnheiten (!) entsprechen oder aus bestimmten Kulturkreisen (!) stammen, die sich im Zuge der Globalisierung immer mehr vermischen. Hinter Harmonielehre steckt auch Physik, wie eine Betrachtung der Obertonreihe bereits offenlegt. Physik ist eine "objektive" Wissenschaft, kein Laberfach.)))
Hier hat sich jemand bei dem Versuch, besonders kritisch und sachlich zu sein, selbst hinter das Licht geführt:
Wenn man verstehen will, warum Menschen glauben, dass der Hals einen Einfluss hat, dann muss man das so "hinnehmen". Es ist eine Erklärung/Erläuterung, so kann man sich das vorstellen/zusammenreimen. Ein Beweis ist es nicht.
Grundsätzlich: Wer einen Beweis dafür braucht, dass der Gitarrenhals einen großen Einfluss auf den Klang hat, der kann sicher auch gut Luftgitarre spielen. Wer einmal mit einem butterweichen Ahornhals im Zerrbetrieb gespielt hat, kann darauf verzichen, er weiß es einfach.
Vermittelnd wird dann der "Gegenbeweis" genauso vermisst. Und das ist wenigstens fair. Welchen Anspruch stellt man an einen Beweis? Aufgrund der Werbung eines Herstellers (dem es übrigens schuppe sein dürfte, ob man einen Vintaghals oder einen "modernen" bestellt) sowie der Behauptung eines Foristen, er und andere hätten bemerkt, dass die modern Vintagehälse voller und dynamischer klängen, erfolgte der Blick auf die unterschiedlichen Konstruktionen, was zu einem Erklärungsansatz führte. Dieser Ansatz kann letztlich zwar nur durch eine aufwendige Studie bestätigt werden, bis man absolute Gültigkeit beanspruchen kann. Aber immerhin scheint er doch plausibel (darauf ist niemand eingegangen) und ihm liegen einige Indizien zugrunde, so dass man die Behauptungen nicht mal einfach nach Absurdistan verschieben, oder als subjektive Phänomene ad absurdum führen sollte.
Meinst du "Klang"dynamik?
Ich verstehe darunter die Ansprache und das Auslenken der Saiten. Du schlägst sie an und es passiert einfach mehr.
'Warm' in Verbindung mit Klangbeschreibung ist heute die gleiche hohle Phrase wie 'vintage'.
Gibt es überhaupt einen "warmen Vintageton" (durch einen anderen Hals, mit anderer Konstruktion)? Was ist überhaupt ein warmer E-Gitarrenton, den nur die Gitarre erzeugt? Gibt es auch kalte? Warum sind die nicht so gefragt, nicht vintage?
Gary Moore stellt im Video seine ES 335 von 63 vor und konstatiert auch einen "warmen" Klang. Er spielt sie an und man kann sich anhören, was er meint, bei ca. 1:30 min. Ich versteh was der damit meint:
Warmer Klang, voller Ton. Da weiß man, dass es vornehmlich um Bassanteile geht. Beim kalten Ton fehlen diese. Da braucht man doch nicht auf eine sprachliche Präzision zu pochen, welche auch die Profis nicht nötig haben.