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Auchentoshan3
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unbewusste Wunsch nach weniger Komplexität hin zu mehr Simplizität
Simplizität ist für mich sogar bewusst erstrebenswert. Das paart sich bei mir mit einem "konservativen" Geschmack. Mir gefallen die Formen der bekannten Traditionshersteller einfach am besten. Optisch ist es dann für mich aber schnuppe, ob die Gitarre von 2015 oder 1960 ist. Eine Strat is ne Strat und ne Paula ne Paula. Feinheiten interessieren mich eher wenig. Also das muss nicht die besondere Charakteristika von "Vintage" im weiten Sinne sein, kann aber dennoch oft auch eine Rolle spielen.
An einer "Verklärung der Vergangenheit" wird manchem, aber auch nicht jedem gelegen sein. Obwohl Vintage resistent, sehe ich ein, dass manche alten Gitarren besonders klingen, etc.
Und deshalb glaube ich, dass es unterschiedliche Kategorien von Vintage Fans gibt. Was sich schon herauskristallisiert hat: Ästhetische Schöngeister; Vergangenheitsverklärer; Opfer von Marketing; Modefreaks (ist unterstellt); Kinder ihrer Zeit, die den Sound ihrer Zeit lieben; Fans von alten Musikern, die auch so eine Gitarre möchten; Vollblutmusiker, die den besseren Klang bei manchen alten Instrumenten entdeckten... Man sollte die einen nicht wichtiger nehmen, als die anderen. Bei manchen treffen womöglich alle Kategorien zugleich zu.
Da wir im Musiker Board schreiben, und nicht im Schöngeister Board....mal abstrakt auf klangliche Aspekte geschaut:
Taugliche Bauteile für guten Klang, der nicht nur subjektiv bestimmbar ist, sollten einem vernünftigen Musiker wichtiger als die Frage sein, wann etwas entworfen oder gebaut wurde? Und man kann das in beide Richtungen denken. Wenn früher mehr Verschnitt beim Holz zugelassen wurde und aus welchen Gründen auch immer besseres Holz verfügbar war (heute soll es Plantagen geben, dazu kommt künstliche Trocknung aus Kostengründen), dann haben alte Instrumente mehrheitlich vielleicht das bessere Holz, welches dann auch noch ob des Alters nochmal besser geworden sein "kann". Dann ist Vintage doch besser als was Neues. Das Neue ist also nicht per se besser. Man spart offenbar bei der Endkontrolle und whatever. Wenn dafür aber die Produktionsmethoden besser wurden, die Instrumente heute passgenauer verarbeitet sind, dann haben diese statistisch gesehen hier einen Vorteil (der sich jedoch relativiert, wenn sich das Holz nochmal verzieht, weil es künstlich getrocknet wurde).
Auch erscheint es nicht sonderlich spekulativ, dass heute die Preispolitik wesentlich durchdachter ist, als vor 60 Jahren. Die bieten wohl nur in krassen Ausnahmefällen mal ein Schnäppchen an. Glückwunsch, wer so eines machte. Der Regelfall wird das nicht sein können. So behauptet Kloppmann oben im Video, die Mexikos hätten oft weiche Hälse. Ja, auch deshalb werden sie günstiger sein. Na Logo! Und wenn auf einer sehr günstigen Gitarre, wo bei Materialkosten so richtig gespart wurde, Vintage dran steht. Dann wird dieses Vintage vielleicht ästhetische Schöngeister, womöglich mit knapper Geldbörse oder mangelnder Einsicht, dass für hohe Qualität ein höherer Preis verlangt wird, besonders ansprechen, aber nicht den Vollblutmusiker, der sich das Ding vielleicht gelegentlich "just for fun" trotzdem mal kauft. Also kann Vintage bei rationaler Betrachtung sinnvoll sein, ist es aber bisweilen nicht, weil daraus ein irrationaler Hype entstanden ist. Man kann nicht Vintage und modern oder postmodern pauschal gegeneinander ausspielen. Das ist postfaktisch.
"Vintage" im weiteren Sinne kann ja auch mit modern verbunden werden:
Wie nennt man es denn, wenn alte Konstruktionen beibehalten wurden, bei perfektionierter Qualität? Wenn zum Beispiel das Metall der "Vintage" Trems von Fender heute härter ist? Mir gefallen bei dem Trem die Saitenreiter nicht so gut wie bei einem modernem. Aber diese Kleinigkeit ist mir doch schnuppe, wenn die klanglich interessanter sind. Das gebogene Blech soll sich ja klanglich vorteilhaft auswirken.
Es scheint also lohnenswert, mal abzuklappern, was Sinn macht, und was nicht?
Und je nach Genre und Soundvorstellung stellt der eine vielleicht andere, mithin "höhere" Ansprüche, als der andere. Das eine Stück kommt auf ner Billiggitarre auch gut, das andere weniger.
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