Vintage bis zum Abwinken

Da hat einer in den 80ern für ne 60er Strat ne Kiste Bier im Tausch gegeben, weil das zu der Zeit einfach nen gebrauchtes Instrument war

Ich bin geneigt das für ein illusorisches Szenario zu halten. Ich war Anfang der Achtziger öfter in einem großen Hamburger Musikhaus und habe gestaunt, dass die Strat im Schaufenster 12000 DM kosten sollte. Die Preise zogen damals schon an, war übrigens eine 62‘ in Sunburst mit Roosewood Neck in exzellentem Zustand, das weiss ich noch sehr genau.....

Im Übrigen sehen Relics nicht zwangsweise versifft aus, zerkratzt, abgeschabt, mit Dings und Dongs ist nicht das Gleiche wie versifft, wenngleich es ohne Zweifel welche gibt die explizit versifft aussehen.
 
genau, wir sind Musiker und keine Wissenschaftler
Leider sind Musiker auf diesem Spektrum oft deutlich näher bei Flat-Earthern, religösen Fundamentalisten, und Sekten-Mitgliedern als auch nur ansatzweise in der Mitte zwischen Voodoo und Wissenschaft.

Ich verlange ja von niemandem, dass er sagt "Vintage ist doof" (und das finde ich auch nicht). Zu viele sagen aber "nur Vintage kann richtig gut sein" (und das finde ich eben falsch).

Ein Instrument mit "Historie" zu spielen, hat allein schon einen psychischen Effekt - man spürt das, nimmt das mit, das inspiriert einen, und schwupps kommen da auf einmal Dinge raus die sonst eben nicht so gut kommen. Das ist objektiv vielleicht nicht messbar, aber subjektiv da ... liegt aber nicht am Klang des Instruments, sondern am besseren Spiel des Musikers. Ich bin ein Skeptiker, ich gebe es zu - meine Skepsis basiert aber wie gesagt auf vielen Erfahrungen unter Audiophilen, die für ihre Musikanlagen durchaus mal soviel ausgeben wie für ne 'Burst ... und die eben in einem Doppelblindtest auch nicht wesentlich über 50% hinauskamen, wenn's z.B. um Unterschiede zwischen Lossless und guten MP3s ging (ganz zu schweigen von CD zu High-Bitrate FLAC, oder Unterschieden zwischen DACs oder gar Kabeln). Es gibt besonders goldene Ohren, aber eben nicht oft.

Daher bleibe ich dabei: Ein guter Gitarrist klingt auch auf einem schlechten Instrument gut, ein schlechter selbst auf einem guten nicht.
 
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Ich kann jetzt nur zum Thema Vintage Stratocaster mitreden. Ich habe einen Freund, der seit Jahrzehnten Strats aus der Pre CBS Ära...kauft...sammelt und auch verkauft.
Desweiteren besuche ich regelmäßig einen Laden, welcher solche Gitarren handelt.
Ich spiele seit über 30 Jahren Gitarre...fast ausnahmslos Strat.

Mein Fazit: Der Hype um Vintage Strats ist objektiv betrachtet totaler Mumpitz.
Die klanglichen Qualitäten dieser Vintage Instrumente ist im Vergleich zu Neuen nicht besser...anders...oder sonstwas.
Die Streung von sehr gut....bis Tonne ist ähnlich dem neuer Gitarren.
Nicht alle schlecht klingende Strats sind im Laufe der Jahrzehnte verschwunden.
Die finden sich tatsächlich als Real Deal Monster Tone Instrumente bei den bekannten Händlern wieder.
Und die werden trotzdem für enorme Summen verscheuert, weil jeden Tag ein neuer Horst dem doktrierten Mainstream hinterherläuft.
 
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genau, wir sind Musiker und keine Wissenschaftler
:great:

Nur scheinen sich viele Gitarristen sicher zu sein, sich nicht in die Tasche zu lügen:evil:
sie verkünden ewige Wahrheiten anstatt gute Mucke zu machen:evil:

Ja und viele verbringen ebenso wertvolle Zeit damit, dass das alles gar nicht stimmen kann. Ich habe auch eine Relic und bin immer wieder erstaunt, wie viele Gedanken man sich darüber machen kann. Ich hab mehrere getestet, fand den Look toll und fühlte mich sofort wohl. Wie du schon sagst, es ist ja keine Wissenschaft. Aber ich kaufe auch kaputte Jeans und trage “dreckige” Schuhe. Verstehe also bei beiden Seiten den ganzen Aufwand nicht, lasst doch jeden, wie er mag
 
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lasst doch jeden, wie er mag
That's the point.

Funktioniert (theoretisch) super - bis (praktisch) die Marketingkampagnen vom "authentischen Vintage Sound" prahlen, wieder mal einer vom "nur ein P2P-verdrahteter Röhren-Amp bringt den wahren Sound" ruft ... oder jemand sagt "ihr altmodischen Nostalgiker, der Kemper ist DER Meilenstein der Gitarrengeschichte" oder "mein richtungsgebundenes Kabel bringt einfach DEN Sound". ;)
 
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Ein guter Gitarrist klingt auch auf einem schlechten Instrument gut, ein schlechter selbst auf einem guten nicht.

Das scheint mir in die entgegen gesetzte Richtung etwas übertrieben. Spielerische Fähigkeiten werden zwar sehr sehr sehr wichtig sein. Aber selbst wer hammermäßig spielen kann, braucht ein einigermaßen bundreines Instrumment mit passablen Saitenabstand, mit hinreichend guten Pickups etc...Da gefällt mir die Sichtweiwse, dass die Auswahl der Gitarre bereits zu den Fähigkeiten eines Gitaristen zählt, besser. Der Erwerb einer Gitarre ist richtig gemacht also nicht vordringlich bloßer Konsum, sondern Bestandteil einer kreativen, bisweilen anstrengenden Auseinandersetzung.
 
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That's the point.

Funktioniert (theoretisch) super - bis (praktisch) die Marketingkampagnen vom "authentischen Vintage Sound" prahlen, wieder mal einer vom "nur ein P2P-verdrahteter Röhren-Amp bringt den wahren Sound" ruft ... oder jemand sagt "ihr altmodischen Nostalgiker, der Kemper ist DER Meilenstein der Gitarrengeschichte" oder "mein richtungsgebundenes Kabel bringt einfach DEN Sound". ;)

Aha und du musst also jeder Marketingaussage glauben oder wie? Das funktioniert solange, wie man das zulässt. Und wenn Leute ihre Wahrheiten brauchen, dann bitte. Mich beeinflusst das nicht ein bisschen.

PS: ich weiß auch nicht was p2p Verdrahtung ist:D
 
Ein Instrument mit "Historie" zu spielen, hat allein schon einen psychischen Effekt - man spürt das, nimmt das mit, das inspiriert einen, und schwupps kommen da auf einmal Dinge raus die sonst eben nicht so gut kommen.
Schön formuliert...so sehe ich das auch,bzw. geht es mir so. Ich denke das ist wie ein Placebo.
Ich persönlich finde ja allein schon den Gedanken faszinierend, das die Gitarre die man gerade spielt schon einige Jahre mehr auf dem Buckel hat als man selber....wer da wohl schon alles drauf gespielt hat und was das Instrument schon alles mitmachen musste.
Bei dem ganzen "Vintage" muss oder sollte man evtl. auch zwischen Player und Sammler unterscheiden. Dem Player ist es evtl. wurscht wenn da mal ein anderer Sattel oder bessere Mechaniken verbaut wurden. Für den Sammler ist es eine Wertminderung.
 
Mein Fazit: Der Hype um Vintage Strats ist objektiv betrachtet totaler Mumpitz.
Die klanglichen Qualitäten dieser Vintage Instrumente ist im Vergleich zu Neuen nicht besser...anders...oder sonstwas.
Die Streung von sehr gut....bis Tonne ist ähnlich dem neuer.

Es wäre ja auch ein ziemliches Wunder, wenn die alten Fender unerreicht gut wären.
Die Stradivaris sollen ja so toll sein (sagt man:D)
Dass der Stradivarius ein toller Handwerker war glaub ich gerne. Er hat sicher auch bei einem guten Meister gelernt, und stand in der langen Tradition von Geigenbauern.Sowas kann ein geschickter Heimwerker nicht nachbauen.
Aber Leo Fender hatte zwar einige geniale Ideen, ein toller Handwerker war er nicht, er hat halt das Holz was billig zu haben war zusammenleimen lassen, und ein bisschen rumexperimentiert.
Aber er konnte sicherlich nichts besser als heutige Fachleute,
im Gegenteil:evil:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich bin ein Skeptiker, ich gebe es zu - meine Skepsis basiert aber wie gesagt auf vielen Erfahrungen unter Audiophilen, die für ihre Musikanlagen durchaus mal soviel ausgeben wie für ne 'Burst ...

Unsere Kollegen von der HIFI Front scheinen mindestens so voodooooogläubig wie Musiker zu sein.
Unsere Ohren scheinen mir besonders anfällig für Suggestion und Täuschung zu sein.
Seltsam!
andererseits sind sie manchmal gute Messinstrumente.
Denn unter älteren Gitarristen gibt es welche, die die Gitarre ohne Stimmgerät stimmen können:D:D:D:D
 
Zum Thema "Stradivari" fällt mir ein Artikel ein, den ich vor Jahren mal auf Spiegel Online gelesen habe, und nach dem neue Geigen meistens im Klang besser seien.

Noch nicht lange her da gab es im Fernsehen mal eine Reportage über diverse Geigenbauer mit einem Typen der war selbst Geiger und wollte einmal im Leben auf so einer alten "Stradivari" spielen. Es hat mehrere Anläufe gebraucht und der durfte sie dann endlich mal kurz spielen. Die war glaube ich aus einem "Strad" Museum. Sein Fazit war auch das sich eine neue Geige besser spielen würde. Die Geigenbauer haben argumentiert das "zu alte" Instrumente einfach "ausgetrocknet" klingen. Alte Instrumente würden nicht mehr so klingen wie zur Zeit ihrer Entstehung. Wird schon was dran sein.
 
Vor allem sind diese alten Stradivari oft eher 'leise' Instrumente - allein dadurch fallen sie in der Beurteilung gern mal ab. Die Geigen können halt nichts für die Ohren der Zuhörer... ;)
Was sich 'im Ton' abspielt, kann allerdings durchaus beeindruckend sein (ich kann mich an einen 'shootout' erinnern, wo das selbst im TV deutlich zu hören war).
 
Die Streung von sehr gut....bis Tonne ist ähnlich dem neuer Gitarren.

Wenn man sich was wünschen dürfte, dann sollte sich die Preispolitik an der Qualität orientieren. Wenn ne Custom mies klingt, sollte sie sau billig sein. Und wenn eine Japaner herausragend klingt, soll sie eben teurer sein. Warum soll ich für eine misratene "Elite" mehr bezahlen als für eine gelungene Professionell? Aber man darf sich ja nichts wünschen. Ich als Hersteller würde die Gitarren nach der Standardproduktion bewerten und die super guten Gitarren in den Customshop schicken.
 
Wenn ne Custom mies klingt, sollte sie sau billig sein. Und wenn eine Japaner herausragend klingt, soll sie eben teurer sein.
Eine spitzen Idee....dann darf nur noch der mit dem nötigen "Kleingeld" in den Genuss eines guten Instrumentes kommen:nix:.
Da hab ich ehrlich gesagt lieber eine Gitarre die mir liegt und gefällt und dem Rest der Welt am Ar*** vorbei geht als eine Miese Ausgabe vom berühmten Markenhersteller.
 
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dann darf nur noch der mit dem nötigen "Kleingeld" in den Genuss eines guten Instrumentes

Qualität hat ihren Preis. Um sie zu erzielen, mussten ja viele Instrumente mit einer Streuung hergestellt werden. Der Frage, welcher Preis bei einer Gitarre noch gerechtfertigt ist, wurde schon in anderen Threads ausgiebig und ohne einstimmiges Ergebnis abgehandelt.
 
Ja Spitzenidee :igitt: :ugly: :igitt: :bad:
 
Natürlich hat Qualität ihren Preis, aber das hat ja nichst mit deinem "Wunsch" zu tun das die guten vergoldet werden und die der Rest wird je nach Güte immer billiger.
Im Ergebnis kommt das bei raus was ich sagte...eine 2 Klassengesellschaft der Gitarristen. Die einen können sich die guten Instrumente leisten egal wie viel und gern und gut sie spielen und andere die es sich einfach nicht leisten können schauen in die Röhre.
Weil die guten Exemplare die man derzeit als Folge der Streuung auch im unteren Preissegment findet dann nicht mehr existieren.
Hat aber erstmal auch nicht mit Vintage zu tun.
Oder vielleicht doch...mussten doch einige der heute berühmten Gitarrenhelden auf eher schlechten Instrumenten anfangen weil sie sich die teuren "guten" nicht leisten konnten. Also machen wir es jetzt wieder so...sollen doch die ganzen ambitionierten Anfänger ganz im Vintagegedanken die Schrottgitarren spielen.
Keine Ahnung wie man auf so einen blödsinnigen Wunsch kommen kann....normalerweise hat man 2 Hände und 2 Ohren um herauszufinden ob einem eine Gitarre zusagt oder nicht. Dazu bedarf es keinem Preisschild....:bang:
 
Aber man darf sich ja nichts wünschen.
Wünschen darfst du dir alles, wer sollte es dir verbieten?

Ich als Hersteller würde die Gitarren nach der Standardproduktion bewerten und die super guten Gitarren in den Customshop schicken.
Mit dem System wärst du so schnell Pleite, dass sogar dein Customshop noch in die Konkursmasse fällt. Ich würde jedenfalls bei keinem Hersteller kaufen, der zugegebenermaßen im leistbaren Preisbereich nur den letzten Ausschuß versilbert. Daher wir sind froh, dass du kein Hersteller bist. OK, im "Vintage-Zeitalter" gabs auch Bruchreis und Kuchenränder für die armen Leute ... :ugly:
 
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