Der mathematische Ansatz ist zwar eine nette Argumentationshilfe
Und deswegen falsch?
Mein Gedankengang diesbezüglich schaut da eher so aus:
Wir verwenden ja allermeist heptatonische, also siebentönige, Tonleitern als Basis, wo man jeden Ton erhöhen und erniedrigen kann, macht 21 Töne. Ein Cb wird in C-Dur zwar so gut wie nie vorkommen, dafür gibt es ja auch wieder - nach Tonart, wenn die Töne schon grundsätzlich in der Leiter versetzt sind - doppelt erhöhte oder erniedrigte Töne, etwa bei einem vollverminderten Sept-Akkord oder die #9 im berühmten "Hendrix-Akkord".
Und wenn man nun versuchen würde, die Kombinationsmöglichkeiten ganz blöd mathematisch auszurechnen ist das zwar alles andere als trivial, weil die Grenzen da eben nicht einfach zu ziehen sind, aber wenn man so ganz grob mal überschlägt:
- 7 Töne, die man sowohl erhöhen als auch erniedrigen kann
- Jede Rhythmuskombination aus Ganzen/Halben/Viertel/Achtel/Sechzehntel über sagen wir mal zumindest 4 Takte
- Apropos Takte: Vorherigen Punkt angewandt auf 3/4, 7/8, 5/4,... Takt
- Sowas wie Triolen gibt's ja auch noch
- Überall, wo eine Note steht, kann auch eine Pause stehen
- Bei allem vorhin genannten rhythmischen Elementen kann theoretisch jede mögliche Ton- und Pausenkombination "eingesetzt" werden
- Irgendwie einrechnen, dass es ja auch viele "Harmoniestücke" gibt, die mehr mit (mehrtönigen) Akkordfortscheitungen als eintönigen (im Sinne von einem gleichzeitig gespielten Ton) Melodien funktionieren oder mehrstimmige Stücke gibt es ja auch noch.
-....
Was vielleicht anderweitig schonmal wem untergekommen ist, 6 Stk. 2x4er- Legobausteine haben nicht ganz 1 Mrd. Kombinationsmöglichkeiten, dass ist vielleicht ein besserer Vergleich als nur Zahlen hinzuklatschen.
Jetzt könnte man bei meiner vorherigen Aufzählung zwar lange diverse Für-und-Wieders und was man wie genau mit welcher Zahl hinterlegen sollte sicher diskutieren, bis der MB-Server platzt, aber egal, wie die Bedingungen genau aussähen, würde man das mal zusammenrechnen käme da eine sehr, sehr lange Zahl raus (wohl eher im Bereich 10^25 aufwärts oder so). Die natürlich auch jede Menge "Schrott" enthielte, hauptsächlich sogar, und natürlich auch von jeder "Nicht-Schrott-Melodie" jeweils hunderte Versionen, die nur in anderthalb Tönen oder einer nicht maßgeblichen rhythmischen Nuance abgewandelt sind und wie du richtig sagst, nicht nur juristisch, sondern auch schlicht von jedem Hörer subjektiv als "das ist doch quasi das" einstufen würde.
Trotzdem wäre aber z.B. nur das Promille eines Promilles eines Promilles eines Promilles davon (also jedes Billionste Ergebnis) ein Treffer von etwas wäre, was man als Musik empfinden würde und eigenständig genug wäre bliebe noch immer eine sehr, sehr lange Zahl übrig (Größenordnung: Aufgeteilt auf die gesamte Menschheit noch immer abertausende Treffer pro Menschenskind das über diesen Planeten stolpert). Und würde man angenommen mal 8 Sekunden pro Beispiel im Durchschnitt annehmen für diese nur 4 Takte bräuchte man umgerechnet wohl auch hunderte bis tausende Menschenleben, das überhaupt anzuhören.
Dass lässt jetzt natürlich auch vollkommen außer acht, dass Musiker ja idR. von Musikern lernen und zwangsläufig innerhalb einer Stilistik sich gegenseitig sozusagen "Musikalische Bausteine" vererben, aber ganz grundsätzlich halte ich die Aussage "Es gibt nur 12 Töne und alles ist schon komponiert" für unhaltbar.
LG