Die Vorgeschichte
Nachdem ich fleißig gespart hatte ich vor einen neuen Fender P-Bass zu kaufen. Beim stöbern im Netz bin ich über einen sehr kleinen aber feinen Laden in Hamburg gestolpert und habe den Bass entdeckt. Nunja ich wollte immer noch den P-Bass. Also kurzerhand nach Hamburg gefahren zum Bässe testen. Ich habe dabei auch einen tollen P-Bass aus der damals erhältlichen Serie gefunden der echt toll klang. Dennoch ließ mich mein Internetfund nicht los und da der Laden gleich um die Ecke war nutzte ich die Gelegenheit aus um den Bass zumindest einmal zu testen. Nunja jetzt ist er schon ein paar Jahre mein liebster Bass das sagt alles über das Ende der Story.
Das Modell
Wie vielleicht einige Wissen ist Gibson nun nicht gerade berühmt für seine Bässe. Nachdem die typischen Gibson Bässe wie der EB-0 sowie EB-3 mit ihren Shortscale Mensuren und ihrem ganz eigenen Sounds keinen Anklang mehr bei den Kunden fand entschied man sich zu einem radikalen neuen Schritt. Die heute von vielen geschätzten Features wie die kurze Mensur, Mudbucker sowie die Verwendung von Mahagony als Klangholz wurden über Bord geworfen. Gibson versuchte mit einer neuen Bassserie, welche auf damals moderne Features setzte, mehr Marktanteile zu erringen indem man auch beim Marktführer mit dem großen F ein wenig abkupferte. In zusammenarbeit mit Bill Lawrence entstanden drei neue Bässe welche Longscale Mensuren, Ahorn als Klangholz sowie innovative Pick Up's als Features besaßen. Diese drei Bässe sind der Grabber-1, der Grabber-3 und der Ripper. Dabei war der Ripper das damalige Flaggschiff der Serie.
Dennoch war dieser Serie nur ein mittelmäßiger Erfolg beschieden trotz extrem großen Werbeaufwands und zahlreichen Endorsements.
Der Ripper wurde in der Zeit von 1973 bis Anfang der 80'er hergestellt und machte dabei eine Vielzahl von Entwicklungen durch. Von 1973 bis 1975 war der Ripper offiziell in den Farben Natural und Ebony als bundierte Version erhältlich, bestand beinah vollständig aus Ahorn (Ripper mit schwarzen Finish haben ein Griffbrett aus Ebenholz), hatte eine Mensur von 34 1/2" und besaß die Option die Saiten durch den Body zu führen. 1975 erschien zusätzlich eine bundlose Version in Tobacco Sunburst mit Ebenholzgriffbrett. Laut offiziellen Zahlen wurden nur 5 bundierte Bässe im Jahr 1975 in dieser Farbe gefertigt.
Ab dem Jahr 1975 bis 1978 wurden die Bodys aus Erle gefertigt, später wurde wieder zu Ahorn gewechselt. Weiterhin wurde die Form des Korpusses verändert indem der Rückseite Shapings hinzugefügt wurden etc. Man merkt das sehr viel geändert wurde um den Kundenwünschen zu entsprechen.
Gibson L-9S Specs/Features
-Baujahr: 1973
-Finish: Dark Tobacco Sunburst (Nitrolack)
-Konstruktion: Set-neck
-Body: Ahorn
-Hals: Ahorn
-Halsbreite am Sattel: ca. 40 mm
-Kopfplatte: Gibson "Open Book" Kopfplatte
-Griffbrett: Ebenholz
-Inlays: Dot Inlays
-Mensur: 34 1/2"
-Bünde: 20
-Brücke: 3-Point Bridge + Stringtrough
-Pickguard: einlagig schwarz
-Pick-Up's: Gibson "Super humbucking" Pick Up's
-Regler: Lautstärke Poti, 4-Position Varitone-Switch, "Q-Control" Mitten-Regler, "Tone Control" Bass/Höhen Boost (ist nicht vergleichbar mit einer üblichen Höhenblende)
Sounds
Der Ripper hat eine sehr interessante Klangregelung der sich so ziemlich alles von zart bis hart entlocken lässt. Da es sich um eine wirklich mMn besondere Schaltung handelt hat und etwas hörbares meist mehr als tausend Beschreibung aussagt habe ich ein paar Links zusammengestellt die den Sound gut beschreiben:
Zwecks Werbung hat Gibson eine Schallplatte mit Soundsamples produziert:
http://www.flyguitars.com/gibson/bass/Ripper_publicity.php#promorecord
Hier gibt Ed Friedland nochmal einen kleinen Eindruck wieder:
http://www.youtube.com/watch?v=IAnEluac42Y ,
http://www.youtube.com/watch?v=5BrLRqcXZ5g
Hier ein weiteres Video indem zum einen die Originalschaltung zu hören ist und danach eine modifizierte:
https://www.youtube.com/watch?v=PaJ82weNnuI
Seriennummer
Dieser Bass erschien in einer Zeit in der es in punkto Seriennummern bei Gibson drunter und drüber ging. Die heutige Gibson Seriennummer besteht aus 8 Ziffern welche mittels eines Stempels in das Holz eingeschlagen wird und genauen Aufschluss über Herstellungsdatum sowie -ort gibt. In den 70gern wurde über einige Umwege auf dieses System umgestellt. Anfang der 70ger galt noch die alte Nummerierung mit nur 6 Ziffern wie bei meinem Ripper (101015). Übergangsweise wurden die Nummern auch nur Aufgedruckt, mit einem Buchstaben versehen oder 7 Ziffern wurden verwendet. Das macht es sehr schwierig einige Modelle genau zuzuordnen bzw. ihre Originalität davon abzuleiten. Wie bei Fender gilt das die Gesamtheit aus Seriennummer und Potinummern Aufschluss darüber gibt.
Besonderheiten
Besonders beim Ripper gibt es einige Ungereimtheiten bezüglich der Finishes. Offiziell Gibt es nur 3 Lackierungen (Natural, Ebaony, Tobacco Sunburst). Tatsächlich gibt es sogar 4. Die vierte Variante ist ein sehr schickes Cherry Burst und sollte jedem AC/DC Fan bekannt sein da dieser in den 70ern zum Einsatz kam:
http://www.youtube.com/watch?v=mWGp4pFrPIc
Weiterhin ist besonders an meinem Modell das dieser nicht erst 1975 gebaut wurde sondern laut Gibson Support 1973 in Kalamazoo vom Band lief. Er ist der bisher älteste in der Farbe den ich finden konnte.
BilderKriegsnarben
Der obere Gurtpin wurde mehrfach versetzt und der Bass wurde sogar als Lefty gespielt.
Falls ihr noch Fragen etc. zu diesem Bass habt meldet euch.
MFG
T-Bird