Ich habe gestern ja meine neue alte Gibson R9 von 2002 bekommen. Das huebsche Teil ist wahrscheinlich eine der seltensten R9 ueberhaupt, wurden doch 2002 nur 300 Stueck gebaut, wovon allerhoechstens 3-4 ein Blistertop hatten.
Diese Gitarre hat vorher J. Geils von der J. Geils Band ("Centerfold") gehoert, der hat sie dem Gitarristen der Band weitergegeben und der hat sie bei dem Verkaeufer, von dem ich sie habe, als Teil eines Trades fuer eine 55er Goldtop eingetauscht.
Das Teil hat tonnenweise Zeichen eines Lebens on the Road! Dings, Dongs, die untere Zarge ist sogar etwas angesengt ... hatte eigentlich mit dem Gedanken gespielt, die weiter an Dave Johnson zu reichen. Aber nach genauerer Ansicht muss ich sagen, dass der momentane Zustand so was von geil ist, dass ich da gar nix machen lasse! Sie spielt sich fast von alleine, der Hals liegt extrem angenehm in der Hand und ist ganz deutlich anders geshaped als bei den letzen R9s, die ich den Haenden hatte. Akustisch klingt sie ein kleines bisschen anders als meine R8 ... ein wenig mehr hoehenbetont, ein bisschen schlanker in den Mitten, dafuer sehr knackig in den Baessen.
Am Amp dann ... erstmal volle Enttaeuschung!
Warum ist ploetzlich die ganze Dynamik und Sensitivitaet weg? Der Sound durch die Speaker war zwar okay, aber klang irgendwie beschnitten, gerade wenn ich vorher die R8 gespielt habe. Okay ... Schraubendreher und Loetkolben raus und ran an den Speck ... oder die Gitarre ... Das hat mal wieder eindrucksvoll gezeigt, dass die Burstbucker und ich wohl nie warm werden.
Zu allererst habe ich einen Blick auf die Elektronik geworfen und war schwer erfreut, dass einer der beiden Vorbesitzer da bereits PIO Caps eingebaut und auf das 57er Wiring umgeloetet hatte.
Ich hatte mir bei Ebay einen gebrauchten Satz
J.S. Moore Humbucker geschossen. Von Jon hatte ich ueber Wolfe gehoert, der mit Jon in regem Austausch stand, als Jon angefangen hat Pickups zu winden. Nachdem ich die Auktion gewonnen hatte, schrieb ich Jon an, ob er mir etwas ueber diese Teile sagen koenne ... und das konnte er, denn keine halbe Stunde hat er geantwortet und mir Details und Soundvorgabe genannt. Wiederum eine halbe Stunde spaeter kam eine weitere Mail von ihm, dass er mir gerne einen neuen Satz Polepiece Screws schicken wuerde, da die in den alten (von 2006) wohl noch metrische Standard-Screws waren. Er haette nun "true Filister head screws in a PAF alloy", die er mir kostenfrei schicken wuerde. Was ein Service!!! Die Pickups haben ausserdem Alnico 3 Magnete und die Spulen sind jeweils (anders als bei den Burstbuckern) exakt gleich gewunden (um Brummen zu minimieren).
Also, Pickups getauscht, genau wie die Tuner (ich mag diese unpraezisen Gibson Deluxe Tuner mit den popelgruenen Fluegeln einfach nicht) gegen TonePros Kluson und neuer Versuch - der hat dann fast 2 Stunden gedauert, weil ich einfach nicht mehr aufhoeren konnte.
Die Moore-PUs klingen anders als die Wolfetones in meiner R8, eher warm, weich, sahnig ... eher ein Dumble als ein Marshall. Aber trotzdem transparent und mit einem wunderbaren Anschlags-Thumb. Das ist fuer mich immer ein erstes Qualitaetsmerkmal fuer einen Pickup - wenn das Pick vor dem eigentlichen Anschlag die Saite beruehrt. Das ist bei Wolfetones und auch bei den Moores ein angenehmer Schlag in die Magengegend, waehrend es bei den BB "unter ferner liefen" laeuft.
Nun gefaellt mir die R9 extrem gut ... schwer zu sagen, welche ich besser finde ... die R8 oder R9? Keine Ahnung, sind aber beides klasse Gitarren. Die R9 musste - genau wie die R8 - allerdings erst mit einigen Upgrades "geweckt" werden, um ihr ganzes Potential zu entfalten. Einen so krassen Unterschied habe ich vorher auch noch nicht gehoert ...