Unterschied zwischen Cis-Dur und Des-Dur

Ich habe mal eine Frage: Wer von euch spielt ein Blasinstrument oder ist einigermassen mit der Intonation einzelner Instrumente vertraut?
Ich spiele Trompete, langjährig als Hobby.
Nie hab ich bei den vielen Trompetern (und Posaunisten) in 25 Jahren einen Berufstrompeter oder Hobbykollegen kennengelernt, dem es beim Üben und Spielen nicht um die gleichstufige Intonation gegangen wäre.
Das ist auf der Trompete konstruktionsbedingt nicht ganz einfach, aber es ist essentiell, wenn man in einem anspruchsvollen Ensemble mitspielen will.
Bei Spezialisten für Alte Musik mag es noch andere Aspekte geben, aber das spielt hier nicht ins Thema.

Bei einer Klarinette ist das sicher der Bereich c2 aufwärts. bei einer Trompete sicher nicht der selbe Bereich - die wird schrill und laut (meistens zumindest)...
Trompete ist ein Sopraninstrument und der Bereich - analog zur Klarinette in B ausgedrückt - zweigestrichenenes c aufwärts bis zum dreigestrichenen c gehört zum weidlich genutzen Standardumfang des Instruments. Er ist auch für erfahrene Amateure spielbar und wird in fast jedem Arrangement aller Sparten verlangt.
Die erste Trompete spielt in Klassik und Jazz häufig bis zum dreigestrichenen e, in moderner Musik und unzähligen Big Band Arrangements steht auch das dreigestrichene g.
Oberhalb davon ändert sich die Physik des Instruments nachteilig, aber Lead Trompeter spielen auch diesen Bereich bis zum viergestrichenen c auf der normalen B-Trompete.
Hier macht das Wayne Bergeron: www.youtube.com/watch?v=7RS9BFZ6ek0

Weil es gerade passt, ein schöner Clip zur Hohen Schule der Intonation:
 
Oberhalb davon ändert sich die Physik des Instruments nachteilig
... ändert die Physik die Klangerzeugung (?) nachteilig ...
sorry, das musste als Physiker nun sein, da sich ja die Physik zum Glück nicht ändert ;)
 
Ja klar - "Physik" war aus dem Englischen übernommener Trompeter- bzw. Blechbläserjargon. Es ist als Abkürzung gemeint für die Veränderungen bei den Resonanzverhältnisse und deren Wirkung auf die Blastechnik.
 
Wie es sich praktisch anhört, wenn die Intervalle nicht gleichstufig temperiert, sondern sauber stimmend gesungen werden, also z.B. in einem Dur-Akkord eine reine große Terz und eine reine Quinte, der möge sich mal die Kings Singers oder das Hilliard-Ensemble anhören. Die können so etwas in Perfektion und ich finde, es hört sich außergewöhnlich schön an.
 
... der möge sich mal die Kings Singers oder das Hilliard-Ensemble anhören.
Ich weiß schon, was gemeint ist.

Wie in deinem Beispiel benannt geht das eben nur bei entsprechend komponierter Musik bzw. auf diesen (z.B. reinen) Klang abgestellten Arrangements.
Bezogen auf Ensembles der Musik ab der Romantik oder aus dem Jazz ist mir nicht bekannt, dass gute Musiker bestimmte Töne anders intoniert (rein, mitteltönig usw.) abseits der gleichstufigen Stimmung spielen.

Gruß Claus
 
inaktives Thema zwar, aber erst jetzt entdeckt:

Als relativer Gitarrenanfänger hab ich mir ausgerechnet „Needles & Pins“ (Nitzsche/Bono) als Übungsstück herausgesucht und den Tonartwechsel von A Dur auf C# bzw Db Dur bemerkt. Einige Quellen sprechen von C# andere von Db. Griffmässig ist ja total egal, von der Stimmung her ist es für mich Cis Dur, weil ich das 3-Finger-A nach oben mit Barrée verschieben muss, um das markante sus2/sus4-Riff zu wiederholen (für Wurstfinger eine echte Herausforderung). Interpreten: De Shannon, Searchers, Smokie
 
von der Stimmung her ist es für mich Cis Dur, weil ich das 3-Finger-A nach oben mit Barrée verschieben muss
Die Begründung ist meiner Meinung nach keine, Du würdest es genauso spielen, wenn es Des-Dur oder Hisis wäre. Geht ja auf Gitarre, Klavier usw. nicht anders. (OK, Du könntest auf der Gitarre mit Bending vielleicht was machen, aber das schließ ich jetzt hier mal aus).

Die Begründung ist ganz anschaulich: A hat drei Kreuze, Cis sieben, das liegt deutlich näher zusammen als von A nach Des. Des Dur würde hier die meisten Blattspieler ins Schleudern kommen lassen.
Zudem gibt es auch funktionale Zusammenhänge zwischen A und Cis (je nachdem, wie es danach weitergeht; oft ist das C#-Dur die Dominante der Paralleltonart von A, also F#m, das C# leitet ganz "organisch" also zur Paralleltonart Fis-Moll).

Die Funktionen hast Du vielleicht noch nicht so kennengelernt, das kommt sicher noch.
Also als Standard immer erstmal die Tonarten, die im Quintenzirkel näher beieinander liegen.
 
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