LostLover
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Und Udo Pipper?..wie oft hat er im Bandgefüge auf einer 20-Meterbühne gestanden?..wie hat er es geschafft, seine Bandkollegen dazu zu bringen, den gleichen Aufwand und Humbug zu betreiben?..wie hat er es geschafft, den Veranstalter dazu zu bewegen sich eine P.A. nach seinen Vorstellungen zu kaufen?..und wie hat er es geschafft den Mixer zu überzeugen?....aber das Wichtigste zum Schluß....wie hat er es geschafft, das Publikum mit seinem Sound zu überzeugen?
Bitte, wo kann ich das nachlesen?
Zumindest kann man sein Spiel und seinen Ton beurteilen, wenn er über gutes Equipment spielt.
http://www.youtube.com/watch?v=EA0LtElaUIo
http://www.youtube.com/watch?v=V8kfI8H-XOg&mode=related&search=
Ist nicht soooo schlecht, finde ich. Ich weiss aber nicht, welches Kabel er da benutzt hat - und ob er mit den Kopfhörern den Unterschied zu einem anderen Kabel hören würde.
Dein Ansatz ist im Prinzip richtig : "Wichtich is aufm Platz!" ... um es mal fussballerisch zu sagen. Die Technik-Bastelei sollte nicht Selbstzweck werden oder Ersatz für fehlendes Talent. Da macht man sich selbst dann fragwürdig.
Aber
1.) die Live-Situation ist nicht die einzige: beim Recording machen kleinste Veränderungen den Unterschied zwischen einem guten Sound und einem herausragenden.
2.) Ein Mischer kann nur den Sound verstärken, den der Musiker anbietet. Wenn der Gitarrist / die Band als solche richtig gut klingt, muss der Mann an den Knöpfen eigentlich nur noch laut machen. Klingt die Band schlecht, weil Spieltechnik und Equipment unzureichend sind, kann der Mischermann nix retten. Also muss der Musiker zusehen, dass er seinen Sound optimiert.
3.) Ich werde einen Teufel tun, den Publikumsgeschmack zum Masstab für meinen Sound zu machen. Eine Generation, die mit MP3-Playern und Computer-Monitoren aufgewachsen ist, weiss sowieso nicht, wie Musik in Wirklichkeit klingt.
4.) Die gesamte Tonfindung ist eine Prozesskette mit "grossen" und "kleinen" Einflussfaktoren. Die grossen sind : Spielweise, Gitarre, Amp, Speaker. Wenn das alles stimmt, zusammenpasst und optimiert ist - erst dann hat man im Regelfall eine Klangqualität als Basis, auf der man sich mal um die anderen Kleinigkeiten kümmern kann. Aber wenn man das tut, wird man plötzlich anfangen, sich nach und nach hochzuarbeiten, weil man jeweils die schwächsten Stellen eliminiert. Von einer besseren Transparenz profitiert die Spielweise, etc.....das ist ein Regelkreis, in dem jedes Schräubchen ein anderes beeinflusst. Und das macht die Sache so kompliziert.
Für Leute (wie mich, z.B.), die gutes, brauchbares, bezahlbares Grossserien-Zeug benutzen, ist die Kabelfrage beim Auftritt und im Übungsraum völlig unerheblich. Ich benutze übrigens einen Sender.
Für jemanden, der eine Billig-Gitarre in einen preiswerten Modeling-Amp stöpselt, ist noch viel mehr egal.
Aber wenn jemand einen feinst eingestellten Boutique-Amp spielt über eine uralt-Box aus den Sechzigern, mit selektierten Röhren, einer handgefertigten / custom order / Vintage - Gitarre, etc, etc - dann machen es eben die Kleinigkeiten aus, ob man das Tonpotential ausnutzt oder nicht. Ob 20-Meter-Bühne, Übungsraum oder Club, ist dann völlig unerheblich. Wenn man für die "grossen" Teile schon 150.000,-- Euro hinblättert, ist der Preis eines Vovox-Kabels lächerlich. Dann wäre man bescheuert, eine zweitklassige Strippe zu benutzen.
Nur: diese Situation findet keiner von uns vor. Das ist das, was man Udo Pipper, meiner Ansicht nach "Gitarre & Bass" insgesamt, eigentlich vorwerfen muss: sie sind elitär. Sie schreiben viel zu oft für einen kleinen Kreis von Soundgourmets, zahlungskräftigen Anwälten und Zahnärzten, die sich solche Spielzeuge zulegen können. Da merkt man dann Udo Pippers Vergangenheit in der HiFi-Szene: über Geld redet man nicht, das hat man....(wie man in Hamburger Kaufmannskreisen gern sagt). Reussenzehn- Stereo-Setups und Custom-Shop-Gibsons sind nicht die Realität.
Solche "Tests" sind für das Leben eines Normalmuckers komplett unerheblich, nur in der Funktion als "Guitar-Porn" interessant. Wer 10000,- Euro für eine Gitarre ausgibt, geht damit im Normalfall nicht mehr auf die Bühne.
Trotzdem legt diese Elite die Messlatte für den fortgeschrittenen Normal-Mucker. Und das ist gut so, weil es die Qualität der Musik-Szene insgesamt hebt. Es ist nämlich völliger Unsinn (aber unter Musikerkreisen leider verbreitet), mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen: "Die können's ja auch nicht, also warum soll ich...?" Wer gut werden will, muss sich was bei denen abschauen, die einen Schritt weiter sind - und das kostet Zeit, Arbeit und Geld. Und die letzten Paar Prozente obendrauf zu packen, wird immer teurer und immer mühseliger. Wenn man daran arbeitet, kann ein Udo Pipper eine echte Hilfe sein. Wer das nicht will, braucht ihn nicht.
P.S.: Die konsequente Haltung eines Udo Pipper KÖNNTE auch sein: "Ich verzichte auf Gigs mit 20-Meter-Bühnen, weil ich da nicht so klingen kann, wie ich gern möchte." Wer weiss?