Trivium kenne ich zufälligerweise schon ziemlich lange, ein damaliger Kollege kam damals mit der Demo an, ein paar Wochen bevor die "Ember To Inferno" rauskam (damals noch unter LifeForce), knapp 1 Jahr nachdem der heutzutage geläufige Metalcore ala Killswitch Engage oder As I Lay Dying von allen gefeiert wurde (die ja eigentlich viel anders als Merauder oder Arkangel klingen).
Ich war damals eigentlich recht angetan von dem Sound, besser gesagt dem kompositorischen Konzept, Metalcore Sounds mit typischen Metaleinflüssen a la Iron Maiden/Metallica zu kombinieren, dazu noch Cleanvocals, die zwar clean aber keinesfalls weinerlich klingen, so wie wir es heute in 1000-facher Ausführung von anderen Bands um die Ohren geknallt bekommen.
Der Frontmann war musikalisch auch sichtlich grob aus dem selben musikalischen Background wie ich, was folgender Screenshot aus der Trivium Homepage von 2003 beweist:
(rot umrahmt)
Dann habe ich auch kurz darauf im Metal Hammer ein Interview mit Rob Flynn gelesen (ich habe für dieses Axel Springer Käseblatt kein Geld ausgegeben, keine Sorge), dass er Trivium als neue Hoffnung ansieht, des es noch zu was bringen werden. Und Zack, waren sie bei Roadrunner.
Rob Flynn ist ein fähiger mein, nicht nur hinter der Gitarre, auch im Business, und ich war mit ihm voll einer Meinung.
Es erschien die "Ascendary", klang im Gesamteindruck so wie eine schlechtere Version von "Ember To Inferno", gespickt mit einigen MTV-freundlichen Schmusekrachern a la "Dying In Your Arms", konnte man hören, hatte aber nicht mehr diesen Touch wie früher, wo man dachte "Jesus Maria! Es regnet Innovation!". Gut, aber lass die Jungs erstmal bei RR Fuß fassen, man will ja nicht so sein.
Zeitsprung, 2006.
Ich sah den Rock am Ring-Livestream des Trivium-Auftritts und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Matt klang wie meine Großmutter und hatte irgendwie das Shouten vergessen. Man sagte, es sei eine Zungeninfektion (haha!), die ihm daran gehindert hätte, das Lied wie gewohnt vorzutragen.
Doch dieser Schock war nur ein Vorgeschmack für das, was in diesem Jahr noch blühte: The Crusade.
Mann, war das ein grottenschlechter Ripoff aller audiovisuellen Metalklischees, die man irgendwie in einem Album unterbringen kann. Dazu noch das typische US-Metal-typische Video zu "We Are The Fire", einfach grottenschlecht.
Und siehe da, auch dem Matt seine Lieblingsbands sahen ganz anders aus:
Hoppla, was ist denn da passiert?
Hat der liebe her ein paar Zentimeter Haare mehr auf dem Kopf und will plötzlich von 2003 nichts mehr wissen?
Ging das nicht alles etwas schnell?
Oder hat da die PR-Abteilung von Roadrunner etwa gemerkt, dass alles, was mit "-core" endet langsam an Anklang verliert und sich die Szene etwas gesundschrumpft und man somit mit seiner Musik nicht alt werden kann?
Oder ist es genau umgekehrt und man hat sich damals einfach in eine Core-Schiene gedrängt, weil man wusste, das mit der Musik, die sie heute machen, nicht von Anfang an so schnell an großes Publikum kommt?
Ich habe gestern zufällig bei jemanden im Auto die neue CD gehört, dessen Titel mir nicht einmals bekannt ist, ich fand sie relativ schrecklich. Will ich sowas hören, lege ich garantiert nicht Trivium auf meinen Plattenteller.
Schade eigentlich, wie diese Band verfallen ist.