Vorab:
Hier sind diverse Meinungen geäußert worden, die sowohl für die eine als auch die
andere Seite plausible Argumente anführen. Und die finden teils meine Zustimmung,
teils aber auch entschieden nicht!
Ich spare mir jetzt eine minutiöse Auflistung von Zitaten vorangegangener Posts, ich
denke, daß mein Post auch so rüberkommt.
Wann würde ein Mitarbeiter kündigen?
1) Nachdem er schon eine feste Zusage von einem anderen Unternehmen hat, das ihn anstellen würde.
2) Wenn die aktuellen Arbeitskonditionen für ihn nicht mehr erträglich sind und er so schnell als möglich das U. verlassen möchte, obwohl keine andere berufliche Alternative erschlossen wurde.
Das heisst auch, dass er das niedrige ALG dem aktuellen Einkommen und den Bruch im Lebenslauf den Arbeitsbedingungen vorzieht.
Kündigt er nicht, bedeutet das, dass die Arbeitsbedingungen offensichtlich für ihn besser als die Alternative (ALG) sind, oder?
Soweit völlig korrekt - wenn auch für den Betroffenen nicht schön.
Was die Sache seitens Warwick so verurteilungswürdig macht, ist der Umstand, DASS
MAN BEI WARWICK WEISS, in welcher Situation sich die Arbeitnehmer befinden, und
dies völlig skrupellos und bis an das Höchtsmaß ausreizt - und DARIN liegt für mich
das widerwärtige Verhalten der Firma.
Das Argument, daß die Arbeitsstellen für Bassbauer rar sind, greift selbstverständlich.
Und da muß jeder Bassbauer für sich die Entscheidung treffen, was für ihn Priorität
hat: Im gelernten (Traum)Beruf zu arbeiten, koste es (an Lohn) was es wolle, oder
aber einen anderen Beruf auszuüben mit Schwerpunkt auf ein akzeptables Einkommen.
Das Problem hatte sich für mich in zweifacher Hinsicht gestellt. Vor 7 Jahren habe ich
mich entschieden, mich auf einen 40tonner zu hocken, wochenlang Ladungen quer
durch Europa zu karren und auf Familie und Privatleben (und Musik) zu verzichten,
und das Ganze auf weit über 300 Arbeitsstunden monatlich umgerechnet auch für
einen vergleichsweise lächerlichen Lohn. Umgelegt betrug der Stundenlohn weniger als
der für eine Raumpflegerin (womit ich NICHTS gegen Raumpflegerinnen gesagt haben
will...), und das dann vorwiegend für Gefahrgut-Transporte. Alternative wäre für mich
ALG2 gewesen, was aber für mich absolutes NoGo war. Und das, was mir netto jeden
Monat (inkl. Spesen) überwiesen wurde, war dann im Vergleich zu anderen Berufen eben
doch noch so viel, daß ich die Faust in der Tasche gemacht habe.
Das war der erste Aspekt.
Die andere Seite war, daß ich aber auch (mit Zureden meiner Frau und meiner Familie!)
vor einem Jahr die gleiche Konsequenz gezeigt und in den S... gehauen habe, als die
Arbeits- und Lohnbedingungen ein Niveau erreicht hatten, bei dem ich dann gesagt habe
"Mit mir nicht mehr!" Übrigens ohne einen neuen Job zu haben. Jeder hat eine persönliche
Schmerzgrenze, bis zu der er sich vera....... läßt, und die war eben bei mir überschritten.
(Schwenk zum Thema:
) Und die muß bei Warwick-Mitarbeitern vermutlich extrem hoch
angesiedelt sein.
Wie jetzt weiter?
Meine Frau wird jetzt sicher nicht ihre vor 9 Jahren gekauften 410er und 411er
Warwick-Boxen aus Protest gegen die Firmenpolitik bei ebay anbieten. Aber künftig
werden wir auf jeden Fall keine von Warwick produzierten oder vertriebenen Produkte
mehr kaufen. Genauso, wie wir schon länger bewußt & gezielt nicht mehr bei Schlecker
kaufen...
Ach ja, und mein Frisör ist Einzelunternehmer und kriegt von mir alle 4 Wochen 12
plus Trinkgeld für's Haareschneiden.
Man kann zwar nicht alles Unrecht in der Welt bekämpfen - aber man kann ja zumindest
mal irgendwo nen Anfang machen, oder?