Woher kommt also dieses schlechte Image?
Bin auf eure Meinungen und Erfahrungen mit Solidstate Amps gespannt.
Muss ja momentan echt wenig (Neues) los sein, wenn jetzt sogar schon das Thema ausgepackt wird ... Zum wievielten mal eigentlich?
@elmwood_3100 - haste mitgezählt?
Aber na gut, nachdem ich geschätzt 5 Jahre nichts mehr zu dieser scheinbar ewig jungen Frage gesagt habe:
Zu 1.: Ich finde nicht, dass Transistor-Amps ein "schlechtes" Image haben. Sie haben allgemein aber eher das Image von "Einsteiger-Technologie", während Röhren-Amps "für Fortgeschrittene/Kenner" empfunden werden. Das wird ja so durchaus auch durch das Preisgefüge des Marktes abgedeckt. Was vielleicht auch eine Art "Teufelskreis" bedingt: Warum soll eine Company viel Geld für die Entwicklung neuer/ausgefeilterer Transistor-Konzepte in die Hand nehmen, wenn sie solche Produkte nicht attraktiv bezahlt bekommt, weil der "Afficionado" Röhre erwartet - und er Einsteiger-Bereich von günstigen digitalen Modelling-Amps dominiert wird? Der "traditionelle" analoge Transistor-Amp ist momentan ja eher ein Nischenprodukt.
Zu 2.: Ich erinnere mich z.B. durchaus gerne an meine ersten brauchbaren Amps in den 80ern, zuerst der Peavey Backstage, dann der größere Peavey Bandit. Solide Teile. Mit letzterem konnte ich mir in meiner ersten Band durchaus Gehör verschaffen, klanglich war das aber noch nicht das, wo ich gerne hinwollte.
Meine persönliche - für mich in Stein gemeißelte - Erfahrung aus 20 Jahren Bandaktivitäten in Metal-Bands ist, dass Transistor-Amps in der Übungs-/Wohnzimmer-Situation sehr gut klingen können - aber im Proberaum und live hatte ich immer Probleme, damit einen für mich funktionierenden Sound zu realisieren.
Letztlich habe ich im Laufe der Jahre immer wieder versucht, eine "smarte", transportfreudigere Lösung auf Basis von Transistor-Endstufen zu finden, bin aber immer wieder zum Röhren-Halfstack mit 4x12 zurückgekehrt. Selbst den übel beleumundeten Peavey Valveking hätte/würde ich jeder von mir ausprobierten Transistor-Lösung vorziehen.
Z.B. hatte ich mal zeitweise einen fast geschenkten Rocktron Vendetta 1x12 für zu Hause, mit dem sich Dank eines eigenständigen Zerrsounds in Verbindung mit einem parametrischen EQ sehr originelle, von mir so noch nicht gehörte Metal-Rhythmus-Sounds fand. Angefixt von der Idee, damit meinem eigenen "Trademark"-Sound gefunden zu haben, besorgte ich mir noch das entsprechende 120-Watt-Top aus der Reihe, die bekam man zeitweise nachgeschmissen ... Aber auch da der bekannte Effekt: Ich konnte den zu Hause gefunden Sound nicht ansatzweise im Bandkontext reproduzieren. Natürlich konnte ich mit dem EQ die Mitten pushen oder auch Gain herausnehmen, um mich besser zu hören - das hatte dann aber nix mehr mit dem Sound zu tun, der mir vorschwebte. Da half auch weder eine 70er Vintage Marshall 4x12 mit extrem gutmütigen Celestions oder eine Mesa 4x12 mit V30.
Bevor mich jemand belehrt: Mir ist der Zusammenhang von Gain und Mitten in Bezug auf Durchsetzungsfähigkeit mehr als bewusst. Als Gegenbeispiel zu meinen "Transistor-Experimenten" lieferte der 15 Jahre von mir benutzte 5150 (später ein Earforce) auch laut und mit Band stabile, "angenehme" Mitten UND mehr als genug Gain UND Schub unten herum. Wo mir beim Transistoramp die Bandkollegen irgendwie alle wichtigen Frequenzen "wegzuknabbern" schienen, so dass irgendwie nur schwachbrüstiges Gebrizzel übrig blieb - was sich dann auch nicht einfach nur durch mehr Lautstärke kompensieren ließ - im Gegenteil, dann wurde es richtig grausam.
Ich habe allerdings keinen Zweifel, dass Transistor-Amp in anderen Bereichen/Genres/Bandkontexten durchaus als gleichwertig empfunden werden können. Jedem Tierchen sein Plaisierchen.