KoRnucopia schrieb:
Naja. Ich find 8 minuten oder so sind für so ein Lied einfach ein bisschen übertrieben. Auch das geilste Lied wird nach ner Zeit langweilig.
hm, tobias, ich spreche nicht nur dich persönlich an, sondern dieser beitrag gilt generell für die
entwicklung im musik- aber auch kunst-bereich:
ich seh es einfach als phänomen unserer zeit: kunst wird heute nicht mehr eine gewisse zeit zugestanden, um sich zu entfalten.
alles muss schnell gehen, alles in kurzer zeit erfassbar, wenn im film nach einer viertel stunde keine explosionen/tote/wasauchimmer zu sehen sind, verlassen menschen das kino, weil sie sich
langweilen.
ich finde diese entwicklung höchst bedauernswert, es entbehrt doch nicht einer gewissen ironie, dass
pop songs selten über die 3:15 grenze kommen, weil der durchschnittliche radio-hörer sich nicht länger konzentrieren kann... ich dachte, dass wir in dem bereich -wo wir doch sehr weit vom nebenbei-konsumieren der radio-hits entfernt sind - ein wenig mehr gegensteuern sollten, indem wir bands es nicht als kritikpunkt vorwerfen, wenn sie epische songs komponieren sondern es als chance zur interessanten variation sehen.
zur klarstellung: all diese punkte beziehen sich natürlich auf songs, die
spannend, abwechslungsreich und überlegt inszeniert werden, ein schlechter 20 minuten song wird dadurch selbstverständlich nicht besser.
aber besonders unter dieser prämisse finde ich es bewundernswert, wie tool immer wieder ein hypnotisches thema aufgreifen und variieren. gefühlvolle vocals von maynard james keenan (der passagenweise renommierte growler aus dem death metal bereich in den schatten stellt) mit den teilweise selbstironischen und auch pointierten texten,
hervorragendes aber dennoch stets song-dienliches drumming von danny carey mit tribal-artigen einflechtungen (der mann zählt nicht umsonst zu den besten seines fachs!), ein
treibender bass-rhythmus von bassist justin chancellor (der noch dazu blind mit carey harmoniert, wie ein guter bassist es sollte!) und die
trockenen, kalkulierten riffs von adam jones - die liste meiner gründe zu gunsten von tool ist lang. die instrumentalen leistungen stehen wohl auch unter tool-gegnern ausser diskussion.
dies soll auch gleich mein kommentar an dich, peter, sein: ich finde sie können zu recht manchmal ein wenig zu "selbstbewusst" wirken, sie haben zumindest einige argumente auf ihrer seite dass man ihnen diese "marotte" verzeihen kann.
und ja, tool sind ein gesamtkunstwerk!
zusatz:
"atom heart mother" vom gleichnamigen album ist mein persönlicher lieblingssong von pink floyd, er hat eine richtig intensive psychedelische atmosphäre und glänzt mit
wunderbaren experimenten - blasinstrumente gepaart mit einem unglaublich eingängigen melodie-teil und gesangsparts, die nicht nur mich an
györgy ligeti erinnern. das ist einfach ganz gross und macht mir beispielsweise mehr laune als die
"dark side of the moon". auch wenn ich dieses album nicht so sehr schätze, so bleibt es dennoch ein meilenstein des psychedelischen rocks und ein unverrückbarer meilenstein des art-rocks, in dem pink floyd immer noch fest verwurzelt sind. und gleichzeitig mit
king crimson in meiner lieblingsliste des art rocks ganz oben stehen.
ps:
"koinzidenz" bedeutet so viel wie
"zufälligkeit", bin ja auch eher ein anhänger der allgemeinverständlichen sprache aber auch eines stils, der abwechslung auch durch wortvariationen fördert, habe ich eine fremdwortvariante des deutschen begriffs gewählt. und dies ohne präpotenz zu demonstrieren.