Hallo Tokai-Freunde!
Ich klinke mich mal hier in diesen Thread ein, weil mir ein Kuriosum zugelaufen ist.
Diese Gitarre gibt mir einige Rätsel auf - sie gleicht der limitierten
Tokai Vivian Campbell Signature VC-75 und die Merkmale passen exakt zu den Specs aus dem dazugehörigen Flyer von 1989:
- Ahornbody mit gemaserter Ahorndecke
- Cherry Sunburst Finish
- Ahornhals
- Palisandergriffbrett mit 27 Bünden
- 2 Humbucker in einem gemeinsamen Rahmen
- 1 Volume-Poti
- 3 Minischalter (1x Toggle, 2x Split)
- Licensed Floyd Rose Tremolo
Allerdings weicht die Form der Kopfplatte signifikant ab und es ist weder Logo noch Seriennummer erkennbar. Im Gegenlicht erkennt man (leider unmöglich zu fotografieren), dass auf der Kopfplatte ein Schriftzug MONARCH schwarz überlackiert oder ein Transferdruck wieder von der schwarzen Lackschicht entfernt wurde. Diesen Markennamen kennt man von Hifi- sowie Musikelektronik inklusive Gitarren-Bodentretern japanischer Herkunft aus den 80er Jahren - es war die Marke der Firma Inter-Mercador aus Bremen, die heute MONACOR heißt.
Unter den Tonabnehmern findet sich eine gestempelte Markierung "z-14" und in der Halstasche sind vereinzelte handschriftliche Striche unbekannter Bedeutung zu sehen.
Die Mechaniken sind von Gotoh und das Floyd Rose von Takeuchi. Der Klemmsattel ist "top-mount" und hat merkwürdige Kerben für die Saitenführung.
Da die original Klemm-Pads irgendwann abhanden gekommen sind und die üblichen 11,6mm langen Ersatzpads nicht passen, wurde in der Vergangenheit mit Beilagscheiben improvisiert. Diese Notlösung habe ich durch neue Pads ersetzt, die ich auf 11,0mm heruntergeschliffen und mit einem Rostschutz versehen habe.
Dem Vorbesitzer meiner Gitarre hat man beim Kauf von einem professionellen Gebrauchthändler erzählt, dass es sich um ein Messemodell handle, von daher reime ich mir das wie folgt zusammen: Man hat um 1989..1990 herum versucht, die aufgrund des geplatzten Deals mit Vivian Campbell schnell wieder abgekündigten Tokai-Modelle VC-55 und VC-75 "durch die kalte Küche" wieder auf den Markt zu bringen. Möglicherweise lagen in der Tokai-Fabrik auch noch Halsrohlinge und Korpora auf Halde, die man verarbeiten wollte, aber aufgrund der besonderen Abmessungen und Formen (z.B. Halstasche) nicht anderweitig verbauen konnte. Ein Sample in Cherry Sunburst durfte dann mit Blanko-Kopfplatte mit auf die Frankfurter Musikmesse und wurde nach der Veranstaltung an der Laderampe an besagten Händler abverkauft - soweit meine Hypothese. Ach ja, das Design der Gitarre stammt ursprünglich von Rand Guitars (ca. 1986/1987).
Jetzt die Frage an die Tokai-Kenner: Was sagt Ihr zu dieser Gitarre? Stützt Ihr meine These, dass wir es mit einer OEM-Gitarre aus der Tokai-Fabrik zu tun haben, die als "Nachwehe" des gescheiterten Vivian Campbell Signature Projekts entstanden ist?