Also, das Ganze in Sachen Tokai- und Gibson-Vergleiche sollte man mal objektiv rangehen, auch in einem User-Thread!
Man kann sagen, die Gibson Les Paul und die Tokai Love Rock spielen in der gleichen Liga!
Welche man den Vortritt jetzt geben würde, kann man nicht sagen, das müßte man selbst rauskriegen, und das meine ich in Sachen Klang/Sound und Bespielbarkeit/Feeling!
Du kannst eine Tokai finden, die Du nur noch super findest, Du kannst auch eine Gibson finden, die Du toll findest.
Eine Aussage, die eine Tokai immer besser als eine Gibson hinstellt, ist natürlich fehl am Platz, genauso ist es natürlich auch andersrum!
Aber, wenn es rein nach "auf dem Blatt" Papier gehen würde, dann steht Tokai wesentlich besser da, d.h., was bekomme ich für das Geld im Vergleich!
Man kann es vielleicht so sagen, Tokai und Gibson sind in "2 Lager" aufgeteilt!
Bei Tokai sind es die "unteren" Modelle bis ca. LS 120 und die "großen" Modelle ab ca. LS 135, bei Gibson sind es einfacher gesagt die Standard USA Modelle und der Custom Shop.
Bei Tokai steht ein "ca.", da die LS Bezeichnungen vom Baujahr abhängig sind!
Eine LS 80 oder 120 aus den achtziger Jahren sind z.B. "große" Modelle!
Die Zahlenwerte hinter dem LS/LC etc. kommen vom ungefähren Preis in Japan in Yen.
Also eine aktuelle LS 100 kostet z.Zt. in Japan ca. 100.000 Yen.
Da da natürlich auch Inflation herrscht, sind 100.000 Yen von 1984 natürlich was anderes als von heute!
Alle Tokai Love Rock Modelle haben einen massiven Korpus (ohne Löcher/Kammern) aus Mahagoni (die ganz unteren Modelle können dreiteilig sein, meistens aber zweiteilig, LS 120er können auch einteilig sein)!
Alle Tokai Love Rock Modelle haben eine massive Ahorndecke! Ist diese Ahorndecke geflammt, geriegelt, mit Wölckchen-Ahorn oder Vogelaugen-Ahorn versehen, so ist bei aktuellen Modellen bis ca. zur LS 135 ein Echtholz-Furnier auf die massive Ahorndecke aufgeleimt!
Erst ab der LS 150 sind auch diese Decken vollmassiv!
Wie das mit den Hälsen bei den unteren Modellen ist, weiß ich jetzt nicht genau.
Da wird glaube ich kein Short-Tenon verbaut, sondern so ein "Mittelding" zwischen Short-Tenon und Long-Tenon, wobei im Gegensatz zum Long-Tenon aber die "Zunge" unter dem Hals-Tonabnehmer fehlt!
Ab der LS 135 wird nur der Long Tenon verbaut!
Das bezieht sich natürlich auf relativ aktuelle Modelle, eine LS-80 von z.B. 1985 hat auch einen Long-Tenon oder auch eine massive geflammte Decke!
Wenn man jetzt die unteren LS-Modelle mit den Standard Gibsons vergleicht, so haben die Gibson den Vorteil, daß sie, wenn sie geflammt/geriegelt sind, massive AA-Decken zum Einsatz kommen. Vorteil aufgrund aber nur der "teueren" Bauweise!
Das hat nämlich klanglich keinen Einfluß ob die geflammte/geriegelte Decke massiv ist oder ob es ein Echtholzfurnier ist, welches auf eine massive "normale" Ahorndecke aufgeleimt ist! Das mal am Rande!
Dafür haben die Tokais alle massive Bodies im Gegensatz zu Standard-Gibsons, die gelöchert wegen Gewichtsersparnis sind oder gekammert (chambered) sind, da ist es aber gewollt zwecks eventuelle Klangveränderung!
Die unteren Tokai Modelle kann man also ohne Probleme auf dem Blatt Papier mit den Standard USA Gibsons vergleichen!
Sie haben aber den Riesen-Vorteil bei weitem nicht so teuer zu sein wie eine Gibson!
Tja, und ab der LS 135/LS 150 aktuell bis zur LS 470 ist es dann auf dem Blatt Papier mit dem Custom Shop von Gibson vergleichbar!
Massive einteilige Bodies (die höchsen Modelle Honduras-Mahagoni), Long Tenon Neck, Alu-Tailpiece, bis zu AAAAA-massive Ahorndecken usw., aber auch hier sind die Vorteile bei Tokai klar im PLV zu sehen.
Die teuersten Love Rocks, LS 380/470, kosten so ca. 3000 - 3500,- und entsprechen praktisch einer 59er Gibson Reissue, die dann aber schnell mal 5000,- kosten, bestimmte "Aged-Teile" bis sogar 8000,-!
Eine LS 150 kostet sogar immer noch heftig weniger als eine USA Gibson Les Paul Standard!
Tja, bei Gibson zahlt man halt einfach den Namen mit, es ist einfach ein Fakt!
Dann aber noch was zu meinem "Vorredner"!
(schweres, schlecht getrocknetes Mahagonie ist billiger...)
Also ein feuchteres Mahagoni wird natürlich nicht von Gibson verwendet.
Die Auswahl ist halt nicht so selektiert wie bei den Custom-Shop-Holz und auch eventuell anderer Herkunft!
Und ein schwereres Mahagoni heißt auch nicht, daß es klanglich schlechter sein muß, es ist halt eben etwas schwerer und günstiger, vielleicht auch ein Tuck mehr "Wasser" als reiner Zahlenwert bei einer Analyse, aber das "schwerere" Gewicht kommt nicht davon, weil es nicht gut getrocknet ist!
Die Tokais ab der LS 150 sind mit den Gibson Custom-Shop Reissues zu vergleichen, die zwar von der Verarbeitung her nochmal etwas besser sind, aber dafür sind sie auch um ein vielfaches teurer.
Hier muß ich zugunsten von Tokai gegensprechen!
Was der allgemeinen Verarbeitung im Vergleich Tokai/Gibson angeht, so sind die Tokais minimum gleichwertig verarbeitet, wenn nicht noch besser.
Also hier zu sagen, das die Chustom Shop Gibsons etwas besser wären als die "großen" Love Rock Modelle, das ist schlicht und einfach falsch, natürlich steht der Custom Shop allgemein für hervorragende Verarbeitung, aber das Niveau der Tokais ist mindestens gleich, und wenn ich bedenke, was ich im Laufe von 30 Jahren an verarbeitungstechnischen "Gibson-Gurken" ich in der Hand hatte, da würde ich mich klar mehr auf Tokai verlassen als auf Gibson!
Die Japaner sind da irgendwie gewissenhafter!
Das sehe ich auch allgemein an anderen hochwertigen japanischen Herstellern wie z.B. Ibanez und ESP!
Natürlich habe ich noch nicht annäherend soviel Tokais in der Hand gehabt wie Gibson-Klampfen, aber die, die ich hatte, waren durchweg alle top verarbeitet, auch die Korea-/China Modelle!
Gruß, matthias