Mal ehrlich, was will man als Nichtsammler mit 15 E-Gitarren
?
Das habe ich auch erst gedacht, dann aber auf meine "Synthesizer-Sammlung" geschaut:
Ich bin definitiv kein Sammler, besitze aber manche Geräte einfach auch (noch) weil sie hübsch und inspirierend sind und eine Geschichte haben. Die gibt man dann nicht einfach weg.
Außerdem:
Elektrische Gitarren haben eine besondere Form, die mit Körper, Kopf und Hals irgendwie an eine Mischung aus Planze und/oder Lebewesen erinnert, aufgrund der leichten Asymmetrie aber von einem idealen Gegenstand etwas abweicht, was vom Gehirn wegen "Wiedererkennung" und "Neu" gleichzeitig als angenehm und interessant wahrgenommen wird. Zusammen mit einer passenden Lackierung übt das einen starken ästhetischen Reiz aus, dem sich künstlerisch veranlagte Personen kaum entziehen können. Da spielt die richtige Mischung aus rund, spitz und eckig eine Rolle - ähnlich wie bei Autos und Motorrädern. Eine vollständig symmetrische - oder nur auf technische Perfektion gebaute Gitarre wäre z.B. nicht so interessant. Auch ich finde manche Gitarren einfach cool, teilweise wegen Lackierung, manchmal der Form und auch wegen der optischen Materialkombination. Wenn ich Gitarre spielen würde, hätte ich garantiert auch mehrere, sicher auch welche, die ich kaufe und dann behalte, obwohl ich sie nicht mehr spiele.
Manche Gitarre darf gehen, weil die richtige Bindung nicht entsteht,
Ein Gitarrist hat mal gesagt, daß für viele das Halten und Bespielen einer Gitarre dem Führen einer Frau beim Tanzen gleichkomme. Auch von Geigenspielern höre ich das und von Soldaten mit einem Gewehr höre ich das auch. Man braucht einen Gegenstand, den man mit beiden Händen greifen kann, um sich auszudrücken und gfs. auch, um sich daran festzuhalten, und Stärke zu gewinnen, wie es mal ein Psychologe formulierte.
Musiker tragen ihre Bewegungsenergie gerne in das Instrument, siehe die "New Orleans"-Blechbläser bei ihren Märschen. Vom Instrument kommt dann "Energie zurück" - wie es manche beschreiben. Und so gibt es kaum Musiker, die eine E-Gitarre ruhig halten und technisch perfekt spielen, ohne nicht irgendwie eine Bewegung zu induzieren.
Mit einem Keyboard geht das nicht. Es ist aber offenbar ein Bedürfnis, so zu agieren, weshalb sich auch die Keytar etablieren konnte: Man kann so das KB umschnallen und mitbewegen, obwohl das praktisch keinen technischen Nutzen oder Vorteil hat. Und nicht ohne Grund sehen die Dinger aus, wie Gitarren - haben ähnlich Ecken und Kanten, die keinen echten technischen Nutzen haben. Es ist reine Optik und Ästhetik - also Gefühl.
Deshalb meine Theorie, dass der gefühlsmäßige Musiker im Musikgeschäft durch den Gitarrenwald wandert und durch Berührung der Bäume das richtige Teil für sich findet.