vor allem beim Klavier ist das so. Da werden die Leute von klein auf drauf getrimmt:
"Das waren 3 Achtel und keine Triole...da haste wieder ne Milisekunde zu kurz den Ton gehalten!!!"
Das hat vmtl auch vor allem mit der Art der Musik zu tun. Bei klassischer, oder Barockmusik gibt es nunmal gewisse Regeln an die man sich halten sollte, und dazu gehört eben auch exaktes Spiel, richtige Dynamik etc.
Bei meinem Gítarrenlehrer wars genau andersrum. Ich habe versucht ein paar gezupfte Songs korrekt auf der E-Gitarre nachzuspielen und mich dabei an jede Saite gehalten und er meinte nur:
"Ist doch egal, wenn nicht jeder Ton EXAKT dem Original entspricht!
Das ist insoweit noch okay, wenn man
absichtlich andere Töne spielt. Niemand muss sich an ein Original halten. Aber Kontrolle ist eben, wenn man sich bewusst ist was man tut. Wenn man nur unbewusst aus Fehlverhalten irgendwelche andere Töne spielt, dann ist das einfach Schlampigkeit.
Das wird dann zu einem Problem, wenn man mit anderen zusammenspielt.
Wenn der eine 3 Achtel spielt und der andere ne Triole, klingt es unsauber.
Ich finde man sollte schon in der Lage sein Lieder nahezu exakt so zu spielen wie sie festgeschrieben sind. Ich hab mal ne Zeitlang in ner Band gespielt, und der andere Gitarrist hat auch fröhlich immer irgendeinen Rhythmus improvisiert. Das nervt aber tierisch, wenn man sich was ausgedacht hat, das auf den einen Rhythmus passt und plötzlich spielt er einen anderen, weil er unfähig ist rhythmisch korrekt zu spielen.
Stichwort wäre hier: kontrollierte Reproduzierbarkeit.
Noten bieten zudem noch den einen oder anderen Vorteil gegenüber Tabulaturen:
Die Stimmführung ist wesentlich leichter einsehbar. Wenn man mehrstimmige Sachen spielt checkt man bei Tabulatur oft gar nichts mehr. Klar kann man das irgendwie versuchen beim Spielen rauszukriegen, aber bei Noten sieht man sowas halt oft sofort.
Der größte Nachteil an Tabulaturen im Netz ist aber einfach, das 99% schlicht und einfach falsch sind und man sie selber noch überarbeiten muss. Dazu kommt, dass die wenigsten irgendeine rhythmische Angabe enthalten. Irgendetwas Unbekanntes nach Tabulatur spielen ist mir relativ unmöglich. Bei Noten hingegen hat man meist alle Angaben die man braucht um auch ein unbekanntes Stück spielen zu können.
Flüssig nach Noten spielen zu können ist reine Übungssache.
Weitere Vorteile von Noten seh ich darin, wenn man mehrere Instrumente spielt. Da ergeben sich Synergieeffekte, weil man ja alles schon kennt. Setz einen Gitarristen der nur nach Tabulatur spielt vor ein Klavier.. da ist die Verbindung Taste-Ton gar nicht vorhanden, weil er auf der Gitarre immer nur "malen nach Zahlen" gespielt hat.
Ebenso im theoretischen Bereich: Intervallstrukturen, Stufentheorie etc lässt sich anhand von Noten viel einfacher lernen, als wenn man die ganze Zeit irgendwelche Halbtonschritte abzählt oder wie auch immer man sowas sonst erklären möchte.