Stufenakkorde bei Blues-Dur, -Moll und -Rock'n'Roll ?

Die Pentatonic ist für mich erst mal Geschlechts "neutral" ... Es geht über die Dur Akkorde und die Moll Akkorde. (Ja, die Aussage gibt Haue :) )

Was sich aber ändert ist die Position in der ich es spiele ... und damit ändert sich die Position in der der Zielton eines Licks liegt. Damit ändert sich der Weg zum Zielton und die Möglichkeiten die ich dann habe diesen zu Formen. (Vibrato und Co.) ==> siehe unten ...

Aus den 5 Tönen der Pentatonic zu E kannst du also immer die kompletten 12 Takte begleiten.

Schaue mal hier z.B.



Gruß
Martin

EDIT: mal praktisch auf das Griffbrett gucken ...


1 Stufe Pentatonic zu C liegt da, wo das C auf der E-Saite liegt. Also im Bund 8.

8 (C) -11
8-10
8-10 (C)
8-10
8-11
8 (C) -11

Soll es "traurig" klingen, so bleibe ich da ...

Allerdings ist die Mollparallele zu C das Am ... Die Pentatonic zu Am kann man auch zu Songs in C-Dur spielen (also fast allen Singer Songwriter Sachen :) )

5-8(C)
5-7
5-7
5(C)-7
5-8
5-8(C)

Wenn du dir anschaust wo die C liegen, dann wird klar, dass in der Form das C von anderen Fingern bedient wird. Wenn du dir aber anschaust welche Töne in Summe drin sind (das Nachschauen überlasse ich jetzt dir :) ) sind sind diese identisch in beiden Pattern.

Es gibt da also keinen moll/dur Unterschied, was die Töne anbelangt. Nicht umsonst ist die Pentatonic ja reduziert ...


Du könntest jetzt gezielt gucken, welche Töne im Akkord mehr drin sind, als in der Pentatonic und diese dann dem Lauf über den Akkord hinzufügen. An einigen Stellen wirst du dabei sogar bei "chromatischen" Läufen landen ..
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber kann man das immer ?
Wenn ich zum Beispiel einen E-Dur-Blues spiele, dann nutze ich dafür E7, A7 und B7. Somit müsste das ja Blues-Dur sein. Allerdings gibt es in dieser Tonleiter ja keine IV und somit dürfte man ja eigentlich kein A7 spielen, oder !?
Da hast Du vollkommen Recht.
 
Mit dem, dass Du nicht die Dur Pentatonik der Tonika (= I Stufe) ohne weiters über die IV und V Stufe spielen sollst. Vor allem nicht über die IV.
 
Also wäre Em7-Am7-Bm7 korrekt, aber das ganze in Dur nicht ?
Was ist dann, wenn man die Blues-Rock'n'Roll-Tonleiter als Grundlage nimmt ? Damit kann man ja die IV spielen.
 
Na die Akkorde. Oder meintest Du welche Töne darüber improvisiert werden können ?
 
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Also wäre Em7-Am7-Bm7 korrekt, aber das ganze in Dur nicht ?

Du denkst also, wenn du statt E7-A7-H7 Em7-Am7-Hm7 spielst, dass du einen Blues in Minor hast?
Nein. Du hast enharmonisch bei Em7-Am7-Hm7 nämlich G6-C6-D6. Und um diese Mehrdeutigkeit klarzustellen, musst du dich nach Em7-Am7 entscheiden, ob du H7 (Blues in minor) oder D7 (Blues in major) spielst.

Was ist dann, wenn man die Blues-Rock'n'Roll-Tonleiter als Grundlage nimmt ? Damit kann man ja die IV spielen.

Aus dem gleichen Grund kannst du auch die Tonleiter nicht beliebig wechseln. Ton 4# der Blues-Rock'n'Roll-Tonleiter macht sich nicht gut über einer IV7, das macht aus dieser eine IV7(b9), welche dann als Dominante aufzufassen wäre mit Zielakkord bVII(m).

Mit dem, dass Du nicht die Dur Pentatonik der Tonika (= I Stufe) ohne weiters über die IV und V Stufe spielen sollst. Vor allem nicht über die IV.
Dass die Moll-Pentatonik über der IV7 gespielt werden kann, ist klar. Aber wo liegt das Problem mit der Dur-Pentatonik? Beim Ton 3 ? Das würde die S7 mit einer S7+ kombinieren. Major-Farbe also unerwünscht? Oder liegt das Problem schon beim Ton 2? Man erhielte S76, Ajoutée also unerwünscht?
 
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Also wäre Em7-Am7-Bm7 korrekt, aber das ganze in Dur nicht ?
Was ist dann, wenn man die Blues-Rock'n'Roll-Tonleiter als Grundlage nimmt ? Damit kann man ja die IV spielen.

Nein. Die Bluestonleiter e g a a# b d kannst Du sehr wohl über die Akkorde E7 A7 B7 spielen. Du musst Dir nur klar sein, dass nicht jeder Ton dieser Tonleiter jederzeit in jeder Situation gut klingt. Wenn ein bestimmter Ton Dissonanz erzeugt, kann man ihn entweder meiden oder als kurzen Durchgangston spielen.

Wenn ich anstelle der Bluestonleiter die Dur Pentatonik e f# g# b c# nehme, muss ich bei der IV Stufe (A7) mit dem Ton g# aufpassen, da dieser sich mit der kleinen Sept g des A7 reibt. Hier würde man die Dur Pentatonik ändern in e f# g b c#. (Das ist auch eine Pentatonik mit anderem Namen.)
Auch beim V7 (B7) musst Du mit der Dur Pentatonik e f# g# b c# aufpassen. Hier ist es der Ton e der sich mit der Durterz d# des B7 Akkordes reibt. Dieses e wird dann gegebenenfalls als Durchgangston gespielt oder man ändert den Akkord zu B7sus.

Oft sind aber "Reibungen" im Blues gerade erwünscht. Das ist eine Feeling Sache die Du selbst erfahren musst. Allerdings ist eine große Sept bei einem Dom.Septakkord ein absolutes NO GO.
 
Zuletzt bearbeitet:
Allerdings ist eine große Sept bei einem Dom.Septakkord ein absolutes NO GO.


... außer, man ist Herbie Hancock, und komponiert Cantaloupe Island ...

Aber Ausnahmen bestätigen ja nur die Regel !

LG
Thomas
 
... außer, man ist Herbie Hancock, und komponiert Cantaloupe Island ...

Aber Ausnahmen bestätigen ja nur die Regel !

Aber auch die Ausnahme muss sich als Regel formulieren lassen (die ohne HH auskommt :)). Wie wär's mit: ...es sei denn, die große Sept (im X7) dient als Spannungston in einem "Approach-Lick", das unmissverständlich auf einen Auflösungston zusteuert (wie bei HHs Insel).
 
Ich persönlich neige eher zu einfacheren und schlichteren Erklärungen:

Die konsequente Weiterführung der Melodie schlägt in diesem Fall die "harmonische Korrektheit".

Thomas
 
Möglicherweise gilt hier auch beides, "diatonische Rechtfertigung" und Approach-Kontext. Und bei der ersten Verwendung der gr. Sept kann man auch wieder "Rechtfertigung durch Wiederholung" anführen.
 
Was heißt "ersten Verwendung" ?

Der fragliche Ton hat zunächst die Funktion/Position 5 des entsprechenden Moll-Tonika-Akkordes.
Dann wechselt die Harmonie auf bVI7, der Ton bleibt (wegen Bestätigung der Melodie) wie er ist, ist aber nun die maj7 in einem dom7-Akkord.

Und ja: Man KANN alle möglichen Erklärungsversuche dafür heranziehen ...

Thomas
 
Was heißt "ersten Verwendung" ?

Bei der ersten Verwendung des Tones als gr. Sept, meinte ich. Das erste Lick wird Ton für Ton auf der bVI7 wiederholt - erst danach kommt der Ton als gr. Sept in einem bisher ungehörten Lick.

Man kann und man SOLLTE, Thomas - Du vergisst immer wieder, wo wir hier sind... :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Hihi, danke!

Gruuuß,
Heiner
 
Off Topic!!

Und manchmal sind solche ausergewöhnlichen intervallischen Begebenheiten nur mit Antizipation zu erklären. Dabei stellen Melodiephrasen schon die Harmonie des kommenden Taktes dar, auch wenn sie mit der aktuellen Harmonie disharmonieren.

"Tell me a Bedtime Story" von Hancock ist dafür ein gutes Beispiel.

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Völlig faszinierend! Vor allem, dass es eine ganze Phrase über zwei Takte ist, die so verstanden wird.

Es gibt doch diese "Weisheit", äh Aussage - in meinen Worten: Wenn man es schafft, den Hörer zu überzeugen, dass das Gespielte beabsichtigt ist, funktioniert manches, was sonst falsch klingt.
 
den Hörer zu überzeugen, dass das Gespielte beabsichtigt ist,

Klingt es falsch, mache es nochmals und löse es zu einer "Wohlfühlnote" auf, die den Hörer besänftigt. Er wird den ganzen Abend überlegen, ob es ein Fehler war, oder du ganz genial Spannung erzeugen wolltest, die du meisterlich aufgelöst hast.

Man muss an der Stelle nur ein wenig auf seine eigenen Gesichtszüge achten, sonst fliegt man auf :)

Gruß
Martin
 

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