Ich dachte aber daß es beim Blues ganz bestimmte Akkordtypen gibt, also Grundregeln die immer gelten. Das ist ja nunmal nicht der Fall.
Doch, gibt es.
Beim Mollblues gibt es eine eindeutige, funktional begründete Grundkadenz.
Mollblues ist ein bisschen eine andere Nummer
Genau, denn die Verbindung Im .... IVm ... ist weiter auflösungsbedürftig, und in keinem Fall ist diese Auflösung diatonisch.
Der Akkord IVm enthält einen nicht-diatonischen Ton b6 - er ist in der Minor-Bluesscala nicht enthalten. Von IVm gibt es keinen klaren Weg zurück nach Im , nicht einmal den der Vorhaltsauflösung (im Gegensatz zur Dur, bei Dur kann die Subdominante, also die IV, als Vorhalt (I64) zur Tonika gewertet werden, und damit funktioniert der Plagalschluss IV ... I in Dur)
Man entlehnt beim Minor-Blues die Dominante von Harmonisch-Moll , die ist ein Durakkord, und setzt einen doppeldominantisch wirkenden Akkord bVI7 davor. Die Stufen der Grundkadenz des Minor-Blues können dann so geschrieben werden :
Im .. IVm ... bVI7 V7 Im ( bVI7 V7 Im ist die eigentliche Kadenz mit Schlusswirkung)
oder mit Funktionssymbolen:
t s tG7 (N7) D7 t
wobei das geklammerte Symbol die Deutung der Zwischenfunktion ist. Die (Zwischen)funktion
(N7) ist als Tritonusvertreter der Doppeldominante anzusehen. So ganz nebenbei hat man den Ton #4 der Minor-Bluesscala auch noch in diesen Akkord integriert, da die Septime der bVI7 genau dieser Ton ist. Musikhistorisch kommt diese Septime aus dem übermäßigen Quintsextakkord. Sie wird allerdings beim Blues anders aufgelöst ( geht in die Septime des Folgeakkordes und nicht in die Oktave. Ginge sie in die Oktave, sollte man besser bVI(#6) schreiben.)
...und von dieser Grundkadenz ausgehend kann man weitere Akkorde einfügen, wie sie , der Funktionstheorie folgend, zweckmäßig erscheinen.