Wir Musiker sind nämlich gerade dabei, uns live entbehrlich zu machen. Nur noch Sänger auf die Bühne, Playback ab und fertig. Dann könnt Ihr Euren Kram verkaufen.
Wollt Ihr so eine Rationalisierung?
Ich kann das auf jeden Fall gut nachvollziehen, dass man sich damit evtl. auf lange Sicht selbst ins Knie schießt. Oftmals liegt sowas aber nicht nur daran, dass der einzelne Musiker für sich möglichst viel Profit rausschlagen will, sondern auch daran, dass das Budget vieler Veranstalter immer weiter sinkt. Hier im Rheinland und bei uns als Pop-/Rock-Coverband hat sich das ab Anfang 2015 deutlich bemerkbar gemacht. Da wir nur als komplette Band auf die Bühne gehen und keine Zwei-Mann-Auftritte o.ä. zu reduziertem Budget anbieten hat uns das im letzten Jahr einen deutlichen Einbruch an Gigs beschert...wer aber nun im Gegensatz zu uns auf das Geld angewiesen ist versucht natürlich mit allen Mitteln, auch diese Gigs bestreiten zu können. Auch das kann ich durchaus verstehen!
Das alles hat jetzt aber nicht mehr viel mit der Ausgangsfrage zu tun...sorry also für OT!
Wir selbst (als 6-köpfige Band) verwenden übrigens auch bei dem ein oder anderen Song Backing-Tracks. Die sind allerdings äußerst reduziert, und es läuft nur das ein oder andere Gimmick (Percussion-Spur, Bling-Bling das ich als Keyboarder nicht alleine abdecken kann etc.) mit, das dem Song nochmal ein wenig nach vorne hilft. In jedem Fall klingt der Song aber auch dann noch, wenn der Track doch mal ausfallen sollte und wir den Song ausschließlich "händisch" spielen. Auch wenn hier so mancher das pauschal als "Backing-Scheiße" o.ä. betitelt schäme ich mich nicht dafür und finde das bei "dezentem" Einsatz und als reine Ergänzung vollig in Ordnung.
Bei Get Lucky z.B kommt die Vocoder-Stimme vom Band. Ich hätte nun wirklich keine Lust, nur wegen dem einen Song einen Vocoder plus zusätzliches Mikro zu kaufen und jedesmal auch noch zu verkabeln (als Gitarrist würde ich mir auch nicht für einen einzigen Song eine Talkbox samt Mikro anschaffen). Der Aufwand für Technik bzw. die Einarbeitung in diese, der Zeitaufwand für das Raushören von Akkorden samt Basstönen, das Programmieren von meist mehreren Sounds pro Song, das Üben, das Erstellen und Aufspielen der Tracks auf den Laptop etc. ist (im Gegensatz zum generellen finanziellen Aufwand, der meiner Meinung nach kein Argument ist) für den Tastenmann eh schon deutlichst höher als für die anderen Instrumentalisten (nicht bei allen Arten von Band/Musikrichtung aber bei vielen)...womit wir dann wieder beim eigentlichen Thema wären!
Übrigens: Davon auszugehen, dass das Publikum musikalisch immer ungebildeter oder dümmer wird (und dass deswegen die Qualität der Musik egal sein kann, oder deswegen Frust zu schieben) finde ich bei jeglicher Art von Band und Musik wenig zielführend und absolut bescheiden...wenn man Angst hat, die Leute beim Biertrinken zu stören sollte die Band vielleicht erstmal auf die eigene Qualität (nicht nur die musikalische, sondern genauso auch die unterhaltungstechnische; letzteres vergessen leider auch viel zu viele Bands) überdenken, als die Schuld in erster Linie und ausschließlich bei den Leuten vor der Bühne zu suchen...
Viele Grüße,
Jo