Die vielen großen Super-Act`s spielen ja live auch nicht wie im Studio, sondern mit ihrem je nach gebuchten Musikern ganz eigenen Live-Sound.
Wobei man da wieder unterscheiden muß.
Die Zielgruppe des Originalkünstlers ist dessen Fans. Und die erwarten mitunter einen gewissen kreativen Umgang mit dem Material. Vor allem erachten sie den als Kreativität und nicht als Schlamperei.
Die Zielgruppe einer Top40-Band ist dieselbe Zielgruppe wie die eines Popformat-Radiosenders. Die wollen das Gewohnte hören. Die würden auf die Barrikaden gehen, wenn NDR2 oder Radio Hamburg den ganzen Tag nur Live-Versionen spielen würde und dann auch noch immer wieder andere von denselben Songs.
Ist unter den Fans der Anteil verkopfter Übergeeks groß genug – was generell bei Prog Rock und ganz speziell bei Rush der Fall ist –, kommst du auch als Tribute Band nicht damit davon, Songs kreativ, aber im groben Stil des Originals umzuarrangieren. Dann spielst du nämlich – deswegen erwähnte ich Rush, da ist es nämlich tatsächlich so – vor 95–99% Mupo, die jede Note und jede HiHat-Bewegung der originalen Studiofassung auswendig kennen und sie von der darbietenden Band auch exakt so erwarten.
Das hatte ich schon ein paarmal gesagt: Aus dem Publikum von Rush könntest du dutzendweise Tributebands rekrutieren, die auf Replik-Niveau spielen, und hättest dann immer noch Ersatzschlagzeuger über. Das Schwierigste wird dabei noch sein, genügend Leute zu finden, die wie Geddy singen können. Aber wenn Neil Peart sich mitten im Konzert verletzen sollte, so daß er nicht weitermachen kann, bräuchte der Rest der Band sich nur in den ersten zwei, drei Reihen umgucken und einen der zahllosen Luftdrummer rauspicken, die die ganze Zeit die Studiofassungen in der Luft nachgetrommelt haben.
Da sag ich nur: Mike Rutherford (Bassist bei Genesis) hat bei den älteren Sachen bei bestimmten Stellen (z. B. im Schlussteil von "Supper's ready" oder bei "Los Endos") immer ein Moog Taurus-Pedal eingesetzt, sorgte immer für Gänsehaut.
Selbst wenn man das nicht gesehen hat, aber gehört und vor allem "gespürt" hat man es live immer. :-D :-D
Siehe auch Geddy Lee von Rush, der Synthmann, Bassist und im Prinzip auch alle Übergangsformen dazwischen ist. Und Sänger.
Alleinunterhalter ...
Den Kommentar find ich jetzt ( also ich ) nicht wirklich gut .
Die Jungs haben auch nur einfach " Ihr " Ding gemacht und als ich meine Wersi abgeholt hab , saß da genau so einer und hat mir das Teil vorgeführt .
Ich werde das nie können , was der da gemacht hat ..... auch wenn die Wersi schon bißle was von alleine gemacht hat .
Sollte man vielleicht auch mal Respekt vor anderen haben ?
Die alten Recken haben ihr Handwerk wenigstens noch verstanden – und zu Orgelzeiten häufig auch ihr Fußwerk™. Die hatten zwar ihr Repertoire und ihre Standardtitel, aber da ging auch mal was auf Zuruf. Das Maximum an Zuspielung war die Begleitautomatik des Rhythmusgeräts, das erst Mitte der 80er Jahre die 20 Grundrhythmen überschritt – war noch nix mit titelbezogenen Styles.
Genau die hast du heute von einer gewissen Klasse aufwärts in Wunder was für ausgefuchsten Rhythmus- und Begleitmaschinerien. Allein, die benutzt kaum einer, weil entsetzlich viele Alleinunterhalter MIDI-Files schubsen, die nochmals näher an dem sind, was der Dudelfunk (wahlweise Radio Sterbehilfe) absondert. Folglich können die auch nur Sachen spielen, die sie als Files haben, wobei sich das Spiel häufig auf die Melodie beschränkt.
Das war auch noch vor DJs. Da konntest du als wirklich guter Alleinunterhalter 20 große Scheine hinlegen für eine japanische Toporgel (das waren Wunderwaffen und Spaßmaschinen damals, ich hab so'n Ding) und brauchtest dir keinen Kopp zu machen, wie das Geld wieder reinkommt. Wenn du gut warst, war es auch deine Auftragslage. Wenn du dir überregional einen Namen machen konntest, hattest du bald sogar die Wahl zwischen einem Endorsementvertrag bei Wersi und einem bei Dr. Böhm. Für die warst du dann aber nicht Vorführer, sondern Werbefläche, und da mußtest du dann auch zeigen, daß du was konntest.
Gut, schon in den 80ern hatten die ersten Orgeln und Arranger-Keyboards Sequencer drin. Das war aber mehr der Beweis, daß man es kann, die Konkurrenz hat ja auch einen drin (oder eben nicht, aber die Konkurrenz soll es bitteschön nicht vor uns haben), in der Preisklasse sollte man sowas doch wohl erwarten etc. pp. Und wer hat den dann auch benutzt? Zumeist der Orgelvorführer. In freier Wildbahn™ kam der doch praktisch nie zum Einsatz. Und wenn die Orgel oder das Keyboard dann noch nicht mal einen Massenspeicher hat, wo man Sequenzen parken kann, wo die auch bleiben, wenn das Ding abgeschaltet wird, ist es eh nur Spielerei und Proof of Concept. Heute ist der Sequencer bald wichtiger als die Klangerzeugung...
Schlimmer geht's immer: Vollplayback. Doch, gibt's wirklich. Wenn ein Alleinunterhalter oder der Tastenmann eines Duos antanzt mit einem Gerät, das keine Begleitautomatik hat, wird's schon ein bißchen komisch – wobei sich so ziemlich jede Workstation als MIDI-File-Schleuder eignet.
Richtig verdächtig wird's, wenn der Tastenmann irgendwas vorm Keyboard aufstellt, was den Blick auf die Tastatur komplett zumauert, damit keiner sieht, was er da macht – oder eben nicht macht. Hab ich alles schon gesehen.
Mag sein - aber die Grenzen sind mehr und mehr fließend...
Spätestens seit Profibands sich in der Größe skalierbar gemacht haben bis runter zu einer einzigen Person. Da schicken sie dann wahrscheinlich die Leadsängerin los mit Backings auf Smartphone oder CD-RW oder so.
Martman