Sterben Keyboarder aus oder verstecken die sich nur?

  • Ersteller basslife
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macht nix - das ist ja nur meine persönliche Meinung.
Du findest es cool - ich halt nicht...
 
- da ich dringend nicht nicht das letzte wort haben kann -

deine persönliche meinung war mir von anfang an klar und wurde im folgenden auch nie gegenstand meiner anmerkungen.
ich habe lediglich die lücken in deiner "beweisführung" versucht zu ergänzen.
den grund dieser lücken hast du anschließend selbst genannt (unkenntnis),
was ich augenzwinkernd kommentierte^^
 
Zum einen möchte ich mich mal outen, als jemand, der gerne covert. Ich stehe dazu. Mir macht es Spaß, Songs zu spielen, die ich gut finde. Das muss dann nicht immer 1:1 sein, was das Covern betrifft, weder Ablauf, noch Sounds - was ja manchmal gar nicht geht, wenn man nur mit Standardbesetzung unterwegs ist. Fängt schon an bei Bläsern - wer hat schon eine komplette Brass-Section zur Verfügung bestehend aus min. Posaune, 1-2 Sax und 1-2 Trumpeten, am besten noch ein BaritonSax. Bei vielen Songs ist man auch ohne Brass mit nur einem Keyboarder überfordert. Allerdings verzichten wir hier und da auf ein Sax Solo, weil wir keinen Saxofonisten haben, und ich es nicht unbedingt prickelnd finde, auf dem Key ein Sax Solo zu spielen. Da kommt dann eher mal eine Gitarre zum Einsatz oder, wenn es Keyboards sein sollen, ein Orgel- oderSynth-Lead-Sound. So viel kreative Freiheit muss sein. Es gibt allerdings auch Songs, wo wir uns ziemlich nah am Original orientieren.
Die Arbeit hierbei ist allerdings nicht alleine nur beim Keyboarder - da muss ich mal für Gitarristen eine Bresche schlagen. Zumindest unser Gitarrist verbringt viel Zeit mit Sounddesign, ist da sehr penibel mit seinen verschiedenen Effekten, und ich musste erst einmal lernen, wie entscheidend ein Tremolo oder ein Rotary Effekt einen Gitarrensound prägen kann. Bei ihm klingt kein Sound wie ein anderer. Und seit dem er einen wirklcih brauchbaren Harmonizer in seinem Equipment hat, gibt's auch hier und da mehrstimmige Gitarrenläufe, wo mir jedes Mal ein Ei aus der Hose springen möchte...
Ja, es stimmt schon, dass ich als Keyboarder möglicherweise mehr gekniffen bin, wenn ich mal eben schnell als Sub in einer anderen Band aushelfen soll, und mal eben schnell die Sounds für 40-50 Songs erstellen muss. Solange nur ein Piano oder eine Orgel benötigt wird, mag das noch gehen, aber bei mindestens 2/3 der Songs muss ich mir Setups bauen, und bei mindestens 1/3 sitze ich nen ganzen Abend, vom Finetuning, das erst im Zusammenspiel mit der Band passieren kann, ganz abgesehen. Daher kommt so etwas für mich im Normalfall auch nicht in Frage.

Hier war jetzt häufig die Rede vom Hobby-/Amateur-Status: Da fängt's an, dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Klar kann ich mit einer einfachen Workstation oder Tischhupe für 500EUR auch alles abdecken, aber da würde ich meinem persönlichen Anspruch und vermutlich auch dem des verwöhnten Publikums nicht gerecht werden. Wenn ich mir so ein Yamaha MX anschaue, den es für überschaubares Geld gibt, der kann schon viel, und das ist schon Klagen auf hohem Niveau. Nur wäre ich damit nicht zufrieden. Warum stelle ich mir sonst für knappe drei Scheine ein kleines rotes Monster hin, um hauptsächlich Orgelsounds abzudecken, was im Grunde auch schon ein Kompromiss ist, weil eigentlich eine B3 da stehen müsste? Warum musste unbedingt noch ein Macbook her, um zusätzliche Sounds abzudecken, die meine Kurzweil Workstation für 2,5 Scheine trotz Sounderweiterung auch nicht zu meiner Zufriedenheit abdeckt? Nun, nicht nur meine, sondern auch die Ansprüche meiner Band und letztlich auch des Publikums steigen, vor allem mit Voranschreiten der technischen Entwicklung und Möglichkeiten. Wir haben halt den Anspruch alles live zu spielen, und nichts aus der Konserve kommen zu lassen. Ansonsten könnte man natürlich auch vieles als Zuspieler laufen lassen, was natürlich auch erst einmal produziert werden müsste. Wo bekomme ich denn z.B. die Bläser für 'I feel Good' her?
 
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mhhhh also ein paar Songs von Muse fand ich schon cool ,
aber das meiste taugt mir gar nicht so.

deswegen war ich ja auch so überrascht dass die so einen guten Keyboarder haben ;-)

"Fingerübungen " ..... Ich übe ja nicht zum Üben, sondern um die Triller, Arps, Läufe etc.
dann auch einzusetzten :-D (in eigenen oder fremden Stücken )
Und die Oktavpassagen die er da reingebaut sind schon echt geil.

Wer ist denn für dich ein guter Keyboarder ? Würde mich jetzt mal interessieren.
Und sag jetzt nicht Valentina Lisita , oder Yundi Lee:D

Dr. Rollo , das wäre mir viel zuviel Aufwand .
Glaubst Du das Publikum merkt da so krasse Unterschiede ?

cu timo
 
Hier war jetzt häufig die Rede vom Hobby-/Amateur-Status: Da fängt's an, dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Klar kann ich mit einer einfachen Workstation oder Tischhupe für 500EUR auch alles abdecken, aber da würde ich meinem persönlichen Anspruch und vermutlich auch dem des verwöhnten Publikums nicht gerecht werden. Wenn ich mir so ein Yamaha MX anschaue, den es für überschaubares Geld gibt, der kann schon viel, und das ist schon Klagen auf hohem Niveau. Nur wäre ich damit nicht zufrieden.
Da ich den MX und dessen Preis damals eingebracht habe und sich auch schon ein paar andere in ähnlicher Weise darauf bezogen haben, möchte ich noch einmal klarstellen, dass das ein Beispiel war, das sich auf die Einstiegskosten des Keyboardens bezog. Wer schon länger in einer Band spielt, vielleicht ein paar aktuelle Workstations der Mittelklasse oder besser besitzt und auch bereit ist, für bessere Sounds mehr Geld auszugeben, für den wäre ein MX49/61 eher ein Rückschritt oder zumindest mit keinen wirklichen Verbesserungen verbunden und damit uninteressant.
Aber wenn man sich in der Situation befindet, dass man noch ein Neuling ist, der wenig Geld ausgeben möchte und trotzdem ein bandtaugliches Keyboard sucht, dann kann man schon mit dem vermutlich günstigsten aktuellen Rompler ein recht breites Feld abdecken, ohne bei den Sounds große Abstriche machen zu müssen. Deshalb bin ich damals zu dem Schluss gekommen, dass der Kostenfaktor für das "Aussterben" von Keyboardern keine all zu große Rolle spielen dürfte.
 
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Wer ist denn für dich ein guter Keyboarder ? Würde mich jetzt mal interessieren...

Ein guter Keyboarder ist für mich jemand, der seine technischen Möglichkeiten nicht zum Selbstzweck stilisiert, sondern zur Umsetzung musikalischen Ideenreichtums nutzt - und das mache ich persönlich nicht an einer möglichst hohen Anzahl von Noten pro Sekunde fest...

Das gepostete Video ist in meinen Augen eine zwar technisch beeindruckende, ansonsten aber relativ uninspirierte Aneinanderreihung technischer Mätzchen (und zwar größtenteils immer derselben)...

Liegt vielleicht auch am ungeschickten Zusammenschnitt des Videos - am technischen Können habe ich ja auch gar nicht gezweifelt...
 
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Wieso werden hier eigentlich immer wieder die Begriffe "Anspruch" und "Profi / Amateur" zusammen benutzt?! Nach dem Motto "Ich brauch keine "krassen" Sounds, weil ich Amateur bin."

Ich kann doch auch als Amateur einen sehr hohen Anspruch an Sound haben. Das hat nichts damit zu tun, vor welchem Publikum ich spiele. Natürlich ist es umgekehrt eher selten der Fall, aber auch das kommt vor.

Außerdem: Der Sound, den man produziert, sollte in erster Linie den Spieler zufrieden stellen. Alle anderen werden damit dann ebenso klar kommen, wenn es der Spieler auch tut. Dabei ist es erstmal egal, ob es MX oder ein Kronos ist.
 
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Teilweise ist es ja sogar so, dass der Amateur aufgrund der Tatsache, nicht davon leben zu müssen, es sich eher leisten kann, unverhältnismäßig viel Zeit und Aufwand ins Sounddesign zu stecken - ist ja ein Hobby, was Spaß macht...
Der "Profi" wird und muss - zumindest im Coverbereich - hier eher zweckmäßiger und zielgerichteter vorgehen, damit sich der Job überhaupt rechnet.

Ich fummel auch permanent an meinen Sounds rum und versuche ständig, zu optimieren - aber ich verdiene damit auch nicht meine Brötchen...:)
 
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Diese meine Generation hat sich vielleicht so im Teenie-Alter das erste Mal für Musik in der Band interessiert - also Anfang der 90er. Was gab es da im Radio, den Konzerthallen und Clubs? Richtig: Einerseits Metal, Metal, Metal - und Grunge sowie etwas Punk und Hiphop. Und andererseits Eurodance und Techno. Als jemand, der sich für eine Band interessiert hat, durfte man vieles sein - nur kein Keyboarder. Dance und Techno war "bäh" (von der Warte der Bandmusiker aus gesehen - und das unterschreibe ich sogar). In den anderen Musikrichtungen war man als Taster überflüssig bis unerwünscht ("nö, wenn dann DJ").

Wer also zu den "cool Kids" gehören wollte und in einer Band spielen wollte, hatte als Keyboarder fast keine Chance zu der Zeit. Eine dritte Gitarre? Kein Problem... Wer Musik machen wollte, hatte also nur die Wahl zwischen umsatteln (anderes Instrument lernen / singen...) - oder sich ins stille Kämmerlein zurückziehen und als Home-Producer irgendwas in Richtung Techno/Dance/... (später dann eben Ambient/EDM/etc.) machen, oder irgendein Hiphop-Projekt mit Samples beliefern. In dieser Producer-Schiene sind dann sicher etliche geblieben, andere haben vielleicht (zumindest einige Jahre lang) die Tasten gegen einen Bass oder eine Klampfe getauscht - oder gleich ganz wieder aufgehört.
Noch dazu war Homeproducing von elektronischer Musik in den frühen 90ern noch nicht das, was es heute ist. Es war weitaus schwieriger und vor allem kostenintensiver. Manch ein Keyboarder/Synthfreak war wohl ambitioniert, scheiterte aber an Kosten und Aufwand.

Heute mußt du kein Keyboarder sein. Heute mußt du im Grunde gar kein Instrument spielen können. Du brauchst nicht mal sonderlich viel Budget, um einzusteigen, denn das Vorhandensein eines PC oder Laptop, der als Studio fungiert (so ziemlich alles kann dann da drin passieren) kann man mal voraussetzen. FL Studio (notfalls "gezogen"), brauchbare Abhöre, "Ausbildung" findet statt auf YouTube, und schon geht's los.

Damals war der Einstieg ungleich schwerer. Im Rechner produzieren? In einem 486er? Science-Fiction. Damals mußte man noch alles mit Hardware machen. Wer vielleicht schon in die Tasten greifen konnte, hatte zumindest schon mal den Vorteil, aber dann mußte man sich immer noch die ganze Maschinerie zusammenkaufen, mit der man produzieren wollte. Das war Hardware, und die kostete Geld, das man nicht unbedingt hatte.

Selbst wenn man als Jugendlicher mit Konfirmation und Ferienjobs die Knete zusammen hatte für, sagen wir, eine gebrauchte Yamaha SY77 (und damals war der Wertverlust von Workstations noch nicht so dramatisch), mußte man immer noch seinen Eltern erklären, warum man soviel Geld ausgeben wollte für ein Instrument, auf dem man nicht mal "Oma und Opa was vorspielen" konnte (erklär ihnen mal, warum das so ist) – im Gegenteil, die Mucke, die man auf dem Ding zu machen gedachte, würde schon den eigenen Eltern gegen den Strich gehen, von den Großeltern ganz zu schweigen.

Und wenn man das Geld nicht hatte? Tja, da blieben nur die Träume, die einschlägigen Compilation-CDs und das Warten auf das erste selbstverdiente Geld außerhalb des Elternhauses.

Okay, auf mich traf das alles nicht zu. Ich (Jahrgang '75) fand schon Ende der 80er die meiste aktuelle Musik scheiße, in den 90ern erst recht, die ich im wesentlichen als Jarre-Fan verbrachte (okay, von Jarre saugte ich alles Neue gierig auf). Und ich brachte es damals in den 90ern nie übers Herz, meinen Eltern zu erklären, daß meine noch Mitte der 80er horrende teure japanische Heimorgel inzwischen hoffnungslos veraltet war und meinen musikalischen Ansprüchen nicht mehr genügte. Schon deshalb nicht, weil ihnen mein Musikgeschmack schwer gegen den Strich ging und sie sich wünschten, der Swing, Schlager, Latin und Filmklassiker herunterorgelnde Knirps hätte sich nie weiterentwickelt.

Bevor jetzt jemand meckert - wer von euch setzt erst mal locker 60min Zeit pro Lied ein um dann erst mit dem Üben beginnen zu können?
Mehr. Es gibt Songs, für die ich jeweils mehrere Stunden brauche. Teilweise für akribische Soundbastelei, teilweise zum Raushören irrwitzig komplizierter jazziger Parts, die ich Note für Note exakt nachspielen will (und seien es Streicherbackings).

Ich vermute aber mal , das hier nur richtig gute Keyboarder schreiben , die nicht nur " Hobby mäßig " unterwegs sind .
Nö. Ich bin absoluter Amateur. Von den Regulars hier schätze dich die allermeisten als spielerisch weitaus besser als ich ein.

Es fällt mir hier auf , das wohl Perfektionismus hier sehr stark verbreitet ist , welcher natürlich beim Profi auch Vorraussetzung sein sollte .

Diesen Perfektionismus gibts aber bei jedem Profi , egal welches Instrument er spielt ....... und da wird auch mächtig investiert , was die Hardware angeht .
Dafür halte ich den Perfektionismus-Durchschnitt wacker hoch – sehr zum Verdruß der anderen hier.

Deshalb versteh ich auch nicht so ganz , warum in diesem Bereich ein Keyboarder dann 100 % perfekt sein sollte und zu jedem Stück dann diese Vorarbeit leisten sollte , um Instrumente ( Bläser etc ) ersetzen zu können .
Typische Gründe: Entweder der Keyboarder will, daß es genau wie auf Platte klingt. Oder die Band will das, will sagen, die anderen Musiker – ohne die leiseste Vorstellung davon zu haben, was das für den Keyboarder für ein Aufwand ist. Oder der Veranstalter ist nicht willens, die Band zu buchen, wenn sie nicht genau wie auf Platte klingt.

Das muß doch auf der Hobby Ebene gar nicht sein , wenn man Cover Songs auch so auswählt , wie die Besetzung es , ohne großen Aufwand , zu lässt .
Passiert nicht immer.

Ich meine, gut, wenn man eine Amateur-Classic-Rock-Band ist, die nichts wirklich Kompliziertes spielt, mag es einfach sein.

Aber in dem Augenblick, wo man über solche einfachen Arrangements hinausgeht, wird's schwierig. Das kann Soul oder R&B sein. Das kann Prog Rock sein oder 80er-Jahre-Pop-Rock. Oder richtig schlimm: Pop ab den 80ern.

Dazu kommt die Denke vieler Nichtkeyboarder: Ey, wir haben einen Keyboarder, und Keyboarder können alles, also können wir alles spielen, was es gibt. Der Drummer spielt Schlagzeug, der Baß spielt den Baß, die Gitarristen spielen die Gitarrenparts, der Keyboarder spielt alles andere, weil ein Keyboarder das kann. Was das für ein Riesenaufriß ist, wissen sie nicht und wollen sie nicht hören.

Mein Gott, wie oft hab ich versucht, Veto gegen Songvorschläge bei uns in der Band einzulegen, weil meine Parts viel zu kompliziert waren, als daß ich sie auch nur ansatzweise zeitnah hingekriegt hätte. Hat keine Sau je interessiert, weil keiner – nicht mal der andere Keyboarder – eine auch nur entfernte Vorstellung davon hat, was ich da eigentlich für einen Aufriß betreibe. Nein, da nehmen sie Sachen wie "Boogie Wonderland" ins Repertoire auf oder "Fantasy", weil die Rhythmusgruppe ihren Part in zehn Minuten gigreif hat, ignorieren meine Worte, daß der Song zu kompliziert ist (wieso kompliziert, verstehen sie nicht, sie können ihn wunderbar spielen), und dann wundern sie sich, warum ich Monate brauch, um überhaupt was Spielfertiges zu haben (kann zu Hause nichts vorbereiten, weil ich zu Hause nicht mein Bandequipment noch einmal hab).

Aber wenn der Bassist bei "Lessons In Love" nicht gleichzeitig singen und Baß spielen kann, wird die Nummer gestrichen – ungeachtet des Aufwands, den ich bis dahin in die Vorbereitung von etwa einem halben Dutzend Sounds auf zwei Tastaturen und drei, vier Klangerzeugern gesteckt hatte – bis hin zum Umbau eines FM-Sound auf einem Synth, der eigentlich gar kein FM kann.

Das ist doch , meiner Meinung nach , eine Sache des Anspruchs , den man an die eigene Cover Version eines Songs hat , oder ?

Und warum sollte der Keyboarder perfekt sein , wenn es seine Bandmitglieder auch nicht sind ?
Weil er Spaß dran hat. Und weil er mit halbgarem, bis zum Gehtnichtmehr vereinfachtem Kram nicht zufrieden sein kann – weil er sich nicht als Rockkeyboarder sieht (wir sind nicht mal eine Rockband), erst recht nicht als Pianist, sondern als Synthesizerfrickler.

Wieso werden hier eigentlich immer wieder die Begriffe "Anspruch" und "Profi / Amateur" zusammen benutzt?! Nach dem Motto "Ich brauch keine "krassen" Sounds, weil ich Amateur bin."
Ist eh Blödsinn, und ich bin der Beweis.

Wir (Band) sind Amateure und werden es immer sein. Ich hab selbst auch keine Profi-Ambitionen. Trotzdem betreibe ich schon in der Band einen Aufriß, bei dem die anderen Keyboarder hier den Kopf schütteln und sich fragen: "Ist der Typ komplett balla-balla, oder meint er das ernst mit diesem Overkill oder beides?" Ich meine, von allen Coverbands, von denen Mitglieder hier im Tastenbereich präsent sind, haben wir wahrscheinlich mit Abstand die wenigsten Gigs, noch dazu für relativ wenig Geld. Trotzdem dürfte ich der einzige hier sein, der in einer Band aufläuft mit fünf separaten Hardwaresynthesizern plus programmierbarer MIDI-Patchbay plus 16kanaligem Mischpult als Submixer (an dessen Stelle er am liebsten ein per MIDI ferngesteuertes 24kanaliges Digitalpult hätte).

Ich kann doch auch als Amateur einen sehr hohen Anspruch an Sound haben. Das hat nichts damit zu tun, vor welchem Publikum ich spiele. Natürlich ist es umgekehrt eher selten der Fall, aber auch das kommt vor.

Außerdem: Der Sound, den man produziert, sollte in erster Linie den Spieler zufrieden stellen. Alle anderen werden damit dann ebenso klar kommen, wenn es der Spieler auch tut. Dabei ist es erstmal egal, ob es MX oder ein Kronos ist.
Genau das trifft auf mich zu. Ich lege meine Sounds so aus, daß sie mir gefallen. Und dazu gehört schon einiges. Mir ist es wirklich peinlich, mit Works in Progress auf die Bühne zu gehen – obwohl ich immer wieder Songs, die wir schon eine Weile spielen, zum Work in Progress erkläre, weil hier noch was fehlt, da noch was nicht richtig eingestellt ist oder dieser Sound im nachhinein grundlegend falsch ist und durch einen neuen, ebenfalls von null auf neu gebauten Sound ersetzt werden muß.

Ich hab sogar ein Riesenproblem damit, wenn ich gewisse Parts, die durchaus hörbar sind, ganz einfach nicht mehr spielen kann – entweder, weil ich dann noch eine dritte Tastatur bräuchte, oder weil ich dann noch zwei bis sechs zusätzliche Hände bräuchte.

Aber, wie du auch schon sagst, es kann durchaus vorkommen, daß man mit seinem Vorgehen in der Band aneckt. Beispielsweise, wenn ein replikversessener Perfektionist mit Bergen an Equipment in einer Band spielt, in der von ihm nichts anderes erwartet wird als akustisches Piano, Rhodes und Hammond. Er fährt ein absolutes Soundfeuerwerk ab, an dem er Tage gesessen hat, und das kaum mehr von der originalen Studioversion zu unterscheiden ist – und hinterher sagt der Bandleader, das war scheiße, der Keyboarder soll da bitte nur Hammond spielen. Dann ist der Keyboarder aber in der falschen Band. Dem Publikum wiederum wird ein zu ausgefeiltes Arrangement von Seiten des Keyboarders nie sauer aufstoßen, allenfalls, wenn er ein an sich minimalistisches Bühnenbild mit seinen Equipmentbergen zerstört.

Umgekehrt ist vielleicht noch schlimmer, wenn du so einen alten Rockkeyboarder Marke "A-Piano, E-Piano, Hammond" hast, der jetzt aber Pop-Cover machen soll und mit seinen Parts Marke "Ich spiel nichts, was 1963 noch nicht möglich war" die ganzen Arrangements zerschießt – während der Bandkeyboarder erwartet, daß er die originalen Studioarrangements nachbaut. Das fällt dann auch dem Publikum auf. Da kann der Keyboarder noch so mit sich zufrieden sein.

Oder wenn in einer Progrock-Tributeband, in der wirklich jeder ein geschultes und geeichtes Gehör hat, einer landet, der weder weiß noch wissen will, was ein Mellotron ist, und Parts, die im Original auf einem Mellotron mit Streicher-Bandrahmen gespielt werden, mit gesampleten Orchesterstreichern spielt, weil er findet, daß die viel schöner klingen. Tja, die Band – und das Publikum, denn zu einer Progrock-Tributeband gehen nicht Krethi und Plethi, sondern primär Freaks mit Ahnung – erwartet aber den markanten Sound eines Mellotron.

Teilweise ist es ja sogar so, dass der Amateur aufgrund der Tatsache, nicht davon leben zu müssen, es sich eher leisten kann, unverhältnismäßig viel Zeit und Aufwand ins Sounddesign zu stecken - ist ja ein Hobby, was Spaß macht...
Der "Profi" wird und muss - zumindest im Coverbereich - hier eher zweckmäßiger und zielgerichteter vorgehen, damit sich der Job überhaupt rechnet.

Ich fummel auch permanent an meinen Sounds rum und versuche ständig, zu optimieren - aber ich verdiene damit auch nicht meine Brötchen...:)
Das kommt hinzu.

Der Amateur kann stundenlang in aller Ruhe an einem und demselben Sound herumdrehen, Pulsbreiten, Hüllkurvenzeiten und -werte, Filterparameter, LFO-Geschwindigkeiten, Waveshaping etc. feinjustieren, komplizierte Modulationskonstrukte aufbauen, abreißen und neu aufbauen, weil sie auf einem anderen Weg eher ans gewünschte Ergebnis kommen, usw. Sofern das Equipment vorhanden ist, kann er denselben Sound auch mal auf mehreren Synths bauen, um zu testen, auf welchem davon er am besten klingt.

Der Profi hat nicht einmal eine Woche Zeit, mehrere neue Songs mit insgesamt zig solchen Sounds zusammenzubauen, und am Freitag müssen von den Songs und von allen dazugehörigen Sounds die 100% endgültigen perfekten Versionen auftrittsreif stehen. Als Sub hat man vier Tage, um diesen Soundwust für 50 oder mehr Songs zusammenzubauen, ohne sie jemals zwischendurch mit der Band proben zu können – wie gesagt, die endgültigen Versionen, es muß auf Anhieb perfekt sein, also keine Works in Progress und ohne Spielraum für Verbesserungen.


Martman
 
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Irgendwas stimmt doch nicht in Sachen Band / Keyboard . ... oder ich begreifs nicht .

Wenn mir ein " Taster " sagen würde , Aufwand zu groß , zu schwer ... ist ein Song vom Tisch , genauso , wie es bei den anderen Instrumenten und Gesang ( ! ) auch ist .

Es hat doch oft gar keinen Sinn , etwas zu üben , was einfach zu schwer ( zu aufwendig ) ist . ... in der Zeit kriegt man ja 3 andere Songs eingeübt .
 
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Was ich jetzt auch nicht ganz verstehe ist.... ich kann doch auch die keyboard parts umarrangieren,
dass es für mich (mein equipment) passt.
und ja auch meinen soundvorlieben ( ich mag zb weder hammond orgel noch akkordeon)
Wenn dann würde ich mich auch eher an der live version der Songs orientieren.

Die cd version gibts ja schon .....auf cd:D .------>DJ

Wenn man zb jetzt die Chance hätte einen Geiger zu bekommen....dann kriegt der auch seine parts
Auf den Sänger muss ich ja auch Rücksicht nehmen und mal transponieren. -----> nicht die Originaltonlage, und dessen Aufgabe ist ja auch eher, den Song gut rüberzubringen als die
Stimme zu imitieren?

btw das mixing/mastering was bei einer CD Aufnahme stattgefunden hat.... auch eher schwierig
(kann man das überhaupt imitieren:gruebel:)
 
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Was ich jetzt auch nicht ganz verstehe ist.... ich kann doch auch die keyboard parts umarrangieren,
dass es für mich (mein equipment) passt.
und ja auch meinen soundvorlieben ( ich mag zb weder hammond orgel noch akkordeon)
Wenn dann würde ich mich auch eher an der live version der Songs orientieren.

Die cd version gibts ja schon .....auf cd:D .------>DJ

Wenn man zb jetzt die Chance hätte einen Geiger zu bekommen....dann kriegt der auch seine parts
Auf den Sänger muss ich ja auch Rücksicht nehmen und mal transponieren. -----> nicht die Originaltonlage, und dessen Aufgabe ist ja auch eher, den Song gut rüberzubringen als die
Stimme zu imitieren?

btw das mixing/mastering was bei einer CD Aufnahme stattgefunden hat.... auch eher schwierig
(kann man das überhaupt imitieren:gruebel:)
Du bist nicht oft hier im Tastenbereich...oder?
Sonst würdest du Martman´s Antworten schon kennen. Ich hatte einen solchen Post schon viel früher erwartet. Hat sich echt lange zusammengerissen der Gute :)
 
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... der Herr Martman hat aber sicherlich auch einen etwas " gehobeneren " Level ;) .

Ich seh das ebenfalls schon so wie poppinid .
 
Ja, Martman ist ein Perfektionist. Da sehe ich aber ein Problem, das schon in jenem Thread angeklungen ist, wo es darum ging, dass Coverbands mehr und mehr durch DJs verdrängt würden.

Die meisten Popsongs heutzutage werden doch gar nicht mehr von einer "klassischen" Band (1-2 Gitarren, Bass, Keyboard, Schlagzeug, vielleicht noch 1-3 Bläser) eingespielt, sondern mit 10-20 Parts an einer DAW zusammengebaut. Das kann eine Band gar nicht mehr spielen, und da nimmt es dann kein Wunder, dass ein unbewältigbarer Berg Zeugs auf dem armen Keyboarder abgeladen wird. Da muss dann so viel um-, sprich, wegarrangiert werden, dass der Song kaum noch wiederzuerkennen ist, da mietet man dann besser gleich einen DJ, der die Originalversionen auflegt.

Ich habe aber großen Respekt vor den Leuten, die in Top-40-Coverbands spielen, aber für mich ist das keine Option. Stattdessen spiele ich in einer Band, die aus Leuten auf meinem Niveau besteht, und eigene Stücke spielt, die wir so schreiben, dass wir das mit unseren eigenen Möglichkeiten auch spielen können.
 
Irgendwas stimmt doch nicht in Sachen Band / Keyboard . ... oder ich begreifs nicht .
Versteh ich nicht. Was soll den in Sachen Keyboard nicht stimmen? Außer dass sich offensichtlich immer noch einige Leute (andere Musiker) nicht die Mühe machen, ein Keyboard als gleichwertiges Instrument anzusehen, und willig sind, die Möglichkeiten realistisch einzuschätzen. Ich habe in meinen Bands und mit meinen Mitmusikern da überhaupt keine Probleme, wäre aber auch sonst da längst schon draußen ;)

Wenn mir ein " Taster " sagen würde , Aufwand zu groß , zu schwer ... ist ein Song vom Tisch , genauso , wie es bei den anderen Instrumenten und Gesang ( ! ) auch ist ....Es hat doch oft gar keinen Sinn , etwas zu üben , was einfach zu schwer ( zu aufwendig ) ist . ... in der Zeit kriegt man ja 3 andere Songs eingeübt .
...dann stellt Ihr Euch keinen Herausforderungen und steht damit auch u.U. Eurer Weiterentwicklung selbst im Weg.
Wenn wir Bock auf einen Song haben, dann gehen wir die Aufgabe auch an. Mal sind es spielerische Herausforderungen, mal soundgestalterische Manchmal muss man halt auch Kreativität zeigen, ob und wie ein Song durch ein neues Arrangement so verändert wird, dass man ihn mit seinen eigenen Möglichkeiten präsentieren kann. Und dass hat nicht einmal immer in erster Linie was mit den Keyboards zu tun. Gibt auch Songs mit mehreren Gitarren, und wenn nur ein Gitarrist da ist, muss man schauen, ob und wie man das alternativ umsetzen kann. Die zweite Gitarrenstimme kann man z.B. auch mal durch eine Orgel ersetzen, oder der Gitarrist setzt sich mal mit den Möglichkeiten eines Harmonizers auseinander. Evtl. kann der Bassist mal zur Akkustikgitarre greifen (hab ich neulich in einem Live-Video von Pink Floyd bei 'Wish you were here' gesehen), der Sängerin schenkt die Band zum Geburtstag einen Percussion-Workshop ;)

Wir wollen uns demnächst mal an 'Owner of a lonely Heart' wagen. Da werde ich sicherlich einiges an Zeit für Samples investieren müssen. Möglicherweise wird sich der Drummer aber ein Samplepad zum Abfeuern welcher solcher zulegen. Auch der Gitarrist wird einiges zu tun haben, z.B. was Sounds und Effekte angeht, und wir müssen schauen, ob und was ich ihm am Keyboard an Passagen abnehmen muss/kann. Das wird ein heftiges Stück Arbeit, aber wir gehen es als Band an, und werden daran am Ende wieder ein großes Stück Erfahrung mehr drauf haben.
Mal schauen, was dann als nächstes kommt...
 
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dann stellt Ihr Euch keinen Herausforderungen und steht damit auch u.U. Eurer Weiterentwicklung selbst im Weg...

Sehe ich auch so - gelegentlich muss es auch mal was zum Knabbern sein. Ist doch toll, wenn man gemeinsam eine musikalische Herausforderung stemmt...
 
@dr_rollo
Yes (we can). Das ist eine schöne Herausforderung - würde mir auch gefallen.
 
Hi,

Gitarre geht doch auch auf dem Keyboard? Ich habe da gefühlte 60 verschiedene Git-Modelle, etliche Amps, Boxen und Effekte zur Verfügung, da kann mein Gitarrenmann mit dem Kemper nur von träumen. Ok, das AC/DC-Solo darf er noch spielen (grins).
Ich finds auch immer `ne tolle Aufgabe, großartige umfangreiche Arangements bei 16 Instrumente-Spuren per Split und Schichtung mit 2 Händen live dazustellen. Egal ob Old-Scool Rock, Top40, Schlager, Soul...
Man muß sich der Aufgabe stellen und üben und Sound-Frickeln und sehen was geht.

Und wer dann jammert, dass er keinen Keyboarder findet (siehe Überschrift), sollte mal seine Gesuch und die Zielorientierung überdenken.
 
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Nun ja, Gitarre auf einem Keyboard zu emulieren bedarf schon einer besonderen Spielweise, da reichen Samples allein nicht aus. Die meisten Workstations/Rompler stellen heute zwar spezielle Arpeggien für Strumming-Akkorde bereit, aber diese sind nicht so flexibel wie freies Spiel auf einer echten Gitarre. Und die nötigen Nebengeräusche sollten auch von der Klangerzeugung mit abgedeckt werden, sonst klingt's schnell künstlich. Yamaha soll auf dem Gebiet besonders gut sein, da werden die Spielgeräusche automatisch mit eingestreut.

Aber einfach einen perkussiven Polysynth-Sound durch eine Amp-Simulation zu jagen macht immer wieder Laune :D
 

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