Sterben Keyboarder aus oder verstecken die sich nur?

  • Ersteller basslife
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Lasst mich mal ein bisschen hier reinsenfen. Warum sind Band-Keyboarder Mangelware? Es wurde schon gesagt, dass es an Ausbildungsinfrastruktur fehlt: die Musikschulen bieten üblicherweise Klavier - in den Geschmacksrichtungen Klasik und Jazz - und Keyboard mit Begleitautomatik. Beides taugt als Grundlage, aber ist nicht "zielgenau", insofern muss jemand, der in einer Rockband Keyboard spielen will, sich einiges selbst draufschaffen und sich in einer Band "abschleifen", damit er ein guter Rockband-Keyboarder wird.

Zum zweiten ist das Keyboard aber auch ein undankbares Instrument. Es ist irgendwie nicht so "cool" wie alles andere. Ich habe das Gefühl, dass die Keyboarder als die "Nerds" unter den Rockmusikern gelten. Es ist ein "intellektuelles" Instrument, dessen Spieler gern mit Theorie kommen (die sie im Klavierunterricht gelernt haben), und nicht für die "Rampensau" geeignet, wenn man nicht gerade zur Keytar greift, die aber wiederum auf ihre Weise "uncool" ist, diversen unsäglichen 80er-Popacts sei Dank. Der Keyboarder steht halt hinter seinem Setup. Das Problem hat der Drummer zwar auch, aber ohne ihn "geht es nun mal nicht", er gibt den Rhythmus vor und ist daher der "heimliche Dirigent" der Band, während viele Bands und ganze Musikrichtungen ganz gut ohne Keyboards auskommen. Unerlässlich sind Keys natürlich im Prog, aber das ist ja insgesamt eine "uncoole" Musikrichtung.

(Ich bin übrigens selbst Keyboarder in einer Progband - die ich selbst gegründet habe.)
 
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Es wird klassisch angefangen und wenn der Schüler mal "was modernes" spielen will, werden schlecht gesetzte Arrangements aktueller Songs gekauft und unterrichtet. Das klingt dann nicht und der Lehrer sagt: "Hab ich doch gleich gesagt, diese Pop-Songs taugen nichts."

Das stimmt leider
 
Tja ... vielleicht fehlen nach zig Jahrzehnten " Band Musik " einfach generell Musikschulen , die so was professionell anbieten ?

Würde aber auch nicht einfach , wenn gefühlte 70 % der Klampfer nur Metall spielen wollen .

Jetzt noch mal zur rechten Hand ......

... wurde ja hier gesagt , das die oft innerhalb der Band " verboten " wird .

Ich stell mir da jetzt mal so einen " Alleinunterhalter " vor ... mit Orgel und Basspedalen . Da ist doch klar , das der nicht mit dem Basser einen Wettkampf ausüben sollte . ... also bitte nicht mit mir wenigstens ;) .

Und wenn man zwei Manuale hat , kann man die doch auch unterschiedlich belegen und was schickes ergänzendes machen .

Einteilige Manuale lassen sich doch unterteilen , oder ?

Diese Möglichkeiten hat doch kein Klampfer !

... klärt mich mal auf , möcht nicht ganz so doof dar stehen , falls ich wirklich mal jemanden finde , der " Tasten " kann :) .
 
Erstmal meinst du vermutlich das "andere rechts" ;) ...also die linke Hand, um die es geht.

Und klar: man kann mit der linken Hand (muss sogar vielfach!) dann einfach andere Dinge spielen als den Bass. Da aber sitzt der Haken: als "Pianist" ist man erstmal gewohnt, mit der Linken den Bass(bereich) zu spielen. Und man lernt zwar im Klavierunterricht, linke und rechte Hand unabhängig voneinander zu spielen. Das ist aber eine ganz andere Art von Unabhängigkeit als die, die man braucht, wenn es um z.B. zwei verschiedene Sounds in der Band geht - womöglich noch auf verschiedenen Manualen, und oft auch in einer Lage, die ein oder zwei Oktaven höher klingt als die Tasten einem das suggerieren.
Will sagen: das ist schon eine andere Welt.

Und natürlich ist die linke Hand in der Band nicht tabu. Man muss sich aber aktiv dazu zwingen, nicht reflexartig die gewohnten oktavierten Bässe zu spielen, sondern z.B. bei weiten Voicings nur den oberen Basston, und den dann eher dezent - oder eben die linke Hand trainieren, dass sie Aufgaben der rechten übernehmen kann. Das ist nicht immer ganz einfach, je nach "Vorbelastung".
 
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OK ... das andere rechts :embarrassed:;) .

Schöne verständliche Erklärung , Jens :great: .
 
Erstmal meinst du vermutlich das "andere rechts" ;) ...also die linke Hand, um die es geht.

Und klar: man kann mit der linken Hand (muss sogar vielfach!) dann einfach andere Dinge spielen als den Bass. Da aber sitzt der Haken: als "Pianist" ist man erstmal gewohnt, mit der Linken den Bass(bereich) zu spielen. Und man lernt zwar im Klavierunterricht, linke und rechte Hand unabhängig voneinander zu spielen. Das ist aber eine ganz andere Art von Unabhängigkeit als die, die man braucht, wenn es um z.B. zwei verschiedene Sounds in der Band geht - womöglich noch auf verschiedenen Manualen, und oft auch in einer Lage, die ein oder zwei Oktaven höher klingt als die Tasten einem das suggerieren.
Will sagen: das ist schon eine andere Welt.

Und natürlich ist die linke Hand in der Band nicht tabu. Man muss sich aber aktiv dazu zwingen, nicht reflexartig die gewohnten oktavierten Bässe zu spielen, sondern z.B. bei weiten Voicings nur den oberen Basston, und den dann eher dezent - oder eben die linke Hand trainieren, dass sie Aufgaben der rechten übernehmen kann. Das ist nicht immer ganz einfach, je nach "Vorbelastung".



Genau: im Zweifel ein Pils in die linke Hand während die rechte einen von drei-vier Akkorden im Schweinehammondsound greift...und sich am Sound erfreut (wenn die Gitarre nicht zu laut ist...)
oder auch das zweite Keybaord schon mal für den Folgesong präparieren...
Ja es stimmt, vom Klavier kommend ist die linke Hand auf Oktavgriffe fokussiert (spätestens nach Lady Madonna oder Beethovens Pathetique...)... ist aber doch alles Übungssache, je nach Erfordernis der Bandkonstellation.
Und wenn einem langweilig ist, kann man im Wechsel auch mal nur mit der linken neue Akkordlagen testen, oder auch mit links mal ne Melodie übernehmen...schaut euch Zawinul live 1978 mit Birdland an: linke Hand das Thema mit der rechten darüber solieren...

Apropos "coolness auf der Bühne" : ich persönlich finde irgendeine Klampfe nicht cooler als eine nette keyboardburg ala Emerson... okay Wakeman im Rondell vielleicht etwas überdimensioniert...
aber die Rolle innerhalb einer Band hat jedes Instrument, und wenn Bass + drums die maschine, der Motor sind, halten wir Keyboarder doch soundmäßig die Geschichte zusammen...
und wie gut das Ergebnis sein kann, wenn sich Keys + Gitarre soundmäßig abstimmen, kann man z.B. an den Porcupine-Tree Scheiben hören....

Im übrigen: je mehr man sich als keyboarder so diszipliniert kommt man zwangsläufig zu dem Punkt, wo man mit dem anderen Ohr die Begleitaktivitäten des (zweiten) Gitarristen beobachtet (ich spreche von Rockband) und sich dann "austauscht".
Im Jazzrock ist die Sachlage eine andere.
 
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Mein Problem mit Keyboardern ist, dass die einfach nicht die Finger still halten können.
Am besten immer schön mit beiden Händen, fette Bässe und saftige Flächen gleichzeitig.
Kommt wohl vom lernen und der Ausbildung, weil ohne Band dann einfach Stille ist, wenn nicht gespielt wird. In einer Band einfach mal die Klappe zu halten, wie jeder Sänger und jeder Gitarrist, ist dann extrem schwer zu vermitteln.
Ok, den Senf dazu hat er schon gut abbekommen. Mag ja solche Keyboarder geben, aber das als Klischee hinzustellen, ist natürlich Mumpiz. Ich gebe usdz natürlich insofern recht, dass unbedarfte Keyboarder, die wenig Banderfahrung haben, das erst lernen müssen. Aber reden wir mal von denen, die aktiv in Bands spielen.
Die Aussage von @FantomXS
Aber DAS ist das Problem: Ein Bassist, drei Bands. Ein Drummer vier Bands. Ein Guitar Hero, drei Bands. Eine Sängerin - tausend Projekte.
kann ich so nicht nachvollziehen, bzw. wüsste nicht, warum das jetzt speziell für mich als Keyboarder ein Problem sein soll. Dass meine Mitmusiker sich auch in anderen Bands und/oder Projekten verdingen, kenne ich zum Teil auch, mache ich aber selber auch, und könnte ich sogar noch viel mehr, wenn ich wollte. Rein musikalisch sehe ich das nicht als Problem, sondern oftmals eher (auch bei mir) als Bereicherung. Wichtig ist natürlich, dass die Band darunter nicht leidet, weil man vor lauter Terminen keine Proben oder Gigs mehr hinbekommt. Hier ist dann entscheidend, dass sich alle einig ist, wie udn wo Prioritäten gesetzt werden.

Die Kohle:
Ja, das Keyboardequipment ist i.d.R. teurer als das Zeug der Bandkollegen. Ganz speziell Sänger kommen gerne wie ein 'Friseur' daher, haben oft nicht mal ein eigenes Mikro (werde ich nie verstehen). Da ist es im Prinzip unfair, wenn Kosten wie Proberaum zu gleichen Teilen umgelegt werden, und auch Gagen zu gleichen Teilen verteilt werden. Ist aber in der Praxis schwierig, wenn ich das durchsetzen wollte, will ich auch nicht. Schön ist, wenn's anders läuft, der Sänger z.B. die PA kauft, und wenn's nur die Anlage im Proberaum ist. Passiert leider selten, was auch ein Grund sein kann, warum viele Keyboarder auf Bands möglicherweise keinen Bock haben - um mal zurück zum Thema zu kommen.
Andererseits kann man aber auch nicht verallgemeinern, dass Keyboarder lieber lukrativere Dinge machen, wie @FantomXS , und als quasi 'DJ', Midifile-Schieber oder Alleinunterhalter losgehen, nur weil sie's gegenüber den anderen Musikern können.
und:
Da kommt mir eine Idee!!! Eine Band, bestehend nur aus Keyboardern, die in einem Mix aus MIDI und Live mit zwei Sänger/innen performen und nur aktuelle Mucke machen. DAS wäre doch mal fett :)
Nein, wäre zumindest für mich überhaupt nichts. Ich will in einer Band spielen, und da gehören für mich definitiv ein Drummer, ein Bassist und ein Gitarrist dazu. Extrem geil fände ich es auch noch, eine Brass-Section dabei zu haben, einen Percussionisten und ein paar coole Backgroundsängerinnen. Aber das ist natürlich nur Wunschdenken und in der Praxis ziemlich unrealistisch. Fängt schon beim Proberaum an, der zu klein ist, Gagen kann man dann völlig vergessen, und selbst Gigs zu finden, scheitert an der nicht ausreichend großen Bühne.

Wenn ich mich über so etwas...
... Das Wissen der Mitmusiker über Arrangements und Harmonielehre ist oftmals nicht so ausgeprägt (ich schmunzele immer bei Gitarristen über das wilde Mischen von b und # - Akkorden, in Bb-Dur heißt die Subdominante z.B. Dis-Dur)
...aufregen würde - hier wird gerade ein anderes Klischee hervorgehoben, dass Keyboarder anscheinend oft über die bessere musikalische Grundausbildung verfügen - dann würde ich wohl als Keyboarder keine Band finden, um das Thema mal umzudrehen:
"Gibt's eigentlich keine fähigen Bands mehr, oder verstecken die sich nur?"
 
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Andererseits kann man aber auch nicht verallgemeinern, dass Keyboarder lieber lukrativere Dinge machen, wie @FantomXS , und als quasi 'DJ', Midifile-Schieber oder Alleinunterhalter losgehen, nur weil sie's gegenüber den anderen Musikern können.

Nur der Ordnung halber: Ich spiele LIVE Piano zum Abendessen und lege PROFESSIONELL mit echtem DJ Equipment auf, bin also kein Möchtegern DJ mit einem Diskettenlaufwerk, sondern verstehe mein Handwerk - fühle mich also nicht angesprochen, weiss aber was Du meinst und gebe Dir da in diesem Punkt durchaus Recht - wollte ich nur klargestellt haben :)

Was übrigens das Thema Band angeht, da würde ich für mein Leben gerne in einer guten (!) Top40 Band spielen, wo ich hart an mir arbeiten müsste. Übrigens bin ich auch Deiner Meinung, dass ich mich als Keyboarder "fachlich" nicht abhebe von anderen Bandkollegen - ganz im Gegenteil, ich muss noch viel lernen - und das kann man am besten von den anderen in einer Band, die selbst eine so hohe Qualität abliefern, dass man als Keyboarder auf keinen Fall weniger abliefern möchte. Aber dafür muss so eine Band proben und regelmäßig zusammen spielen.

Und damit wären wir wieder bei meiner Ansicht oben. ABER, Dein Ansatz mit der Bereicherung durch das Spielen in mehreren Bands ist durchaus richtig. Ich finde aber auch, dass mein Ansatz durchaus auch richtig ist und das Thema dieses Threads mit einem Aspekt bereichert: Nämlich einen Prozentsatz von keyboardern, die eben nicht mehr für Bands zur Verfügung stehen.
 
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Das was hier zum Teil über Keyboarder gelästert wird, könnte man natürlich genauso über Gitarristen sagen. Oder über Drummer. Oder über Bassisten. Es lässt sich zusammenfassen unter: Musiker, die keine Teamplayer sind, gehen halt den Teamplayern auf die Eier(stöcke).

Ich für meinen Teil habe in meinen musikalischen Rollen (zumeist: Basser, Keyboarder, Tontechniker) Nicht-Teamplayer aussortiert. Für solche ist mir meine Kraft einfach zu wertvoll.
 
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Also, ich glaube, einen guten Keyboarder zu finden, war auch schon in den 80er Jahren eine Herausforderung. Aber ein paar Dinge, die sich mittlerweile auch verändert haben.

a) Der klassische Kleinanzeigen-Markt - die Blättchen gibt es heute so nicht mehr - sind komplett vom Markt verschwunden. Dafür gibt es Boards, Whats-Up, Facebook-Gruppen, sonstige elektronische Kleinanzeigen.

b) Keyboard als Hobby. Wäre ja sehr vielfältig, wenn man eine Anforderung zusammenschrauben kann. Gerade die technische Entwicklung hat dazu geführt, dass Leute, die mal auf einer Orgel gelernt haben händisch Dinge einzuspielen, davon heute kaum mehr gebrauch machen. Dass heißt, die Anforderung (an den Keyboarder) hat sich auch durch die Technik verändert. (DAW & Co. auch direkt im Equipment).

c) Live-Musiker wollen alle ihr Equipment in ihrer Form irgendwann bezahlt haben. Dabei ist es völlig egal, ob es um die PA, den Gitarristen oder den Keyboarder geht oder das gesamte Equipment geht. In einer Geiz-Ist-Geil Gesellschaft mit Kosten für 20 Mark für eine Curry-Wurst (jetzt mal übertrieben dargestellt, aber nach der Euro-Einführung hat sich nun mal etliches verschoben in Schmerzbereiche) ist es doch für einen Veranstalter auch immer schwieriger geworden, noch zu kalkulieren. Kleine Vereine haben heute lange nicht mehr die Kassenbestände, wie in den 80er Jahren. Und bei großen Veranstaltungen sind gleich hohe Auflagen zu erfüllen. Also das Marktumfeld hat sich auch in irgend einer Form verändert.

d) Was ist denn Keyboard ? Die Orgel im Dom ? Da gibt es auf jeden Fall noch eine klassische Ausbildung zu - sicher auch Nachwuchsprobleme.

Wenn heute eine neue Band auf den Markt kommen würde, wer würde die denn wahrnehmen ? Dazu gibt es viel zu viel TamTam, was von diesem Thema im Alltag ablenkt. Auch dieses Umfeld hat sich verändert. Würden die Stones sich heute noch einmal gründen, hätten sie vermutlich keine Chance, überhaupt wahrgenommen zu werden.

Spaß an einem Thema über eine lange Zeit. Kann man mit Musik haben. Aber wir haben auch den Trend des Cocooning. Also Einspinnen zu Hause. Das hat sich geändert - ist eine Trendwende im vergleich zu früher. Die Leute machen ihre Arbeit tagsüber, wenn sie nach Hause kommen, wollen sie ihre Ruhe haben (Und brauchen die meistens auch). Die Arbeitswelt hat sich verändert. Wir haben heute trotz Gewerkschaft in vielen Bereich Rückständen. Alleine die Diskussion im Billig-Lohn-Umfeld zeigt doch, dass heute für das gleiche Geld mehr gearbeitet werden muss. Die Ungleichverteilung von Arm- und Reich ist ein gesellschaftliches Problem, was auch Folgen für die Entwicklung im Freizeitbereich hat. Eine Familie mit Kindern geht doch heute bei einem Vereinsfest eher an dem Zelt vorbei, bringt die eigene Limonade mit, bevor man noch Eintritt bezahlt für eine Veranstaltung und dort noch zu normalen Preisen Essen und trinken kann.

Die Interessen haben sich heute geändert. Wer würde sich heute noch im Männerchor anmelden ? Das ist Tot - total uninteressant für junge Leute. Ähnlich sicher für bestimmte Hobby-Musiker. Interesse gibt es natürlich noch - keine Frage. Aber wie lange hält dieses Interesse beispielsweise bei Jugendlichen an, bis ein neues Thema interessanter geworden ist ? Heute Klavier, morgen Modellbau, übermorgen Sport - da ist doch kein Thema, was am Stück Beständigkeit hätte. Die Jugend liebt es, neue Dinge ständig neu auszuprobieren - und ehrlich gesagt finde ich dass auch nicht schlimm (außer für den Geldbeutel der Eltern). Aber Bandarbeit braucht sicher längeres Engagement.
 
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Eine Familie mit Kindern geht doch heute bei einem Vereinsfest eher an dem Zelt vorbei, bringt die eigene Limonade mit, bevor man noch Eintritt bezahlt für eine Veranstaltung und dort noch zu normalen Preisen Essen und trinken kann.

Es ist in der Tat ein Problem, dass die Reallöhne gesunken sind. Aber ob die sinkende Bereitschaft, Geld für Kultur auszugeben, wirklich nur daran hängt? Vielleicht spielt hier auch das Internet eine Rolle. Musik ist immateriell geworden, sie lebt nicht mehr als LP oder CD, sie ist eine Datei, sie ist nicht mehr anfassbar. Wir sind es gewohnt, dieses immaterielle kostenlos online immer zur Verfügung zu haben. Oder zumindest so, dass es sich nicht nach bezahlen anfühlt, also mit Flatrate. Gegen Spotify hat sich ja selbst Sophie Hunger ausgesprochen, da jemand ihre Produktionen 28h am Tag hören müsste, damit sie von Spotify die gleiche Ausschüttung bekommen würde wie wenn die Person eine Platte kauft.

Wenn man irgendwo für lachhafte 5€ spielt und dann noch an der Kasse angemault wird "zahlen für Live-Musik, wo gibt's denn sowas?", sich die Person aber dann 4 Bier reinschüttet à 3,50€… nunja, weißte…

Gleichzeitig fehlt es wie so oft an der Perspektivübernahme. Auch Menschen, die selbstständig arbeiten und sich damit mit ihren eigenen Lohnnebenkosten sehr gut auskennen und in Sekunden abschätzen können, was man als Gage verlangen müsste, um lausig zu verdienen, wollen annähernd nix zahlen. Ja, ich freue mich auch nur mäßig, dass mich die Generalüberholung der Klaviatur meines Kawai MP6 Stage Pianos nun 200€ gekostet hat, aber der sympathische Nerd, der mir das gemacht hat, der muss auch von was leben und er hat gut gearbeitet. Von dem her: In Ordnung. Und es spielt sich wieder top.

Und dann hast Du Veranstalter, die extra einen Vertreter der Band antanzen lassen, der darf dann seinen Kaffee noch selber zahlen und wenn Du nach der Gage fragst, sagen die: "Ich überleg mir nach dem Konzert, was ich zahlen will." – und das Schlimme ist, die finden immer Bands, die mitmachen. Und solange das so ist, wird sich die Situation auch nicht ändern. (Dieses Restaurant-Gleichnis, das auf Social Media seine Runden macht, ist also gar kein Scherz.)

Das Ding zieht sich von vorne bis hinten durch. Da spielt man kostenlos im größten Kulturhaus der kleinen Stadt als Showband einer offenen Bühne und kriegt gesagt: "4 Monitorboxen wollt Ihr? Ihr verursacht uns zusätzliche Kosten!"

Jede Band, die das längerfristig mitmacht, sorgt dafür, dass die Situation bleibt, wie sie ist. Die Qualität der Kapelle ist dabei abseits das blutigen Anfängerniveaus irrelevant. Außerdem darf man musikalisches Können nicht mit Publikumserfolg gleichsetzen. Publikumserfolg hängt viel viel mehr an der Massentauglichkeit und die erreicht man am ehesten über Niveausenkung.

Ganz generell gibt es viele Bereiche, in denen es irgendwie nicht mehr funktioniert. Das Modell "Genossenschaft" wird wieder populärer: Bei der Altenpflege, sogar im Einzelhandel, bei Programmkinos, Kulturcafés. Mit einer gewissen Verzögerung kommen solche Dinge in der breiten Masse an, ebenso die verschiedenen Gebraucht-Läden von AWO & Co. – aber es ist insgesamt in Bewegung.

Eine Frage bleibt aber: Sind taugliche Keyboarder jetzt wirklich so rar, dass die sich es leisten können, wählerisch zu sein und nur noch für gute Gage zu spielen? Oder geht diese Überlegung an der Realität vorbei?
 
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Eine Frage bleibt aber: Sind taugliche Keyboarder jetzt wirklich so rar, dass die sich es leisten können, wählerisch zu sein und nur noch für gute Gage zu spielen? Oder geht diese Überlegung an der Realität vorbei?
Dass gute Keyboarder so rar sind, dass sie wählerisch sein können, ist sicherlich so (was mich eher nicht stört... ;) ).
Wählerisch heißt aber nicht zwangsläufig, dass man sich an der Gage orientiert, solang man nicht von der Musik leben will/muss. Viele der bereits angesprochenen Themen wie Teamfähigkeit und Beständigkeit der Band, Niveau der Mitmusiker, die "Chemie", Repertoire, und nicht zuletzt die Aussicht auf Gigs (nicht zwangsläufig top bezahlt) spielen da mindestens eine gleich große Rolle. Und natürlich die Anerkennung der zusätzlichen Arbeit (Programmierung)...;)

Was mir übrigens noch einfällt: selbst wenn es exakt gleich viele Keyboarder / Gitarristen etc. gäbe - es ist sicherlich leichter, einen Gitarristen für ein zweites Projekt zu gewinnen, wenn der dort einen Amp vorfindet (oder einen oft vorhandenen zweiten Amp dort stehen lassen kann) und sich nur die Gitarre auf den Rücken schnallen muss, als einen Keyboarder oder Drummer, die dann für jede Probe einen Kombi voll Material bewegen müssen. Wobei sich unter Schlagzeugern ja durchaus das Mitbenutzen wesentlicher Teile des Sets untereinander vielfach eingebürgert hat, was dort die Sache etwas entschärft. Insofern sind eben Keyboarder oft mit einer Band "ausgebucht", während Sänger, Bassisten und Gitarristen sich auch mit mehreren Projekten rein logistisch leichter tun...
 
Was mir übrigens noch einfällt: selbst wenn es exakt gleich viele Keyboarder / Gitarristen etc. gäbe - es ist sicherlich leichter, einen Gitarristen für ein zweites Projekt zu gewinnen, wenn der dort einen Amp vorfindet (oder einen oft vorhandenen zweiten Amp dort stehen lassen kann) und sich nur die Gitarre auf den Rücken schnallen muss, als einen Keyboarder oder Drummer, die dann für jede Probe einen Kombi voll Material bewegen müssen. Wobei sich unter Schlagzeugern ja durchaus das Mitbenutzen wesentlicher Teile des Sets untereinander vielfach eingebürgert hat, was dort die Sache etwas entschärft. Insofern sind eben Keyboarder oft mit einer Band "ausgebucht", während Sänger, Bassisten und Gitarristen sich auch mit mehreren Projekten rein logistisch leichter tun...

Da ich ja derzeit überwiegend Synthesizer spiele, kann ich das natürlich gut nachempfinden. Ich hab da meine Sounds, meine Oberfläche, etc. alles griffbereit, aber kein anderer kann dieses Instrument spontan spielen und umgekehrt oft genauso. Das hängt aber in allen Fällen wieder vom Genre ab: Wenn mir ein ausreichend gutes Stage Piano genügt, ist es schon wieder einfacher.

Ich spiele aber eigentlich auch nur mit Drummern, die ihr eigenes Kit spielen. Deswegen haben wir im geteilten Proberaum mehrere davon stehen. Der eine ist halt ein Rocker, der andere ein Jazzer.

Ab einem gewissen Anspruch an den (eigenen) Sound hat man das Problem eigentlich immer. Vielleicht spielen Gitarristen und Bassisten einfach gehäuft in Genres, in denen es dann auf den Sound nicht so ankommt, oder in denen der Sound eher "standardisiert" ist. Zum Beispiel 4x12er Marshall und fertig.
 
Nunja... Man kann ja durchaus auf dem einen Set regelmäßig proben und auf einem anderen live spielen. Kenne ich von Drummern, Bassisten und zum Teil von Gitarristen durchaus. Dann wird halt nur die Klampfe und das Stressbrett mitgenommen, und ob da jetzt ein Engl oder Marshall steht, ist vielfach zum Proben nicht so entscheidend (zumindest für 80% der Proben - für Abläufe, Songwriting und das Training des Zusammenspiels). Ob man jetzt ein 30kg-Topteil und eine 4x12 jedes mal schleppen muss oder nicht, ist schon ein Argument. Außerdem müssen das ja nicht zwangsläufig fremde Amps sein. Unser Drummer z.B. spielt bei uns im Proberaum sein altes Jazzkit, live sein "großes" und zuhause und in der zweiten Band ein E-Kit. In einer alten Band brachten die Drummer jeweils FuMa, Snare und Becken mit, und die Hardware und die Kessel haben sie sich geteilt.

Ich probe auch in einer Band nicht mit dem vollen Equipment, sondern benutze statt meines Masterkeyboards ein anderes - der Kronos als Soundlieferant wandert aber mit. Trotzdem würde ich live oder für die Generalprobe mein Standard-Liveset spielen. Dadurch reduziert sich allerdings der Aufwand des Transports Woche für Woche immens - und nur so geht es, sonst hätte ich dieses zweite Projekt nicht in Erwägung gezogen.
 
Vielleicht spielen Gitarristen und Bassisten einfach gehäuft in Genres, in denen es dann auf den Sound nicht so ankommt, oder in denen der Sound eher "standardisiert" ist. Zum Beispiel 4x12er Marshall und fertig.

Eher nicht ......

... da werden Klampfen sogar eingefroren , weil die Dinger danach " angeblich " besser klingen ;) . Gerade im Bereich " E Klampfe " wird ein Riesen Theater um den " Sound " gemacht ...... schau Dir doch mal diverse Effekt Boards der Jungens an ;) .

Beim Bass ist es da nicht so krass .

Das Wichtigste dabei ist aber , das der beste , eigene Sound nichts taugt , wenn er in der Band nicht umsetzbar ist , oder nicht mit den anderen Sounds harmoniert !

Merkt man sehr schön daran , das wenn das eine Instrument einsetzt , ein anderes auf einmal von alleine verschwindet .
 
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In dieser Preistabelle findet sich übrigens das paar Würstchen für 20 Mark.
http://www.oktoberfest-live.de/bilder/2013/10/01/3142838/555792339-008_preistabelle.jpg
Also die Preise des Oktoberfests als generellen Trend zur Verteuerung anzuführen, halte ich nun nicht für sonderlich angebracht. In München gibt es etwa 100 Filialen der Metzger-Kette Vinzenzmurr, in denen man ein Paar Würstchen mit Beilage für 3,XX€ bekommt, vermutlich selbst in unmittelbarer Nähe des Oktoberfests. Ein Liter Bier war auf dem 2015er Oktoberfest größtenteils auch nicht für unter 10€ zu bekommen, außerhalb der Theresienwiese sieht das wieder deutlich anders aus. Dass die Preise des Oktoberfests kontinuierlich und auch deutlich über der Inflationsrate steigen, ist bekannt, dort ist die Nachfrage aber auch so hoch, dass man sich solche Preise erlauben kann. Selbst bei 12€ pro Maß wären die Zelte vermutlich immer noch voll gewesen, bei einem kleineren Volksfest würde durch so etwas die Kundschaft gänzlich ausbleiben. Daher macht es in meinen Augen wenig Sinn, von dort auf andere Preisentwicklungen zu schließen.

Davon abgesehen ist die Umrechnung in Mark aber ebenso beliebt wie fehlerbehaftet. Zum Umrechnungszeitpunkt entsprach 1 Euro etwa 1,96~2 Mark. Damals mag die Umrechnung einigermaßen sinnvoll gewesen sein, das ist inzwischen aber 14 Jahre her. Der Euro unterlag der Inflation, während man beim Umrechnungsfaktor fälschlicherweise davon ausgeht, dass die Mark heute noch genauso viel wert wäre. Rechnet man die Inflation im Euro-Zeitraum zusammen, so erhält man 22%, die bei einer einfachen 1€ = 2 DM-Rechnung komplett außer Acht gelassen werden. Wenn man den Kurs schon nehmen will, sollte man den jetzigen Preis auf das Niveau von 2001 bringen (Division durch Faktor 1,22) und dann den Umrechnungsfaktor 1,9558 nehmen, dann kommt man auf den für heute schon eher sinnvollen Faktor ~1,6. Aber damit lässt sich natürlich schlechter im Kopf rechnen…

Damit wäre das Weinzelt zwar immer noch bei knapp 20 DM für zwei Paar Würste, aber dabei sollte man auch berücksichtigen, dass der Name dort Programm ist. Dort wird Wein, Sekt und Champagner ausgeschenkt, dementsprechend ist das ausdrücklich ein Feinschmecker-Lokal für deutlich reichere Gäste als den durchschnittlichen Oktoberfestbesucher. Gleiches gilt für das Käferzelt. Selbst vor Einführung des Euros wären diese Zelte und ihre Preise schon entsprechend exklusiv gewesen.

Seit Einführung des Euros ist die Inflation deutlich geringer als zu DM-Zeiten, wie man der Tabelle oben ebenfalls entnehmen kann. Alleine von Anfang 1972 bis Ende 1975 betrug die zusammengerechnete Inflation der DM fast 28%. Der Euro hat diese Marke in seinen 14 Jahren noch nicht überschritten und wird es die nächsten Jahre voraussichtlich auch erst einmal nicht tun.

Das Thema Equipment und die damit verbundenen Kosten wurden hier erwähnt. Aber ich will hier einmal gegensteuern. Denn ich bin der Ansicht, dass es deutlich billiger geworden ist, Musik zu machen. Einerseits ist das dem technischen Fortschritt zu verdanken:
  • Das von mir bei Kaufberatungen vielzitierte Yamaha MX61 ist beispielsweise für ~650-700€ zu haben und liefert Sounds auf einem Niveau, das in meinen Ohren fürs Abdecken der wichtigsten Sounds in einer Band durchaus ausreicht. Bis Anfang der 2000er klangen selbst Flaggschiffe nicht unbedingt besser, obwohl sie selbst ohne Berücksichtigung der Inflation und mit vereinfachtem Wechselkurs noch ein Vielfaches davon gekostet haben. Durch größeren Speicher und bessere Prozessoren sind sample-basierte Tasteninstrumente heutzutage besser und häufig hinsichtlich des Neupreises auch günstiger als ältere Geräte zu ihrer Zeit.
  • Bei virtuell-analogen Synths ist es ähnlich. Ein Waldorf Blofeld in der Keyboard-Variante bietet Möglichkeiten zu einem Preis, der in den 80er Jahren undenkbar gewesen wäre. Heute kostet er in den USA beispielsweise 999$, das wären 1981 etwa 383$ gewesen. Etwa ein 20tel des damaligen Neupreises für einen ähnlich ausgestatteten PPG Wave 2. Oder auch etwa so viel, wie man alleine bei einem Kredit, um sich einen Wave 2 zu kaufen, pro Jahr an Zinsen zahlen müsste.
  • Auch bei Computern, Laptops und Tablets hat sich der technische Fortschritt deutlich sichtbar gemacht, so dass diese vermehrt auch in der Musikproduktion auf der Bühne zu finden sind. Alleine ein iPad bietet heute teilweise schon mehr Möglichkeiten und einen besseren Klang als viele Rack-Expander der 90er.

Die neuen Geräte sind in der Regel sogar noch leichter und damit transportabler als früheres Equipment. Zudem stehen verschiedene Online-Shops in direkter Konkurrenz zueinander, so dass sich die Neupreise generell dem niedrigsten Angebot angleichen. Ansonsten kann man sich natürlich einfach den Shop mit dem niedrigsten Preis aussuchen. Aus Sicht der Shop-Betreiber ist das natürlich nicht sehr bequem, aber als Kunde kommt einem das ziemlich entgegen…

Aber nicht nur bei neuen Geräten hat man es heute besser als früher. Auch das Gebrauchtangebot ist deutlich größer geworden. Vor den Zeiten des Internets war man größtenteils auf den örtlichen Musikhändler und die Kleinanzeigen in den Printmedien angewiesen, dazu vielleicht noch ein paar Versandkataloge. Heutzutage existiert dank eBay und ähnlichen Seiten ein derart großer und vor allem transparenter Gebrauchtmarkt, dass man dort immer die Wahl hat, statt neuen Geräten auch ältere zu kaufen und die Preisentwicklung zu beobachten. Bei analogen Synths sind die Preise absolut gesehen die letzten Jahre zwar deutlich angestiegen, liegen aber teilweise sogar noch deutlich unter den inflationsbereinigten Neupreisen. Digitale Synths wie der Yamaha DX7 und so ziemlich alles, was danach kam, gibt es dafür heutzutage umso billiger.

Selbst mit relativ schmalem Budget kann man sich heutzutage ein brauchbares Setup zusammenkaufen, egal ob nun neu, gebraucht oder eine Mischung aus beidem. Die Einstiegskosten fürs Keyboarden zuhause und in einer Band sehe ich damit als recht niedrig an. Vielleicht ist es heutzutage sogar so günstig wie noch nie. Als Grund für fehlende Keyboarder würde ich das also nicht sehen.

Das Problem der schlechten Gig-Situation für Bands existiert allerdings. Ich werte es ebenfalls als Folge der steigenden Transparenz des entsprechenden Markts. Vor der Zeit des Internets war das Angebot an Bands eher lokal beschränkt. Ein Veranstalter kannte womöglich nur die örtlichen Bands und vielleicht noch über Kontakte ein paar mehr, hatte also nur eine eher begrenzte Anzahl von Bands, die er dann eben buchen konnte. Vor der großflächigen Verbreitung von Internet und Mobilfunk waren ein paar davon aber vielleicht gar nicht dauernd erreichbar. Entscheidet der Veranstalter sich dann, keine Band zu buchen, riskiert er damit, dass eben auch weniger Gäste kommen. Insofern ist das Interesse an einer Band, die auftreten kann, größer. Und damit auch die Zahlungsbereitschaft.

Über das Internet ist es allerdings deutlich leichter geworden, Bands zu finden. Auf Facebook, Soundcloud und Myspaceähnlichen Plattformen ist mittlerweile zwei Wochen nach Gründung so ziemliche jede Band samt dazugehöriger Heimatstadt zu finden. Das sichtbare Angebot an Bands ist damit deutlich größer als früher. Diese Bands müssen dann um eine begrenzte Zahl von Gigs konkurrieren und daher gegebenenfalls auch geringe oder keine Gagen in Kauf nehmen. Aus Sicht der Bands ist das natürlich nicht sehr bequem, aber als Veranstalter kommt einem das ziemlich entgegen…

Dabei sollte man allerdings nicht unterschlagen, dass dieses Verhalten zwar durch die durchs Internet verfügbaren zusätzlichen Informationen begünstigt wird, aber deshalb nicht unbedingt etwas ist, dass nur heute stattfinden würde. Hätte es die selbe Fülle an Informationen schon früher gegeben, habe ich keinen Zweifel daran, dass Veranstalter auch damals schon geringe bis keine Gagen gezahlt und trotzdem Bands bekommen hätten.

Aber das nur mal so als kleiner Versuch, die Faktoren beim Equipmentkauf und der Gigsuche aus Sicht der wirtschaftswissenschaftlichen Marktmechanismen zu analysieren. Diese sind natürlich immer Abstraktionen und damit nicht unbedingt 1:1 auf die Realität übertragbar, aber ich fand es dennoch mal ganz interessant, wie sich manche Entwicklungen mit diesen Theorien erklären lassen. :)
 
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Man kann sich alles schön reden , aber auch alles schlecht reden .

... so ist es halt .

Wir haben damals mit 4 Mann für 200 DM den Abend gespielt , konnten davon den Leihwagen bezahlen und es blieb noch ein bißle übrig , um zB ein weiteres Stativ kaufen zu können ( haben damals um die 80 DM gekostet ), waren aber auch kein China Schrott .

War aber egal , Bier war für Nüsse und hat Spass gemacht .

Nochmals würde ich das allerdings auch nicht mehr machen .

Für eine Dose Schweinefleisch würde ich aber heut auch keine 6 DM bezahlen ... und ja , ich rechne noch oft um .

Man kann sich , hier auf dem Land , für 7 € was bei Mc Doof holen , oder auch für 9 € sich den Bauch in einer Gaststätte vollhauen ... bei Mc Doof haste dann nach zwei Stunden wieder Hunger .

Ein Orange Amp kostete damals 500 DM gebraucht ... das gleiche Teil heute 1500 € ! Faktor 6 ???

Bei Orgeln siehts wieder komisch aus .... alte Wersi , die Tausender gekostet hat , kriegste heute unter 100 .

Und nein , der Keyboarder ist nicht der , der die meißte Kohle raus haut .

Es muß jeder selber wissen , wie teuer sein " Spass " einem Wert ist .
 
Aber das nur mal so als kleiner Versuch, die Faktoren beim Equipmentkauf und der Gigsuche aus Sicht der wirtschaftswissenschaftlichen Marktmechanismen zu analysieren. Diese sind natürlich immer Abstraktionen und damit nicht unbedingt 1:1 auf die Realität übertragbar, aber ich fand es dennoch mal ganz interessant, wie sich manche Entwicklungen mit diesen Theorien erklären lassen. :)

Die Argumente kann ich teilweise nachvollziehen, teilweise nicht.Wenn heute ein Mittelklasse PKW fast 50 TEUR - also 100 TDM - kostet - die Einkommen aber teilweise sich nicht entsprechend entwickelt haben, stimmt Deine wirtschaftwissenschaftliche Theorie nicht. Denn wir haben auch Preissteigerungen, denen wir als Volk nicht ausweichen konnten. Die Explosion der Energiekosten in den letzten 20 Jahren bis vor der Energiewende sind ein Beispiel dazu. (Und im Jahr 2008 waren auch die höchsten Ölreserven seit 80 Jahren vorhanden) und trotzdem kostete ein Liter Treibstoff plötzlich deutlich mehr (doppelte) Der Liter Diesel lag einmal über 1,50 EUR. Die Anpassungen bei Renten beispielsweise stehen da weit zurück, im Vergleich zu den Preissteigerungen. Sicherlich nicht bei allen Renten, aber bei den unteren Einkommensschichten.

Bei dem Punkt, dass man den Trend im Bereich der Gastronomiepreise des Oktoberfestes nicht auf die allgemeine Situation übertragen kann, muss ich Dir deutlich widersprechen. Ich bin seit über 20 Jahren in örtlichen Vereinen eingebunden (als Kassierer) und kann nachweisen, wie sich die Einkommenssituation nach der Euro-Einführung für viele kleinen Vereine verändert hat. Familien nehmen ein vorher festgelegtes Budget mit auf eine Veranstaltung. Dieses Budget spiegelt auch das vorhandene Einkommen wider. Und dieses Budget ist nicht im Umfang gewachsen, wie Preissteigerungen in vielen Bereichen stattgefunden hat. Der Umsatz ist also für Vereine konstant geblieben, bei schrumpfenden Gewinnen. Es mag Vereine geben, bei denen das anderes ist. Aber dann muss man mal mit Vereinen sprechen. Die Mehrzahl eher nicht.

Man kann den Punkt der Kosten auch nicht ohne den Punkt der Einkommen betrachten. Hier hat es deutliche Entwicklerungen in Form von Verschlechterungen gegeben, denn die Einkommen haben sich bei weitem nicht entwickelt, wie die Preissteigerungen. Diesen Punkt hast Du auch einfach unter den Tisch fallen lassen.

Machen wir mal den Punkt daran fest, was jemand verdienen muss, um sich was leisten zu können. Ein Auto ist ein einfaches Beispiel - kann jeder nachvollziehen.

Laut Tabelle vom ADAC sollten 25 Prozent vom verfügbaren Nettoeinkommen maximal für einen PKW aufgewendet werden. Die Tabelle kann man sich hier anschauen:

http://www.rp-online.de/leben/auto/...welches-auto-bei-welchem-gehalt-bid-1.2367806

Um sich aus dieser Tabelle beispielsweise einen Renault Clio leisten zu können, müsste jemand monatlich 417 EUR aufwenden und demnach 1.669 EUR netto verdienen. Bleibt die Frage, welche Berufsgruppen noch in dieses Einkommen fallen. Bei YT gibt es 2 interessante Reportagen - eine über Hartz IV Aufstocker (Fließbandarbeiter am Band bei Daimler - einem Hersteller also von Luxuswagen, die Aufstocken müssen, weil sie als Werksarbeiter arbeiten) und die Paketsklaven (DHL-Outsourcing). Diese Reportagen sollte man sich einmal anschauen. Danach kann man noch einmal über das Thema verfügbares Einkommen für Hobbys sprechen.




Auf der anderen Seite hast Du natürlich auch Recht. Die Möglichkeiten heute wären vielfältiger und gute Instrumente/Equipment sind heute deutlich günstiger zu bekommen.

Ein wesentliches Argument hast Du doch ausgelassen. Nämlich das generelle dauerhafte Interesse des Nachwuchses bei dem Thema. Alle ökonomischen Argumente gehen dann nämlich ins leere, wenn es kein dauerhaftes Interesse mehr gibt.
 
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