Sound von Vintage Equipment - trotz technischer Evolution heute nicht reproduzierbar?

Gerade weil einem die eigene Wahrnehmung einen Streich spielen kann, sind Blindtests so wichtig, wenn man etwas herausfinden will. Unverblindet hört man auch den Unterschied zwischen zwei Potiknöpfen. Ein Preisschild muss sich nicht einmal an der Gitarre befinden, damit man den Unterschied deutlich hört. Mit Verblindung verschwinden solche Unterschiede recht zuverlässig. Dann bleibt nur übrig, was tatsächlich vorhanden ist.
 
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Es gibt da eine Doors-Coverband, die meine ich aus dem Magdeburger Raum kommt.
Die sind darauf aus, die Musik recht gut im Original einzufangen, was denen auch erstaunlich gut gelingt. Der Sänger ist stimmlich wirklich sehr nahe, die Band spielt klanglich wirklich sehr ähnlich zum Original.
Wenn man die hört, und die Augen zu macht, dann ist das wie eine Doors Live-CD zu hören (halt ohne die rufenden Mädels und den Grasgeruch, das Publikum ist größtenteils Ü60).

Die Jungs benutzen völlig normales Equipment, also keine originale Sackschwere Hammondorgel und Vintage Gitarren, sondern einen Fenderamp (der sah neueren Baujahres aus), später irgendwas neues anderes (Name weiß ich nicht mehr, sah bischn nach Supro aus, wars aber nicht), moderne Auflagen klassischer Gitarren, modernes Schlagzeug, moderne Mikrofone zur Abnahme, und eine moderne PA.

Aber die Jungs haben das Oldschoole Feel drin.


Genauso gibt es die australischen Pink Floyds. Die klingen teilweise auch erschreckend ähnlich, und nutzen auch nicht die alten Schinken.
Mühevoll arrangiert, mit viel Aufmerksamkeit gespielt, und es kommt dieser Oldschoole Klang zu Stande.


Unser @emptypockets (ruhe in Frieden) klang mit seinen Gitarren auch erstaunlich oldschool blues an vielen Stellen, dabei war der nicht mal schwarz ;)


Unterm Strich wirst es beim selber Aufnehmen halt immer etwas moderner haben wollen, aus Gewohnheit heraus, als es damals war, ich glaub das ist normal. Wenn man aber wirklich so alt klingen will, ist das glaub ich sehr gut möglich wenn man sinnvoll analysiert und nachstellt, aber auch mit neuem Equipment.
 
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Ich denke auch, das man das vintage-getreu "nachbauen" könnte. Aber das Hörempfinden und die Technik heute, es unserem Ohr nahezubringen, ist eben anders als vor 50 Jahren. Ich vermute, die Beatles der 60er klängen heute mit dem Selben Zeug auch anders, weil es anders "Übertragen" wird.
 
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Ich vermute, die Beatles der 60er klängen heute mit dem Selben Zeug auch anders, weil es anders "Übertragen" wird.
Oder, weil die mit mehr Möglichkeiten vielleicht auch einen anderen Sound suchen würden.
 
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Wenn man aber wirklich so alt klingen will, ist das glaub ich sehr gut möglich wenn man sinnvoll analysiert und nachstellt, aber auch mit neuem Equipment.
Zustimmung!
Der Sound einer band ist eben von viel mehr als den Gerätschaften abhängig. Es ist das zusammenspiel und die Abstimmung des Bandsounds.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich vermute, die Beatles der 60er klängen heute mit dem Selben Zeug auch anders, weil es anders "Übertragen" wird.
Wir hören in der regel nicht mehr von knisternden Platten, rauschenden Bändern oder über Radios mit sehr begrenztem Frequenzumfang, wobei die alten Röhrenradios oft nicht mal übel sind. Eine PA von damals ist auch nicht mit einer modernen PA zu vergleichen.
 
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Oder, weil die mit mehr Möglichkeiten vielleicht auch einen anderen Sound suchen würden.
Fun Fact: Die Beatles waren die Beatles auch weil sie immer neue Sounds entwickelt haben und eben keine damals aktuellen oder gar Vintage Sounds genutzt haben.
 
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Eine PA von damals ist auch nicht mit einer modernen PA zu vergleichen.
HiHi, ja, so oder so nicht.
Aber eine Menge Zeuch haben die Knaben schon aufgestellt. Glaube die haben einfach genommen was da war, insofern keinesfalls vintagegerecht nachvollziehbar.

Greatful Dead 1973

greatfuldeadstage.jpg
 
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Richtig, der Klang von früher war nicht der Sound, den uns heute z.B. Anbieter von alten Gitarren und Equipment als erstrebenswerten "Vintagesound" auftischen.
Daher finde ich die Definition so schwierig. Oft sieht man nicht einmal mit welchen Pedalen das Zeug präsentiert wird und wenn am Ende dann doch nur wieder ein aufgerissener klassischer Fenderamp die Besonderheit des Klanges ausmacht,
wird's richtig albern.
 
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Viel kommt dann eben auch durchs Feeling. Die Geschwindigkeitsschwankungen alter Black Sabbath Aufnahmen kriegt man nicht eben so hin. Dann ist alles sauber aufgenommen, aber das Feeling und der Klang stimmen 0, weils zu tight ist.
 
Oder waren "damals" wirklich Baumaterialien, Fertigungsqualität etc. so viel besser, dass heute nur noch massentaugliche Durchschnittsware als das Non Plus Ultra angeboten wird, und das "damalige" Zeug war wirklich so viel besser?
Dazu würde ich sagen: Definitiv nicht!
Früher wurde keine Wissenschaft daraus gemacht, was in einer Brettgitarre für Materialien landeten. Man hat genommen, was günstig zu bekommen war und funktionierte. Die Toleranzen waren nicht besser als heute und es soll auch viele Vintagegurken geben. Das ist nur schwer mit dem Bauchgefühl unter einen Hut zu bringen, das der Vintagewahn einem so einimpft.

Häussel, Kloppmann und Co erreichen da eine viel höhere Konsistenz. Der Nachbau eines 54er Stratpickups wird aber niemals exakt identisch klingen, wie auch ein zweiter, baugleicher original 54er Stratpickup nicht exakt wie sein Zwilling klingen wird. Wahrscheinlich klingt der sogar unterschiedlicher als der Kloppi ;).
Wenn man weiß, was drin steckt, hört der Bauch mit und verstärkt den kleinen Unterschied zwischen Original und Kopie immens :evil:.

Bei ganzen Gitarren macht denke ich die Qualität und Lagerung des Holzes viel aus. Da sind Ergebnisse möglich, die abgesehen vom Baujahr genau so vintage sind. Akribiebedingt natürlich ein ordentliches Budget vorausgesetzt...
 
Muß da meinen Senf auch noch dazugeben : Die alten Gitarren unserer Helden stammten oftmals aus Leihhäusern (Gallagher) oder Claptons
Blackie war aus vielen Einzelteilen aus unterschiedlicher Herkunft zusammengebaut. John -Paul Johnes hat mal in einem Interview erzählt
" Es gab damals nicht soviel Gutes , die meisten Verstärker sind nach kurzer Zeit abgeraucht."
Bin der Meinung es kommt immer auf die Finger und den Menschen an , das Equipment ist das Werkzeug. Es gibt heute soviel Neues - die
neuen Sounds wollen einfach gefunden werden.

Eberhard
 
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Ich habe mal ein Kozert von Randy Hansen besucht. Das war Vintage-Sound pur. Alles analog im kleinen Raum.
Vintage-Sound war deutlich zu hören...warum?... der Snare-Teppich rasselte permanent mit:D
Mehr Vintage geht nicht.

Es war damals mehr fehlerhaftes was da zusammenkam und das macht irgendwie etwas mit uns Höhrern (Mich inbegriffen), dass nicht anders zu erklären ist als mit diesem ominösen Mojo den jeder für etwas Anderes halten kann.

Ein Beispiel ab 1:09 :
Ich empfinde das als Mojo-Vintage-Sound wohlwissend das das eigentlich garkein Vintage ist.:cool: Es kommt immer auf die Assoziation an.
 
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Ich empfinde das als Mojo-Vintage-Sound wohlwissend das das eigentlich garkein Vintage ist.:cool: Es kommt immer auf die Assoziation an.
Genau das meine ich mit Bauchgefühl :). Manch einer kann das auch mit neuem Equipment triggern. Viele Mojo-Gläubige sind jedoch von Vintage-Assoziationen abgeschnitten, wenn sie wissen, dass es eine Nachbildung ist. Oder sie haben entsprechende Erfahrung noch nicht gemacht, dass Vintagemojo auch im 21ten Jahrhundert angefertigt werden kann.
 
ich glaube der allgemeine Tenor hier im MB geht in die Richtung,
dass der "vintagetrend" im grunde quatsch ist, das beruhigt mich.
es kommt doch immer drauf an, was man mit "seinem kram" so macht.
das war eben früher auch so. z.b. hat ray davis von den kinks
seinen Lautsprecher mal mit einem messer bearbeitet, und fand,
das sei jetzt ein "supersound". naja, auf so Ideen würde man
heute wohl nicht mehr kommen.
solong
Micky
 
Bei den PU ist das so eine Sache, die mir erst kürzlich aufgegangen ist. Das Vintage Zeug wurde damals eben nicht in Wachs getränkt und auch noch loose gewickelt. Heute geht man bei Vintage PU da wohlwollend hinweg, aber eigentlich möchte man mit einem zeitgemäßen P90 auch Highgain bei Bühnenlautstärke.
Diese alten Teile sind wahrscheinlich ziemlich mikrophonisch und da wird es spannend. Ich habe schon PU gesehen, wenn man da in die Gitarre rein gebrüllt hat, hat man das über den Verstärker gehört.
Wenn so ein PU dementsprechend auch den akustischen Klang der Gitarre mit überträgt, wäre es kein Wunder, dass Vintage PU ein breiteres Frequenzspektrum übertragen.
Ob diese Erkenntnis habe leider ziemlich GAS in Richtung eines Päärchen Antiquity Humbuckern für meine ES335...
 
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Oder, weil die mit mehr Möglichkeiten vielleicht auch einen anderen Sound suchen würden.
Ein Jimi Hendrix der zu seiner Zeit top of the art Technik verwendet hat und teilweise mit entwickelt hat würde über die Vintage Diskussion wohl auch nur dnd Kopf schütteln und womöglich zur variax greifen:D
 
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Ich finde es prinzipiell nicht schlecht "alte" sounds toll zu finden, im Sinne von Zeitlosigkeit, nach dem Motto klang damals toll und heute auch noch. Aber ich finde um alte sounds zu erreichen darf man auch neue Wege gehen. Ob man für einen "vintage" sound zwangsläufig auch vintage gear benötigt ist halt eine Glaubensfrage. Vielleicht kennt ja der ein oder andere diesen Asterix Band, in dem Miraculix das Steinöl ausgegangen ist und dieser Asterix und Obelix auf eine Odyssee schickt weil er das für seinen Zaubertank braucht. Als die beiden Gallier nach langen Strapazen ohne Steinöl zurückkehren staunen sie nicht schlecht wie das Dorf gerade eine römische Armee verdrischt: Miraculix hatte während ihrer Abwesenheit herausgefunden, dass man Steinöl durch rote Rüben Saft ersetzen kann...:D
 
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Früher wurde keine Wissenschaft daraus gemacht, was in einer Brettgitarre für Materialien landeten. Man hat genommen, was günstig zu bekommen war und funktionierte.
So hat es Leo Fender zumindest gemacht und diesen Pragmatismus sieht man den Produkten an. Allein schon solche Dinge wie ein angeschraubter Hals war unter Gitarrenbauern damals ein NOGo, aber der Hals hielt (zumindest nachdem der anfänglich eingesparte Halsspannstab verbaut wurde)und es kamen Töne raus.
 
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Diese alten Teile sind wahrscheinlich ziemlich mikrophonisch und da wird es spannend. Ich habe schon PU gesehen, wenn man da in die Gitarre rein gebrüllt hat, hat man das über den Verstärker gehört.
Hier zum Beispiel:
ich glaube der allgemeine Tenor hier im MB geht in die Richtung,
dass der "vintagetrend" im grunde quatsch ist, das beruhigt mich.
es kommt doch immer drauf an, was man mit "seinem kram" so macht.
Das sehe ich ähnlich :great:. Vintageequipment kann schon ziemlich geil sein. Ich hatte zwei 63er Jazzmasters in den Händen, die mich beide unglaublich angemacht haben und auch super klangen. Zur Qualität (wenn man nicht gerade eine Gurke erwischt) kommt halt der Zauber des Alten. Aus Kostengründen habe ich mir dann aber lieber vom Gitarrenbauer (Deimel) etwas ähnliches bauen lassen, z.T. mit Vintagespezifikationen, aber eher nach Frankensteinart. Mir persönlich fehlt nichts an ihr, klanglich gesehen bin ich für meine Bedürfnisse mit ausreichend Vintage-Mojo versorgt. Mir fehlt natürlich der direkte Vergleich. Wenn es sich ergibt, mache ich das mal aus Neugierde.

Aber ich kann nicht glauben, dass Vintage immer besser klingt. Man ist halt von einem alten Teil schneller zu begeistern, der Puls steigt schon vor dem Anfassen. Wie soll man da ein objektives Urteil fällen?
Dieser Vintage-Rausch der Gefühle, der manchen überkommt, ist tatsächlich ein subjektives Erleben (aber real), eine Erfahrung und für einige ein Luxus, den man sich gönnt. Ähnlich wie andere sich superteuren Whiskey oder andere kostspielige Substanzen für den einen oder anderen Rausch gönnen.
Mein Fazit zum Vintagetrend: Der ist schon okay und nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar sondern eher verblendet hingegen ist es, Vintage als immer top und/oder als Nonplusultra darzustellen.
 
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