Er schreibt ja, dass es letzendlich 10 Jahre gebraucht hat, bis er einen Sound hatte, den er auch auf die Öffentlichkeit losslassen kann. Ein Studierter mit Talent hätte es vielleicht in der hälfte der Zeit geschafft.
Nein, ich habe ungefähr 5 Jahre gebraucht, um _für_mich_ brauchbaren Ton zusammen zu schrauben. Die 5 Jahre danach habe ich damit verbracht, diesen Umstand an passender Stelle anzubringen. Und natürlich damit, mich weiter zu verbessern und noch mehr zu lernen. Da ging es dann vor allem darum, schneller zu werden.
In der Hinsicht haben studierte Tonleute (vor denen ich übrigens u.a. auf Grund ihrer theoretischen Kenntnisse großen Respekt habe!) einen gewissen Vorteil. Dennoch heißt es bei vielen Verleihern (zu Recht!) "wir suchen fähige Praktiker und keine Studierten".
Ein Mischer macht oft, zumindest sollte er das, seinen eigenen Sound, wie ein Musiker, und ob das uns zusagt oder nicht spielt keine Rolle, so einfach ist die Sache
Das kommt immer drauf an, wer da grade auf der Bühne steht. Man muß beides können:
- Auf Ansage so mischen, wie es der Künstler/Manager/Produzent/die Freundin des Gitarristen für richtig hält
- der eigenen Kreativität freien Lauf lassen und nach eigenen Klangidealen arbeiten.
Ein für meine Begriffe guter Tonmensch sollte ohne weitere Ansage das gewollte Klangideal der Band erkennen und fördern können und banddienlich aber kreativ arbeiten.
Die wenigsten anderen Azubis die ich sonst noch kennengelernt habe haben sich wirklich in die Tontechnik während der Arbeit reingefuchst. Das waren allesamt Leute, die schon vorher für Bands am Pult standen...
Eigentlich ist das ja auch nicht der Sinn der Ausbildung. Es hilft sicherlich, die Ausbildung zu machen, um zumindest die praxisrelevanten technischen Hintergründe zu erlernen, die einem das Leben nachher leichter machen. In den 3 Jahren muß man aber nunmal durch Sicherheit, Licht, Rigging, Bühne, Video, Strom und Ton durch. Da kann man sich leicht ausrechnen wieviel Zeit für Mischen übrig bleibt. Zumal ein Azubi der bei einer Videobude lernt, mit Ton recht wenig zu tun haben dürfte.
Ton ist halt dummerweise viel learning by doing. Macht man mal was falsch, lernt man (hoffentlich daraus). Da kann einem kein Buch, kein Lehrer, kein Ausbilder was beibringen. Das ist das was einem guten Tontechniker mMn auszeichnet, neben einem guten Klang: Antworten auf bestehende Probleme zu finden.
Buch, Lehrer und Ausbilder helfen schon, sofern sie denn von den Ergebnissen etwas mitbekommen und auch daran interessiert sind, den Nachwuchs zu fördern.
Die abgeschlossene Ausbildung ist genausowenig wie ein abgeschlossenes Studium ein Gradmesser für die Fähigkeiten eines Tonmenschen. Die Qualität zeigt sich erst danach und auch nur dann, wenn man sich selbst weiterbildet und viel am Pult steht.
Ein Mischer ist dafür da, die Performance der Band optimal für das Publikum rüberzubringen. Sicherlich hat die Arbeit am Pult auch ihre kreativen Anteile, aber der Künstler steht i.A. auf der Bühne und nicht davor.
Ein Techniker, der sein eigenes Ding macht, ohne auf den Musiker zu achten, wird wohl dauerhaft wenig zu tun bekommen.
Das kann man so pauschal nun auch wieder nicht sagen. Wenn ich ein Examenskonzert eines Jazz Piano Studenten mische, sieht das ganz anders aus als wenn ich z.B. mit einer Led Zeppelin Tribute Show unterwegs bin.
Beim Examen ist jazziges Klangideal angesagt. Also nicht zu transparent, ein bisschen dreckig - und im Endeffekt so, wie der Student und der Prüfungsausschuss das gerne hätte.
Bei Led Zep gab es lediglich die Ansagen "Drums so natürlich wie möglich, aber fett" und "spiel mit Delays wenn Du Bock hast". Mittlerweile und nach anfänglichem Probieren was geht und wie weit ich gehen kann, gibt es in der Show Momente in denen ich mit Delays auf Gesang und Gitarre wunderbare Solopassagen miterschaffe, die absolut magisch erscheinen und nur durch musikalisch kreativen Einsatz am Pult möglich sind. Da werde ich genauso zu einem Teil der Band wie der (übrigens sehr disziplinierte!) Gitarrist oder der Sänger.
Mit "Dienst nach Vorschrift" würden diese Momente nie passieren.
Ich kann es respektieren wenn man persönlich verzerrte Gitarren nicht mag, aber dann so abfällig tun.
Das hat nichts mit Arroganz oder Abfälligkeit zu tun. For the record: Ich spiele selbst Gitarre. Und ich mag verzerrte Gitarren. Sehr sogar. Aber so wie ich einen banddienlichen Job machen muß, erwarte ich das auch von den Leuten auf der Bühne.
Es kann nicht angehen, dass von vielen (bei weitem nicht allen!) Gitarristen ständig kritisiert wird, die Gitarren seien zu leise, wenn man allein schon durch den Bühnenlärm vor der Bühne kaum noch etwas außer Gitarren hört.
Immerhin schleppt die Band ja nicht grundlos Keyboarder, Sänger und Bassisten mit. Und auch bei AC/DC möchte man doch noch ein bisschen vom Gesang hören
Darf ich (als Gitarrist) kurz vermitteln? Ich denke Raumklangs pauschale Aussage bezog sich auf die von AWESOME-O ebenso pauschal getane Aussage, dass Gitarren ja fast immer zu leise wären.
Korrekt. Es ist nunmal so, dass die Gitarrenfraktion sich oftmals zu leise findet. Und das obwohl bereits ein anständiges Brett anliegt. Leider fehlt es vielen Gitarristen am Gehör für das Ganze. Eine Band kann keine Egomanen brauchen, wenn sie gut und ausgewogen klingen will. Dabei ist es egal ob Keyboarder, Schlagzeuger oder Gitarrist. Das ist Teamarbeit mit ständiger Interaktion. Natürlich darf und soll ein Solo lauter und präsenter sein als der Rest. Eine Rhythmusgitarre sollte sich aber nicht ständig in den Vordergrund stellen wollen oder (noch schlimmer) andere Instrumente und Stimmen plattmachen. Auch wenn es Gitarrenmusik ist.
Er ist natürlich bescheiden, aber er sagte auch zu uns, man könnte das schon anhören, was wir so absondern, wenn man nur Gain und Fader benutzen würde.
Das spricht mehr als deutlich für die Band und sollte genau so sein. Wenn die Band als solche schon in sich stimmig klingt, macht es meinen Job am Pult umso leichter und den Sound umso besser.
"Verzerrter Müll" war übrigens generell auf alles bezogen, was so als Störquelle von der Bühne kommen kann. Das sind leider überdurchschnittlich häufig Gitarren. Ein bisschen mehr Disziplin, Gehör für wirklich guten Sound und der Mut auch mal vor der Bühne hören zu gehen wie man denn so im Venue klingt, würden dieses Problem ganz schnell abstellen...
Allen Beteiligten kann man es nicht recht machen. Zeigen die Fullstacks auf den Mischer, beschwert er sich, dass er keinen Sound machen kann, weil die Gitarren alles wegbraten. Drehen die Gitarristen die Amps auf die Bühne beschwert sich der Mischer, dass die Amps in die Drummics einstreuen.
Bleed auf Drums ist kein großes Thema (außer der Hi Hat im Snaremikro...). Generell mag ich es sehr, wenn eine Band sich so aufbaut, dass alle sich gegenseitig gut hören können und wenig Störschall nach vorne dringt. Leider sind viele Musiker immernoch der Meinung, reine Backline-Gigs zu spielen, wie man das in den 60ern gemacht hat. Diese Zeiten sind vorbei. Es existieren mittlerweile ausreichend dimensionierte und homogen abstrahlende Beschallungsanlagen und um einem Publikum >100 Mann möglichst perfekten Sound zukommen zu lassen eignen sich schneisenbrennende Fullstacks eher weniger.
Ständig gegen eine zu laute Bühne anmischen zu müssen macht wirklich keinen Spaß, erhöht die erforderliche Lautstärke um ein noch halbwegs homogenes Klangbild formen zu können und führt dazu, dass einige Leute im Publikum z.B. kaum Gitarren hören, wenn sie außerhalb der Schneise stehen. Das kann und darf nicht Ziel einer Livedarbietung sein.
Die Bassdrum hatte schon übelst gedrückt und ich dacht mir nur. Alter Schalt mal dein Hörgerät ein. Die Bassdrum ist genau richtig.
Vielleicht ging es garnicht um Pegel sondern Schub untenrum? Es gibt durchaus Bands, die unter ~70Hz so garnichts liefern. Da fehlt mir persönlich dann (je nach Genre natürlich) doch einiges (immerhin eine komplette Oktave!) und ich wäre dankbar dafür wenn Bassdrum oder Bass da unten noch was machen würden.
Es gibt einfach viel mehr Raum für z.B. Gitarren, wenn man den Bass untenrum schön anschieben kann. Damit bekommt man die Gitarren ebenfalls eine Oktave weiter unten gepusht und macht damit mehr Raum um den Gesang noch durchzukriegen ohne die Gitarren deutlich leiser fahren zu müssen.